Offener Brief von Yvonne Malak

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AW: Offener Brief von Yvonne Malak

In anderen Märkten funktioniert es doch mit der Vielfalt. Und die kommt dann nicht einmal von staatlichen oder öffentlich-rechtlichen Sendern. Wie das Volk, so eben das Radio.

Andere Märkte sind eben Märkte - wo der Konsument auch der Kunde ist. Der Radiomarkt ist eine reine Fiktion: eine Umfrage "bestimmt", wer was angeblich haben will. Das ist so, als würde Mercedes eine Umfrage zur Markenbekanntheit in Umsatz umrechnen - und die Leute, die sich für das Auto am wenigsten interessieren, zur Hauptzielgruppe erklären: die "Nebenbeifahrer".
 
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Komisch. Motor FM sendet. Zumindest noch. Ist doch so wie mit TV-Formaten: Lieber auf altbewährtes Waschmittel zurück greifen, als neues ausprobieren: Die Wäsche, der Sender, könnte ja eingehen. Kein Mut zu Innovationen. Und kurzfristig die bessere (?) Strategie. Aber langfristig?
 
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Formatiertes Radio ist prinzipiell nichts schlechtes - im Gegenteil. Mit Grausen erinnere ich mich an NRW in den frühen 90ern. Um etwas Popmusik zu hören, musste man die Wellen des WDR abgrasen, lief aber dennoch ständig Gefahr, etwa ein einstündiges spannendes Feature zur Pferdezucht im Münsterland serviert zu bekommen. (Deswegen lief wohl auch in allen mir bekannten öffentlichen Örtlichkeiten das - formatierte - BFBS-Programm).

Formatradio liefert der Hörerschaft Verlässlichkeit. Eine bestimmte Musikfarbe und Ansprache. Eine Marke eben. So funktionieren auch Nutella und der BigMac. Nichts für Gourmets, aber verlässliche Qualität.

Aber:

Formatradio muss sich nicht anhören wie ein Jahrmarkt mit Moderationen auf dem Niveau des Karussellbremsers, ständigen Gewinnversprechungen von der Losbude und der ewig gleich plärrenden Hitcompilation vom Riesenrad. Das ist zwar in Deutschland Realität, jedoch NICHT die generelle Definition von Formatradio. Den Journalisten und Laien außerhalb des Mediums muss der Verriss verziehen werden, sie kennen es schlicht nicht anders.

Diese Konzepte sichern auch keine Arbeitsplätze und dem Radio eine nachhaltige Zukunft in der Medienwelt von morgen. Der Zenit des (tot)formatierten Radios ist doch längst überschritten. Die Werbeeinnahmen sind rückläufig, der Automat erobert immer neue Sendezeiten.

Ein großer Teil der Forengemeinde trauert doch den 'guten' Radiozeiten nach, die irgendwo in den frühen 90ern gelegen haben könnten. Auch das war - Formatradio.
 
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Stimmt Grenzwelle, viele meinen Formatradio sei gleich schlechtes Dudelradio. Was natürlich nicht so sein soll. Formatradio bedeutet, einen Sender markant zu machen und ihn schon zu erkennen, bevor ein Claim auf den Sendernamen hinweist. Leider haben das viele Stationen noch nicht erkannt oder dort fehlt der Mut, sich aus der Masse hervor zu heben.

Formatradio kann auch sehr hörbar sein, wenn es gut gemacht wird!
 
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(...)
Formatradio liefert der Hörerschaft Verlässlichkeit. Eine bestimmte Musikfarbe und Ansprache. Eine Marke eben. So funktionieren auch Nutella und der BigMac. Nichts für Gourmets, aber verlässliche Qualität.

Aber:

Formatradio muss sich nicht anhören wie ein Jahrmarkt mit Moderationen auf dem Niveau des Karussellbremsers, ständigen Gewinnversprechungen von der Losbude und der ewig gleich plärrenden Hitcompilation vom Riesenrad. Das ist zwar in Deutschland Realität, jedoch NICHT die generelle Definition von Formatradio. Den Journalisten und Laien außerhalb des Mediums muss der Verriss verziehen werden, sie kennen es schlicht nicht anders.
(...)

Gut gebrüllt, Löwe.
Diese Aussagen führen den Thread zu seinem Kern-Problem zurück. Das Formatradio ist genauso gut oder schlecht wie ein Streichholz - man kann eine Kerze damit anzünden oder eine Bombe zur Explosion bringen.
Leider haben die Auswüchse von Radio"strategen" Überhand genommen, die Radio nicht mehr als Medium begreifen, sondern als "cash cow", nur eine von tausenderlei Möglichkeiten Geld zu verdienen.

Inhalte? Lästig.
Musik? Hauptsache gefällig.
Moderationen? Ohne Ecken - ohne Probleme.
Hörer? = Konsumenten
Journalismus? kann man das essen?

Man kann richtig gutes, formatiertes Radio (ö-r UND kommerziell) machen, anhörenswert, jung, unterhaltsam, intelligent, neugierig, hörernah und modern - ja, vermutlich auch und gerade mit sehr guter, abwechslungsreicher Musik.

Das geht aber nur, wenn sich Profis zusammenfinden, die was vom Radio verstehen, Journalismus nicht als lästig ansehen, bei ihren Hörern nicht nur Geld, sondern auch Gehirn vermuten und eine andere Herkunft haben als Waschmittelverkäufer bei Procter & Gamble gewesen zu sein.
 
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Das Problem ist ja auch noch: Die meisten Privaten positionieren sich als Musiksender. Allerdings haben sie ja nicht mal auf diesem Gebiet Kompetenz. Würde irgend einer dieser Sender den Betrieb einstellen, glaube ich nicht, das es viel Protest geben würde.
 
AW: Offener Brief von Yvonne Malak

Würde irgend einer dieser Sender den Betrieb einstellen, glaube ich nicht, das es viel Protest geben würde.
Irrung! Versuche dir nur mal auszumalen, was passiert, wenn nur einer dieser Hitgroßdudler schlagartig den Betrieb einstellen würde:
Da würden einige eine ganz neue Erfahrung machen - Zwischensenderrauschen!

Ertragen würden sie es nicht. Schlagartig hätte es hier 10 neue User, die alle die gleichen Fragen stellen: "Weiss jemand zufällig, was mit Hitradio DOÖJWXZW los ist? Warum senden die nicht mehr? Wo sind die Moderatoren? Werden andere ihre Gwinnspiele übernehmen? Und warum hat das keiner getwittert?!"

BAH!
 
AW: Offener Brief von Yvonne Malak

Dea, ich "befürchte", Du irrst: da wird auf das nächste Programm weitergedreht, außer dem Claim ändert sich doch nix. Und das finde ich sehr beruhigend. Ach nee, Du meinst das ja sicher ironisch.


Was anderes und vor allem an Grenzwelle und wineandradio:

Schön, eure Beiträge zum Formatradio zu lesen. Aber: solange man nichts mehr, was im Radio passiert, in Frage stellen darf, solange die, die gutes Radio hören (oder machen) wollen, die "Bösen" und die "Ewiggestrigen" sind bzw. "verwesen" sollen, ist leider jede Diskussionsteilnahme hier zwecklos. Tondose ist weg. Ein anderer, den ich sehr, sehr gerne hier gelesen und auch privat in mein Herz geschlossen habe, geht jetzt auch. Einige andere hochgeschätzte sind auch lange nicht mehr gesehen worden. Ein von mir hochgeschätztes Forenmitglied verrät mir nicht, wer er ist, weil er Angst (!) hat, beruflich abgeschossen zu werden. Die guten Leute, die Radiomacher mit Herz und Liebe für das Medium, werden heute doch allenfalls noch geduldet, wenn sie nicht schon so wie Volker Rebell rausgekantet wurden.

Ich privat komme berufsbedingt kaum noch zum Radiohören. Ich sollte es hier auch mit den Kommentaren lassen und lasse es jetzt auch. "Mein" Radio ist tot, sollen hier doch die diskutieren, die sich für abgesetzte Gewinnspiele, neue Claims, den kleinen Nils und sonstwas interessieren, was mich nicht interessiert.

Bemüht euch nicht, es ist verlorene Zeit. Vielleicht hat daran mein Yogalehrer Anteil, aber es ist so: ich bin inzwischen der tiefen Überzeugung, daß Dinge, die nicht von Herzen kommen, zum Scheitern verurteilt sind. Wenn nicht jetzt, dann eben in 5, 10 oder 50 Jahren. So wird auch das Radio von heute keinen Bestand und keine Zukunft haben. Vielleicht ist das ja Genugtuung genug, es in Ruhe sterben lassen zu können. Schon heute nutze ich real Radio fast nur noch als Wegwerfprodukt.


Liebe Grüße,
Christian

P.S.
Die, in denen ich hier gute Freunde, spannende Diskussionspartner, Lehrer ohne erhobenen Zeigefinger oder manchmal einfach wen zum Knuddeln und Liebhaben gefunden habe, begegnen mir sowieso auch außerhalb der Radioforen. Also Grenzi, Otto, tatortradio (hab selten jemand mehr strahlen sehen in einem Rundfunkstudio), Gelb, Kulti, Kobold, TheSpirit, dc, Gäss, Tondose, Ralle, ebs, K6 und paar ungenannte andere: schön, daß es euch gibt. Andere Orte für Austausch gibt es ja auch. Am liebsten reale.
 
AW: Offener Brief von Yvonne Malak

Du sprichst mir leider aus der Seele. Die "alten" Zeiten waren hier im Forum wirklich sehr schön, auch wenn man sich hier und da mal an die Köpfe bekam. Die Abwanderung vieler User (die vermutlich noch mitlesen) macht mir auch Sorgen. Dass Tondose in den Sack gehauen hat, ist mir bislang verborgen geblieben. Makeitso ist auch rar geworden. Für mich nahm das alles seinen Anfang, als unser Tom2000 ausgesperrt wurde. Seine Einträge waren provokativ, und brachten mich zu etwas, was ich fast vergessen hatte: ich nahm mir die Zeit zum Lesen, während im Hintergrund keinenfalls ein sog. Radioprogramm an mein Ohr kam. Mit der Zeit nahm ich Abschied vom sog. Radio in Deutschland.

Wen ich vermisse: Ameise ( wo bist du ?), und all die anderen, die sich verabschiedet haben. Nicht zuletzt, weil sie von jugendlichen unbedarften Radiomachern regelrecht rausgeekelt wurden.

An Herrn Hillmoth : Ehrlich währt am längsten. Sie haben es bewiesen, weil sie durchaus sagen können: wir haben Hörer verloren, es lag am Programm. Hut ab - ehrliche Menschen im Radio sind selten geworden.
An das HR1-Team : ich hoffe, ihr habt mir meinen kleinen Eintrag von vor 3 Jahren nicht so übel genommen. ;)


(Nein,ich bin nicht weg, aber zum Thema Radio will ich mich nicht mehr äußern)
 
AW: Offener Brief von Yvonne Malak

Normalerweise beteilige ich mich nicht an Formatradio-Diskussionen, so wie ich mich auch nicht an den in allen möglichen Foren und Newsgroups immer mal wieder aufflammenden GEZ-Diskussionen beteilige. Wenn nun aber Yvonne Malak (die ich lediglich vor 15 Jahren als Wetterfee bei IA Fernsehen kannte und daher nicht weiß, wie man von der Wetterfee zu einer Radio-Beraterin wird) einen solchen Brief schreibt, ist es an der Zeit, dies zu kommentieren. Dazu muss ich ein wenig weiter ausholen.

Wir leben heute in einer Zeit, in der alle Vorgänge und Zusammenhänge immer komplizierter werden. Die Leute sehen sich Themen wie Wirtschaftskrise, Extremismus (egal ob in Deutschland von links/rechts oder durch islamistischen Terror) und Klimawandel ausgeliefert. Die meisten Durchschnittsbürger verstehen von diesen Themen relativ wenig und können nicht bewerten, welche Auswirkungen sich auf ihr persönliches Leben ergeben. Sie sind daher darauf angewiesen, von den Medien entsprechende Hilfestellungen zu erhalten. Zum Beispiel in Form von sachlichen Informationen. Diese kriegt man zum Beispiel aus der Zeitung. Doch immer mehr Bundesbürger lesen überhaupt keine Zeitung, außer vielleicht die mit den großen Buchstaben. Sie sehen auch keine Qualitätsnachrichtensendungen im Fernsehen, wie zum Beispiel die Tagesschau oder die Heute-Sendung. Folglich bleibt nur das Radio. Und da hören diese Leute eben den Dudelfunk, wo ständig jemand immer dieselben Sprüche sagt und laufend irgendwelche Leute anrufen oder angerufen werden.

Um es kurz zu machen: Die Leute werden immer blöder, dabei werden die Probleme immer komplizierter. Hier sind Medien gefragt, die in der Lage sind, die Leute schlauer zu machen und ihnen bei der Lösung dieser Probleme zu helfen oder zumindest Wege aufzuzeigen. Daher erlaube ich mir, sämtliche Zeitungen, Radio- und Fernsehprogramme danach zu bewerten, ob sie dazu beitragen, die Leute schlauer zu machen oder sie stattdessen weiter zu verblöden. Die allermeisten Privatsender sind nicht in der Lage, die Menschen schlauer zu machen. Folglich sind sie kein Teil der Lösung, sondern ein Teil des Problems.

Wenn nun die Wetterfee der Meinung ist, dass private Radiosender als reine Wirtschaftsunternehmen nur das Programm machen können, mit dem sie Geld verdienen, dann wäre es aus meiner Sicht für die Gesamtgesellschaft besser, wenn diese Privatsender unverzüglich ihr Verblödungsprogramm einstellen. Dann besteht die Chance, dass ein Teil der Hörer dann wieder zu Programmen umschaltet, von denen sie vielleicht ein wenig schlauer werden und dadurch in die Lage versetzt sind, große Zusammenhänge besser zu erkennen und Entscheidungen für das eigene Leben besser treffen zu können.

Man darf nicht vergessen, dass der größte Teil der volljährigen Radiohörer auch das aktive Wahlrecht besitzt und somit zum Beispiel über die Zusammensetzung des nächsten Deutschen Bundestages mit entscheiden kann. Mir wäre deutlich wohler, wenn ich wüsste, dass die große Mehrheit der Wählerinnen und Wähler ihr Wissen nicht ausschließlich aus dem Dudelfunk, der Bild-Zeitung und den RTL-2-Nachrichten bezieht. Kann mich hier jemand beruhigen?

Matthias
 
AW: Offener Brief von Yvonne Malak

Kann mich hier jemand beruhigen?
Leider nein. Im Gegenteil: Seitdem
die Heute-Sendung
ausführlich über "Flocke" berichtet hat kann man noch nicht mal diese öffentlich-rechtliche Sendung als
Qualitätsnachrichtensendung im Fernsehen
bezeichnen.
Es geht sogar in Mainz immer weiter in Richtung Verblödung.


Zu Malaks Brief paßt mal wieder ein ganz altes Sprichwort: "Getroffene Hunde bellen".
Hoffentlich hat sie sich richtig schön über die Domradio-Sendung geärgert, die ohne ihre Wortmeldung wahrscheinlich kaum Beachtung gefunden hätte. Zum Umdenken bzw. Nachdenken wird sie sie wohl kaum bewegt haben. Leider!
 
AW: Offener Brief von Yvonne Malak

Kann mich hier jemand beruhigen?

Sorry. Auch ich kann Dich nicht beruhigen.
Kluge Analyse. Traurige Analyse.

Ich bin längst (im Scherz) für ein Wahlrecht, das man sich "verdienen" muss, vielleicht nicht durch Vermögen, aber vielleicht vermögen ....
Es fällt schwer, Menschen dieselbe Stimmkraft zuzubilligen, die nur Ballermann, rtl2, DSDS, Frau im Spiegel oder sonstwas im Kopf haben, wie den FAZ-Lesern, brand eins-Lesern, arte-Guckern und DLF-Hörern.
Dünkel. Aber ja - mit Vergnügen!!!!

Medien? Forget it.
Selbst die Lokalzeitungen, die einem wenigstens einen Einblick auf die unterste Stufe der Meinungsbildung ermöglichten, werden von der nachwachsenden Generation nicht länger abonniert.
Privatfunk folgt den Vorgaben von Frau Malak & Co. Radio, ich meine R-A-D-I-O versucht das in seiner Verzweifelung nachzuäffen und wundert sich, dass die Hörer verwirrt abschalten.

Ach, könnte man nochmal neu Lizenzen vergeben, wie Sir Hugh Carlton-Greene durfte: Inhalte, Bildung, ja, Erziehung, morlaische Leitlinien, Kultur jen seits von Sascha und Silbermond.

Ach!
 
AW: Offener Brief von Yvonne Malak

wineandradio:
Man kann richtig gutes, formatiertes Radio (ö-r UND kommerziell) machen, anhörenswert, jung, unterhaltsam, intelligent, neugierig, hörernah und modern - ja, vermutlich auch und gerade mit sehr guter, abwechslungsreicher Musik.

Exakt.Und zu den diversesten Verwerfungslinien: Da gibt es schon innerhalb einer Welle unterschiedliche Auffassungen... Bei hr1 solche, die das erneuerte Programm mittragen und gut finden- und andere, die es immer noch ablehnen. Das findet auch hier im Forum einen "Widerhall".

Und ein (milder) Aufruf an alle Kritiker, die ihre Kritik hier verpuffen (?) sehen:

a) Nicht immer alles so pessimistisch sehen. Das Pendel schwingt, siehe Versuche wie Bob! und egoFM.
b) Wenn ihr verstummt, wird sich kaum etwas ändern.... auch wenn ich mit mancher These nicht einverstanden bin.
c) Und allgemein weniger "Ausdrücke"- da hat Malak vollkommen Recht, wenn sie sich dagegen wehrt....

radiowaves:
ich bin inzwischen der tiefen Überzeugung, daß Dinge, die nicht von Herzen kommen, zum Scheitern verurteilt sind.

Der Überzeugung bin ich auch. Auch beim radiomachen mit Herzblut reinknien und das Möglichste herausholen, was innerhalb eines Formats machbar ist.

Aber: "Format" setzen hier viele (zu viele) mit einem Schmipfwort gleich.
Formel: Format= Minirotation, Minimoderation, liner-cards, claims, altbekannte Titel.

Und DAS ist es NICHT!
Nur -zugegebenermaßen- derzeit vorherrschend.
Die Zeiten werden sich unweigerlich ändern, wenn der Radiomarkt übersättigt ist.

Übersättigt= jede Welle das gleiche Miniformat mit allen Auswüchsen fährt :rolleyes:
Oder?

(Befürchte, daß viele meiner postings mißverstanden wurden...?)
 
AW: Offener Brief von Yvonne Malak

Das alles wird sich ändern, wenn es ernst wird und die Sender dazu durch die Gesamtumstände dazu gezwungen werden, es anders zu machen, weil sie sonst durch neue Verbreitungswege unter gehen. Aber dann könnte es zu spät sein, weil sie an Profillosigkeit leiden.

Zum Pianist sei gesagt: Denken tut weh! Und wir wollen doch nicht, dass das "Volk" unter Wehleiden klagt. Opium für's Volk! Zum Beispiel durch BB, DSDS, Hitradio 108.6 usw. usf. Und immer neue Konsumtempel.
Und Wahlen: In 10 Jahren wird eine riesen Show aus der Wahl gemacht inkl. Telefon-Voting. Mit Glück wird eine 0800 - Nummer geschaltet, mit Pech eine 01805. Handykosten können abweichen.
 
AW: Offener Brief von Yvonne Malak

Wenn sich an dieser Stelle noch einmal der Laie einschalten darf. Radio mit Inhalt? Ja, bitte! Gerne! Her damit! Aber ich habe neulich etwas gelesen, das mich auch nachdenklich macht, und das ist der Zeitfaktor. Radio ist ein synchrones Medium. Sprecher und Hörer sind quasi leichzeitig beschäftigt. Pianist_Berlin hat ja sehr richtig bemerkt, daß die Zusammenhänge in unserer Welt immer komplizierter werden. Das macht aber die Gestaltung eines Radioprogramms nicht gerade einfacher, denn *alle* Inhalte kann niemand übertragen (und sich auch keiner merken), also muß man vorher filtern und aufbereiten, was denn über den Sender geht. Und: man muß vor allem die Hörer, die Menschen, davon überzeugen, daß es wichtig ist, sich auch mit Themen auseinandersetzen, die über den eigenen Telerrand möglicherweise weit hinausgehen. Vielleicht nicht bis ins letzte Teil, das könnte niemand für alle Themen, aber zumindest ein gewisses Grundinteresse wecken.

Und genau das ist der schwierige Teil. Ich hänge ja der These an, daß alles, was verkauft wird, und wenn es der letzte Schrott ist, auch seinen Käufer findet. Der größte Feind von bildendem Radio (oder bildenden Medien im Allgemeinen) ist, denke ich, die Bequemlichkeit. Dudelfunk "geht leichter runter", als die "schwere Kost" eines bildenden Programmes. Nur wenige Bildungsprogramme verstehen es, auch komplizierte Sachverhalte mit Leichtigkeit rüberzubringen - als Beispiel seien die "Sachgeschichten" von Armin Maiwald und "Alpha Centauri" mit Prof. Harald Lesch genannt, wenn auch die beiden im Fernsehen laufen.

So sehr wir uns auch eine Medienlandschaft wünschen in der solche Inhalte ihren Platz haben, so schwierig ist das umzusetzen. Die meisten Menschen sind sich ja nicht einmal bewußt, *daß* sie etwas verpassen, geschweige denn, *was* sie verpassen. Sie sind so mit ihrem Alltag beschäftigt, daß sie für darüber hinausgehende Themen oft nur noch ein "interessiert mich nicht" übrig haben. Ändern können wir das nicht, jedenfalls nicht von heute auf morgen. Wir können uns nur Wege überlegen, es besser zu machen (wie die Vorschläge hier) und konstant daran arbeiten, solche Wege umzusetzen. Ob es etwas bringt, wird man leider nur in der Zukunft wissen. Aber wenn ich etwas tun kann - ich würde mich gern beteiligen und wenn ich ersteinmal nur mich selber weiterbilde, um dann später etwas beitragen zu können.

LG

McCavity
 
AW: Offener Brief von Yvonne Malak

http://radioszene.de/news/Offener_Brief_Yvonne_Malak_150209.htm

Das steht seit heute unter dem Malak-Brief. Hat sie also doch nicht für die Promotion bezahlt?

Leserbrief vom 22.02.2009 von Jesco Dörk aus Düsseldorf

Schön, daß Frau Malak diesen Brief geschrieben und somit auf den interessanten Podcast aufmerksam gemacht hat, welcher ansonsten möglicherweise gänzlich unbeachtet geblieben wäre. Mit welch unterschiedlichen Augen Lynen und Malak das Medium Radio betrachten, wird schön durch Yvonne Malaks Wortwahl deutlich. Immer wieder ist in ihrer Apologie des Formatradios deutscher Prägung vom "Verkaufen" die Rede. Verkauft werden Programmelemente, USPs, Liners, Werbung, Formate - und nicht selten wohl auch die Hörer für dumm...

Aus dem Moderator wird also nach Malaks Definition ein Verkäufer. Nun, kein ehrenrühriger Beruf und gegen die Existenz eines solchen Verkaufskanals ist grundsätzlich ebensowenig einzuwenden wie gegen die Existenz von Fahrstuhlmusik, Wartezimmerberieselung und Fastfood-Ketten. Worum es jedoch geht, ist etwas anderes:

Das Fehlen einer Alternative!

Wenn überall derselbe Formatbrei aus den Lautsprechern quillt, mit bauernfängerischen Gewinnspieltricks die schnelle Kohle zu Lasten der Programmqualität gemacht wird, allerorten dieselben hundert "schönsten" Songs gedudelt werden, während man mit seichten Jingles die "große Vielfalt" suggeriert - dann haben wir ein Problem! So wie wir es auch hätten, wenn es NUR NOCH Fastfoodläden gäbe. Keine Frage, wir haben im Bereich der Infowellen (DLR, WDR 5 etc.) ein qualitativ hochwertiges Angebot - aber im Bereich der Unterhaltung sieht es dermaßen düster aus, dass Sender wie das alte SWF III schon zu Perlen deutscher Radiokunst verklärt werden, obgleich auch seinerzeit nur sehr selten (z.B. bei Elmi) ein Standard erreicht wurde, der auch nur ansatzweise mit dem Niveau z.B. der niederländischen oder englischen Sender vergleichbar war. Auch Urgestein Rik de Lisle fordert in seiner jüngsten Kolumne, daß Radio wieder "entertaining" werden und dafür das Formatradiokorsett lockern muß.

Nun weist Frau Malak nicht ganz zu Unrecht darauf hin, dass die immer lauter werdenden Kritiker in der Regel noch nie die Verantwortung eines Programmdirektors hatten und nicht für etliche Arbeitsplätze Sorge tragen. Mut fordern ist leicht, wenn man nicht selber mutig sein muß. Stimmt! Aber entbindet einen das von der Berechtigung, ja Verpflichtung, die Auswüchse und Mißstände der hiesigen Medienlandschaft anzuprangern? Natürlich nicht! Leute wie Patrick Lynen sind zum Glück keine zynischen Macher, die sich auf das Motto "Give the people what they want" zurückziehen, sondern Menschen, die sich seit frühester Jugend mit Begeisterung und Liebe dem Medium Rundfunk verschrieben haben. Dass Patrick trotz beruflicher Sachzwänge hier so deutliche Worte findet, verdient in meinen Augen durchaus Respekt.
 
AW: Offener Brief von Yvonne Malak

Wie hat der Jesco doch recht :D

Und ein Zitat habe ich weiter oben vollkommen übersehen (:D)
grenzwelle:
Aber:

Formatradio muss sich nicht anhören wie ein Jahrmarkt mit Moderationen auf dem Niveau des Karussellbremsers, ständigen Gewinnversprechungen von der Losbude und der ewig gleich plärrenden Hitcompilation vom Riesenrad. Das ist zwar in Deutschland Realität, jedoch NICHT die generelle Definition von Formatradio. Den Journalisten und Laien außerhalb des Mediums muss der Verriss verziehen werden, sie kennen es schlicht nicht anders.

Diese Konzepte sichern auch keine Arbeitsplätze und dem Radio eine nachhaltige Zukunft in der Medienwelt von morgen. Der Zenit des (tot)formatierten Radios ist doch längst überschritten. Die Werbeeinnahmen sind rückläufig, der Automat erobert immer neue Sendezeiten.

Ein großer Teil der Forengemeinde trauert doch den 'guten' Radiozeiten nach, die irgendwo in den frühen 90ern gelegen haben könnten. Auch das war - Formatradio.

Ich staune, wie einig wir uns da sind.....????
 
AW: Offener Brief von Yvonne Malak

Was mir zu denken gibt, ist die merkwürdige Masche, jetzt auf der Ebene von Radioszene.de in Form "Offener Briefe" Diskussionsfäden zu führen.

Seitens der Verfasser dieser ist das eine ziemliche Dünnbrettbohrerei und ein verdammt bequemer Weg, sich einer ernsthaften Diskussion zu entziehen und seitens des Betreibers die Schaffung einer Chancenungleichheit, die meiner Meinung nach nicht angemessen ist.
 
AW: Offener Brief von Yvonne Malak

Werte Frau Malek!

Eigentlich wollte ich mich nicht zu Ihrem offenen Brief äußern, da aber die Regiocast gerade die "nächste Stufe der Radiomodernisierung" gezündet hat, habe ich mir das nochmal überlegt.


Sie schreiben:
[...] ich kann jeden Programmchef verstehen, der alles dafür tut, seine Quote und damit das betriebswirtschaftliche Ergebnis zu optimieren, um Arbeitsplätze zu erhalten oder gar neue zu schaffen. Denn darum geht es in unserem Geschäft am Ende des Tages.

Dirk van Loh schreibt:
Gerade angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, in denen sich insbesondere die Medienbranche heute befindet, wird bei vielen Anbietern das Kostenbewusstsein weiter deutlich steigen. Dort setzen wir an: mit hoher Qualität zu attraktiven Preisen.


Und nun sagen Sie mir bitte, wie Sie eigentlich "Arbeitsplätze erhalten oder gar neu schaffen" wollen? Denn das was der Herr van Loh sagt, bedeutet im Klartext nichts anderes als die weitere "Optimierung des betriebswirtschaftlichen Ergebnisses" bei einem x-beliebigen Sender und damit dem Verlust so manches Arbeitsplatzes.


Quote machen und Geld verdienen ist also unsere Aufgabe.

Vollkommen richtig. Nur leider wird heute viel zu viel Geld von den Gesellschaftern aus einem Sender gezogen. Geld, welches dann im Programm fehlt. "Erkauft" wird dieser Gewinn durch schlecht bezahlte und daher größtenteils unmotivierte Mitarbeiter oder die halbe Crew eines Senders besteht aus billigen Praktikanten. Und so klingt dann auch das betriebswirtschaftlich optimierte Produkt "Privatfunk".

Sie stimmen mir sicher zu, wenn (auch) ich behaupte, daß "Radiomachen" grundsätzlich eine Herzensangelegenheit ist. Der Hörer spürt über kurz oder lang, ob beispielsweise ein Moderator "mit dem Herzen dabei" ist, oder nur eine Sprechpuppe darstellt. Der heutige Privatfunk muß umdenken, sich auf alte Traditionen besinnen. Ich weiß, das klingt bescheuert. Aber erinnern Sie sich an die Anfangszeit. Die ersten Privatfunker hatten Erfolg, weil sie anders (frischer) beim Hörer ankamen, regionale Kompetenz hatten, den Hörer einbezogen hatten. Und Geld hat man damals trotzdem verdient. Nur nicht so "optimiert" wie heute. Die Gesellschafter von heute sägen seit Jahren am Ast auf dem sie sitzen. Das ist das Problem.


vg Zwerg#8
 
AW: Offener Brief von Yvonne Malak

Die Gesellschafter von heute sägen seit Jahren am Ast auf dem sie sitzen.
Keine Bange - tun sie nicht. Der eigene Ast ist jeweils der letzte, an dem sie sägen werden. Der Reiz anderer Leute Stuhlbeine ist viel größer.
Die Säge wird erst weggepackt, wenn das ganze Radio nur noch aus einem Rechner und dem Geschäftsführer besteht.

Well formatted.
 
AW: Offener Brief von Yvonne Malak

malak & co können aber nur deshalb ungestraft mediengesetze verletzen, weil politiker und aufsichtsbehördern bewusst wegschauen.
 
AW: Offener Brief von Yvonne Malak

Zitate aus: Hört endlich auf mit der „Formatradio“-Lästerei!

.......Vorsicht, ich finde, hier wird das Eis verdammt dünn. Ca. 50% aller Deutschen hören regelmäßig Privatradio. Und diese 50% sind weder komplett verblödet, noch werden sie dazu gezwungen oder dafür bezahlt.

........Über das, was so ein Sender produziert, lässt sich vielleicht streiten. Aber ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass meistens diejenigen beim Niedermachen von Formatradio und angeblichem „Dudelfunk“ eine besonders große Klappe haben, die nie die Verantwortung für Einschaltquote, damit verbundene Umsätze und Arbeitsplätze übernehmen mussten?

......Da ist man manchmal aus verständlichen Gründen vielleicht nicht so mutig und experimentierfreudig. 10.000 Hörer pro Stunde weniger können nämlich leicht einige Arbeitsplätze kosten. Und ich kann jeden Programmchef verstehen, der alles dafür tut, seine Quote und damit das betriebswirtschaftliche Ergebnis zu optimieren, um Arbeitsplätze zu erhalten oder gar neue zu schaffen.

........Wer das verwerflich oder zum Kotzen findet, kann sich ja einen Job als Beamter suchen, Taxi fahren oder zum gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk gehen.

....... Es gibt eben auch Sender, die eine dermaßen geringe finanzielle Ausstattung haben, dass ihnen gar nichts anderes übrig bleibt, als mit jungen, unerfahrenen Leuten zu arbeiten, denen sie für den Anfang zum Beispiel Liners und klare Regeln vorgeben. Was bitte ist daran verwerflich?

Ende der Zitate.


Dumm ist sie ganz sicher nicht, sie argumentiert nur anders:

http://www.ruede-wissmann.de/index.php?option=com_content&task=view&id=15&Itemid=36
 
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