Muss Webradio immer mit Chat sein?

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SloopJohnB

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Muss ein Webradio immer auf die Interaktivität von Chats bauen?

Ich sammle mittlerweile auch Erfahrungen, dass einigen Musikwünschern in Hörerchats die Ausrichtungen der gerade laufenden Sendungen offenbar völlig egal ist.

Beispiel: im Programm läuft eine Sendung, die sich mit Klassikrock befasst und trotzdem werden im laufenden Chat Songs anderer Stilistiken gewünscht. Ich erlebe dann einen Moderator, der dem Wünscher erstmal erklären muss, dass der Musikwunsch gar nicht in die laufende Sendung passt. Mir als Betreiber stellt sich dann die Frage, ob der Musikwünscher sich überhaupt diese Klassikrock-Sendung anhört und habe darüber nachgedacht, Musikwünsche nur noch über ein Wunschformular auf der Webseite mit einer entsprechenden Dropdown-Auswahl zu den Sendungen entgegenzunehmen.

Muss Interaktivität um jeden Preis, auch über solche Chats nun wirklich sein?
 
AW: Muss Webradio immer mit Chat sein?

Also ich habe bei mir auch einen Chat, aber da passen die Leute wenigstens auf und schauen auch zwischendurch auf den Sendeplan - und solche Wünsche, die überhaupt nicht passen, werden halt nicht erwähnt, der- oder diejenige wird es dann schon kapieren, wenn er/sie zuhört.
Und was soll man da weiter erklären ausser dass es eine Spezialsendung mit einem bestimmten Thema ist?
 
AW: Muss Webradio immer mit Chat sein?

Nein, nicht um jeden Preis. Aber er ist eine Chance für eine besondere Art der Hörerbindung, die man nicht unterschätzen sollte.

Die Regeln müssen klar sein: Der Moderator fährt die Sendung, er hat und behält den Hut auf.
Inwieweit die Sendung und das Programm dadurch beeinflusst werden, liegt in der Hand des Moderators (und nach Vorgabe der Sendeleitung, logisch).

Beispiel: Wenn ich gesendet habe, war ich stets im Chat anwesend - auch wenn ich stellenweise allein da war. Einer muss ja der erste sein und dem Hörer die Möglichkeit zum Einstieg geben.
Gechattet habe ich nur, wenn es das Programm zugelassen hat. Es konnte sein, dass ich nur gelesen, aber nicht geschrieben habe, weil ich eben eine Sendung zu fahren hatte.

Ein Chatter, der beleidigt ist, wenn ich nicht sofort seinen Musikwunsch erfülle, egal, was gerade für eine Schiene läuft ("Ich will Kühe!" *motz*), kann gemäß Mengenlehre nicht "mein" Hörer sein, denn den ignoriere ich. Sorry. Entweder es geht oder es geht nicht und die Entscheidung darüber treffe ich.
Die Begründung dafür geht über den Chat (ggf. dogar im Flüster-Modus), aber nicht über das offene Mikrofon. Ausnahme: Das Sendeformat wünscht ausdrücklich die offene Kommunikation mit dem Chat in der laufenden Sendung, hörbar für jedermann.

Solange der Chat nicht zum Selbstzweck wird und durch die Ablenkung des Moderators handwerkliche Fehler passieren, befürworte ich ihn.
Über Gebühr verwöhnte, schnell zickig reagierende Hörer im Chat schaden dem Sender, dann muss entsprechend gehandelt werden.

Übrigens, ich war früher auch mal in einem hr3-Chat, das war zu Madhouse-Zeiten mit dem Kollegen Schulenburg, als er frisch dabei war. Da war das Chat-System, wenn ich mich recht erinnere, noch nicht so stark auf Community geprägt.
Die eine oder andere Sendung mit ihm hatte auch schon leichten Chatradio-Charakter, er hat zum Teil sogar dazu aufgerufen (und selber fleißig mitgeschrieben, man konnte es über die webcam sehen, mit extra Notebook im Studio). Das war aber so sauber und fröhlich moderiert, dass ich es nicht als störend empfand.

Ich denke mal, es ist immer eine Frage der Verpackung.

Gruß, Uli
 
AW: Muss Webradio immer mit Chat sein?

Wie war das doch noch...

Tarif
für die Verwendung erschienener Tonträger
für sog. Internetradio / Webcasting
Dieser Tarif gilt für die Veranstaltung von Programmen
im Internet oder vergleichbaren elektronischen
Netzwerken, bei denen die Programminhalte
nicht-interaktiv gestaltet sind, linear
ablaufen und dem Nutzer keine direkten
Einflussnahmen auf das Programm erlauben.

https://www.gvl.de/pdf/webcasting-tarif.pdf
 
AW: Muss Webradio immer mit Chat sein?

Ganz ehrlich? Ich halte diese Sache mit den Chats für eine etwas zweischneidige Sache. Die meisten Chatradios - da werden mir sicherlich viele beipflichten - laufen eher in der Kategorie "Pommesbude", d.h. so zwischen 10 und 20 Hörer gleichzeitig im Durchschnitt, der Chat mit vielleicht bis zu 40 Leuten bevölkert, von denen 20 zum Team gehören oder Bots sind und von den restlichen 20 mindestens 15 gerade idlen. Wenn 10 Leute gleichzeitig anwesend sind, ist das viel. (Diese Zahlen, einfach mal für die Dramaturgie aus der Luft gegriffen, haben keine reale Entsprechung). In einem solchen Umfeld habe ich es (meistens) bisher erlebt, daß die Anwesenden meist gut befreundet oder Fans des Radios sind, die Stimmung überwiegend friedlich und Wünsche überwiegend zur Sendung des Moderators passend gestellt werden. Störenfriede halten sich meist nur kurz dort.

Je größer aber ein Radio wird, umso unübersichtlicher wird der Chat. Das öffnet Spammern, Floodern, Stänkerern und anderen Trollen Tür und Tor bis zu dem Punkt, an dem der Chat gar nicht mehr beherrschbar ist, sondern nur noch eine sich hemmungsloser Anarchie hingebende Masse. Selbst hartgesottene Admins haben es dann oft schwer, die geifernde Meute wieder unter Kontrolle zu bekommen, was dann durchaus in der Entwicklung von Regelwerken enden kann, die sich in ihrer Komplexität hinter der Gesetzgebung der Regierung kaum zu verstecken brauchen. Deren Umsetzung ruft dann gerne wieder kleinkarierte (oft selbsternannte) Möchtegern-Blockwarte auf den Plan, die förmlich nur darauf warten, daß sich ein ahnungsloser Neu-Chatter in den Wirren des Regellabyrinths verirrt um dann sofort Ihre Macht und Überlegenheit demonstrieren zu können...

Das war jetzt selbstverfreilich überdramatisiert, der langen Rede kurzer Sinn: Für kleine Radios halte ich es für eine nette Ergänzung, aber es darf nicht zu groß werden - man denke nur an den armen Moderator, der ja zumindest mitlesen sollte, weil dort ja auch Punkte seiner Sendung diskutiert werden können - ob und wie er das in seiner Sendung dann kommentieren sollte, steht wieder auf einem ganz anderen Blatt. Und nein, ich werde mich nicht dazu versteigen, hier eine Grenze festlegen zu wollen. :)

LG

McCavity

[OT]
P.S.: Wer jetzt "Chat" durch "Forum" ersetzt könnte auf erschreckend ähnliche Parallelwelten treffen ;)
[/OT]

Ergänzung:

@zee100

Hervorhebungen von mir:

bei denen die Programminhalte
nicht-interaktiv gestaltet sind, linear
ablaufen und dem Nutzer keine direkten
Einflussnahmen auf das Programm erlauben.

Das kann jetzt natürlich Auslegungssache sein, aber unter "direkt" würde ich verstehen, der Benutzer gibt einen Titel ein (oder sucht danach in einer wie auch immer gearteten Datenbank), wählt einen Titel aus und der wird dann garantiert gespielt (Jukebox-Prinzip). Hier liegt es aber immer noch im Ermessen des Moderators ob (und wann) er den Wunsch erfüllt, insofern würde das nach meinem Dafürhalten eher eine indirekte Einflußnahme darstellen - aber das ist schon ziemliche Haarspalterei, über die sich bestimmt Juristen freuen würden...
 
AW: Muss Webradio immer mit Chat sein?

Der Chat hat doch nur einen Zweck, nein eigentlich sind es zwei. Ich spreche da auch aus Erfahrung als Beobachter aus Sicht eines Chatters, Radiators und eines Chatnetzwerkbetreibersklave.

1. Ein Chatnetzwerk hat User, User könnten zu Hörern werden.*
2. 60-80% machen Radio nur zur Persönlichkeitsbefriedigung um aus ihrem gammeligen Leben noch etwas sinnvolles zu machen und haben den Chat als instant-bestätigung.

* Wir haben bei ca. 5000 Usern 64 Radios in unserem Netz. Die Chatteranzahl geht von 1 - 125 User (Stand 17:44 Uhr) Nun könnt ihr euch ausrechnen wieviele davon Dings sind und wieviele User so Hörer sind wenn man davon ausgeht dass keiner der Radios mehr als 50 Hörer hat.
 
AW: Muss Webradio immer mit Chat sein?

Ich denke, man muss hier aufpassen, das nicht all zu viel durcheinander gewürfelt wird. Ein Webradio, welches auch einen Chat anbietet, ist nicht auch ein Chatradio. Hier gibt es doch gewaltige Unterschiede.

Da hängt viel vom Konzept des Senders ab. Bei einem reinen Chatradio, welches ich so interpretiere, dass der Chat via Moderator auf den Stream getragen wird, ist es vielleicht so üblich, dass die User mit ihren Wünschen auf eventuelle Sendeformate keine Rücksicht nehmen. Wenngleich ich auch sagen muss – Chatradio und Sendeformate sind auch zwei paar Schuhe, denn in der überwiegenden Zahl der Chatradios gibt’s keine besonderen Sendeformate. Die Ausnahme bestätigt hier die Regel.

Ist der Chat gut besucht, viele Stammleute da – dann sind diese aus meiner Erfahrung in erster Linie auch eben wegen dieser Leute da, und nicht wegen dem Radio, auch wenn der Stream nebenbei laufen mag. Heißt – sie chatten, nebenbei dudelt Musik, da achtet man nicht mal drauf, ob ein Wunsch in die laufende Sendung passt, da man sich eben auf diese gar nicht so sehr konzentriert.

Bei einem Radio, welches auch einen Chat anbietet, sieht es ein wenig anders aus. Wir haben es für uns so gelöst, dass wir Musikwünsche per Chat gar nicht erst annehmen, gleiches gilt für einfache Grüße. Hier haben wir eine spezielle Sendung, welche entsprechend dem Sendeplan gefahren wird, das ist aber eine Ausnahme. In allen anderen Zeiten ist eben ne Grußbox zu verwenden. Wenn dann eben dort jemand nen Wunsch platziert, und sich dann im Chat möglicherweise beschwert, das sein Titel nicht gespielt wird, weisen wir ihn freundlich aber bestimmt darauf hin, dass es allein uns (dem Team) obliegt, ob und wann der Wunsch auch erfüllt wird. In der Hinsicht muss man sich seine Hörer eben einfach ein wenig erziehen. Und wenn der Sendeplan eben ne Rocksendung vorsieht, und da kommt ein Wunsch aus der Technoecke, ist das einfach das Pech des Hörers. Egal ob man 10 Leute auf dem Stream hat, oder 100.

Um nun auf die Frage in diesem Thread einzugehen, ob ein Webradio immer mit Chat sein muss: Nein! MUSS mit Sicherheit nicht. Aber es wurde ja bereits angeschnitten – es ist ne recht einfache Möglichkeit, das sich der Hörer direkt an das Team wenden kann. Eventuell hat ja doch der eine oder andere mal eine Frage, die er direkt beantworten haben möchte. Andere Webradios nutzen dafür Beispielsweise nen Teamspeak, doch haben wir damit nicht die besten Erfahrungen gemacht, und nutzen diesen tatsächlich nur für das TEAM.
Wie ich es oben schon schrieb – es hängt sehr viel davon ab, welches Konzept der Sender denn verfolgt, und ob er den Chat nur als nebenherlaufendes „Gimmick“ anbietet, oder diesem eben wesentlich mehr Bedeutung zukommen lässt.

Gruß
 
AW: Muss Webradio immer mit Chat sein?

Wägt man einmal Aufwand und Nutzen ab, so stellt sich schnell die Frage, ob
man denn ernsthaft etwas einspart, wenn man das Webradio ohne Chat
betreibt und ob man dennoch ohne weiteres seine Hörer halten und zufriedenstellen
kann.
Es scheint der Logik zu entbehren, dem Hörer diese Möglichkeit der Interaktion
im Netz zu entziehen, wenn man doch selbst nur in diesem Medium "zu empfangen"
ist. Die Zahl der Hörer, die einem mit einem richtigen Netzwerkradio zuhören,
dürfte extremst gering sein und da die Möglichkeit der Kommunikation zum Beispiel
über Telefon dem Webradiomoderator meist nicht so gegeben ist, ist der Chat
die einzige Gelegenheit, einigermaßen in Echtzeit zu kommunizieren.
Die anderweitigen Varianten über Email und Kontaktformulare nutzen echtes
Radio und Webradio ja ohnehin.

Es ist also allein an den Betreibern und ihren Kollegen, Richtlinien festzulegen,
wie mit den Inhalten der Kommunikationskanäle umgegangen wird.
Eine verantwortungsvolle Verwertung oder eben auch bisweilen
geflissentliche Ignoranz des Chats ist sicher sinnvoller als ein komplettes Nein.
Ständige Bezugnahme auf das was im Chat gerade passiert wird ohehin im
allgemeinen schnell als lästig empfunden und degradiert ein Webradio auch
flink zu einem Familienprogramm. Wer als Hörer nicht dazu gehören möchte
oder auch gerade nicht dazugehören kann, wird somit ausgegrenzt.
Einen seriösen Eindruck kann man damit nicht mehr machen.
 
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