Wie war WDR 1?

In der Wunsch-Flippzeit am Freitag wurden anläßlich der Übergriffe auf ausländische Mitbewohner in den Jahren 1992/93 unter dem Motto "Gedanken zur Zeit" akustische Briefe, meist geschrieben und gesprochen von Kölner Musikern wie Anke Schweitzer, Wolf Maahn, Tommy Engels u.s.w. gesendet.
Der Spiele-Fachmann Sven Kübler stellte jeden Freitag in dieser Sendung ein neues Gesellschaftsspiel vor.

Beim Aufruf zu solchen "Ich-schäme-mich-ein-Deutscher-zu-sein; Schämt-Euch-alle-mit!" Bekundungen war der WDR in den 90ern und 00er Jahren ganz groß. Wer am tiefsten durch den Dreck kroch, der wurde dann auch noch mit irgend so einem Zivilcourage-Preis gekürt.
Mittlerweile braucht der WDR überhaupt keine Aufrufe mehr zu starten. Die Deutschen kennen ihre Rolle, wie wir es nach der sogenannten "NSU-Mordanschlägen" eindrucksvoll und staunend zur Kenntnis nehmen durften.

Daß die ganze NSU-Geschichte bis zum Himmel stinkt: Interessiert uns nicht! Wir zeigen Zivilcorage, indem wir uns für die überhaupt nicht nachgewiesenen(!) Taten anderer über unsere Nationalität schämen, was das Zeug hält. Und wehe dem, der sich unserer Kollektivbuße nicht anschließen will, geschweige denn, der lästige Fragen stellt: Den verdächtigen wir dann eben in Grund und Boden. Auch eine Form, jemand zum Niederknien im Dreck zu nötigen.

Einslive braucht heute gar keine Aufraufe mehr zu starten. Die Deutschen kasteien und erniedrigen sich mittlerweile ganz von alleine bis zur Karikatur ihrer selbst und nennen es dann groteskerweise Zivilcourage.
Diese Nummer ist übrigens in ägyptischen Satire- und Kabarettsendungen außerordentlich beliebt: Wer die meisten deutschen "Sich-selbst-Schämer" wirbt, der bekommt einen Zivilcourage-Preis.
Es gibt nicht viel, was Araber noch mehr verachten.
 
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Wo gerade auf DKultur meine Nerven abgetötet werden, fällt es mir wieder ein: Was an WDR I noch bemerkenswert war; sie kamen mit nur verhältniswenig wenigen Jingles aus. Auf DKultur wird hingegen heute weitaus mehr gejingelt, als dies bei WDR I je der Fall gewesen war.
Der WDR hat bis zur Einführung von Einslive sehr genau darauf geachtet, daß nicht jeder kommerzieller Mist bei WDR I zur Anwendung gelangte. Diese lobenswerte Strategie hat sich nach der Einführung von Einslive in Luft und Wohlgefallen aufgelöst. :(
WDR I war für einen Jugendsender in vielerlei Hinsicht etwas ganz Besonderes: Keine Werbung, keine "Stauschau", kein zu Tode jinglen und eben hochwertige Musik- und Wortsendungen in einer Tour, wie man es sich heute beim Hören von Einslive niemals vorstellen könnte. Aber da die Hörer angeblich massenweise zum damals noch nicht so beschissenen, aber dennoch trivialen Privatfunk abwanderten, war dieses "Experiement" eben nicht mehr "zeitgemäß", was deren schnelles Ende bedeutete.
 
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Wo gerade auf DKultur meine Nerven abgetötet werden, fällt es mir wieder ein: Was an WDR I noch bemerkenswert war; sie kamen mit nur verhältniswenig wenigen Jingles aus. Auf DKultur wird hingegen heute weitaus mehr gejingelt, als dies bei WDR I je der Fall gewesen war.
Ich teile zwar grundsätzlich Deine Meinung, aber das WDR 1 von vor 1995 mit dem heutigen DKultur zu vergleichen, ist wirklich etwas gewagt.
Aber da die Hörer angeblich massenweise zum damals noch nicht so beschissenen, aber dennoch trivialen Privatfunk abwanderten, war dieses "Experiement" eben nicht mehr "zeitgemäß", was deren schnelles Ende bedeutete.
Du meinst, die Hörer sind schnell gestorben?! :eek:
 
Ich habe die beiden Wellen doch nur in soweit verglichen, was die Häufigkeit vom Senden von Jingles betrifft. Weitere Aussagen beinhaltet dieser Vergleich nicht.

Abgeblich sind die Hörer dem WDR tatsächlich zu alt gewesen. Man hat sich eben einem hirnlosen Jugendwahn ergeben und gehofft, mit WDR I irgendwelche 14 bis 20jährige Kids zu erreichen. Die über 30jährigen waren schlicht und einfach unerwünscht und hätten gefälligst WDR II einzuschalten gehabt.
Das idiotische Verhalten, Hörer nach Alter und Bildung in exakte Schubladen zu pressen, dauert bis heute an.
Helmuth Thoma, der einstige Programmschef von Radio Luxemburg, der die Zielgruppe der 14. bis 39jährigen willkürlich auf dem Klo erfand, dürfte sich hierüber immer noch einen ablachen.
 
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Was die Jingles von WDR 1 betrifft: ja, damals hatten wir ein sehr sparsames, von Micki Meuser produziertes Jingle-Paket, bestehend aus etwa zehn Station ID-Jingles, welches einmal überarbeitet wurde, da in der ersten Version die Abmischung nicht perfekt war - und oftmals nur "WDR EIN...!" zu verstehen war. Die neue Version des Jingle-Pakets war dann besser verständlich und aus "WDR EIN...!" wurde "WDR EINS...!".

Darüber hinaus gab es aber für jede Sendung eine eigene Sendungsverpackung (Vorspann, Unterlegmusik(en), ggf. DJ ID-Jingles und andere Drop-Ins, so dass man auf WDR 1 nicht völlig "nackt" war.

Und trotz fehlender Armada an WDR 1-Station ID-Jingles hat das sogar ziemlich gut funktioniert. Diese "Jingle-Politik" ist dann ab 1995 auf WDR 2 konsequent fortgesetzt worden, was ich gut und richtig finde, obwohl ich durchaus ein Fan von gutgemachten Jingles bin. Ich bin der Ansicht, dass neben ordentlichen Produktionen die Dosis des Einsatzes/der Einsätze entscheidend ist. Und in Bezug auf Jingles ist weniger (Einsatz) oftmals mehr (Effekt beim Hörer).

Was EINS LIVE betrifft: Fritz Pleitgen, der damalige Hörfunkdirektor sah, dass WDR 1 in der MA "die rote Laterne" hatte und am Ende bei ca. sechs Prozent lag. 1994 installierte Thorsten Engel beim NDR das Jugendprogramm "NJOY", was sehr erfolgreich wurde. Pleitgen sah das - und wollte sein eigenes "NJOY" haben. Und das wurde im April 1995 gestartet und bekam den Namen "EINS LIVE". Okay, das ist sehr vereinfacht ausgedrückt, allerdings ist die Nummer im Wesentlichen genau so gelaufen.

Ich hatte damals mehrfach darauf hingewiesen, dass uns Hörer wegbrechen würden, die sich für EINS LIVE zu alt und für WDR 2 zu jung fühlen würden und schlug vor, bestimmte "Highlight-Sendungen" aus dem alten WDR 1 zu nehmen und beispielsweise in WDR 5 fortzusetzen. Wollten sie aber nicht und auf mich hatte ja sowieso keiner der Verantwortlichen gehört.

Ich wage aus eigener Erfahrung im WDR-Hörfunk heraus die These, dass die Amtseinführung von Pleitgen als Hörfunkdirektor der Anfang vom Ende des anspruchsvollen "Pop-Radios" im WDR (WDR 1 und WDR 2) war, was kurze Zeit später mit ihm als Intendant und Frau Piel als der ersten "Wellenchefin" von WDR 2 konsequent fortgesetzt wurde.

Schade, aber den Hörerverlust hat sich der WDR durch das meines Erachtens in gewisser Art und Weise kopflose Handeln seiner damaligen Hörfunkdirektion selbst zuzuschreiben.

Unzureichend ist dagegen die Tatsache, dass es in Nordrhein-Westfalen über den Zeitraum von nahezu 20 Jahren keine akzeptabele Alternative für jene dem WDR weggebrochenen WDR 1-Hörer gab und diese derzeit immer noch nicht offiziell existiert. Diese Hörer sind quasi "verloren", haben sie sich doch in vielen Fällen dem Radio komplett abgewendet. Traurig, aber leider wahr!
 
Tja, und mittlerweile steht Eins Live vor dem selben Problem. Man braucht sich nur die Moderatorenriege anzuschauen und wird feststellen: Das Programm ist mit seinen Machern gealtert. Dass ausgerechnet jene (meist Ü30) mit einem Kindergartensprech daherkommen, der weh tut, ist eine andere Geschichte. Nur: Die Zielgruppe U25 ist von Eins Live nicht mehr begeistert. Die würden sich sofort auf einen privaten Konkurrenten (Big FM oder wer auch immer) stürzen. Es wird ja mit 1Live Diggi versucht, die "Youngsters" anzusprechen. Dazu muss sich das Digitalradio aber erst noch durchsetzen und vielleicht muss dieses Diggi auch einen ganz eigenen, "cooleren" Namen bekommen und nicht als kleiner, schäbiger Ableger des Hauptprogramms präsentiert werden.
WDR2 dagegen ist gefühlt marginal jünger geworden. Die Ansprache ist nichtssagend, das Programm hat kein "Branding", würde der BWLer monieren, es strahlt nichts aus, wirkt bar jeder Gefühle. Die Musik spricht die ursprünglichen Stammhörer nicht an, alle unter 40 fühlen sich zu jung und frisch für das Programm. Auf den Nenner gebracht: Der WDR sendet eigentlich konsequent an Zielgruppen vorbei. Die Einschaltquoten stimmen allerdings noch, weil es keine Konkurrenz gibt.
 
"Aber Hallo" war zu Beginn (bis ca. 1993) eine Wunschsendung der WDR 1-Hörer, die ihre Musikwünsche per Postkarte nach Köln schickten. Aus verschiedenen Überlegungen heraus wurde die Musik dann von den Redakteuren/Moderatoren zusammengestellt. Wer wollte, konnte zu seinem Wunsch noch die Telefonnummer auf die Postkarte schreiben, um sich mit dem Moderator während der Sendung über Gott und die Welt zu unterhalten. So fanden dann während der 2-Stunden-Sendung, die samstags von 20 bis 22 Uhr lief, meistens 3 Hörer(innen) und ein Promi Gehör, der übrigens auch seinen Musikwunsch erfüllt bekam. "Aber Hallo" hatte eine Vielzahl von Moderatoren: Stefan Bitterle, Stephan Laack, Christoph Ribbat, Christian Hein, Markus Weiler und Petra Wanitschka moderierten diese Musiksendung abwechselnd.
 
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"Samstagabend, 22:05 Uhr, und wie immer sind wir bis Mitternacht ganz eng miteinander verbunden", worauf ein langgezogenes "Hi" folgte. Mit diesen Worten begrüßte uns Alan Bangs samstäglich in den 90er-Jahren zu seiner Sendung "The Alan Bangs Connection". In den 2 Stunden spielte er meistens Musik von Interpreten, de nur die wenigsten Hörer kannten. Oft kam es vor, dass Alan von einem Interpreten 4 oder 5 Songs spielte. Ohne ihn hätte ich wohl Bands wie z.B. Mazzy Star nie kennengelernt.
 
Das gehört hier zwar streng genommen nicht rein, da Sprecher-Stimmen an dieser Stelle aber schon mal Thema waren, bitte ich erneut um Klärung; wer sprach da am 19.08.1990?
 

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  • WDR-Sprecher 19.08.1990.mp3
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Wie kaum ein anderer Moderator legte Alan Bangs in seiner gleichnamigen Sendung -mit dem Zusatz "Connection"- seine Seele bloß und gewährte den Zuhörern tiefe Einblicke in sein Gefühlsleben, indem er z.B. in einer seiner Sendungen vor Weihnachten davon sprach, dass er unter Tränen seiner Mutter am Telefon erzählte, dieses Jahr nicht gemeinsam mit seinen Geschwistern das Fest in seiner Heimat England verbringen zu können, da er eine Sendung habe.
Seine Exkursionen in sein Privatleben konnten manchmal durchaus die Dauer einer Plattenlänge haben.
 
Recht abwechslungsreich ging es immer in den Wunschsendungen der WDR 1-"Flipp-Zeit" zu, wie diese Playlist von vor fast genau 20 Jahren (am 03.02.1995 mit Günther Janssen) zeigt:

1. Funky Cold Medina / Tone Loc / 1989
2. Slow Down / Soundtrack (Backbeat Band) / 1994
3. Don't Take That Attitude To Your Grave / Ben Harper / 1994
4. O Baby / Siouxsie & The Banshees / 1994
5. That Woman's Got Me Drinking / Shane Mac Gowan & Popes / 1994
6. Strangers / Portishead / 1994
7. Being Boiled / The Human League / 1978
8. Am Fenster / City / 1977
9. Space Cowboy / Jamiroquai / 1994
10. Last Train To Trancentral / The KLF / 1991
11. Wonderful / Runrig / 1993
12. Schade! / Die Lassie Singers / 1994
13. Cotton Eye Joe / Rednex / 1994
14. Around The Way Girl / L. L. Cool J / 1990
15. 100 % Pure Love / Crystal Waters / 1994
16. Sister Morphine / The Rolling Stones / 1971
17. Flowers On The Wall / Statler Brothers / 1965
18. Carpet Crawl / Genesis / 1974
19. The Ship Song / Nick Cave & The Bad Seeds / 1990
20. The Unforgiven / Metallica / 1991
 
Schwipp Schwapp 88/89 (Die Silvester-Party aus WDR1 von 20 Uhr bis 04 Uhr am Neujahrsmorgen)
mit Robi Rob (Robert Treutel) und teilweise mit Hape Kerkeling als Hausmeister etc. fand ich auch klasse.
 
Kann sich noch jemand an "Guten Rutsch, vorsicht glatt" mit Wolfgang Roth und Dave Colman erinnern?
Das war die Silvester-Sendung Mitte der 80er Jahre auf WDR 1 oder WDR 2?
 
Ein Trip zurück in das alte WDR 1. Zufällig entdeckt und ich lade selbst noch runter, kann also noch nichts zur Qualität der Aufahme sagen. Vermutlich wird es höchst elementar... :D

Ein Mitschnitt der Sendung ''Schwingungen'' vom Juli 1993 mit Studiogast Klaus Schulze. Ich denke mal, das wird hier einigen gefallen.

http://uploaded.net/file/jhusmfs8
 
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