"Latrinenfunk" Folge angeblich geänderten Hörverhaltens?

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XXLFunk

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Immer wieder wird hier behauptet, geändetes Hörverhalten sei ursächlich für das heutige, in Deutschland vorherrschende Konzept einer Kombination aus infantilem Kasperltheater, Abzockspielchen und einer Minirotation der ausgelutschtesten Hits aller Zeiten.

Blenden wir zunächst zurück: Zu Beginn der Achziger gab es nur die Öffis und die zumeist ausländische kommerzielle Konkurrenz. Letztere angeführt durch das äusserst erfolgreiche Radio Luxemburg. Ohne eine Frequenz vor Ort erreichte RTL damals allein in NRW die Hälfte aller Haushalte. Das Programm bestand aus humoristischen Einlagen ("Puhvogels"), Spielen (als erfolgreichste Show dieser Art die Ü-Wagen- Sendung "RTL 12 Uhr mittags"), Infos (abends das aktuelle zweistündige Magazin "Take Five), Talk ("Nachgefragt") und zahlreiche Musiksendungen, die nach 19.00 auch spezielle Rock- und Country- Shows umfasste).

Darauf reagierte die neue private Konkurrenz aus Deutschland mit regionalen, leicht angepassten Kopien. Damals war die musikalische Vielfalt zwar nur bedingt mit der von RTL vergleichbar. In der Regel sendeten Stationen wie RPR 1 aber zumindest ein breites (Hot) AC- Format.
Auf längere Wortstrecken, wie z.B. mittags bei RTL üblich, wurde tendenziell verzichtet. RTL kam damals mit 5 - 6 Musiktitel stündlich aus.
Nichtsdestotrotz gab es auch bei RPR 1, die ich als geografisch nächstliegende, damals neue private Konkurrenz zu RTL als Beispiel beibehalte,
spürbar Wort jedweder Art, darunter nachmittags sogar ein dichtbepacktes, einstündiges aktuelles Tagesmagazin.
Das und der erfolglose Versuch, schnell eigene Frequenzen in Deutschland zu bekommen, führte zum Zusammenbruch von RTL.
RPR 1 hatte schnell bis zu 400.000 Hörer stündlich. Das später gestartete Schlagerprogramm RPR 2 lieferte weitere 300.000 Hörer in der Stunde.

Mit billigen Jungmoderatoren, null harter Info und einer musikalischen Einheitsgrütze ist damals keiner angetreten.
Erst als die Privaten ihr Terrain abgesteckt hatten, begann Mitte der Neunziger der Versuch, mit immer weniger Aufwand Geld aus ihren Stationen herauszuziehen.

Ausschliesslich darum geht es. Nicht um die Frage, ob dem Hörer die Einheitsgrütze gefällt. Die MA fragt auch nicht nach Gefallen, sondern woran sich der Hörer erinnert.
Deshalb die Gehirnwäsche, die mit im Minutentakt versendeten Claims sowie inhaltslosen Spielchen das Hirn der Hörer durchdringen bzw. diese bei der Stange halten (durch Gewinnaussicht quasi kaufen) soll. Mittlerweile wird durch erhöhte Telefongebühren in Kombination mit Hinhaltetaktik bei der Auflösung auch noch dreist abkassiert.

Jeder gesunde Mensch würde doch bei dieser Wiederholungsdichte von Ankündigungen und Versprechungen jedweder Art irgendwann abwinken. Allein der potenziell erreichbare Preis hält die Leute, gepaart mit mangelnden Umschaltmöglichkeiten.

Weiter: Allenfalls eine Minderheit der Bevölkerung spürt nicht, wie aufgesetzt und unecht die Mikrofonkasper und Schreidrüsen agieren. Ich habe einige Leute, zumeist ohne mein Zutun, diese Art der Programmierung kommentieren gehört, darunter Personen aller "Schichten" und Bildungsstände. Alle haben sich abwertend dazu geäussert oder darüber lustig gemacht. Eine zu enge Rotation wird auch von den meisten beklagt.

Ein Koch, ursprünglich von Rügen meinte, innerhalb kürzester Zeit höre man auf der Ostseewelle immer "dieselben alten Titel". Dies festzustellen traue ich der weit überwiegenden Mehrheit der Deutschen zu.

Ich frage mich nun, wie man um alles in der Welt davon ausgehen kann, dass dieser Schund einer Mehrheit gefällt.
Die MA stellt nur fest, die Menschen hören wahrscheinlich eher nicht den DLF, sondern eines der paar tagesbegleitenden und in ihrer Mehrheit uniformen Musikprogramme. Aber genaue Zahlen, die zeigen, wie es den Hörern gefällt, sind bei dieser Gehirnwäsche und der mangelnden Konkurrenz gar nicht möglich. Selbst in Ballungsräumen mit mehreren Frequenzen sind die Rezepte immer dieselben.
Man ist sich von München bis Hamburg einig: Mit billigem Personal und minimalem Aufwand Kasse zu machen; da bleibt kein Raum mehr für angemessen bezahlte Moderatoren und Redakteure.

Das ist wie mit dem Strom. Keiner kann einem zunächst erklären, wieso er in Deutschland im europäischen Vergleich am teuersten ist.
Die Antwort ist dieselbe wie beim Radio: Weil die Anbieter sich einig sind.

Fazit:
Dieses "Radio" aus null Info, dummem Gesülze, debilen Spielchen und der immerselben Musikgrütze ist Folge der Arroganz, Ignoranz und Geldgier der privaten und mangels eigener Ideen auch der ör Anbieter.
 
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Da haste aber (in Kings Manier) vom Leder gezogen, Tom. :rolleyes:

Manchmal allerdings zweifel ich am gesunden Menschenverstand, teilweise auch in meinem Bekanntenkreis. :eek:
 
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Wie Recht du hast XXLFunk. Ein Beitrag der mir sehr gut gefällt. Ich bin vom Dudelfunk ganz gut abgeschottet, aber was ist, wenn man da arbeitet, wo so etwas läuft oder Sport treibt wie im Hallenbad z. B. läuft bei uns der Lokaldudler.
 
AW: "Latrinenfunk" Folge angeblich geänderten Hörverhaltens?

XXLFunk schrieb:
Weiter: Allenfalls eine Minderheit der Bevölkerung spürt nicht, wie aufgesetzt und unecht die Mikrofonkasper und Schreidrüsen agieren. Ich habe einige Leute, zumeist ohne mein Zutun, diese Art der Programmierung kommentieren gehört, darunter Personen aller "Schichten" und Bildungsstände. Alle haben sich abwertend dazu geäussert oder darüber lustig gemacht. Eine zu enge Rotation wird auch von den meisten beklagt.

Diese Erfahrungen mit Mitmenschen kann ich nur bestätigen!

Die aufgesetzt agierenden Mikrofonkasper gehen wahrscheinlich jedem auf den Zeiger: Neulich bei der Cicero-Rednerpreisverleihung fiel mir da ein Satz von Thomas Gottschalk in bezug auf einen Laudator auf:

Der Schweizer Bundesrat ist witziger als jeder Radiomoderator, den ich hier im letzten halben Jahr gehört habe.

XXLFunk schrieb:
Ich frage mich nun, wie man um alles in der Welt davon ausgehen kann, dass dieser Schund einer Mehrheit gefällt.

Wer geht denn davon aus? Vielleicht einige Diskutanten hier in den Foren, die dir gerne mal an den Kopf werfen, die Hörer wollen es doch so. Oder: Es wird gesendet, was die wollen. Dass das so nicht stimmt ist doch klar!
Und mindestens genau so kritisch sehe ich Äußerungen a la „die Zeiten ändern sich nun mal“, oder „Leute, die heutzutage Information wollen, benutzen ihren Augen auch noch dafür...Die sind ja gut informiert“, zumal wenn sie von Programmverantwortlichen oder Beratern kommen.
 
AW: "Latrinenfunk" Folge angeblich geänderten Hörverhaltens?

XXLFunk: Da hast du mir aber aus der Seele geschrieben!

Deshalb die Gehirnwäsche, die mit im Minutentakt versendeten Claims sowie inhaltslosen Spielchen das Hirn der Hörer durchdringen bzw. diese bei der Stange halten (durch Gewinnaussicht quasi kaufen) soll. Mittlerweile wird durch erhöhte Telefongebühren in Kombination mit Hinhaltetaktik bei der Auflösung auch noch dreist abkassiert.

Besser kann man gar nicht kommentieren was zur Zeit im DL Radioland abgeht!
Schlimmer ist noch, dass die ÖRAs diesen Dreck kopieren und bis zur Perfektion treiben!
Es wäre wieder mal an der Zeit für einen "SWF3", der mit einem intelligenten Programm den kommerziellen Anbietern zeigt wo es lang geht. Die Zeit ist reif dass öffentlich-rechtliche Dummdudler (HR3 und Konsorten) sich ihrer eigentlichen Aufgabe bewusst werden! Die mit Gebühren finanzierte Verblödung kann es ja wohl nicht sein.
 
AW: "Latrinenfunk" Folge angeblich geänderten Hörverhaltens?

Es wäre wieder mal an der Zeit für einen "SWF3", der mit einem intelligenten Programm den kommerziellen Anbietern zeigt wo es lang geht. Die Zeit ist reif dass öffentlich-rechtliche Dummdudler (HR3 und Konsorten) sich ihrer eigentlichen Aufgabe bewusst werden! Die mit Gebühren finanzierte Verblödung kann es ja wohl nicht sein.


ich frag mich eigentlich eher, wieso jeder über die situation sudert, aber keiner sie ändern will. ich kann mir das nur so erklären, dass es auch den geldgebern, investoren, finanz-chefs und geld-aus-den-radios-pressern reichen dürfte, was da so an gewinnen ausgeschüttet wird. und so lang es kein radio gibt, zu dem die hörer umschalten, weil es auf einmal wieder qualität bringt, wird sich daran wohl nicht viel ändern. die eigentliche frage ist aber wohl die: 15 oder 20 jahre dödelfunk haben meines erachtens sehr wohl spuren an der hörgewohnheit hinterlassen - ob die so einfach zu beseitigen sind???? will heißen - KANN denn der mensch 2007 dem radio als informations- und WIRKLICHE service-quelle überhaupt noch genau so aktiv zuhören, wie er es vielleicht noch 1987 oder 1977 konnte????????? :confused:
 
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... was mehr oder weniger beweist, daß selbst an der Glaubwürdigkeit der ehrwürdige Dame MA gezweifelt werden darf. Getreu dem Motto: Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast .. =) Oder ? =)
 
AW: "Latrinenfunk" Folge angeblich geänderten Hörverhaltens?

die eigentliche frage ist aber wohl die: 15 oder 20 jahre dödelfunk haben meines erachtens sehr wohl spuren an der hörgewohnheit hinterlassen - ob die so einfach zu beseitigen sind???? will heißen - KANN denn der mensch 2007 dem radio als informations- und WIRKLICHE service-quelle überhaupt noch genau so aktiv zuhören, wie er es vielleicht noch 1987 oder 1977 konnte????????? :confused:
Es gibt ja bereits noch einige Programme, wo er es auch 2007 tut. Bei SWR 1 oder WDR 2 bspw.
Beide Programme, SWR 1 sogar noch etwas mehr, haben teilweise erhebliche Wortanteile. Morgens in den "Aktuell"- Sendungen und den Magazinen am Abend. Bei WDR 2 in den neuen Sendungen am Wochenende oder im "Montalk" und in der Diskussionsrunde am Donnerstagabend. Letzterer leistet sich nicht nur eine grosse, sondern sogar noch eine insich unausgegorene unstete Musikprogrammierung.

Hier könnte man ansetzen: SWR 1 musikalisch ein bisschen interessanter machen, indem wirklich alle Hits der vergangene Jahrzehnte rotieren. Gleichzeitig würde ich die Hörer aktiver am Programm beteiligen. Nicht mit MA- Abzock- Aktionen, sondern mit Spielen, wie sie bereits vereinzelt bei "Bug am Samstag" laufen.
Die Antwort auf die Privaten kann nicht heissen, wir spielen fast überhaupt nicht.
WDR 2 muss u.a., wie bereits öfters ausgeführt, an der Titelauswahl arbeiten und sich ein professionell erstelltes Jinglepaket zulegen.
 
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ich führ diese diskussion (leider) auf sehr dünnem eis, weil ich mit der radioszene in deutschland nicht sooooooo bewandert bin. meine frage daher: wie viele hörer haben die beiden von dir erwähnten sender. auch Ö1 hier bei uns hat einen sehr hohen wortanteil. daneben sehr viel klassik, sehr viel jazz, und etliche musikalische "ausreißer" wie z.b. world-music -also abseits des main-streams.

beachtliche zahlen kann Ö1 nicht aufweisen, wenns auch immer noch bessere sind als es sich so mancher privater für seinen sender wünschen traute: (zitat) OTS 0174 vom 25.7.07: "Bei der Zielgruppe der über 35-Jährigen
punktet Ö1 mit stabilen Werten auf hohem Niveau und erreicht mit
einer Tagesreichweite von 11,7% rund jeden achten Österreicher dieser
Altersgruppe." (zitat ende)

... trotzdem wage ich zu zweifeln, dass dieses konzept etwa bei einem kommerz-sender erfolg hätte. wenn diese aufgabe also - analog zu Ö1 hier in österreich - den ÖRs zufiele, also qualitatives wort MIT qualitativer musik zu paaren, wo bleibt dann die daseins-berechtigung der privaten stationen? welche nische bliebe ihnen? welche station könnte da auch vor allem finanziell ud personell mitziehen (vor allem, gesetzt der fall, die hörer ziehen mit, die quoten der ÖRs steigen, die werbewirtschaft investiert dort ihr geld, uswusw...) - in letzter folge bliebe eigentlich sogar, die existenz der privaten ernsthaft zu hinterfragen - IM SINNE DER QUALITÄT!?!?!?!?

... hirngespinste, ich weiß - aber eure meinung hiezu wäre für mich nicht uninteressant...
 
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Aber es kommt ja wohl nicht nur den WortANTEIL an, sondern auch auf dessen Inhalt. Und da muß ich doch entschieden widersprechen, daß das Gesabbel, was am Wochenende vor allem von Bug auf WDR2 kommt, als Wortanteil gerechnet werden darf.
 
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wie viele hörer haben die beiden von dir erwähnten sender
Hörer durchschnittlich je h:
SWR 1: 513.000
WDR 2: 717.000
http://www.radionews.de/?CONT=mediaanalyse&SCHEME=03

wenn diese aufgabe also - analog zu Ö1 hier in österreich - den ÖRs zufiele, also qualitatives wort MIT qualitativer musik zu paaren, wo bleibt dann die daseins-berechtigung der privaten stationen? welche nische bliebe ihnen?
Die unterhaltenderen, kommerzielleren Magazinwellen zu sein bzw. sich musikalisch (Rock) und inhaltlich (Talk) weiter zu spezialisieren.
 
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Das Problem ist nicht die MA.
Das Problem sind auch nicht die Hörer.

Das Problem sind die Leute in den Sender die glauben, nur weil es viele Dummbeutel auf dieser Welt gibt, müsse man sein Programm anpassen, das vorhandene Publikum (keine Dummbeutel oder Halb-Dummbeutel) rausekeln und der Konkurrenz die ganzen Dummbeutel abspenstig zu machen. Nur: eine Kopie ist halt nie so gut wie das Original.

Ich gönne den Sendern, die mit wenig Wort, vielen Claims und enger Rotation massig Hörer anlockern ihr Publikum. Ehrlich. Nur mit so einem Publikum möchte ich nicht am Tisch sitzen. Solche Leute zählen nicht zu meinem Bekanntenkreis, und ich möchte solche Menschen auch nicht kennenlernen.

Ich arbeite gerne mit dem für meinen Heimatsender vorhandenen Publikum. Auch nicht gerade wenig. Was kümmern mich die Anderen?
 
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Das eigentliche Problem sind weder Hörer noch Sender. Der Punkt ist die werbetreibende Wirtschaft, die auf solchen Dummbeutelsendern massig Werbespots schaltet und damit diesen ganzen Quatsch hauptsächlich finanziert. Die sollte man mal dazu zwingen 24 Stunden diverse Sender zu hören. Vielleicht würden sie dann die Verwendung ihres Werbebudgets überdenken. Sie halten sich allerdings in der Regel für was besseres (Pseudo-elitäres Obere-10.000-Gehabe), hören deshalb eher selten die Programme, welche sie da finanzieren und wissen so natürlich auch kaum, dass ihr Produkt, welches ja meistens das Non-plus-Ultra ist, im Grunde nur für Dumpfbacken hergestellt wird.
 
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Das Problem ist die fehlende (außenplurale) Vielfalt. Es gibt einfach zu wenig Sender. Wie XXLFunk schon sagt: Das Terrain ist abgesteckt, die Anbieter sind sich einig, man tut sich nicht gegenseitig weh... eben wie beim Strom.

Wozu ein Risiko eingehen und sich anstrengen? Es läuft doch auch so. Wer - wie z.B. die Leute im Ruhrgebiet - nur die Wahl zwischen Pest und Chorela (Öffis und privates Monopolradio) hat, der kann eben nicht umschalten... der kann bei der MA eben nur WDR oder Lokalradio angeben.

Meiner Meinung nach ist die Politik gefragt. Die jetzigen Radiobetreiber haben es sich so richtig gemütlich eingerichtet, alles unter sich aufgeteilt. Es gibt niemanden, der ihnen in die Suppe spucken könnte. Es gibt keine Chance, eine analoge UKW-Frequenz zu ergattern, was übrigens nichts mit der technischen Machbarkeit zu tun hat, wie uns immer wieder so gern erzählt wird.
 
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Es gibt nicht zu wenig sondern viel mehr viel zu viele Sender, die leider alle den gleichen Müll produzieren, weil beim Medium nicht mehr der Spaß am Senden sondern nur noch das Geldverdienen im Vordergrund steht. Und das gilt leider sowohl für die Privaten, bei denen es ja noch verständlich wäre, wie die Öffies. (Wohin das führt sieht man ja auch bei SAT.1)
 
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Das Problem ist die fehlende (außenplurale) Vielfalt. Es gibt einfach zu wenig Sender.
Das ist Teil des Problems, aber meiner Meinung nach nicht dessen Kern. Der Markt muss nämlich in Deutschland offenbar schon enorm groß und gesättigt sein (Berlin) oder alle Sender müssen zum selben Konzern gehören (Schleswig-Holstein), damit begonnen wird, über unterschiedliche, möglicherweise vom Mainstream entfernte Formate nachzudenken. Ansonsten dudeln alle heiter weiter vor sich hin. Drei bis vier Sender je Bundesland können es sich offensichtlich leisten, aufs selbe Pferd zu setzen, will meinen: Der große Kuchen ist wohl immer noch größer, wenn man ihn teilt, als der Kuchen, der mit einem völlig anderen Format zu holen wäre. Oder das wird zumindest angenommen.
Nun wäre noch zu klären, wieso der Großteil dieser Sender ein Niveau hat, das absolut unterirdisch ist. Wie man trotz Mainstream-Musik ein recht ansprechendes Programm gestalten kann, zeigt meiner Meinung Bremen Vier. Sonst eigentlich keiner, zumindest nicht durchgehend. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Öffis einen großen Anteil daran haben, die bald nach dem Start des Privatradios anfingen, diesem nachzueifern. Die Reaktion der Privaten: weitere Verflachung, aber auch hier hechelten die Öffis hinterher. Und die Spirale dreht sich fröhlich weiter. Das Ergebnis ist ein ganzer Haufen privater Dummdudler. denen öffentlich-rechtliche Programme gegenüberstehen, die teilweise fast noch schlimmer sind.
 
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Hm. Wäre es nicht eigentlich Aufgabe der Landesmedienanstalten, für Angebotsvielfalt und Wortprogramm auch unter den Privaten zu sorgen?
 
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Klar sind an der Misere auch diejenigen Schuld, die Werbezeiten bei den entsprechenden Dummfunkern buchen. Aber auch die Programmverantwortlichen und Berater selber. Da wird dann zunächst gern festgestellt, die „Politik hat alles versaut“, also die MA ist Schuld, aber abgefunden wird sich dann doch sehr schnell damit und später fallen Sätze, wie ich sie oben zitierte (s.a. Anhang). Wenn’s dann um Verantwortung geht, wird schnell auf andere Medien verwiesen. Radio soll schließlich unterhalten. Ich habe dann immer so dass Gefühl, das hier zwar einerseits echte Radioleute sitzen, die dann aber doch mehr Geschäftsleute sind und mit der „versauten“ Situation ganz gut leben können und sich leider damit abfinden. Schade!
 

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AW: "Latrinenfunk" Folge angeblich geänderten Hörverhaltens?

Mir sitzen da auch zu viele BWLer in den Führungsetagen, die von Radio keine Ahnung haben.
Aber wer auch immer es verbockt, wird der publizitischen Verantwortung, der man sich auch als Betreiber eines kommerziellen Senders stellen muss, überhaupt nicht gerecht.
 
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Hallo XXLFunk,

wie du ja sicherlich bemerkt hast, ist mein Zitat „Augen benutzen“ von Rik DeLisle, dem vielfach vergötterten Radioverflacher unserer Tage und angeblich einstigem Radiopionier. Habe eine Weile überlegt dieses Zitat so zu posten, es enthält doch meiner Meinung nach die dümmste Ausrede, die (Radio)mann so haben kann: Die Leute sind doch schon gut informiert! Na schön, dann kann der Rest ja einpacken, oder?

Wie man mit einer solchen Auffassung arbeiten kann ist mir unbegreiflich. Außer, man ist gar kein echter Radiomann. Dein Herr Pützenbacher hätte sich sicher nie so verkauft, und vor solchen Leuten ziehe ich den Hut!

Mit freundlichen Grüßen
raspingradio
 
AW: "Latrinenfunk" Folge angeblich geänderten Hörverhaltens?

Als damals freie Mitarbeiter eines landesweiten Privatsenders habe ich am Anfang der 90er das Ende das Radios persönlich mitbekommen. Es war AFAIK im Februar 1991, als die Musikredaktion aufgelöst wurde und der Sender fortan Listen mit zu spielenden Musiktiteln, per Compuer bestimmt, bekamen. Hinzu kam die Anweisung, künftig auf die obligatorischen 2'30-Beiträge zu verzichten. Ich kann mich genau dran erinnern, dass ein "Computerfehler" gemeldet wurde, weil innerhalb von vier Stunden zweimal "Cry for Help" von Rick Astley oder "The Best" von Tina Turner gepsielt werden sollte. Bis der Anruf ergeben hat, dass das ganze kein Fehler sei, sondern das ganze "Rotation" hieße. Jaja...

Ach ja; kein Hörer hat diese Veränderung gefordert. Keiner...
 
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Als damals freie Mitarbeiter eines landesweiten Privatsenders habe ich am Anfang der 90er das Ende das Radios persönlich mitbekommen...kein Hörer hat diese Veränderung gefordert. Keiner...
War es nicht auch so, dass die Privaten damals mehr Hörer als heute hatten? Wenn ich allein die Zahlen von RPR 1 von heute mit denen von Anfang der 90er vergleiche...
 
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Hossa, da sind sie alle wieder - die selbsternannten Qualitätshüter und Geschmackstaliban des deutschen Radios :)

Wer gibt euch eigentlich das Recht, mit missionarischem und verbissenem Eifer für ca. 80 % der bundesdeutschen Bevölkerung zu sprechen (so viel hören täglich Radio) und euch anzumaßen, als Gralshüter zu fungieren?

Die Sache ist doch ganz einfach: Jedes Angebot kann nur so lange am Markt bestehen, wie es nachgefragt wird - d. h. keine Nachfrage, kein Angebot (1. VWL-Semester).

Und wenn die deutsche Radiolandschaft wirklich so schrecklich, infantil und "unter aller Sau" wäre, wie es hier immer wieder proklamiert wird, würden die Reichweiten sinken und die Sender würden etwas ändern.....da das aber nicht so ist, scheint die deutsche Radiolandschaft (alles in allem) doch nicht so schlimm zu sein.

Dass es Leute gibt (nämlich die überwältigende Mehrheit aller Deutschen), welche die von euch niedergemachten Sender gerne hören, scheint ihr zu ignorieren nach dem Motto "Es kann nicht sein, was nicht sein darf"...

Einen solchen Realitätsverlust und selbstlegitimierten "Erziehungsauftrag" hatten wir schon mal.............herzlich Dank auch, aber davon habe ich persönlich die Schnauze voll!

Begreift endlich, dass Rundfunk aus gutem Grund unter dem Schutz des Artikel 5 GG steht.....mir wird ja bange bei der Vorstellung, einer von den hier Postenden würde einmal Richter am BVG werden....
 
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