AW: Radio Caroline, Radio Veronica, RNI etc.
Gut. Wenn wir bei den
Forts sind, sollten wir auf gar keinen Fall das ERSTE Radio Noordzee vergessen: das gab es nämlich schon einmal...
Wobei -wenn wir schon durchzählen- das „zweite“ Radio Nordsee jenes Projekt von der MV Galaxy war (ex-Sendeschiff des verstummten Radio London Big L: Lag im Hamburger Hafen), das im Sommer 1968 starten wollte/sollte. Ausgerüstet von den Schweizern Lüthi & Gschwender und deren Firma Gloria International, die im deutschen Raum die Bandenwerbung für Fußballstadien vermarkteten (Steinzeit des Geldscheffelns in punkto Sport).
So hatte dieser Sendeversuch auch den Untertitel „Radio Gloria“, wovon sich die bekannte (andere) Kurzwellenstation „Radio Gloria“ (von Armin Mothes) ihren Namen ableitete... der ist heute noch aktiv.
Für dieses Radio Nordsee waren fast durchgängig reine deutsche (!) Programme vorgesehen, alles unter der Federführung von Klaus Quirini und seiner (DDO-Deutsche Discjockey Organisation).
Deren Mitglied war ich damals auch und auch vorgesehen für einen späteren Einsatz an Bord (war noch schwer minderjährig zu diesem Zeitpunkt, aber wild entschlossen
).
Durch die teilweise voreilige Publicity verabschiedete Deutschland dann flugs seine Version der Marine Bc Offences Bill und die Sache schien gestorben.
(Als Relikt aus dieser Zeit blieb "Man of action" als Erkennungsmelodie übrig, das vorher von allen DJs der DDO als deren Anfangsmelodie bei Start deren "moderierten" Discoabende eingesetzt wurde: "Meine Damen und Herren, und jetzt eine Platte von den Rattles..." So war das damals
).
Das galaxy-Projekt war also "gestorben": Nur hatten die mit dem Sendereinbau bauftragten Elektronikhändler (und Hotelbesitzer: Nova Park, Zürich) Erwin Meister und Edwin Bollier (deren Anfangsbuchstaben gaben den Namen für das Sendeschiff : MeBo) dann Blut geleckt und liessen die MV Galaxy fallen. Und kauften ein eigenes Schiff. Dies sich aber als zu klein und nicht hochseetüchtig erwies (es wurde die „Mebo I“ daraus, anfangs das Bevorratungsschiff für RNI).
Also wurde ein zweites größeres Schiff angeschafft (die „Silvretta“) und mit zwei Kurzwellensendern, zwei Mittelwellensendern (u.a. dem alten von einst Radio 390) und einem UKW-Sender ausgestattet.
1969 gab es noch Pläne, dieses Schiff als „Voice of Biafra“ vor der abtrünnigen nigerianischen Provinz, die sich für anabhängig erklärt hatte, gewinnbringend einzusetzen.
http://en.wikipedia.org/wiki/Biafra
Der Sezessionskrieg nahm aber einen schlechten Verlauf und so besannen sich Meister und Bollier wieder auf europäisches offshore-Radio. Und trotz der britischen Antiseesendergesetzgebung kam es dann Ende Januar zum Start von RNI... und im ersten Jahr mit deutschen Programmen morgens und nachts.
Aber zurück zum ersten Radio Noordzee (1964 !): Das wurde bereits Ende 1963 geplant, eine künstliche Plattform samt Aufbau (Studios) und Antenne in Irland gebaut und über den Kanal dann 10 Seemeilen vor Hollands Küste verankert.
Und das war eine echte Bedrohung für das damals noch junge „Radio Veronica“: RTV Noordzee blies tagsüber mit einem 15 KW-Sender (Veronica : 3,5 KW) auf 1400 kHz bis abends 18h15 sein Radioprogramm ins Land, ab 18h30 gab es dann FERNSEHEN (!) auf Kanal 11. Der Sendemast war immerhin 80 mtr hoch....
In den Niederlanden brach ein Boom aus, jeder wollte sich an der Gesellschaft (Reklame Expolitatie Organisatie- deren Abkürzung stand dann als Name für die Sendeplattform, die als „REM-Eiland“ in die Geschichte einging) als „shareholder“ (Anteilseigner, Aktien) beteiligen.
Deren Wert stieg binnen weniger Tage von 10 auf 240 Gulden, Radiogeschäfte wurden gestürmt, um sich drehbare Fernsehantennen für den Empfang von RTV Noordzee zu besorgen.
Doch binnen weniger Wochen reagierte das holländische Parlament. Ein gesetz wurde durchgeboxt, das den Festlandssockel von 3 auf 12 Seemeilen ausdehnte- und damit stand die Sendeplattform plötzlich auf holländischem Boden: und war somit illegal.
RTV Noordzee existierte nur vier Monate, dann war es vorbei: Am Morgen des 17. Dezember wurde die Plattform von holländischen Behörden geentert und alle Sender abgeschaltet (nachdem man erst am 29. Juli die ersten Radioprogramme und ab 1. September die Fernsehsendungen ausgestrahlt hatte).
Die Betreiber von RTV Noordzee reagierten aber schon vor der Schliessung und gründeten eine offizielle (nach niederländischen Recht) Radiogesellschaft nach Vorbild der bereits vorhandenen EO, KRO, AVRO und anderen: Mit nur 1 Gulden Mitgliedsbeitrag wurde die „TROS“ (Televisie Radio Omproep Stichting) binnen kürzester Zeit dann -als Ersatz für RTV Noordzee- zu einer der größten Anbieter auf der NOS (dem nationalen Radio).
Veronica blieb verschont (da eben ein Schiff), wie wir alle wissen. Als Veronica Ende August 1974 dann schliessen musste, stellten sie auch einen Antrag, als offizielle Radiogesellschaft (die „VOO“-Veronica Omroep Organisatie) zugelassen zu werden und wurden jahrelang abgewiesen und vertröstet.
In dieser Zeit stand -alte Seesenderverbundenheit- die TROS zur Seite und strahlte die Veronica Top40 wöchentlich aus....
Die Story vom ersten Radio Nooordzee:
http://www.offshore-radio.de/fleet/REM.htm
Und hier eine Dokumentation über RTV Radio Noordzee:
http://www.youtube.com/watch?v=Ygql0ghuWvw