Radiosender und die Politik

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Makeitso schrieb:
Aber wenn der MDR sich entschlösse, keinen "Tatort" mehr mit Sodann zu produzieren
Dann wäre immer noch die Frage (trotz freier Tätigkeit) ob es Rahmenverträge oder ähnliches gibt.
Aber warum wieder die Erbsen zählen. Was machen wir mit einem festangestellten Radioreporter, der bei gleichzeitigem Mandat nicht mehr reportieren darf? Redaktionsdienst verrichten lassen?
 
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Tja, jetzt hat Sodann seine Kandidatur wohl zurückgezogen. Hat er sich vielleicht alles etwas anders vorgestellt. :)
 
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Makeitso schrieb:
Ich finde das (wie auch schon den "Fall" Günther Koch") absolut in Ordnung. Wer Politik machen will, soll das tun, dann aber auf die PR durch feste Rundfunkauftritte verzichten.
Nähkästchen schrieb:
Ansonsten immer dasselbe hier:
Radiokult schrieb:
"Ich wette, wenn Sodann für die CDU oder SPD angetreten wäre, hätte es 100 %ig keinen gejuckt"
Einfach mal ne These aufgestellt.
"Ich wette, wenn er Edmund Sodann heißen würde, dürfte er in Bayern weitermachen".
... Lass' uns doch die Fakten diskutieren.
Die Fakten sehen - wenn ich mich richtig erinnere - so aus, dass der BR sich annodazumal erst dann dazu entschloss, Günther Koch vor die Wahl zwischen Moderation und Kandidatur zu stellen, als die CSU ihren Einfluss im Rundfunkrat hatte spielen lassen. Zuvor hatte man beim BR an der Kandidatur Kochs nichts auszusetzen gehabt, zumal Fernsehkollege Waldemar Hartmann schon öfters auf CSU-Veranstaltungen als Moderator aufgetreten war. Die Trennlinie "Moderator auf Parteiveranstaltungen ja - Kandidatur nein" wurde erst im Nachhinein gezogen.

<small><i>Dieser Beitrag wurde nach Erinnerung geschrieben. Ich hatte keine Lust, erst noch im Internet nach Belegen zu suchen. Ein Irrtumsausschluss kann daher nicht gewährt werden.</small></i>
 
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Ich erinnere mich - zumindest was das Sendegebiet des MDR angeht - an den Knatsch um die Tussi von Kripo live, die da einst einen Auftrag des damaligen Innenministers (CDU) annahm, was ebenfalls gar nicht gut ankam.
Ansonsten muss ich - zum zweiten Mal in kurzer Zeit, verdammt.... - Makeitso recht geben: Das ist natürlich nichts, was sich in Artikeln regeln ließe, aber wenn jemand für ein politisches Amt kandidiert, muss er bei einigen Berufen feststellen, dass sie mit einem politischen Mandat nicht vereinbar sind - zumindest während des Wahlkampfes. Wenn Herr Sodann das nicht wusste, ist er verdammt naiv.
Es geht gar nicht darum, das der Tatort künftig eine PDS-Plattform sein könnte - aber Herr Sodann verkörpert dort einen Charakter, der mit der Realität möglicherweise nichts zu tun hat, damit in die Irre führt und im Vergleich mit dem Maurer oder Dachdecker wettbewerbsverzerrend wäre. Kein anderer politischer Abgeordneter dürfte - egal in welchem Zusammenhang - irgendwo Gute-Nacht-Geschichten vorlesen. Eine Kandidatur ist aber nun einmal nichts anderes als ein Wettbewerb.
Den Einwand, die Menschen müssten das unterscheiden können, würde ich gern als wahr anerkennen - ich habe aber z.B. im Zusammenhang mit dem Erfolg der Telenovelas gelesen, dass sich Alexandra Neldel geäußert hat, sie werde auf der Straße ziemlich oft als Lisa Plenske angesprochen. Insofern sieht die Realität wohl leider anders aus.
Für Journalisten gelten - meiner Meinung nach - sogar noch schärfere Regeln. Zumindest sagt mir meine Berufsauffassung, dass ich mich dafür entschieden habe, ein Stück weit über den Dingen zu stehen. Darum muss ich mich bemühen und wenn ich damit dauerhaft Erfolg haben und Kritik üben will, sollte ich den Anschein der Parteilichkeit tunlichst vermeiden - egal in welche Richtung. Ich halte es in der Konsequenz schon für ziemlich bedenklich, wenn ein Kollege bei einem Verein in seinem Verbreitungsgebiet den Pressesprecher macht. Von Parteibüchern ganz zu schweigen. Solange Medien auch eine Kontrollfunktion haben, gibt es diese Einschränkungen eben.
Im Übrigen ist es zwar ein weit verbreitetes Urteil, aber die Arbeit eines Bundestagsabgeordneten endet nicht mit Abschluss der Sitzungen im Parlament. Sie zieht vielmehr ein breites gesellschaftliches Engagement nach sich: Wahlkreisarbeit (was heißt, sich aus dem Blickwinkel der Partei/Einstellung den Problemen vor Ort anzunehmen), Repräsentatives, Arbeit im Landes-/Kreisverband, Ämter in verschiedenen Aufsichtsräten, etc. Es ist Käse zu glauben, ein Abgeordneter könne seine Rolle in der Politik einfach abstreifen. Sie ist einfachallumfassend, auch wenn das auf der Straße keiner glaubt. Auf der anderen Seite haben wir in Deutschland zwar ein freies Mandat, der Einfluss der Partei ist informell dennoch riesig. Dass jede Partei ein legitimes Interesse daran hat, sich selbst darzustellen, wird neimand abstreiten. Dass die Basis einen Abgeordneten auch mit (angedrohtem) Machtverlust abstrafen kann, wenn er das in ihren Augen nicht gut genug tut, ist ebenfalls klar. Irgendwann wird also ziemlich wahrscheinlich eine Zwickmühle kommen. Mandat oder faire Berichterstattung?!
 
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c.sc schrieb:
Eine ganz naive Frage zu #15:

Hätten MDR und Hitradio RTL Sodann nicht aus dem Programm genommen und wäre nicht zu erwarten, daß auch weitere Sender dies praktizieren, hätte er dann kandidiert?
Da braucht man nicht zu spekulieren, sondern sich nur das Interview von MDR Info anzuhören. Am Rande bemerkt glaube ich wirklich nicht, daß Hitradio RTL in diesem Zusammenhang eine Rolle spielt, auch wenn sie das wohl gern so sehen würden.


Zu diesem Thema noch eine ganz andere Geschichte: Letzte Woche hatte Paul van Dyk in seiner Sendung auf Fritz eine ausgesprochen prononcierte Bemerkung zur PDS vom Stapel gelassen. Heute (nach 21.30 Uhr, Aufnahme lief natürlich nicht mit...) kam dazu nun eine regelrechte Rechtfertigung mit Verweis auf die grundgesetzlich garantierte Meinungsfreiheit. Es hat sich also nicht versendet.

Ich könnte mir vorstellen, daß er sich da in einer Rolle des keinen journalistischen Anspruch erhebenden Schallplattenauflegers sieht. Aber kann man das so wirklich trennen?
 
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Ich finde das (wie auch schon den "Fall" Günther Koch") absolut in Ordnung. Wer Politik machen will, soll das tun, dann aber auf die PR durch feste Rundfunkauftritte verzichten.

Günther Koch war doch meines Wissens nach nur Sportreporter oder hat er auch andere Sachen gemacht? Für einen Sportreporter ist es doch sch.... egal in welcher Partei er oder wofür er Wahlkampf macht. Anders sieht da der Fall aus, wenn es um politische Berichterstattung geht.
 
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Lies doch einfach meinen Beitrag #11, da steht drin, warum das m.E. nicht geht. :rolleyes:
 
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Wer sich um einen Parlamentssitz bewirbt, ist auf die Allgemeinheit als Wähler angewiesen. Wenn er durch eine andere Tätigkeit ständig im Licht der Öffentlichkeit steht, und sei es, weil er Geschichten im Radio vorliest, hat er gegenüber den anderen Kandidaten einen unfairen Vorteil. Daß die Sender das nicht unterstützen, finde ich vollkommen richtig.
Falls du das meinst, sehe ich nicht so. Nur weil z.B. Herr Koch das Spiel Nürnber-Schalke kommentiert, hat er noch keinen Vorteil. Oder hälst du die Hörer für so blöd, dass sie sagen: Hat er aber toll kommentiert, deswegen wähle ich jetzt die SPD oder umgekehrt. Politiker eilen ja auch von einer Talkshow in die nächste und stehen daher auch immer im Rampenlicht. Eins steht auch fest: Ich habe noch keinen Sportreporter gehört, wo ich aufgrund der Reportagen raushören konnte, mit welcher welcher Partei er symphatisiert. Wäre Herr Koch für die CSU angetreten, hätte wahrscheinlich keiner was gesagt.

Einziger Vorteil wäre der Promibonus. Aber da er vorher ja auch schon relativ prominent war, kann das als Argument auch nicht herhalten.
 
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Tweety schrieb:
Oder hälst du die Hörer für so blöd, dass sie sagen: Hat er aber toll kommentiert, deswegen wähle ich jetzt die SPD oder umgekehrt.
Selbst wenn nur 10 Prozent der Hörer "so blöd" sind, hat der Kandidat schon einen erheblichen Vorteil gegenüber den anderen.

Und wie wäre es denn, wenn aus der Kandidatur ein Mandat würde? Wie sähe es mit der ansonsten doch so verpönten "Nebentätigkeit" von Abgeordneten aus? Wäre diese bei Koch oder Sodann plötzlich in Ordnung?

Wenn man solche Problemlagen vermeiden will, muß man sich klar zwischen politischer Ambition und öffentlichkeitswirksamer Berufstätigkeit entscheiden. Und das haben die beiden in Rede stehenden Herren ja auch getan.

Was im übrigen kein sehr gutes Licht auf die Ernsthaftigkeit ihres politischen Engagements wirft...
 
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Du musst die Perspektive ändern: Es geht nicht darum, dass der Sportreporter die PDS kommentieren könnte, wenn irgendwo ein Tor fällt. Aber mit dem Beruf des Politikers sind gewisse Rollenerwartungen verknüpft, Dinge, um die er sich einfach kümmern muss, was u.a. Lobbyarbeit einschließt. Die Sportlobby ist eine der stärksten. Der Journalismus arbeitet quasi entgegen gesetzt - er soll sich nicht von irgendwelchen Interessen beeinflussen lassen, was auch für Sportberichterstattung gilt. Das ist auch ohne Mandat schwer genug. Der Reporter wird sich also ständig in einem Loyalitätskonflikt befinden, denn auch seine Arbeit endet doch nicht im Kommentieren der Spiele. Da geht es auch um sportliche Themensetzung in den Nachrichten etc. Das ist doch alles hochgradig vernetzt und nicht so einfach abzusplitten.
Zweitens: Nehmen wir doch mal an, der Reporter und Abgeordnete übernimmt einen Aufsichtsratsposten in einem größeren Unternehmen. (Darum wird er definitv nicht herum kommen, denn das gehört zu den Rollenerwartungen an den Politiker.) In dieser Position kommt er ständig an Informationen, die das Unternehmen nicht gedruckt oder gesendet sehen will. Nun beanspruchen beide Seiten aber Loyalität: Der Medienbetrieb, der die Geschichte sieht. Das Unternehmen, das Nachteile befürchtet. Und dann?
Ganz abgesehen davon steht die Frage, wie glaubwürdig ein Medium ist, das über eine Sache berichtet, während in der Redaktion ein direkt betroffenes Mitglied arbeitet, dass auf die Wähler angewiesen ist. So ist es verständlich, dass das Unternehmen ein Interesse daran hat, dieses Problem zu vermeiden.
Schade, dass man so etwas erklären muss. Ich dachte, ein Journalist hätte Vorstellungen davon, was Politik umfasst und wie sie informell abläuft - aber vor allem, dass er wüsste, was sein Berufsbild an ethischen und moralischen Anforderungen mit sich bringt.
 
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radiohexe schrieb:
Schade, dass man so etwas erklären muss. Ich dachte, ein Journalist hätte Vorstellungen davon, was Politik umfasst und wie sie informell abläuft - aber vor allem, dass er wüsste, was sein Berufsbild an ethischen und moralischen Anforderungen mit sich bringt.
Da muß ich *seufz* Dir nun mal zustimmen. ;)
 
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Eine schöne Formulierung habe ich heute gehört:

"Sodann will nun doch nicht Politiker werden, er will lieber Ehrlicher bleiben" :D
 
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Der einst mächtigste Mann der Welt war Schauspieler, der Gouverneur von Kalifornien ist es heute noch. Nur in der PDS oder SPD sind sie nicht...
 
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@ Wuffi.

Hilf mir doch mal kurz auf die Sprünge - mir fallen grad die Filme nicht ein, die Reagan und Schwarzenegger während ihrer politischen Tätigkeit gedreht haben... :rolleyes:
 
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Mir würde zum Beispiel der Gastauftritt eines bestimmten Bundeskanzlers in einer ganz bestimmten Seifenoper einfallen... :p ;)
 
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Radiokult,
dieser "bestimmte Bundeskanzler" war zum damaligen Zeitpunkt nicht bundesdeutscher Regierungschef, sondern noch Ministerpräsident des Landes Niedersachsen.
Ansonsten empfehle ich zum Sodann´schen Thema:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,364331,00.html

Wie reagiert RTL Sachsen denn nun? Rudern die Kollegen zurück oder wird das Thema jetzt totgeschwiegen? Hat Radio Brocken auch schon was verlautbaren lassen?
 
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Es gab vor nicht all zu langer Zeit die Umfrage mit dem Tenor: "Wen würden Sie am liebsten als Bundeskanzler sehen...?" Gewonnen hat Günther Jauch gefolgt von Thomas Gottschalk... Ja.... die Wähler sind so blöd. "Den kenn ich... den find ich nett, den wähl ich". 90 % der Wähler haben von Politik, Hintergrund und Zusammenhängen keinen Dunst. (Meine persönliche aber wahrscheinlich wissenschaftlich unhaltbare Meinung). Ich will als bekennender Demokrat nicht soweit wie Dieter Nuhr gehen, der einmal gesagt hat: "Das Wahlrecht wurde zu leichtfertig vergeben...". Aber in diesem Zusammenhang und mit dieser Sichtweise hat Jürgen Kaul sehr recht, diesen Kerl vom Sender zu nehmen. M.E. haben die Herren Lafontain und Gysi als eloquente Gesprächspartner bei vielen Programmmachern (Radio wie TV) ohnehin eine viel zu grosse Plattform, bei der auf dem Altar der Unterhaltung und Quote die Realitäten leichtfertig geopfert werden. Genau wegen dieser Schauspieler und Geschichtenerzähler kommt eine PDS im Osten auf 30 % und mehr...
 
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Doch. Die Ansicht ist wissenschaftlich haltbar. Was man immer daran sieht, dass die Umfragewerte ganz anders aussehen, wenn gefragt wird: "Könnten Sie den Bundeskanzler direkt wählen, bei wem würden Sie Ihr Kreuz machen?". Da liegt Schröder immer noch vorn. Viele Wahlen sind Persönlichkeitswahlen. Ob das die Menschen blöd macht, würde ich allerdings nicht beurteilen wollen.
 
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