Welche Sender kommentieren noch?

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Format C:

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Hallo!
Die Trennung von Nachricht und Kommentar ist eine goldene Regel fürs journalistische Arbeiten. Fundiert kommentieren ist nicht leicht. Kommentare gelten zudem als Königsdisziplin.
Mein Eindruck ist, dass immer mehr Stationen darauf verzichten, explizite Meinungsäußerungen und Stellungnahmen der Redaktion zu senden. Warum?

Welche Sender haben noch Kommentare im Programm? Deutschlandradio und -funk sowie ndr info senden sie zum Beispiel. Wer noch?

Und da schließt sich noch eine andere Frage an: Wer vernachlässigt die notwendige Trennung von Nachricht und Kommentar? Bei welchen Stationen vermischen sich Information und Wertung?

Woran liegt das? Was haltet ihr davon?

Getrennte Grüße,
FC
 
AW: Welche Sender kommentieren noch?

also wdr3 kommentiert in den "themen des tages" regelmässig. wird als solches angekündigt, ist für mich ok. auch wenn leider gerell (immer noch) mit einem linken touch. wäre schön, wenn die kommentare politisch verschieden gefärbt wären.
 
AW: Welche Sender kommentieren noch?

Klar, Kommentare müssen als solche gekennzeichnet sein.
Und ein Wesenszug eines Kommentars muss fast schon sein, dass nicht jedem der Inhalt gefällt.

FC
 
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also gefallen sollen sie mir gar nicht. sonst werde ich in meinen ansichten ja nicht herausgefordert und kann mich nicht weiterentwickeln.
nur sollte eine ard- anstalt sich nicht immer als erfüllungehilfe einer politischen richtung verstehen.
 
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WDR 2: Bis März "Standpunkt" um 18.10, nun "Klartext", variabel ins Programm eingestreut
WDR 4 : "Zur Sache", Montag-Freitag um 12.20, wird auch immer als Kommentar angekündigt
 
AW: Welche Sender kommentieren noch?

Auf hr1 habe ich schon den einen oder anderen Kommentar gehört. Die waren - ganz zum Image des neuen Programms passend - lasch und möglichst keine Position beziehend.

Da lobe ich mir nach wie vor die Presseschau des DLF. Ein Extrakt guter Kommentare des Tages aller nur möglichen Sichten. Sogar teilweise international.
 
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Bei Radio EINS. Immer Freitags am Ende der schönen Woche. Wie heißt der doch gleich noch? Küppersbusch oder so ähnlich. Ist sehr amüsannt.
 
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Generell wird wohl noch in den Inforadios und auf den Kulturwellen kommentiert. Auf SR 2 KulturRadio z.B. von Montag bis Samstag um 8.05 Uhr innerhalb der MorgenMusik (auch als Kommentar an - und abgesagt) und in den Bilanz-Sendungen (ebenfalls klar gekennzeichnet). Ähnliches gilt auch für die Saarlandwelle. Die ARD-Korrespondenten in Berlin und aller Welt bieten regelmäßig neben ihren Berichten auch Kommentare an, die da auch gesendet werden. Auf SR 1 habe ich schon lange keinen klassischen Kommentar mehr gehört, ich höre aber auch nicht viel SR 1, heißt also nix. Natürlich machen da die Moderatoren auch kommentierende Anmerkungen, aber das ist hier ja wohl nicht gemeint.
 
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Special-A schrieb:
Bei Radio EINS. Immer Freitags am Ende der schönen Woche. Wie heißt der doch gleich noch? Küppersbusch oder so ähnlich. Ist sehr amüsannt.
Du meinst vermutlich "Es geschah in Berlin" von und mit Peter Zudeick. Das ist aber kein Kommentar im Sinne der journalistischen Definition, wahrscheinlich ist es überhaupt keine journalistische Form aus dem Lehrbuch. Ich würde es als O-Ton-Collagen-Polemik bezeichnen.
 
AW: Welche Sender kommentieren noch?

Bei SWR wird auch gerne kommentiert, z.B. in den "Aktuell"-Sendungen von SWR1 und SWR2. Was ich am SWR aber nicht mag, ist, wenn der Kommentar - wie öfters bei SWR2 - den redaktionellen Bericht nicht ergänzt, sondern ersetzt.

Ein Kommentar sollte - aus meiner Sicht - vor allem die Aufgabe haben, neue Denkanstöße zu geben, die in einer konkreten politischen Situation vielleicht einen neuen Ausweg bieten könnte, und nicht nur das widerzukauen, was ohnehin schon auf dem Gabentisch der (parteipolitischen) Meinungen liegt. Ich hadere aber mit der Qualität der SWR-Kommentare, die oft in Schulaufsatzform daherkommen. ("Die einen sagen A und begründen das mit X. Die anderen sagen B und begründen das mit Y. Ich finde A, weil ich X wichtiger ist als Y. Allerdings sollten auch die As mal über Y nachdenken."). Auf solche Kommentare kann man wirklich verzichten, zumal gerade die nichtssagenden Kommentare im SWR auffällig oft die konservative Seite stützen.

Schließlich kann man noch darüber diskutieren, ob ein öffentlich-rechtlicher Sender überhaupt kommentieren sollte, da ein öffentlich-rechtlicher Sender doch möglichst viele verschiedene Informationen zusammentragen sollte, damit sich der GEZ-Kunde selbst seine eigene fundiert begründete und abgewogene Meinung bilden kann. Durch einen Kommentar - selbst wenn es nur der Kommentar des konkreten Redakteurs, und nicht die Meinung des Senders selbst ist - verlässt der öffentlich finanzierte Sender diese Neutralität. Sollten also die Öffis überhaupt kommentieren?
 
AW: Welche Sender kommentieren noch?

@MakeItSo: Hört sich nach etwas Ähnlichem wie 'Reuschs rigoroser Rückblick' auf SWR3 an, der die Ereignisse der Woche zu einem wilden, ironisch angehauchten Wortspiel verdreht und eher einer Glosse / Persiflage als einem Kommentar gleicht.
Ansonsten gibt es "nur" noch das Topthema (von Rolf Reinlaßöder), aber dies ist die knappe, fundierte Information zu einem aktuellen Thema - also auch kein Kommentar. Sofern es überhaupt noch Kommentare (auf SWR3) gibt, fallen sie (mir) kaum auf.

ISI
 
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Makeitso schrieb:
Du meinst vermutlich "Es geschah in Berlin" von und mit Peter Zudeick. Das ist aber kein Kommentar im Sinne der journalistischen Definition, wahrscheinlich ist es überhaupt keine journalistische Form aus dem Lehrbuch. Ich würde es als O-Ton-Collagen-Polemik bezeichnen.
Klingt irgendwie nach dem "satirischen Wochenrückblick" von Peter Zudeick, den es auf vielen anderen Stationen auch gibt :D
 
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freiwild schrieb:
Durch einen Kommentar - selbst wenn es nur der Kommentar des konkreten Redakteurs, und nicht die Meinung des Senders selbst ist - verlässt der öffentlich finanzierte Sender diese Neutralität. Sollten also die Öffis überhaupt kommentieren?
Aber selbstverständlich. Der Kommentar ist schon immer eine der wichtigsten journalistischen Darstellungsformen. Wieso nicht auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Kommentare machen "Meinungsangebote", das hat auch was mit Information zu tun. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist auf Binnenpluralität verpflichtet, das heißt, nicht jeder Beitrag (wie ja von Freiwild in seinem treffenden Kommentarbeispiel Marke "Schulaufsatz" als unbefriedigend bezeichnet) muss in sich selbst ausgewogen sein. Die Mischung macht es eben. Allerdings beobachte ich auch, dass die Meinungsfreude bei Kommentaren grundsätzlich etwas zurückgegangen ist und tatsächlich mehr die abgewogene Darstellung verschiedener Positionen bevorzugt wird.
 
AW: Welche Sender kommentieren noch?

Ich habe diesen Thread eröffnet, weil ich einfach erwarte, dass Redaktionen Themen auch kommentierend einordnen, aber bitteschön klar getrennt von den Nachrichten.
Wenn Kommentare weich wie Schulaufsätze daherkommen, steckt dahinter vielleicht eine gewisse Angst, Hörer mit Meinungen zu verschrecken? Viele große Hitradios verzichten ja darauf zu kommentieren. Könnte auch dies ein Grund sein?

Gruß, FC
 
AW: Welche Sender kommentieren noch?

Makeitso schrieb:
Du meinst vermutlich "Es geschah in Berlin" von und mit Peter Zudeick. Das ist aber kein Kommentar im Sinne der journalistischen Definition, wahrscheinlich ist es überhaupt keine journalistische Form aus dem Lehrbuch. Ich würde es als O-Ton-Collagen-Polemik bezeichnen.

Ja genau den meinte ich. Ist aber meiner Meinung nach auch nicht einfach so etwas zu produzieren. Aber ist schon schön :D
 
AW: Welche Sender kommentieren noch?

a.) - Kommentare, egal wo verfaßt, enthalten meiner Meinung nach zwangsläufig einen "politischen" Inhalt, sonst wären sie keine. Was die "Ausrichtung" diverser ARD-Anstalten angeht, herrscht ja in Summe auch wieder eine Art Binnenpluralität...... Westdeutscher Rotfunk vs Bayrrrischer Rrrrundfunk.... ;)

b.) - kann mir gut vorstellen, daß Kommentare in Zeiten zunehmenden Quotendrucks unbeliebter werden, da sie nie konsequent der Beliebtheit bei allen dienen können und ebendies ja auch nicht sollen. Je mehr ein Sender also von möglichst vielen liebgehabt werden will, desto sanfter wird er Meinung zulassen, wenn überhaupt.....

c.)- die Trennung von Meinung und Nachricht wird grade in, na sagen wir mal "boulevard-ähnlicheren" Programmen schon oft in der Wortwahl der Nachrichten verletzt. Da ist schnell ein "mutmaßlicher Täter" schon gleich "der skrupellose Täter" oder eine Massenkarambolage ein "grausamer Unfall" .
Vermischung hab ich schon an anderer Stelle in lokalen NRW-Programmen erlebt, in denen dann auch die Neueröffnung eines Baumarktes als Wirtschaftsnachrichten dargereicht wurde..... :wall:
 
AW: Welche Sender kommentieren noch?

Format C:\ schrieb:
Ich habe diesen Thread eröffnet, weil ich einfach erwarte, dass Redaktionen Themen auch kommentierend einordnen, aber bitteschön klar getrennt von den Nachrichten.
Wenn Kommentare weich wie Schulaufsätze daherkommen, steckt dahinter vielleicht eine gewisse Angst, Hörer mit Meinungen zu verschrecken? Viele große Hitradios verzichten ja darauf zu kommentieren. Könnte auch dies ein Grund sein?

Gruß, FC
Ich habe eher das Gefühl, bei vielen Privatradios, aber auch beim SWR und beim mdr herrscht die Angst vor, man könnte die Hörer mit einer zu neutralen und staubtrockenen Nachricht verschrecken. Gerade bei den von mir genannten Öffis fällt mir auf, dass hier oft die Meldungen sehr auf Leichtverständlichkeit getrimmt werden, und man deswegen auch oft subjektivere Formulierungen wählt, die eigentlich nicht mehr als völlig zutreffend gelten können.

Gestern las ich in der Tagesschau-Hintergrundüberschrift: "Russland dreht Ukraine Gas ab." Ich möchte hier keine Diskussion über dieses Thema eröffnen (und verweise interessiert gerne auf forum.spiegelei.de und ähnliches); aber formal hat Russland der Ukraine das Gas nicht abgereht, sondern "lediglich" die Lieferung in die Ukraine um den Teil reduziert, der für die Ukraine selbst bestimmt war. Also war diese Titulierung doch eigentlich falsch. Solche "Ungenauigkeiten" fallen mir in letzter Zeit immer häufiger auf.

Ähnliches auf mdr info: "Raketen zauberten ein Lauchtspektakel an den Himmel." (oder so ähnlich). Im Mittelalter hätte ich es ja verstanden, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk in seinen Nachrichten über Zaubereien berichtet, aber bin ich eine Spaßbremse, wenn ich mich im 21. Jahrhundert darüber mokiere?
 
AW: Welche Sender kommentieren noch?

Zumindest ist die Gas-Formulierung ... ach so, darüber hier ja keine Diskussion (Witz-Smiley). Was aber die zauberhaften Raketen angeht, finde ich das durchaus als Formulierung akzeptabel. Auch wenn es sich dabei nicht um Alchemie oder dergleichen handelt, ist doch das Thema Feuerwerk ein derart leichtes und im wahrsten Sinne buntes, das nach derartigen Formulierungen zu verlangen scheint. Vielleicht nicht unbedingt in den Nachrichten, aber wohl doch in der Fläche.
Anders wäre die Lage, wenn ein Sender behaupten würde, Frau Merkel hätte noch die eine oder andere Millionen für den Haushalt hergezaubert.

FC
 
AW: Welche Sender kommentieren noch?

Gerade im SWR-Tagesreport (mehr dazu hier) gehört: Ein pro-Kombilohn-Kommentar (also wieder pro-CDU).
Die Kommentatorin gibt nur bereits bekannte pro-Versatzstücke von sich (viele Langzeitarbeitslose bekämen sonst nie mehr eine Arbeit), verbindet das mit einer weiteren bürgerlichen Forderung (Arbeitslosengeld nochmals drastisch kürzen), behauptet (implizit), dass der fehlende Anreiz zu arbeiten das Hauptproblem sei - auf zahlreich vorhandene Gegenargumente (z.B. Mitnahmeeffekte, strukturelle Probleme) geht sie überhaupt nicht ein.

Ein solcher Kommentar könnte gut in der "Welt" stehen - des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist er eigentlich nicht würdig.

FC schrieb:
Was aber die zauberhaften Raketen angeht, finde ich das durchaus als Formulierung akzeptabel.
Es gibt sicherlich bessere Beispiele für - sagen wir: unglückliche - Formulierungen in den Nachrichten. Es ging mir mehr um das grundsätzliche Problem, und um die damit verbundene Glaubwürdigkeit der Sender. Warum hat der "staubtrockene" DLF laut einer kürzlich veröffentlichten Umfrage eine deutliche hörere Glaubwürdigkeit als z.B. der SWR?

kommentierte Grüße ;)
 
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@ freiwild
Ein solcher Kommentar könnte gut in der "Welt" stehen - des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist er eigentlich nicht würdig.

ist es jetzt verboten, CDU-Kommentare abzugeben? Was kommt als nächstes, ne Parteibuchverbrennungsaktion? Das Stück hieß ja nicht umsonst "Kommentar" - von wegen Pluralismus, Meinungsbildung usw. und außerdem: Deine Gleichsetzung von öffentl. rechtl. Rundfunk mit linken Positionen ist etwas eigenartig...
 
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@bernie
wie in meinem letzten Beitrag angemerkt, geht es mir um die Art der "Argumentation", und nicht um links=gut und rechts=schlecht.

Deine Anspielung auf historische Verbrennungsaktionen ist übrigens geschmacklos.
 
AW: Welche Sender kommentieren noch?

Format C:\ schrieb:
Wenn Kommentare weich wie Schulaufsätze daherkommen, steckt dahinter vielleicht eine gewisse Angst, Hörer mit Meinungen zu verschrecken? Viele große Hitradios verzichten ja darauf zu kommentieren. Könnte auch dies ein Grund sein?

Klar, wenn schon ein harmloses Musikstück aus der Rotation fliegt, wenn es nicht mehrheitsfähig ist, dann sind meinungsfreudige Kommentare, die selten hundertprozentige Zustimmung erfahren, reines Quotengift. Da ist was dran! Leider!
:(
 
AW: Welche Sender kommentieren noch?

@ freiwild:

Deiner Beschreibung nach urteilend, liegt hier der klassische Fall eines Kommentars vor: Klar eine Position beziehend und diese durch Argumente untermauernd.

Deine Reaktion darauf wiederum ist ein prima Beispiel dafür, warum immer weniger Sender auf Kommentare verzichten.
 
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