AW: Radiosender und die Politik
Ich erinnere mich - zumindest was das Sendegebiet des MDR angeht - an den Knatsch um die Tussi von Kripo live, die da einst einen Auftrag des damaligen Innenministers (CDU) annahm, was ebenfalls gar nicht gut ankam.
Ansonsten muss ich - zum zweiten Mal in kurzer Zeit, verdammt.... - Makeitso recht geben: Das ist natürlich nichts, was sich in Artikeln regeln ließe, aber wenn jemand für ein politisches Amt kandidiert, muss er bei einigen Berufen feststellen, dass sie mit einem politischen Mandat nicht vereinbar sind - zumindest während des Wahlkampfes. Wenn Herr Sodann das nicht wusste, ist er verdammt naiv.
Es geht gar nicht darum, das der Tatort künftig eine PDS-Plattform sein könnte - aber Herr Sodann verkörpert dort einen Charakter, der mit der Realität möglicherweise nichts zu tun hat, damit in die Irre führt und im Vergleich mit dem Maurer oder Dachdecker wettbewerbsverzerrend wäre. Kein anderer politischer Abgeordneter dürfte - egal in welchem Zusammenhang - irgendwo Gute-Nacht-Geschichten vorlesen. Eine Kandidatur ist aber nun einmal nichts anderes als ein Wettbewerb.
Den Einwand, die Menschen müssten das unterscheiden können, würde ich gern als wahr anerkennen - ich habe aber z.B. im Zusammenhang mit dem Erfolg der Telenovelas gelesen, dass sich Alexandra Neldel geäußert hat, sie werde auf der Straße ziemlich oft als Lisa Plenske angesprochen. Insofern sieht die Realität wohl leider anders aus.
Für Journalisten gelten - meiner Meinung nach - sogar noch schärfere Regeln. Zumindest sagt mir meine Berufsauffassung, dass ich mich dafür entschieden habe, ein Stück weit über den Dingen zu stehen. Darum muss ich mich bemühen und wenn ich damit dauerhaft Erfolg haben und Kritik üben will, sollte ich den Anschein der Parteilichkeit tunlichst vermeiden - egal in welche Richtung. Ich halte es in der Konsequenz schon für ziemlich bedenklich, wenn ein Kollege bei einem Verein in seinem Verbreitungsgebiet den Pressesprecher macht. Von Parteibüchern ganz zu schweigen. Solange Medien auch eine Kontrollfunktion haben, gibt es diese Einschränkungen eben.
Im Übrigen ist es zwar ein weit verbreitetes Urteil, aber die Arbeit eines Bundestagsabgeordneten endet nicht mit Abschluss der Sitzungen im Parlament. Sie zieht vielmehr ein breites gesellschaftliches Engagement nach sich: Wahlkreisarbeit (was heißt, sich aus dem Blickwinkel der Partei/Einstellung den Problemen vor Ort anzunehmen), Repräsentatives, Arbeit im Landes-/Kreisverband, Ämter in verschiedenen Aufsichtsräten, etc. Es ist Käse zu glauben, ein Abgeordneter könne seine Rolle in der Politik einfach abstreifen. Sie ist einfachallumfassend, auch wenn das auf der Straße keiner glaubt. Auf der anderen Seite haben wir in Deutschland zwar ein freies Mandat, der Einfluss der Partei ist informell dennoch riesig. Dass jede Partei ein legitimes Interesse daran hat, sich selbst darzustellen, wird neimand abstreiten. Dass die Basis einen Abgeordneten auch mit (angedrohtem) Machtverlust abstrafen kann, wenn er das in ihren Augen nicht gut genug tut, ist ebenfalls klar. Irgendwann wird also ziemlich wahrscheinlich eine Zwickmühle kommen. Mandat oder faire Berichterstattung?!