AW: ZEIT: Öffentlich-Rechtliche Sender - Vom Volk bezahlte Verblödung
Sicher gehörte und gehört Unterhaltung auch zu den erklärten Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Ein Großteil dieser Unterhaltungsshows fand aber NACH 20 Uhr statt, also in der werbefreien Zeit. Mitnichten ging es da also ums Verkaufen. Das betraf seinerzeit lediglich das Vorabendprogramm.
Da hatte ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Ich schrieb "Verkaufbarkeit". Dabei geht es nicht um das Verkaufen von Werbeeinheiten, sondern darum, dass Sendungen ohne jeden öffentlichen Mehrwert ausgestrahlt werden. Diese rechtfertigen sich nur durch das Konsumenteninteresse (sprich Gebührenzahlerinteresse) und das war auch damals schon so. Auch heute stehen ÖRs im Unterhaltungsbereich zu weitgehend werbefreien Zeiten in Konkurrenz zu Privaten. Das bringt die Existenz der parallelen Angebote mit sich. Und ich denke der Gebührenzahler hat sogar ein Recht darauf, dass er Programme und Sendungen bekommt, die er gerne und leicht konsumieren kann und möchte. Ich denke die ÖRIs haben eher die Konkurenzsituation über Jahre hinweg verschlafen, und bedienen deshalb Heute in zu geringem Maße Junge Gebührenzahler. (Es soll ja noch ein Paar dieser Exemplare geben)
Und das Niveau dieser Unterhaltungssendungen war immer noch etwas höher als das der heutigen. Zudem war das Verhältnis zwischen Unterhaltung, Information, Dokumentation ausgewogener. Für jede "leichte Unterhaltung" gab es danach zwei Stunden kleines Fernsehspiel, Oper, Kulturspiegel oder sonst etwas, was nur kleinere Minderheiten interessierte.
Ob das Niveau von Dalli Dalli höher war als das einer Pilawa Show ist schwierig zu bewerten. Auf einzelne Kanäle wie "Das Erste" oder das "ZDF" bezogen ist das mit dem Verhältnis zwischen U. I. und D. möglichwerweise richtig. Insegesamt kann meiner Ansicht nach jeder der möchte auf 3sat/Arte/Phoenix etc. häufiger Fernsehspiele Opern und Kulturspiegel konsumieren als damals. Sicher, jetzt kann man wieder von Auslagern sprechen, aber diese Kanäle sind frei empfangbar, das Programm steht in jeder Zeitschrift und anspruchsvolle Sendungen finden dort auch zu normalen Uhrzeiten statt. Der Gebührenzahler hat also mehr Möglichkeiten "Miderheiten-Produkte" zu konsumieren als damals. Dies deckt sich übrigens mit meinen eigenen Erfahrungen. Ich war "damals" schon da und konsumiere Heute sehr häufig besagte Programme.
Damals meckerte man darüber und begrüsste das Privat-TV, das es einem ermöglichte, zwischen leichter Unterhaltung und bedeutungsschwangerem Bildungs-TV zu wechseln, wann es einem beliebte. Das ging solange gut, bis die Privatsender die Öffentlich-rechtlichen Platzhirsche trotz vielerorts mangelnder terrestrischen Verbreitung in Sachen Reichweite schlugen. Dann versuchten die Öffis, durch Kopie der privaten Angebote diese wieder gut zu machen. Das Programm wurde horizontal durchprogrammiert, obwohl dafür großteils KEINE NOTWENDIGKEIT besteht. Dieses Vorgehen ist eigentlich auch nur dem Werbezeitenverkauf geschuldet. Läuft jeden Tag dieselbe Soap, weiss der Werbekunde, welche Zielgruppe er bekommt und hat keine Streuverluste. Wechselt die Zielgruppe täglich aufgrund wechselnder Sendungen (oder unterschiedlicher Spielfilme), ist die Vermarktung der Werbezeiten viel schwieriger.Hier hätte man also ausserhalb der Vorabend-Primetime also keinerlei Notwendigkeit, das Programm derart horizontal durchzuforamtieren, wie das heute geschieht.
Ich bin nicht der Meinung, dass das ÖR Programm in seiner Bandbreite horizontal durchformatiert ist. (Wenn ich genau darüber nachdenke weiß ich nicht mal, was Du genau damit meinst?) Das gilt in besonderem Maße für den Radio Bereich.