AW: Reporterlegende Manni Breuckmann hört auf
Düsseldorf (dpa) - Kult-Reporter Manfred «Manni» Breuckmann geht
in den Vorruhestand. In wenigen Wochen legt der beliebte Hörfunk-
Moderator endgültig das Mikrofon aus der Hand - im zarten Alter von
57 Jahren. «Was kann ich dafür, dass ich so jung aussehe. Innerlich
bin ich steinalt», scherzt Breuckmann, der sich am 13. Dezember bei
der Partie VfL Bochum - 1. FC Köln zum letzten Mal aus einem
Bundesliga-Stadion meldet. Zwei Tage später moderiert er noch einmal
die Sendung «Zwischen Rhein und Weser». Dann ist Schluss.
«36 Jahre Torschreie sind genug. Ich muss unbedingt seriöser
werden», erläutert Breuckmann in einem Interview mit der Deutschen
Presse-Agentur dpa. Angst vor dem Rückzug habe er nicht. «Aber ein
bisschen Wehmut kommt sicher auf, wenn es soweit ist. Vor allem die
Fußball-Reportagen werde ich vermissen.»
Das Gesetz zwingt Breuckmann quasi zum Aufhören. Vor fünf Jahren
stimmte der im westfälischen Datteln geborene Breuckmann dem
«staatlich unterstützten Ausstieg aus dem Arbeitsleben» zu. «Im
Januar beginnt meine passive Altersteilzeit. Das heißt: Ich darf dann
nicht mehr für den WDR arbeiten. Mit 60 trage ich dann die
irreführende Bezeichnung 'Rentner'.»
Der in Düsseldorf wohnende Jurist, der in Bochum und Marburg
studierte, blickt auf ein bewegtes Reporter-Leben zurück. Viele Jahre
war er Landespolitischer Korrespondent in NRW, begleitete Johannes
Rau nach Israel, berichtete über Terroranschläge und Banküberfälle,
kommentierte in unmöglichen Verkleidungen Rosenmontagszüge und
moderierte so bekannte WDR 2-Sendungen wie «Mittagsmagazin» und
«Westzeit». Zudem schrieb er den Kriminalroman «Rote Karte für
Pommes» (1988) und seine Jugend-Biografie «Mein Leben als
jugendlicher Draufgänger» (2006).
Bundesweit bekannt wurde «Manni» - wie ihn alle Fans nennen - vor
allem durch seine lebendigen und authentischen Fußball-Reportagen,
die ARD-Bundesligakonferenz sowie Auftritte in der DSF-Talkrunde
«Doppelpass». Als politisch denkender und interessierter Mensch
wollte er nie «nur» auf den Fußball reduziert werden. Er versteht
sich als Journalist mit vielen Facetten. «Mir sind Inhalte wichtig,
die journalistische Basisarbeit.» Stets verstand er es meisterlich,
auch schwierige Zusammenhänge leicht verständlich rüberzubringen.
Seine ungeheure Popularität verdankt Breuckmann dem Fußball.
Erstmals ertönte seine Stimme aus dem Lohrheidestadion beim
Regionalligaspiel Wattenscheid - Neuss am 7. März 1972. Seitdem
berichtete er von sechs Welt- und fünf Europameisterschaften, war bei
den Europapokalsiegen von Schalke 04 und Borussia Dortmund 1997 vor
Ort. «Auch beim Pfostenbruch in Madrid war ich dabei. Da war ich
mindestens so witzig wie Marcel Reif. Nur hat es keine Sau gehört»,
erinnert sich Breuckmann. Als vor Jahren das beliebte Tippspiel
«Manni gegen den Rest der Welt» auf WDR 2 eingestellt wurde, gab es
so wütende Hörer-Proteste, dass der Sender es wieder ins Programm
hievte. Seine Ausflüge ins Fernsehen waren weniger erfolgreich.
Breuckmanns Herz schlug immer fürs Revier. Im April 2008 wurde er
als «Bürger des Ruhrgebiets» geehrt. Seine große Sympathie für
Schalke versuchte er aus Neutralitätsgründen lange zu verbergen.
Mittlerweile steht er dazu. «An der knapp verpassten Meisterschaft
2001 hatte ich lange zu knabbern. Da bin ich um Jahre gealtert.»
Trotz seines Rückzugs wird er nicht von der Bildfläche
verschwinden, will weiter Veranstaltungen moderieren, Bücher
schreiben. Eines sei fast fertig, verrät er. «Aber keine Angst, eine
Autobiografie wird es von mir nicht geben.» Gleichwohl werden sich
die Akzente in seinem Leben verschieben. «Ich habe mehr Zeit für
Privates: Lesen, Konzerte, Ausstellungen. Darauf freue ich mich. Wer
weiß, was noch alles auf mich zukommt. Auf jeden Fall werde ich mich
nicht vor Langeweile in die Emscher stürzen oder auf der Couch sitzen
und Barbara Salesch gucken.»
(Achtung: folgt Wortlaut-Interview)
dpa ub yynwd a3 bü jo