Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

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Ummiflummi

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Hallo,

ich hätte mal eine kurze Frage (warscheinlich werde ich hier gleich auseinandergenommen, aber egal :D ):
Wo liegt denn der Unterschied zwischen einer gebauten Reportage und einem gebauten Beitrag?? Nur darin, dass man bei der Reportage im Prinzip diese "vor Ort Berichterstattung" macht, oder auch inhaltlich oder zeitlich??

Grüße
Ummiflummi
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

Bei einem gebauten Beitrag werden die Zwischenparts vom Redakteur im Studio eingesprochen und in den O-Tönen bleibt die Stimme der Reporters weg. Bei einer Bandreportage spricht der Reporter auch vor Ort ins Bandgerät bzw MP3-Recording-Gerät ein. Zum Anderen kann eine Bandreportage länger und ausführlicher oder gar ein Feature sein. (Das hängt allerdings vom Sender und Format ab - Im Privatfunk halten immer mehr die sogenannten "moderierten O-Töne" Einzug.)
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

Vielmehr sollte man den Unterschied zwischen einer gebauten Reportage und einer anderen Reportage erklären!
Eine Live-Reportage heißt in der Regel eine Live-On-Tape-Reportage zu machen bzw. im Falle einer Liveschaltung das On-Tape weglassen. D.h. der Autor als Beobachter schildert seine Eindrücke, umgibt im Idealfall das alles mit Atmo, schildert, das er jetzt zu einer wichtigen Person geht, die er befragen will. Spricht Zwischentexte vor Ort ins Mikro. Das Ganze wird ggf. zusammengeschnitten.
Eine gebaute Reportage bedeutet, O-Töne, auch Geräusche, aufzunehmen. Zwischentexte werden im Studio gesprochen und im Idealfall mit Atmo unterlegt. Dabei können die O-Ton-Elemente alles umfassen: Geräusche, Stimmungen, Interviewelemente, in dem der Autor auch als Interviewer wahrgenommen wird.
Die Länge der Reportagen ist für das Format unerheblich. Es ist allerdings wenig sinnvoll, eine 2-Minuten-Reportage zu produzieren. Das geht meist daneben, weil zu kurz. Man braucht ja Zeit, um Eindrücke zu schildern.
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

Hallo,

dankeschön, genau das wollte ich wissen. Es geht also hauptsächlich um die Atmosphäre. Jetzt muss ich nur noch abklären, welche Art Reportage denn gewünscht ist..
Noch eine Frage hätte ich aber: ist das dann aus der "Ich-Perspektive"? Im Sinne von "ich steh hier, es wundert mich, etc...."?? Oder hält man das eher allgemein??
@Sachsenradio: du sagst zwar "der Autor", aber ich weiß halt nicht in wie weit da die Reportage mit der Berichterstattung verschwimmt, da bei meinen Angaben hier ausdrücklich gesagt wird, das es kein "nüchterner Bericht" sein soll...

Grüße
Ummiflummi
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

Eine Reportage ist grundsätzlich atmosphäriger, spielt mehr mit Eindrücken, während ein Beitrag im wesentlichen nur Inhalte transportiert. Oder wie mir mal jemand sagte: "Reportage ist Arbeit, Beitrag ist Streß."

Gruß TSD
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

Ummiflummi schrieb:
Hallo,


Noch eine Frage hätte ich aber: ist das dann aus der "Ich-Perspektive"? Im Sinne von "ich steh hier, es wundert mich, etc...."?? Oder hält man das eher allgemein??

Grüße
Ummiflummi

Aus meiner Erfahrung würde ich "ich" nicht kategorisch ausschließen, aber sehr sparsam damit umgehen. Auch wenn Du es vielleicht nicht egomanisch meinst, kommt es beim Hörer (und vor allem bei den Vorgesetzten ;) ) nicht so gut an, sich in den Mittelpunkt zu stellen.

Die großen "Ich"-Reportagen, deren Zeit aber vorbei ist, sind z.B. die alten Hörfunkfeatures von Scholl-Latour oder Peter von Zahn: "Ich hatte am anderen Morgen Gelegenheit, dem alternden Ayatolla meine Weltsicht zu vermitteln, bevor ich mich mit meinem Leih-Kamel auf die Spuren der Karawane...usw..."
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

Die "Ich"-Form geht dann auch mehr in Richtung Erzählungen oder "meine Geschichte".
Ich würde dann eher unpersönlich bzw. in der 3. Person erzählen. "Der Laden ist klein, mehr als 3 Kunden haben hier keinen Platz. Verkäuferin Helga Müller hat schon viele Prominente hier bedient, u.a. auch Bill Clinton. OT: Naja, da war natürlich viel los, viel Polizei. Und als er dann reingekommen ist, hat er gefragt, welche Souvenirs am häufigsten gekauft werden und hat sich dann für einen Wanderstock entschieden.
Wanderstöcke gehen gut, aber auch Sonnenbrillen und Eis. Eis, das Helga Müller selbst herstellt."
usw. usf.
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

Wunderbar, so wirds gemacht. :D
Dankeschööön

Grüße
Ummiflummi
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

Je mehr "ICH" in der Reportage desto mehr Personality... Also warum nicht? Auch im Beitrag kommt so etwas immer gut an. Und ich glaube auch, dass es dem Hörer besser gefällt, weil es echt klingt. Aber so etwas ist von Sender zu Sender unterschiedlich...


@Sachsenradio2: Die Kunst ist es, auch in weniger als 1:20 min. eine geile gebaute Reportage zu produzieren. Wir machen schließlich kein Fernsehen sondern Radio. Und da muss alles kurz und knackig sein, sonst schalten die Hörer ab.
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

Hatte er nicht ursprünglich nach dem Unterschied zwischen BmE und Rep gefragt? Der hat wenig mit der Perspektive oder der Atmo zu tun. Der Unterschied liegt im Inhalt.
BmE: Fakten, Fakten, Fakten.
Rep: Beschreiben, Beschreiben, Beschreiben!
Die Reportage, egal ob Band-,Live- oder gebaute Reportage lebt von der Beschreibung einer oder mehrerer Situationen, in die die Hauptprotagonisten (wer oder was auch immer das sein mag) geraten und die sie zu meistern haben. Der Reporter ist das 'Auge' des Hörers. Im Fernsehen würde man jetzt sagen: 'Ganz dicht dran!'. Entsprechend die Töne: So weit wie möglich sollten sie aus einer 'Situation' heraus entstehen, also während jemand etwas tut.
Beim 'normalen' Beitrag geht es um Hintergründe, weniger um Beschreibungen; da darf der O-Tongeber alles trocken erklären.
Das ist der eigentliche Unterschied - Aber ich gebe zu, die Grenzen sind fließend ...
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

kk schrieb:
Hatte er nicht ursprünglich nach dem Unterschied zwischen BmE und Rep gefragt?
ähm...sie. Kann man ja nicht wissen..;) .
Aber wenn ich etwas beschreibe, geht das dann nicht schon wieder in die trockene Berichterstattung? Ich kann mir schon vorstellen, wie du das meinst, aber nehmen wir mal ein Beispiel: wenn ich jetzt mit der Müllabfuhr mitfahren würde, die machen ja die ganze Zeit etwas, Hintergrundgeräusche sind auch dabei und im Prinzip könnte mir Mr. Müllmann erklären, was er da gerade tut. Atmo, Beschreiben, alles dabei.
Wenn ich aber mit einem Hotelmanager sprechen will (wäre es in meinem Fall) ist es doch so, dass der Typ nunmal fast immer im Büro sitzt. Klar, ich könnte ihn in die Empfangshalle stellen, dann hab ich auch Atmo, aber irgendwie "tut" er ja nichts, er erzählt mir nur dass, was ich wissen will....füttert mich also im Prinzip mit Fakten.
Irgendwie bin ich ein bischen verwirrt.....:rolleyes:

Grüße
Ummiflummi
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

kk schrieb:
Hatte er nicht ursprünglich nach dem Unterschied zwischen BmE und Rep gefragt?

Hatte sie, jedoch erweiterte sie ihre Frage in Posting 4. Darauf haben wir geantwortet.
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

Der Manager sitzt doch aber nicht die ganze Zeit im Büro. Er läuft doch sicher mal durch's Haus oder sein Telefon klingelt...
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

@Sachsenradio: das ich mich also im Prinzip an ihn komplett dranhänge und die ganze Zeit mal das Band laufen lasse?? Auch wenn es mit dem konkreten Thema dann nichts zu tun hat?? Bsp: er gibt Anweisungen an Angestellte oder ähnliches?? Stimmt, das gibt dem ganzen dann natürlich Atmosphäre, doch soweit muss ich den erst mal kriegen. War ja schon ein Gedöns mal nen Termin zu bekommen, wenn ich jetzt noch "sein Schatten" werde, kriegt er glaub ich Probleme damit. Ich hab ja eigentlich schon im Kopf, wie meine Reportage aussehen soll (wen ich gerne drin hätte, etc.), aber an der Umsetzung haperts halt noch, weil ich im Hintergrund nicht unbedingt den großen Namen habe, der alle Türen öffnet, und darum einfach nicht jeden kriegen kann. Dass ich den Termin bei dem Hoteldirektor habe, ist für mich schon fast ein kleines Wunder.

Mal kurz Thema anreissen, damit ihr auch wisst, was ich eigentlich vorhabe: Ich geh in ein Hotel, das Mannschaftsquartier während der WM ist.
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

Es kommt doch drauf an! Du solltest nie Mittel um ihrer selbst Willen einsetzen und erst klären, worum es in dem Stück geht. Sprich: Willst Du nur die Karriere des Managers nachzeichnen oder sein großzügiges Schaffen in verschiedenen Stiftungen, dann reicht gut und gerne der BmE - ein paar O-Töne von ihm in seinem Büro und fertig. Zeigt er Dir das Haus mit Großküche, Wäscherei und Klimazentrale, dann mach 'ne Reportage draus.

Gruß TSD
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

Ummiflummi schrieb:
Mal kurz Thema anreissen, damit ihr auch wisst, was ich eigentlich vorhabe: Ich geh in ein Hotel, das Mannschaftsquartier während der WM ist.

Und was interessiert dann den Hörer? Wohl nicht das Geschirrklimpern. Diese Reportage kann inhaltlich, je nachdem welche Mannschaft ihr Quartier im Hotel bezieht, sehr brisant sein. Da braucht es m.E. keine Atmosphäre drum herum. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Die iranische Mannschaft z.B. schlägt ihr Quartier am Bodensee auf... Der Manager dieses Hotels ist mit Sicherheit hoch auf dieses Thema sensibilisiert....

bermavino
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

...oder Du nimmst ein Kind mit, das in der C-Jugend eines kleinen Vereins im Sendegebiet spielt. Das kriegt alles erklärt und darf einen halben Tag wie ein Nationalspieler im Hotel verbringen, eben wie die "Stars" später - und Du hältst das Mikro hin.
(Ist so die Variante "erklär's mir, als ob ich 12 Jahre alt wäre"...)
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

Entschuldige das 'er' ...

Es kommt auf Deinen Auftrag an: Du sollst eine Reportage liefern? O.k., dann erzähl, wie das Hotel im Fußballfieber ist. Dann rennt natürlich der Chef durchs Haus und kontrolliert, ob alles Tip-Top ist und auch genügend Spagetti im Lager liegen(Sportler-Aufbaukost). Dann will man auch Türen quietschen hören. Und - laß ihn nicht DEINEN Job machen - nicht Dein O-Ton-Partner hat zu beschreiben, sondern Du! Du zeigst die Menschen in Aktion - das ist der Auftrag im Rahmen einer Rep. Da mußt Du natürlich nicht die ganze Zeit das Mikro hinhalten. Nur manchmal, wenn Dein Hotelchef eben mal mit jemandem redet, Geräusche produziert etc.
Ach ja - und vergiß nicht die anderen Angestellten im Hotel - gibts da nicht vielleicht sogar 'nen Schuhputzservice? Wär doch mal was - bei Fußballern ...
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

Und der Koch, der evtl. schon über'm Speiseplan sitzt und schaut, woher er besonders seltene exotische Kost her bekommt. Die hoteleigene Security, die sich auf ein Medienaufgebot einstellt...
Das setzt aber voraus, das du dem Hotel auch deine Vorstellungen mitteilst. Du willst ne Reportage mahcen, deshalb willst du das und das so machen.
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

Danke Leutz für die vielen Inspirationen, langsam aber sicher bekommt meine Reportage auch schon ein Gesicht. Ich hab mir wirklich Sorgen gemacht, dass ich das nicht hinbekomme, schließlich bin ich was Reportagen betrifft nicht besonders erfahren. Beiträge hab ich schon wie Sand am Meer fabriziert, war auch schon öfter mit Menschen unterwegs in ihrem Alltag, aber ne Reportage hab ich irgendwie nie draus gemacht.
Durch Recherche hab ich auch schon rausgekriegt, das der Küchenchef eigens Zeug aus dem Land einfliegen lässt. Es geht übrigens um Costa Rica. Außerdem wollte ich dann auch mal testen, ob die Angestellten denn schon des Spanisch mächtig sind....das wird ein Spaß, hab mir schon die wichtigsten Floskeln rausgeschrieben, ich Spanischkrüppel ich :D
Morgen ist nochmal ein planendes Telefonat mit dem Hotelheinz vorgesehen, dann werd ich ihm einfach mal meine Vorstellungen präsentieren. Ich muss wirklich sagen aus dem "Ach Gottchen, muss das sein?" wird langsam aber sicher ein "Das wird richtig spaßig". Ich werde euch natürlich auf dem Laufenden halten, wie alles geklappt hat....und ob es überhaupt klappt. :D

Danke nochmal

Grüße
Ummiflummi
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

...wobei ich anmerken muss, dass es mitunter bei andren Themen auch besser ankommt, zumindest beim Hörer, statt nem BmE eine Reportage zu machen. Kommt nur drauf an, wie lange ein Beitrag maximal sein darf. Was ist denn die zeitliche Obergrenze?
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

Maximallänge liegt bei 5 Minuten. Aber es soll eine Reportage sein....laut Angaben. Sagen wir es so: Ich soll aufpassen, DASS es auch eine Reportage wird und kein gebauter Beitrag....sagen die jedenfalls.
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

Nu mit 5 Minuten ... da biste doch gut dabei. Da läßt sich einiges machen! :)
 
AW: Unterschied zwischen gebauter Reportage und gebautem Beitrag?

Das heißt für Dich (unter anderem): jege Menge Atmos aufnehmen, und zwar nicht nur mal zehn Sekunden, sondern ruhig ein, zwei Minuten stehenlassen. Bei Hintergrundgeräuschen ran an den Sprecher mit dem Mikro. Aufpassen auf Kabelgekruschpel, und auch im Zimmer gehört ein Windschutz aufs Mikro!

TSD (aus leidvoller Erfahrung)
 
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