Wieviel Horror verträgt der Hörer?

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Ein Nachrichtentag heute, der in seiner Massivität viele andere Tage in der Redaktion übertraf
Na, dann greifen wir doch mal zwei Sachen raus:

Bayreuther Festspiele von Attentaten in Bayern überschattet
Den dpa-Schwall kann ich mir gleich wieder bildlich vorstellen. Das ist keine Nachricht, sondern nur hohles Gesülze, das mit kühnem Schwung unweigerlich im Papierkorb landen sollte.

unter ferner liefen (so zynisch, wie es ist) mindestens 14 Tote bei Selbstmordanschlag im Irak
Üblicherweise wird das hierzulande schon nicht mehr zur Kenntnis genommen. Und genau darüber sollte man mal reflektieren, ganz konkret im Vergleich dazu, wie anderes ausgewalzt wird.

Mich würde interessieren, ob es auch die Auffassung gibt, zwischendurch mal "aufzulockern" und dafür eine andere, wichtigere Meldung in einer Sendung wegzulassen?
Auf diese schiefe Ebene sollte man sich erst garnicht begeben. Der Grat, der einen noch von Jubelpropaganda trennt, wird da nämlich verdammt schmal.


Eine weitere wichtige Frage ist ja auch, inwiefern diese massive Berichterstattung weitere Personen zu ähnlichen Taten motiviert, einfach weil sie sich ein "Denkmal" setzen wollen (Trigger-Effekt).
Die Frage stellt sich nach München in der Tat recht dringend. Wenn ich sehe, wie nach Tim K. jetzt mit Daniel S. das nächste Idol aufgebaut wird :wall:
 
Macnhmal wundert es mich nicht, dass eine ganze erwachsene Generation zu 80% unter Bluthochdruck leidet.
Eine Horror-Meldung (der es an jeglicher Substanz fehlt).
Darüber hätte Dich die ARD in ihrer Sendung "Die Story im Ersten 'Im Land der Lügen - Wie uns Politik und Wirtschaft mit Zahlen manipulieren'" (zuletzt gestern von 2:50 bis 3:35 Uhr auf Tagesschau 24) bereits aufgeklärt, wenn Du es nur zugelassen hättest.

Entschuldigt die Polemik, aber "Nachrichten" muss man heutzutage in Anführungszeichen setzen. Es wird so viel Überflüssiges und Unsinniges erwähnt und soviel spekuliert.
Stimmt, und Du fällst, wie leicht zu erkennen, auch darauf rein. - Ziel erreicht.
Passend dazu fällt mir die Pressekonferenz unseres Innenministers von heute ein, der sinngemäß sagte:


Mehr ist ihm dazu leider nicht eingefallen: Hier einige Phrasen. Zusammengefasst: "Wir können nichts ausschließen." Er weiß nur: "Unsere Sicherheitsbehörden sind gut aufgestellt." Interessant daran ist doch, dass unsere Sicherheitsbehörden, allem voran diejenigen die betroffen sind, wie etwa Polizisten (und Lehrer), das etwas ganz sehen.

Die öffentlich-rechtlichen Stationen sind auf Grund der Staatsnähe keine Alternative.
Was IST denn eine Alternative? - RTdeutsch?
 
Wenn ihr, Onkel Otto, in den Nachrichten abbilden wollt, was geschieht, o.k. Gute Idee. Doch geschieht sicher nicht nur Horrormeldung 1, 2, 3 bis 15. Es geschieht doch auch Erwähnenswertes Gutes!? Erzählt mir in den Nachrichten doch einmal, dass meine Welt nicht in Syrien, bei Donald Trump oder dem Mörder in der Nachbarschaft oder dem zigsten Verkehrstoten im regionalen Umfeld stattfindet. Erzählt mir doch auch einfach mal das Positive. Oder ist das nicht mehr abbildungswürdig in den Nachrichten?

Hallo, lieber Kobold, schön, von Dir zu hören nach langer Zeit! :)

NEIN, es gibt nichts Gutes, das es wert wäre, in solch einem nachrichtlichen Umfeld abgebildet zu werden. Sicher hat ein Mann einem Kind über die Straße geholfen, möglicherweise hat Dr. Oetker der Aidshilfe Bielefeld 100.000 Euro gespendet. Vielleicht hat Stoiber in Wolfratshausen ein neues Gemüsebeet angelegt usw. Verzeih meinen Zynismus. Aber wenn ich alleine die eingelaufenen Meldungen gestern noch einmal im Newswire durchgehe (ein nervenzerfetzendes Unterfangen allein schon wegen der Menge), finde ich als "gute Meldungen" nur

- Stadt Nizza zeichnet drei "Helden" vom 14. Juli aus
- Gitarre von Eric Clapton wird für 45.000 Dollar versteigert
- Ozzy Osbourne will seine Ehe retten
- Umsätze an Terminbörse Eurex gestiegen
- U19-Juniorinnen schließen EM mit Sieg ab
- Duterte will Frieden mit linken und muslimischen Rebellen schließen
- Applaus für Parsifal in Bayreuth
- Peyton Manning von Dopingvorwürfen freigesprochen
- Dax startet freundlich in die neue Woche
- Papst zum Mittagessen in Jesuiten-Zentrale
- Fünf russische Reiter dürfen in Rio starten
- Fünfjahresvertrag: Kostic-Wechsel zum HSV in trockenen Tüchern
- Rewe macht Fortschritte bei geplanter Coop-Übernahme
- Schätzung: VW-Konzern trotz Diesel-Krise Halbjahres-Absatzkönig
- Fragment antiker ägyptischer Statue im Norden Israels gefunden
- Runder Tisch von Religionsgemeinschaften zur Homosexualität
- Hunderte Kinder im Rahmen der FerienCard 2016 zu Gast bei der Polizei
- Kofferraum als Paket-Briefkasten: DHL und Smart arbeiten zusammen
- Eurojackpot mit 82 Millionen gefüllt
- Musiker Meyle: 'Glauben an das Gute nicht verlieren

und noch drei, vier andere ähnlicher Art. Die übrigen mehrere tausend sind "bad news"
Jetzt Du...
 
Es ist doch kein Wunsch nach Fluffisierung. Wie kommst Du denn darauf. Es geht doch nur um die sachliche Beschreibung einer Nachrichtenlage und die Frage, wie "geballt" man sie aufarbeiten soll.
 
Zuletzt bearbeitet:
@OnkelOtto:
Wenn ich die Liste der "positiven" Meldungen durchgehe, finde ich drei, zur Not noch vier, Meldungen, denen ich (als Hörer) eine gewisse Relevanz für die Allgemeinheit einräume. Vieles passt eventuell als 0-8-15-Meldung ins laufende Programm, und alles, was mit Wirtschaft bzw. Börse zu tun hat, gehört dahin, wo es passt: In die Wirtschaftsnachrichten der Info- oder Newswellen, genau wie übrigens die Sportmeldungen in die entsprechende Sportabteilung dieser Wellen gehört, aber nicht in die drei bis fünf Minuten Nachrichten.
 
Ja, das sehe ich genauso. Die allermeisten fallen unter die Relevanzschwelle und jeder würde merken, dass man sie als "Puffer" einschöbe. Aber (Jubel!) soeben hab ich die 9-Uhr-Sendung fertig gebaut und keine Meldung über Attentate drinne. Es geht also auch, wenngleich die Meldungen dadurch keinen Deut erfreulicher werden...
 
Es ist doch kein Wunsch nach Fluffisierung. Wie kommst Du denn darauf. Es geht doch nur um die sachliche Beschreibung einer Nachrichtenlage und die Frage, wie "geballt" man sie aufarbeiten soll.

Fühl dich bitte nicht angesprochen, Otto. Ich finde deine Eingangsfrage interessant und berechtigt, ebenso die differenzierten Postings und reflektierte Betrachtung deiner Arbeit. Den Verlauf der Diskussion leider nicht.
 
Aus meiner Sicht: melden, was ist. Weglassen, was nur spekulativ sein könnte. Und vor allem: globalen Kontext herstellen. Einzelne Ereignisse in Deutschland haben direkten Bezug zum Weltgeschehen, fallen also nicht unerwartet vom Himmel.

Deshalb gehören Meldungen über das weltweite Kriegsgeschehen, wenn sie mit z.B. Flüchtlingsströmen korrelieren, unbedingt in die deutschen Nachrichten. Zu diesen Meldungen zählt auch ggf. erkennbares politisches Ringen um Lösungen bzw. die Ablehnung / Verschleppung von Lösungen.

Sonst glaubt irgendwann noch die Mehrheit in Deutschland, z.B. die Syrer wären alle nur hier, um an der deutschen Fettlebe teilzunehmen, so wie es geschätzt 90% der "rübermach-willigen" Ostdeutschen 1990 tatsächlich taten (denn die waren in der DDR nach Kriterien, die heute angewendet würden, sowas von sicher, daß sie niemals Anerkennungschancen als Flüchtling hätten).

Und: http://www.deutschlandradiokultur.d...erfen-die.1008.de.html?dram:article_id=361106
 
Die übrigen mehrere tausend sind "bad news"
Jetzt Du...

Leider ist das, was nicht passiert, keine "gute" Nachricht, weil es überhaupt keine Nachricht ist.
Aber die Tatsache, dass bestimmte Dinge nicht passieren (in Deutschland brennen keine Nähfabriken aus, es gibt keine Hungersnot, keine Dürrekatastrophe, keine Horrormedizin usw, usw.) beinhaltet im Kern eigentlich immer eine gute Nachricht. Nur, wer will die schön hören?
 
Onkelchen, die Freude ist ganz meinerseits, hier einmal wieder mit Dir im Austausch zu sein. :)

Vielleicht sollte ich meine Kritik eher an diejenigen richten, die Euch mit Meldungen versorgen. Aus der von Dir zitierten Liste etwas Positives herauszufiltern ist in der Tat schwierig.

Und Manni: Ja, klar ist die Tatsache, dass wir hier weder in einem Kriegsgebiet noch in einer Krisenregion leben im Kern eine gute Nachricht. Von mir aus kann mir auch in jeder Nachrichtensendung jemand sagen, auf welch hohem Niveau ich klage. Aber gerne doch.

Dennoch habe ich es wirklich über, den lieben langen Tag lang nur von Negativität zu hören. Das fing heute Früh mit der Meldung über den Amoklauf in der Schule in Japan an.

Und das hat nichts mit einer wie auch immer gearteten "Fluffisierung" zu tun sondern damit, dass es mich tatsächlich überfordert, mir den Kopf mit solchen Informationen füllen zu müssen.

Vielleicht sollte man an der Stelle einmal darüber sprechen, dass einen Zusammenhang gibt zwischen geballten Horrormeldungen und einer gewissen "Gleichgültigkeit", die der Umgang damit bei manchen Menschen hervorruft. Verdrossenheit und Gleichgültigkeit sind für einen gesellschaftlichen Diskurs keine guten Voraussetzungen. Finde ich.
 
Zuletzt bearbeitet:
wenn ich alleine die eingelaufenen Meldungen gestern noch einmal im Newswire durchgehe (ein nervenzerfetzendes Unterfangen allein schon wegen der Menge), finde ich als "gute Meldungen" nur
[...]
- Applaus für Parsifal in Bayreuth
Ein Lead von ausgesuchter Dämlichkeit. Noch der größte Murks wurde mit pupslauem Höflichkeitsapplaus quittiert, wenn es nicht gerade zum Riiiiiesenskandaaaaal kam.


Aber (Jubel!) soeben hab ich die 9-Uhr-Sendung fertig gebaut und keine Meldung über Attentate drinne.
Das hätteste nicht schreiben dürfen. Smiley nach Bedarf bitte selbst einsetzen.


So, und inzwischen hat irgendwer, ganz egal wer, viel länger in die Tasten gegriffen, als er wollte. Es könnte eine an- oder gar aufregende Diskussion befördern, was hier durch den Ticker ratterte. Deshalb: Tüdellütt, tüdellütt, tüdellütt!


Ich ertappe mich dabei, dass ich seit etlichen Monaten eigentlich keine Lust mehr habe, die
Nachrichten anzuschalten. Ab und zu nehme ich zwischen zwei Features des DLF noch ein
paar Nachrichten mit und beschränke mich TV-mäßig seit etlicher Zeit fast nur noch auf die
Kulturprogramme bei ARTE.

Es kotzt mich an, dass eigentlich alle Medien den kranken und charakterlosen Psychopathen
von IS, Al-Qaida und den verwirrten Hirnen sogenannter Amokläufer scheinbar endlos viel
Sendezeit einräumen, ohne wirklich substanziell Neues oder Konstruktives zu berichten. Sie
machen sich somit zu Handlangern dieser Kriminellen, die ich eigentlich eher als "Irrtum der
Natur" bezeichnen würde. So bekommen diese Leute (oft genug unscheinbare "Würstchen",
die ihren "großen Auftritt" gerne mit dem Leben bezahlen) genau das, was sie eigentlich
wollen: Öffentlichkeit und Sendezeit. Mission accomplished...

Vielmehr interessiert mich zunehmend die Frage, wieso es Meldungen in die
Nachrichtensendungen schaffen und andere nicht. Wer trifft die Auswahl und wieso diese
Auswahl und nicht eine andere?

Resultate dieses Hinterherhechelns hinter Pseudo-Nachrichten sehen und spüren wir
überall: Allgemeine Verunsicherung, das Schüren von Angst - vielleicht durchaus gewollt -,
Paranoia, erfolgreiche Stimmungsmache gegen politisch Verfolgte (Pegida, AfD), obwohl es
eine Selbstverständlichkeit sein sollte, dass gerade wir als Deutsche mit unserem
geschichtlichen Hintergrund jedem POLITISCH Verfolgten eine sichere Heimstatt und falls
nötig eine neue Heimat (auf Zeit) anbieten sollten. Dass auf diesen Zug auch einige
Wirtschaftsflüchtlinge aufspringen, die z.B. in Marokko eh die meiste Zeit wegen sonstiger
krimineller Aktivitäten im Knast sitzen würden, steht auf einem anderen Blatt.​
 
Die Radio und TV-Nachrichten als relevante Instanz für seriöse und objektive Information schaffen sich sowieso gerade selbst ab. Wenn Frau Slomka zum Beispiel erst einmal eine Minute braucht, um ihre geschwurbelten pseudophilosophisch-analytischen Vorausbemerkungen zu formulieren, ehe sie eigentlich zur Sache (der Nachricht) kommt, dann habe ich längst abgeschaltet. Und was dann verkündet wird, das ist meistens so neu wie eine Pointe von Atze Schröder.
 
Da hier wohl niemand Bayern 1 hört, muß ich halt mal wieder einspringen. Bayern 1 hat am Dienstag in der Sendung "Bayern 1 am Nachmittag" (13-17 Uhr) nur gute Nachichten verbreitet. Eventuell hat man sich über das Posting von @OnkelOtto vom Montag Gedanken gemacht.

Ich bin nur kurzzeitig Hörer von Bayern 1, habe gestern also nur die letzten 17 Minuten dieser Sendung bis 1700 gehört. Das war's. Ach war das schön. So fluffig. Die "Traumhochzeit" mit Linda de Mol auf RTL, falls dieses Tränendrüsen-Produkt der Unterhaltungskunst noch jemand kennt, kann man getrost in den Skat drücken. Ach war das schön. Auch das Telefonat war geil - so richtig live, genau auf den Takt. Backtiming at its best! Das möcht ich können...

Und dann "Love is in the air" - so schön mit Bayern1-Chor-Intro. Echt geil. Überall nur Liebe...

Um 1700 hat die Nachrichtenübersicht die Hörer von Bayern 1 aber wieder in die Wirklichkeit gebeamt. Ich hörte nicht eine gute Nachricht mehr.

Ein kleiner Zusammenschnitt der letzten Minuten der Sendung - mit Traumhochzeit, nur damit "das gute Gefühl" entsteht. Den Rest der Sendung kenne ich (zum Glück) nicht.

Eine Frage wäre ja, ob ein ör-Sender die Sendezeit für Beiträge am Nachmittag überhaupt nur mit solchen "fluffigen" Themen füllen sollte. Ich weiß nicht, was Bayern 1 zuvor gemacht und gebracht hat.
 

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@OnkelOtto:
Wenn ich die Liste der "positiven" Meldungen durchgehe, finde ich drei, zur Not noch vier, Meldungen, denen ich (als Hörer) eine gewisse Relevanz für die Allgemeinheit einräume. Vieles passt eventuell als 0-8-15-Meldung ins laufende Programm, und alles, was mit Wirtschaft bzw. Börse zu tun hat, gehört dahin, wo es passt: In die Wirtschaftsnachrichten der Info- oder Newswellen, genau wie übrigens die Sportmeldungen in die entsprechende Sportabteilung dieser Wellen gehört, aber nicht in die drei bis fünf Minuten Nachrichten.

Sehe ich ebenfalls so. Bei dieser Auswahl würde ich auch nicht mehr als drei oder vier Meldungen als relevant genug ansehen, um überhaupt in die Nachrichten zu kommen - aber auch nur dann, wenn noch "Platz" ist. Leider ist es halt einfach so, dass "bad news" im Normalfall meistens sind als "good news". Ich habe kein Problem damit, wenn ich keine good news höre, denn scheinbar gab es dann einfach nichts, was relevant genug war, um vermeldet zu werden.
 
Es würde genügen, nicht relevanten Content wegzulassen.

tagesschau.de gerade:
Dutzende Verletzte bei Krawallen in Armenien

Und?
Und??
Mir doch egal!
 
Man muß tatsächlich nicht jeden Amoklauf mit 5 Toten in den USA melden, er gibt aber u.U. geile Bilder, die man aufmerksamkeitssteigernd einsetzen kann.

Spätestens sehr vorsichtig wäre ich aber mit "mir doch egal!", wenns um Dinge geht, bei denen wir mit drin sitzen. Als Lieferant von Waffen und Munition beispielsweise, oder als Ziel-Land der Menschen, denen der Krieg und Terror nicht egal sein kann, weil er in ihrem Land stattfindet, weil Granaten in ihre Kinderzimmer einschlagen, weil ...

Offenbar ist uns das mehrheitlich schon jetzt viel zu sehr egal, anders kann ich mir nicht erklären, wie Frau Merkel die Erwähnung dieser Tatsache bei der PK "entgangen" ist. Anders kann ich mir nicht erklären, warum viele Deutsche die Flüchtlinge nicht primär als Schutzbedürftige, sondern pauschal als Schmarotzer und Kriminelle sehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und?
Und??
Mir doch egal!
Sicher, ist ja auch weit genug weg. ->
Spätestens sehr vorsichtig wäre ich aber mit "mir doch egal!", wenns um Dinge geht, bei denen wir mit drin sitzen. Als Lieferant von Waffen und Munition beispielsweise, oder als Ziel-Land der Menschen, denen der Krieg und Terror nicht egal sein kann, weil er in ihrem Land stattfindet, weil Granaten in ihre Kinderzimmer einschlagen, weil ...
....genau das das Problem hierzulande ist, wenn es später um die Argumentation bezüglich Flüchtlinge geht: Ignoranz! Dann werden Grenzschließungen gefordert, alle Flüchtlinge werden zu potenziellen Attentätern und Amokläufern, nebst Vergewaltigern (und später stellt sich immer häufiger raus, dass z.B. viele sexuelle Belästigungen und (versuchten) Vergewaltigungen nur erfunden waren).
 
Vielleicht sprecht ihr in der Redaktion einmal darüber, dass diese geballte Informationsflut über das Negative in der nahen und fernen Welt Angst macht und Menschen Hoffnungen raubt. Und dass es zur Abstumpfung führt, Jedes und Alles Negative durch den Wolf zu drehen. Ich möchte auch in den Nachrichten einmal wieder etwas darüber hören, was ein Leben als gesellschaftliches Mitglied in diesem Land lebenswert und schön macht. Und nicht nur, was es bedroht, von Innen und von Außen.
Ihr macht Meinung in den Medien, Onkel Otto. Und Stimmung. Vergeßt das nicht.
Hallo @Kobold ,

über diesen Beitrag von Dir habe ich sehr lange nachgedacht und auch mit der Antwort gezögert; ich habe sie gewissermaßen vor mir hergeschoben.
Ist das noch der Kobold, den ich von früher™ kenne?

Natürlich respektiere ich Deine Meinung und mir ist klar, dass Dein Bauchgefühl hier mit die Feder geführt hat - umgekehrt aber überlege ich auch, welchen Anspruch Du an die Medienmacher (in dem Fall, stellvertretend: @OnkelOtto ) heranträgst und welche Erwartungshaltung Du zeigst.
Dein Bedürfnis nach einem weniger stressigen Tagesanfang mit entspannenden Nachrichten und weniger Hektik ist menschlich vollkommen nachvollziehbar. Allein, die Welt richtet sich nicht danach und wir werden plötzlich recht unsanft damit konfrontiert, wie sehr wir uns an die doch recht große Komfortzone gewöhnt haben. Wie empfindlich wir auf Störungen unseres Alltagsglücks reagieren.

Natürlich kann ich Deinen Wunsch nachvollziehen, aber ebenso weise ich ihn auch zurück. Denn hier setzt eine - durchaus nicht ungefährliche - Scheuklappenmentalität ein, wie sie mir vor längerer Zeit in der Verwandschaft begegnet ist.
- Exkurs -
Im Kern ging es um erzkonservative evangelikale (nicht: evangelische) Missionierung und das Streitthema Gleichberechtigung und Homosexualität. Bei diesen drei Pfeilern lag der Zoff spürbar in der Luft. Der evangelikale Teil der Verwandschaft löste den drohenden Konflikt durch Ausklammerung: Es wurde nicht mehr darüber geredet bzw. vom Familienoberhaupt ein radikaler Themenwechsel "befohlen". Für die Leute ist jetzt alles in Butter, denn wo nicht drüber gesprochen wird, gibt es auch kein Problem. Für die andere Seite mit u.a. mir als einem dieser liberalen Arschlöcher ist das frustrierend, denn das Problem ist unausgesprochen und ungelöst ein schwelender & schwebender Dauerbrenner, der nicht thematisiert werden darf. Nur: Wem ist jetzt damit gedient?
Die eine Gruppe belügt sich selbst, glaubt aber glücklich zu sein, die andere Seite würde ja gerne mal offen sprechen, darf aber nicht.
- Exkurs Ende -

Im vorgenannten Konstrukt wäre jetzt ein unabhängiger Beobachter und Berichterstatter der Medienmensch, der diese Fronten darstellen müsste. Unter seiner Zuhörerschaft würden die glücklichen Menschen sagen: Lalala, das wollen wir nicht hören, aber mein Garten ist so schön. Und die anderen: Oh ja, da schwelt was, wie kriegen wir das Problem denn gelöst oder droht gar die Gefahr, dass da eines Tages die Bombe (nicht physisch) in der Mitte unserer Gesellschaft platzt?

Ich möchte auch in den Nachrichten einmal wieder etwas darüber hören, was ein Leben als gesellschaftliches Mitglied in diesem Land lebenswert und schön macht.
Ich weiß nicht, ob das die Aufgabe der Nachrichten ist. Wir reden hier über Nachrichten, nicht über Magazine, Boulevard oder die schönsten Eisenbahnstrecken.
Es steht Dir wahrlich frei, auf der Homepage der Tagesschau nur die Rubrik "Schlusslicht" zu lesen oder die mitunter augenzwinkernden Video-Blogs der Auslandskorrespondenten. Du kannst Dir im TV eine Mischung aus dem perfekten Dinner, den Wiederholungen der Zoo-Sendungen und 3sat nano anschauen. Vielleicht ist das Balsam für die Seele und Opium fürs Volk. Schön, dass wir die Freiheit dazu haben und ich gönne sie Dir auch.

Spätestens jedoch, wenn "das Volk" - wie aktuell in der Türkei? - Dein Begehr mehrheitsfähig zur Pflicht für Nachrichtenredakteure macht, ist es um die freie Berichterstattung geschehen, die eben auch ein Teil unserer Komfortzone ist. Selbst wenn die Nachrichten nicht immer so sind, wie wir sie gern hätten.
Aber wir sind hier nun mal nicht im Taka-Tuka-Land und daher müssen wir äußere Einflüsse nehmen, wie sie kommen.

Ich glaube zu wissen, dass Du alt genug bist um Tschernobyl miterlebt zu haben. Wie bist Du damals mit der sich ständig wechselnden Nachrichtenlage umgegangen? Hat der Kobold nun Pilze gegessen oder nicht - oder gar selbst gesammelt?
Mal ganz ehrlich: Was ist heute so sehr viel anders - abgesehen davon, dass wir beide älter geworden sind?
 
Nachrichten sind dazu da gemeldet zu werden. Es nützt niemanden etwas schönzufärben nach dem Motto, wenn es 3 Tage in Deutschland nur regnet zu sagen.. alles nicht so schlimm...ROM Sonne 31 Grad, Mostar, heiter 34 grad,,,und Tunis gar 36 Grad! .....so wie es ist ...ist es..

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Der Markt hierzulande lebt von der Angst!...um Gesundheit,Rente,Jobs,Klima,Armut,Wohnungen,Kriminalität,Terror...das ist ein Spiel das seit 1000enden Jahren GUT funktioniert.
 
Das mag das persönliche Umfeld betreffen - was aber nicht bedeutet, dass es nicht den Vietnamkrieg oder Apollo 13 gab (war letzteres nun eine positive Nachricht?).
Lieber @count down , Du bist doch hier ein musikalischer Spezialist: Ab wann spielten Joan Baez - und natürlich auch Bob Dylan - eine Rolle in Deinem persönlichen Umfeld? Schließlich waren beide zu der Zeit nicht nur musikalisch, sondern auch politisch aktiv.

Nun schön, ich kann erst mit den 1980er-Jahren mithalten. Friedensbewegung, Pershing II, Grüne im Bundestag. sowie, bereits erwähnt, Tschernobyl.
Dunkel, aus den 1970ern: Ölkrise & autofreier Sonntag. Und ich fände bestimmt noch mehr, was mich in meiner Kindheit prägte. Nein, sie war nicht sorgenfrei. Nur waren die Nachrichten, um die Kurve zu kriegen, sorgfältiger redigiert. Es gab keine Medien, die alles hyperventilierend gehyped haben und trotzdem fühlte ich mich nicht staatlich gelenkt.

Fakt ist aber: In den 1980ern waren die Nachrichten für uns nicht etwas, das uns überforderte oder Angst machte, sondern sie waren ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens, unserer gesellschaftlichen Positionierung und der Information in einer damals schon nicht ganz einfachen Weltlage. Radio- und Fernsehnachrichten waren, außer Tageszeitungen und einem Nachrichtenmagazin, elementar.

Selbst wenn die Bedeutung heute gesunken sein könnte, da die Zahl der Alternativen gestiegen ist, muss man ja nicht an der Qualität (abwärts) schrauben.
 
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