AW: Schleichwerbung bei den Privaten: heute, 17.7., TV-Thema bei Frontal21
Hallo in die Runde!
Fronatal 21 stand vor zwei Wochen plötzlich vor unserem Büro. Das sie ne vorgefertigte Meinung hatten war ziemlich offensichtlich. Mein Hinweis, dass das Unternehmen das über Agenturen zur Zeit die meisten O-Töne und Beiträge produzieren lässt das ZDF sei, wurde etwas „verwirrt“ zur Kenntnis genommen. Auch wir haben schon für das ZDF produziert. Das Interview haben wir mit Wissen der frontal21 Redakteure mitgeschnitten. Hier die 1:1 Abschrift:
Liebe Grüße
Julian
FRONTAL 21 Interview vom 3. Juli 2007
Frontal21:
Herr Patzak, Sie produzieren Hörfunkbeiträge, in denen Schleichwerbung ist – so zumindest sehen es die Medienwächter. Was sagen Sie dazu?
Ich bin mit dem Vorwurf der Schleichwerbung ein bisschen vorsichtig: Die Inhalte die wir herstellen und den Radiosendern zur Verfügung stellen, diese Inhalte beinhalten Informationen, die Firmen ganz normal auch als Pressemitteilung herausgeben. Und so wie eine Firma eine Pressemitteilung beispielsweise an ein Printmedium gibt, geben wir der Firma die Möglichkeit in Audioform auch direkt an den Radiosender zu geben, das ist nichts anderes. Schleichwerbung wäre es dann, wenn der Radiosender dafür Geld bekommt, das er das ausstrahlt, was wir ihm geben und er es dann ungefiltert ausstrahlen würde. Da sind wir dagegen, das machen wir nicht.
Frontal21:
Aber dennoch: Sie nennen in Ihren Hörfunkbeiträgen Firmen wie eBay, iPod, Goodyear und machen auch Gewinnspiele mit versteckter Werbung, unter Namensnennung. Sie kassieren dafür Geld, Sie machen Geld mit unlauterem Wettbewerb! Und Sie verstoßen, zumindest Ihre Radiobeiträge, wenn sie gesendet werden, gegen den Rundfunkstaatsvertrag.
Wer sagt das? Das wir mit unseren Beiträgen dagegen verstoßen würden?
Frontal21:
Es ist nicht erlaubt in redaktionellen Beiträgen Firmennamen zu nennen – als einzige Firmennamen – es ist nicht erlaubt Experten zu Wort kommen zu lassen, die wirklich wiederum Firmennamen nennen, das ganze verstößt gegen....
Ich kann in einem Beitrag, das macht auch das ZDF, und das ist gut so. dass es das macht, ich kann in einem Beitrag einen Firmennamen nennen. Und ich kann auch einen Sprecher von einer Firma zu Wort kommen lassen in irgendeinem Fernsehbeitrag, in irgendeinem Radiobeitrag. Wir stellen Material zur Verfügung, was Firmen sonst per Pressemitteilung zur Verfügung stellen, stellen wir in Audioform zur Verfügung. Die Entscheidung, ob ein Beitrag gesendet wird oder nicht, die trifft der Redakteur, der Verantwortliche. Der kann sagen ‚Ich sende diesen Beitrag nicht’, wenn er es für sich verantworten kann und für seinen Radiosender, dann ist es die journalistische Entscheidung des Redakteurs den Beitrag zu senden oder nicht zu senden. Von uns aus gibt es kein Mittel, indem wir sagen der Redakteur kriegt Geld dafür oder der Radiosender kriegt Geld dafür wenn er den ein oder anderen Beitrag ausstrahlt – es ist die freie journalistische Entscheidung des einzelnen, verantwortlichen Redakteurs.
Frontal21:
Aber SIE verdienen damit Geld, nämlich mit dem unlauteren Wettbewerb. Denn wenn die Radiosender das bringen unter Namensnennung ist es unlauterer Wettbewerb!
Wir verdienen kein Geld mit unlauterem Wettbewerb.
Frontal21:
Indem die Radiosender Ihre Produkte senden!
Nein, wir verpflichten ja keinen Radiosender unsere Produkte, unsere Beiträge zu senden. Genau so, wie eine Fotoagentur oder eine Presseabteilung keine Zeitung verpflichtet, die Produktfotos abzudrucken. Und dann könnten Sie ja auch Volkswagen vorwerfen, nur weil Volkswagen beispielsweise einer Tageszeitung ein Foto schickt, können Sie Volkswagen vorwerfen, Volkswagen verdient Geld mit unlauterem Wettbewerb. Das ist ja auch nicht so.
Frontal21:
Aber Sie verdienen Geld damit, wenn’s gesendet wird!
Wir machen nicht mehr Geld damit wenn es gesendet wird, als wenn es nicht gesendet wird.
Frontal21:
Also Sie sagen, die Radiosender sind schuld, wenn Schleichwerbung über den Äther geht, aber Sie produzieren die Schleichwerbung.
Nein, das haben Sie gesagt. Ich sage, wir stellen Material zur Verfügung, der Redakteur entscheidet ob es gesendet wird und das - und das ist ganz wichtig – entscheidet er frei heraus.
Frontal21:
Aber dennoch: Sie verdienen Geld mit unlauterem Wettbewerb.
Nein.
Frontal21:
Sie sind Journalist...
Nein, nein, nein. Ich war Journalist, ich habe journalistisch gearbeitet. Und das was ich jetzt mache ist kein Journalismus mehr. Das ist redaktionelle Arbeit.
Frontal21:
Die Vermischung von Werbung und redaktioneller Berichterstattung wird angeprangert im Bericht der Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen. Da werden Sie auch als Negativbeispiel genannt. Wie stellen Sie sich dazu?
Wir werden nicht als Negativbeispiel genannt, wir als ein Beispiel dort genannt unter vielen. Diese Studie ist leider, weil es Zeit war für so eine Studie, sie ist leider handwerklich nicht in Ordnung. Es gibt viele Beispiele, wo Zahlen, die öffentlich zugänglich sind, einfach nicht stimmen, das betrifft nicht nur uns, das betrifft auch viele Unternehmen. Sie ist einfach nicht sauber recherchiert. Das ist sehr, sehr schade, weil die Zeit reif wäre darüber ganz offen zu diskutieren. Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem was wir machen und zwischen dem was in Sachen PR und Fernsehen gelaufen ist, Product-Placement, wo Geld geflossen ist an die Anstalten, bzw. dort an Produktionsfirmen, da gibt es einen großen, großen Unterschied, das wäre schön, wenn man das mal klarstellen würde. Wir machen nichts anderes als Inhalt für ein Medium zur Verfügung zu stellen, was wir vorher produziert haben, so wie jeder Fotograf, der für eine Pressemitteilung eines Unternehmens ein Foto schießt, wo er dann natürlich auch hofft, dass das gedruckt wird – und trotzdem mach dieser Fotograf sein Geld nicht mit unlauterem Wettbewerb.
Frontal21:
Ihre werblichen Hörfunkbeiträge...
(unterbricht) Die Hörfunkbeiträge sind nicht werblich!
Frontal21:
Ja, da wird doch...
...sie sind informierend.
Frontal21:
Wenn immer nur eBay genannt wird, das soll nicht werblich sein!?
Also wenn Sie einen Beitrag über eBay machen und eBay nicht nennen, haben Sie einen schlechten Beitrag gemacht....
Frontal21:
Das war „Weihnachtseinkauf“ und in diesem Beitrag „Wie kann man Weihnachtsgeschenke eintauschen“ wird kein einziger Anbieter genannt, wird nur eBay genannt – das ist werblich.
Es ging in dem Beitrag darum, Weihnachtsgeschenke bei eBay zu kaufen. Und wenn ich dann eBay nicht nenne, dann hab ich ja was falsch gemacht.
Frontal21:
Die Anmoderation war nicht „Weihnachtsgeschenke bei eBay“. Die Anmoderation war „Wie kann man Weihnachtsgeschenke tauschen“!
Ja...im Internet tauschen. Wo wollen Sie das denn anders machen als bei eBay.
Frontal21:
O.k. Nochmal, auch Medienexperten gehen davon aus, dass es Schleichwerbung ist. Die Landesmedienanstalt redet davon, das ist ein Verstoß gegen das Wettbewerbsrecht, ein Verstoß gegen den Rundfunkstaatsvertrag, wenn redaktionelle Berichterstattung und Werbung vermischt wird. Was sagen Sie zu diesen Vorwürfen?
Ich möchte, dass wir unterscheiden und das die Landesmedienanstalten auch ganz explizit unterscheiden, ob diejenigen, die etwas veröffentlichen, in dem Fall die Radiosender oder im Printbereich die Zeitungen oder beim Fernsehsender die einzelnen Fernsehsender, ob die für die Ausstrahlung von bestimmten Inhalten Geld oder andere Zuwendungen kriegen. Wenn sie das kriegen, dann gebe ich denen Recht! Aber in dem Fall kriegen sie es nicht! Es ist nach wie vor die Entscheidung, übrigens nicht die Entscheidung des Verkäufers, oder des Geschäftsführers des Radiosenders, sondern des Redakteurs, der seine Sendung vorzubereiten hat, ob etwas reinkommt oder nicht. Ich war selbst Redakteur, Moderator. Ich habe mich ziemlich geärgert, als von der Verkaufsabteilung des Radiosenders es häufig hieß, die und die Geschichte müssen wir dort und dort platzieren, das ist verkauft – und meine ganze Sendung war im Arsch. Da hatte ich nicht die Freiheit zu entscheiden. In dem Moment gebe ich den Landesmedienanstalten recht, aber in dem Punkt was uns angeht nicht!
Frontal21:
Aber Sie nutzen genau die Schwächen der Rundfunksender, die zu knapp personell besetzt sind?
Was heißt: Wir nutzen die Schwächen? Wir stellen etwas zur Verfügung. Wenn die Welt am Sonntag ein Foto vom neuen Golf V veröffentlicht, was von Volkswagen zur Verfügung gestellt wurde, nutzen die das auch. Und dazu kommt noch eine andere Sache: Schauen Sie, wir arbeiten für Auto Bild, für Computer Bild, für eBay. Die kriegen Anfragen von Radio-Sendern zu bestimmten Themen, die machen Telefon-Interviews mit denen. Wir können den Radiosendern das Material in einer Studio-Qualität liefern, weil wir Musictaxis dort installiert haben. Praktisch so etwas wie Standleitungen. Das sie es in einer ganz anderen Qualität haben.
Frontal21:
Okay. Sie produzieren Hörfunkbeiträge über Winterreifen, über Ganzjahresreifen, und nennen nur eine Firma, nämlich die Firma Goodyear. Ist das Schleichwerbung oder nicht?
Das ist ein Hörfunkbeitrag gewesen, in der Pressemitteilung von Goodyear wird Michelin auch nicht erwähnt worden sein.
Frontal21:
Wenn der Hörfunksender das nicht sendet, dann ist ja ihr Markt kaputt, dann verdienen Sie ja kein Geld mehr.
Wenn Sie keiner mehr guckt, was nicht passieren wird, können Sie auch nicht mehr Frontal21 senden. Klar, logisch!
Frontal21:
Nein, aber Sie sagen ja, die Redaktionen sind die Verantwortlichen für die Schleichwerbung die gesendet wird.
Nein, das habe ich nicht gesagt. Ich habe nicht gesagt, dass die Redaktionen Schleichwerbung senden. In dem Moment, wo der Redakteur entscheidet, er sendet es, ist es keine Schleichwerbung mehr. Weil, er hat dann als Journalist entschieden, dass er einen Beitrag sendet. In dem Moment ist das für mich keine Schleichwerbung mehr. Weil, er hat keinen Vorteil dadurch, dass er es sendet.
Frontal21:
Aber es werden Beiträge gesendet mit einzelnen Namensnennungen und ausschließlich einzelnen Firmen....
Wenn ich über eBay berichte, dann berichte ich über eBay.
Frontal21:
Wenn ich über Winterreifen berichte, berichte ich aber nicht nur über eine Firma...
Wir berichten auch über Winterreifen und haben dort zehn, 12 Firmen genannt.
Frontal21:
Nicht auf Ihrer aktuellen Internetseite.
Auto Bild macht einmal im Jahr ....
Frontal21:
Wir reden jetzt über den Beitrag "Ganzjahresreifen", da ist nur Goodyear genannt.
In diesem einen Beitrag war das eine Produktion für Goodyear und wie in der Pressemitteilung wird da natürlich auch nur Goodyear genannt. Genau, logisch!
Frontal21:
Ist das keine Schleichwerbung?
In dem Fall, in dem der Redakteur entscheidet, er findet den Beitrag journalistisch ausgewogen, in dem der Redakteur es entscheidet, ist es keine mehr.
Frontal21:
Aber Sie verdienen mit dieser Schleichwerbung!
Noch mal: Es ist für mich keine Schleichwerbung!
Frontal21:
Wenn nur eine Firma genannt wird.
Es ist für mich keine Schleichwerbung, wenn ein Journalist entscheidet, er ist der Meinung, der Beitrag ist inhaltlich in Ordnung und er sendet ihn, dann ist es für mich keine Schleichwerbung. In dem Moment wo ich sage, es wäre Schleichwerbung, würde ich den journalistischen Ethos des Redakteurs in Frage stellen.
Frontal21:
Und dann wäre Ihre Arbeit hinfällig und Sie würden nichts mehr verdienen?
Genau.
Frontal21:
Also machen Sie Geld mit unlauterem Wettbewerb?
Diese Frage hatten wir schon! Genau die Frage hatten wir schon.
Frontal21:
Ja, ich muss ja ansetzen.
Ja, aber wenn ich nicht die richtigen Antworten geben kann, die Sie haben wollen, kann ich auch nichts für. Wir haben genau das Thema schon gehabt.
Frontal21:
Also, darauf wollen Sie nicht antworten?
Doch, spulen Sie das Band zurück. Wollen wir es zurückspulen und es uns angucken?
Frontal21:
Sie haben nicht geantwortet, sie reden ja über andere Dinge. Also, ich stell Ihnen ganz klar die Frage: Machen Sie Geld mit unlauterem Wettbewerb?
Wenn Sie die Frage nicht so stellen und ich sie beantworte und Sie die Antwort nicht mögen, kann ich da nichts für. Aber ich sag deswegen nichts anderes, auch wenn Sie die Frage zum vierten Mal stellen.
Hmh, gut, dann bis zu dieser Stelle.