Radio und Coronavirus: Wirtschaftliche Auswirkungen

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Selbst wenn die Beschränkung kommt, heißt das noch lange nicht, dass die Kohle bei Felix Kovac landet.

Felix Kovac handelt da, denke ich, sehr altruistisch.

Etwas anderes könnte man ihm nur vorwerfen, wenn er der Chef des einzigen landesweiten UKW-Programms in Bayern mit einem gut aufgestellten landesweiten Vertrieb wäre und fordern würde, dass seine einzige landesweite Konkurrenz bittesehr einen Großteil ihrer Konkurrenz sein lässt.
 
Im Prinzip ist die Forderung nach einem werbefreien öffentlich-rechtlichen Hörfunk ja richtig, aber nicht so, wie sie jetzt gefordert wird. Solange die Privatsender den größten Teil ihrer Hörerschaft und Werbekunden bewußt ausgrenzen (Stichwort "Zielgruppe"), so lange haben sie keinerlei Hilfe oder Unterstützung verdient, denn offenbar geht es ihnen ja so gut, dass sie sich ihre Hörer selbst aussuchen können.

Niemand zwingt Antenne Bayern ein Programm zu bringen, das 24 Stunden am Tag direkt mit dem Spartenprogramm Bayern 3 konkurriert. Niemand zwingt die Lokalsender, ein Programm zu bringen, das 24 Stunden am Tag direkt mit den Spartenprogrammen Bayern 3 und Antenne Bayern konkurriert!
 
Morgen um 8 Uhr werden alle Kommerzfunkmoderatoren und Ärzte verschwunden sein. Wen wird man mehr vermissen ?
 
Hat nichts mit Ablenkung zu tun. Je weniger Litfaßsäulen es gibt, um so geringer der Werbeeffekt. Hier hilft es, Stümpert zu lesen und zu begreifen. Die Deppen in NRW lernen es nicht mehr, und woanders springt man auf diesen Zug auf. Von NRW lernen heisst : Verlieren zu lernen. Umso lauter ist das Geschrei um Finanzhilfen, wie wir grade erlebt haben. Die Frechheit, vor wenigen Tagen nach geschenktem Geld zu schreien, zeiigt, wie der NRW-RTL-Funk agiert. Widerlich !
 
@Radiokult
Ich würde eher sagen, Prinzip Hoffnung. Wie viele Etats wirklich umgeschichtet werden würden, ist reine Spekulation. Kein Werbekunde würde darüber eine belastbare Auskunft geben. Warum auch?
Der Mediamix ist eben kein Nullsummenspiel.

Radio-Kampagnen machen nur Sinn, wenn breite Zielgruppen schnell und in hoher Frequenz erreicht werden können. Das geht nur im Mix mit den Öffis. Das weiß auch selbst ein unbelichteter Radioplaner. Genau genommen würden man den Öffis mit der Werbefreiheit ein Geschenk machen, denn ein werbefreies Programm ist immer angenehmer zu hören.

Die Frage ist wie groß und saftig ist der Kuchen. Da ist ein Stück Sahnetorte oft mehr als eine ganze Packung Leibnitz-Kekse.

Eines der Probleme ist Hot-AC Monokultur im Privatradio. Das hat die Industrie so gewollt, jetzt hat man keine Formatvielfalt, stattdessen jede Menge mehr oder weniger unwirtschaftliche Beiboote um den Muttersender abzuschirmen. Analog zu den Tageszeitungen, die ihre Anzeigenblätter als Beiboote haben. Hat x-Jahre bestens funktioniert, nur jetzt eben nicht mehr. Ich kann heute bestens regional ausgesteuert werben. Das ist einfach und geht fast auf Knopfdruck.

Auf Kundenseite stirbt sowieso ein regionaler Kunde nach dem anderen, bzw. wird wegfusioniert. Wer glaubt er kann über 30 Jahre alte Strukturen einfach so fortsetzen, der glaubt auch in der Herbertstraße sitzen Jungfrauen im Schaufenster.
 
Felix Kovac handelt da, denke ich, sehr altruistisch.

Nö, Kovac lenkt einfach nur von seinen Baustellen bei ABY (insbesondere MA) ab. Scheinbar erfolgreich, denn der ein oder andere hier fällt darauf rein. Corona ist halt manchmal auch ein dankbares Thema. Und da das Virus gerade vorbeikam, greift man es dankend auf und verbindet es mit dem Thema der Werbefreiheit bei den Privaten. Kovac gehört in die Besenkammer (also in den entsprechenden Thread meine ich natürlich) und die Werbebeschränkung oder -freiheit der Öffis eigentlich woanders hin.

Da wir aber nun gerade an dem Thema vorbeidünen, müsste man sich dies in jedem Bundesland einmal einzeln anschauen. Am Ende geht es nämlich um die Frage, ob ich ausreichenden Werbedruck als Werbetreibender aufbauen kann, wenn die fröhlichen Werbewellen der Öffis wegfallen. Im Norden war dies nie das Thema auf Grund der Stärke der Privaten (es gab zudem meist neben der 1. Kette mit einem sehr starken Privatprogramm (R.SH, Antenne MV (früher), ffn und RHH) auch noch eine 2. Kette oder gar 3. Privatfunkkette). Hier reichte eine werbetragende Welle (NDR2) stets aus. In anderen Märkten wird das allerdings schwierig. NRW z.B. dürfte extrem problematisch werden, wenn man 1LIVE und WDR2 werbefrei gestalten würde. Das wird man rechnen müssen. Nimmt man Nielsen II aus der nationalen Belegung raus, könnte das für die nationale Radiovermarktung eher kontraproduktiv sein. Will sagen, dass dann ganze Budgets wegwandern in andere Gattungen. Gleiches gilt für andere Märkte. Dazu kommt, dass es nur eine Momentaufnahme ist. Wir haben nämlich zwei Trends: 1. Die vermarktungsrelevante Reichweite 14-49 ist rückläufig. Hier stellt sich die Frage für Werbetreibende, ob man auch noch in zwei oder drei Jahren kampagnenfähig ist, wenn nur die privaten Wellen als Werbeträger zur Verfügung stehen? 2. Welche Reichweitenentwicklung wird es geben, wenn ich als Hörer die Wahl habe zwischen werbefreien und werbetragenden Massenprogrammen (sprich Dudelfunk) habe? Die Auswirkung könnte die Reduzierung der Kampagnenfähigkeit erheblich beschleunigen. Und dann? Nee klar, der Großteil der GFs und Gesellschaftervertreter, die das derzeit fordern sind dann in Rente oder sitzen mit einem leckeren Getränk unter Palmen und tragen die Berufsbezeichnung Privatier. Aber das Thema Radio als Werbeträger ist dann durch.

Und dann kursiert da immer noch ein Märchen oder ein Behauptung (ich kann das bei einigen Protagonisten nicht so recht unterscheiden, wie sie es eigentlich meinen). Das bezieht sich auf den gewünschten Effekt. Der Irrglaube ist, dass Werbekunden wechseln müssten, da sie auf den öffentlich-rechtlichen Wellen keine Werbung mehr schalten könnten. Die meisten Werbetreibenden sind aber auf beiden Programmen vertreten (Stichwort: Werbedruck!). Also, warum soll ich mein Budget von den Öffis zu dem schon vorhandenen Budget der Privaten schaufeln? Im Idealfall erhöhe ich es, im schlimmsten Fall ziehe ich aber das gesamte Budget aus der Gattung (mangels ausreichendem Werbedruck) ab und stecke es in andere Gattungen. Das mit der Erhöhung hat auch noch einen Haken. Werbezeit ist aus programmverträglichen Gründen nicht unbegrenzt. Die nachgefragten Zeiten sind heute schon weitgehend ausgelastet. Da, wo Interesse bestehen könnte, müsste man deutlich die Zeiten überbuchen. Würde aber heißen, dass der o.g. Effekt (reichweitenschädliche Werbung) noch stärker beschleunigt würde.

Wenn man die Forderung der Privaten wirklich konsequent umsetzen wollte, dann müsste man die ganzen Flachfunkwellen von SWR3, Bayern 3, NDR 2, You, 1LIVE u.s.w. auch alle privatisieren und als Werbeträger weiterlaufen lassen. Gut, das wäre dann ein wenig zuviel. Also für die Öffis, denn wer gibt gerne ab. Und für die Privaten. Wer möchte denn jetzt so einen richtigen privaten Wettbewerb?

Aber da sind wir dann ganz weit von diesem Thema hier weg.
 
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Meine Prognose : Alle Sender, die wir heute auf UKW hören, sind auch in einem Jahr genau so auf Sendung. Einzig die Finanztöpfe müssen in der nächsten Zeit anders gefüllt werden, und dies wird schon "irgendwie" passieren.
 
Du meinst: die Automaten dudeln weiter und die PraktikantInnen dilletantieren weiter? Ich fürchte auch, dass die meisten HF-Schleudern weiter den Äther verpesten, nur die eh schon minimierten Inhalte könnten noch dürftiger werden. Bei vielen Programmen dudelt ja ab abends 18/19 Uhr und am Wochenende fast durchweg der Automat mit etwas VT dazwischen. Armselig.
 
@Wanderdüne
Bekanntlich ist gut gemeint fast immer das Gegenteil von gut gemacht. Es ist genau das Problem des Werbedrucks, bzw. der Reichweite. Wenn das in C-Märkten wie die Saarland passieren würde, würde nichts passieren. Wer daran in NRW, Bayern, BaWü zündelt, der kann schnell dem Medium die tödliche Dosis verpassen.

Aber eigentlich ist es egal, schon vor Corana haben sich die Gewichte im Mediamix verschoben, nach Corona wird sich diese Entwicklung eher beschleunigen. Das Thema Werbezeitbegrenzung schafft vielleicht Luft für 2-3 Jahre. Die wird das Medium mehr oder weniger tatenlos verstreichen lassen.

Ich sehe im Moment keinen, der echte Impulse setzen will und kann.

Na und das Klein Felix kräftig Gegenwind in Ismaning hat, ist wahrlich kein Geheimnis. Er muss sich halt an den Zahlen seines Vorgängers messen lassen und bisher haben seine Änderungen und Neubesetzungen noch nicht wirklich angeschlagen. Mal sehen wie lange Mister T. ihm noch die Stange hält.
 
Meine Prognose : Alle Sender, die wir heute auf UKW hören, sind auch in einem Jahr genau so auf Sendung. Einzig die Finanztöpfe müssen in der nächsten Zeit anders gefüllt werden, und dies wird schon "irgendwie" passieren.

Da magst du recht haben. Da ist man ja dran. Man möchte ja nicht nur Kredite der KfW (die auch für Rundfunkunternehmen bereitstehen), nein man möchte (Gewinn-)kompensation. Also Beihilfen oder Infrastrukturförderungen.

Was oft übersehen wird: Radio ist betriebswirtschaftlich ein Primitivgeschäftsmodell. Es gibt Personalkosten und Infrastrukturkosten. Dazu eine überschaubare Investition. Es gab Sender, die hatten bereits nach einem Jahr ihren Break-Even erreicht. Es gibt kein (analoges) Medium, welches so wenig Investitionen erfordert wie Radio. Zudem bewegt sich das Investitionsniveau auf einem extrem niedrigem Niveau. Eine andere Kostenposition, nämlich die Rechtenutzung, ist erlösabhängig. Wie komfortabel.

Es bedarf keiner Maschinen oder riesiger Produktionshallen. Es bedarf keiner Spezialisten (im Gegensatz zu Ingenieuren oder Facharbeitern in bestimmten Nischen oder High-Tech-Branchen finden sich Redakteure, Mods und Verkäufer relativ einfach). Und es bedarf keines Wareneinsatzes. Damit sinkt der Finanzbedarf und der Liquiditätsbedarf erheblich. Es muss kein Komponenteneinkauf oder Zulieferwaren vorfinanziert werden, während der Kaufpreis für das veredelte Produkt erst Monate später fällig wird. Eine Kapitalbindung im Privatfunk existiert faktisch nicht. Auch die Bepreisung ist produktunabhängig. Die Kosten haben sich zwar immer an den Erlösen irgendwie orientiert. Da in den ersten Jahren und Jahrzehnten immer ein positives Ergebnis (mit Ausnahme derjenigen, die schlicht und ergreifen von vornherein alles falsch gemacht haben) stand und man in Monopolmärkten unterwegs war, brauchte man das Produkt nie "Kalkullieren". Während Produkte von einer Schraube von dem Mittelständler genau kalkuliert wird und werden muss und das Endprodukt auf Grund der Komplexität immer detaillierter kalkuliert werden muss, um den Endpreis zu finden, arbeitet Radio immer noch nach pi mal Daumen. Irgendwie langt es halt. Und solang die Rendite 5% plus X bei Lokalen und die Rendite bei großen Landesweiten 15% plus X liegt, ist alles im Lot.

Insofern ein vom Risiko überschaubares Geschäftsmodell. Mit überschaubaren Kosten- und Liquiditätsgrößen. Eigentlich müsste dies tatsächlich bei den Sendern mit Krediten der KfW locker zu stemmen sein, zumal heute, am Montag bei vielen Sendern die Blöcke voller waren als sonst am Montag. Mit der Lockerung läuft das Geschäft wieder an. Sollte es bei den Lockerungen bleiben, dürfte das Geschäft wieder vor sich hin plätschern. Wieso also jetzt noch Hilfeleistungen über Kredite hinaus?

Die Chancen stehen vielleicht gut dafür. Denn Politik möchte eine wohlwollende Berichterstattung. Helfe ich dir, hilfst du mir. Demnächst stehen auf Landesebene und Bundesebene wieder Wahlen an... Wer möchte es sich da mit Verlagen und Radiosendern verscherzen? Insofern finden sich da noch Wege für eine "staatsferne" Hilfe. Schade eigentlich, denn Corona wäre sicherlich ein Katalysator für längst überfällige Entwicklungen in der Privatradiolandschaft gewesen.

Das grundsätzliche Problem, welches der weise Chinese bereits ansprach, ist damit für das Radio natürlich nicht gelöst. Wird aber auch nicht mit Beihilfen oder Infrastrukturförderung gelöst. Veränderungen werden damit halt noch einmal etwas hinausgezögert.
 
Ich kann mich noch sehr lebhaft an die Zeiten, als der Sozialismus ein überlegendes Wirtschafts- und Gesellschaftsmodel in Deutschland war erinnern. Tägliche Produktionsrekorde, Planübererfüllungen, Kampfmeetings wurden jeden Tag in den Medien abgefeiert. Wer als Westdeutscher dann einmal wirklich dort war, den empfing nicht nur dieser penetrante Lysolgeruch, der roch den süßlichen Zweitakter-Geruch, musste nicht nur ständig den Tacho im Auge behalten sondern auch jederzeit mit Riesenschlaglöchern rechnen. Essen & Trinken in einer HO-Gaststätte war schon was für die Freude der Sättigbelage. Der Magen freute sich, weil er nicht mit fremdländischer Küche aus Italien, Griechenland oder China belästigt wurde. Aber was soll's, die DM stand 1:10 und dann gab es Bier für ein paar Pfennige. Wenn bloß nicht dieser bescheuerte Mindesumtausch gewesen wäre.

Auch die meisten Betriebe machten schon von außen einen museumsreifen Eindruck und kein Mensch, der was auf sich hielt kaufte sich ne MZ. Ich habe auch lieber länger gespart, eine Pentagon als Spiegelreflex wollte ich einfach nicht. ORWO-Filme waren billig, aber kamen nicht einmal in Ansatz an Kodachrome oder Fudji-Color ran.

Mit anderen Worten, dass die Wirtschaft in der DDR marode war, dass konnte man sehr leicht sehen. Dass viele Produkte wenig wettbewerbsfähig und nur über den Preis vermarktbar waren, machte jeder Quelle oder Neckermann Katalog deutlich.

Trotzdem, vom Westen ausgesehen konnte sich kaum jemand vorstellen, dass die DDR sich innerhalb eines Jahres mit samt seinem riesigen Unterdrückungsapparat inkl. Stasi quasi selbst auflöst. Übrigens hat da die gesamte DDR-Forschung, der Vorläufer der Gender-Forschung, bei uns versagt. Die haben nix gesehen...

Ich habe daraus gelernt, wenn Systeme - gerade wenn sie zementiert erscheinen - kippen, dann geht das sehr schnell und die Vorwarnzeit ist ziemlich kurz. Wie Radiosender kalkulieren hat die Düne gut zusammengefast: Kosten niedrig, möglichst viel aus der Konserve und das war's. Wenn ich mal in einem Radiosender bin, dann ist das wie ne Zeitreise in die 1990er und frühen 2000er, irgendwie ist die Zeit stehen geblieben.

Das Deutsche Radiosystem ist wie in Stein gemeißelt und in Beton gegossen. X-Gesetze, die Bundesländer und Medienanstalten haben zuverlässig bis jetzt fast jede Entwicklung gestoppt oder ausgebremst. Herausgekommen ist eine innovationsschwache Industrie, die nur im geschützten Markt überleben kann.

Ich sehe momentan nicht einmal im Ansatz eines Investors oder eines Unternehmens großzügig zu investieren oder eine Marktveränderung auf Anbieterseite (z.B. Fusionen) voranzutreiben. Wenn es die gibt, dann wäre das schon sehr konspirativ.

Wahlkämpfe sind in der Demokratie eigentlich immer. Wenn ein Medium kaum wahlkampf-relevant ist, dann ist es Privatfunk. Wahlkämpfe werden heute immer noch im TV und, das ist neu, in den Social Media Kanälen entschieden. Insofern, liegt der Politik Privatradio nicht so am Herzen. Klar, die Verleger werden weiter gestreichelt. Doch zukünftig ist das Geld knapp. Wenn überhaupt werden die wesentlich wichtigeren Tageszeitungen subventioniert. Für Privatradio wird wenn überhaupt ein symbolischer Beitrag und eine Werbezeitenreduktion rausspringen.

Nun, nicht einmal Zeitungsverlage sind dämlich. Sie werden mittelfristig überlegen was sie mit ihren Anteilen machen. So hohe Renditen wie in der Vergangenheit sind nicht zu erwarten und es gibt so gut wie keine Synergieeffekte. Ein Verkauf der Anteile zu einem guten Preis ist dann eine überlegenswerte Alternative. Denn, wenn aus der Cash Cow ein Dog wird, dann sind die Anteile wesentlich weniger werthaltig.
 
Meine Prognose : Alle Sender, die wir heute auf UKW hören, sind auch in einem Jahr genau so auf Sendung. Einzig die Finanztöpfe müssen in der nächsten Zeit anders gefüllt werden, und dies wird schon "irgendwie" passieren.

"Genau so" sicher nicht, sondern mit noch mehr reduzierten redaktionellen Inhalten und mit noch "viel mehr Hits". Da fällt dann die Wahl zwischen DAB+ und Spotify ziemlich leicht.
 
Ich würde ja gerne bezüglich lokaler Information sagen: Ich schalte das für mich zuständige Lokalradio ein und bin dann a) gut informiert über das, was in meiner Umgebung los ist b) höre vernünftige, lockere Moderation und c) gute, breitgefächerte Musik.
Es wird mir aber bei über 90% der Programme NICHTS von allen drei Elementen geboten. Stattdessen: Minimalinfo, dafür alle Nase lang "Staus und Blitzer", präsentiert von Praktikanten und Linercard-Ablesern und dazu die 500 garantiert langweiligsten Songs aller Zeiten. Genau deshalb holt sich heute ein Großteil der Menschen seine Lieblingsmusik anderswoher, schaut irgendwelche Serien bei Netflix zur Unterhaltung und nützt zur lokalen Information das Internet, insb. irgendwelche sozialen Medien.
 
Zur Kenntnis: https://www.radioszene.de/143160/malu-dreyer-will-privaten-rundfunk-unterstuetzen.html?cn-reloaded=1 und https://www.radioszene.de/143105/antenne-landau-antenne-pfalz-volontaere.html Die billigen Volos werden gebraucht! "Die Medien leisten einen sehr wichtigen Beitrag, den Herausforderungen der Corona-Pandemie zu begegnen. Medien informieren über das Infektionsgeschehen und die Maßnahmen, die Pandemie einzudämmen. Sie bereichern durch ein qualitativ breit gefächertes Programm, das Bildung, Kultur und Unterhaltung bietet und den Menschen das Zuhausebleiben erleichtert" (Malu Dreier, MPin RP)
 
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Malu Dreyer schrieb:
Ein herzlicher Dank gebühre in Rheinland-Pfalz dabei auch dem SWR, der beschlossen hat, für die Sender RocklandRadio, RPR1 und bigFM, das Entgelt für die Verbreitung über DAB+ vom 1. April 2020 bis 31.12.2020 zu stunden.
 
Ein schönes Beispiel für den notleidenden Privatfunk. Umsatzerlöse RPR in 2018: 19 Mio. Euro. Ergebnis nach Steuern: 1,8 Mio. Euro (also rund 10% Umsatzrendite). Vom auf den 1.1.2018 vorgetragenen Gewinn (aus 2017) i.H.v. 829.666,69 Euro wurden dann im Geschäftsjahr 2018 genau 829.666,69 Euro an die Gesellschafter ausgeschüttet. Vom Ergebnis nach Steuern i.H.v.1,8 Mio. verblieb ein Jahresüberschuss i.H.v. 1.525.261,77 Euro (nach Abzug sonstige Steuern und abzuführende Ergebnisanteile). Davon wurden im laufenden Geschäftsjahr 2018 (in dem der Jahresüberschuss) schon mal vorab 979.488 Euro an die Gesellschafter ausgeschüttet, sodass vom Überschuss aus 2018 zum 1.1.2019 noch 545.773,77 Euro im Unternehmen verblieben sind (die mit Sicherheit dann in voller Höhe im ersten oder zweiten Quartal 2019 ausgeschüttet worden ist; ebenso dürfte es auch 2019 wieder eine Vorabausschüttung des zu erwartenden Gewinns in 2019 gegeben haben). Alles entnehmbar der jüngsten Bilanz aus 2018, die im Bundesanzeiger öffentlich publiziert wurde.

Jemand was gemerkt? Privatsender sind eigentlich kerngesunde Unternehmen. Von der Rendite kann der Lebensmitteleinzelhandel nur träumen. Und andere Branchen auch. Es ist weder kapitalintensiv (kein Wareneinsatz, nicht personalintensiv, keine teuren Anlagen etc.) noch sind nennenswerte Investitionen notwendig. Diese werden, wenn nötig, aus dem Cash-Flow finanziert. Insofern laufen auch keine relevanten Kredite. Da die Gesellschafter quasi regelmäßig alles rausräumen (bis in die Ecken), und dass sogar schon unterjährig, gibt es natürlich auch keine wirklichen Rücklagen. Die Kassenbestände sind allenfalls geeignet, eine kurzfristige Liquidität zu sichern.

Würden die Gesellschafter nicht die Überschüsse regelmäßig komplett abräumen, sondern in den Unternehmen zumindest anteilig hiervon Rücklagen belassen, um Krisen und Zukunftsprojekte zu stemmen (und zwar in einem größeren Umfang), würden fast alle Sender in Deutschland jetzt locker ohne Probleme durch die Krise kommen. Zumindest was ein völlig verhageltes Geschäftsjahr betreffen würde.

Insofern müsste sich die Politik eigentlich die Frage stellen, ob und wann eigentlich die Gewinne aus 2019 in den Sendern ausgeschüttet wurden und dann davon abhängig machen, ob man mit Steuergeldern abgezogene Überschüsse kompensieren soll. Denn wenn in Unternehmen jahrelang Renditen um die 10% (plus) erwirtschaftet werden und in einem Krisenfall gleich nach dem Staat gerufen wird, ist das schon eine seltsame Vorstellung von Marktwirtschaft und Unternehmertum. Das ist dann eher Sozialismus in Kombination mit Wegelagerei, die von der Allgemeinheit finanziert werden soll.
 
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@Wanderdüne
Wohl wahr, wohl wahr. Wobei, veröffentlicht wird die Bilanz. Das ist im Bundesanzeiger eine arg verdünnte Darstellung. Die eigentlich viel interessante G+V ist nicht öffentlich (aus guten Grund). Was man in der Bilanz nicht sehen kann, ziehen die Gesellschafter noch auf anderen Wegen Geld?

Bei einer Affiliate Station sind es gern verschiedene Fees und Preise für Dienstleistungen, die man bei der Mutter einkaufen muss.

Dann ist auch interessant Vermarkter GmbH und Sender GmbH. Das ist das nette Buchhaltern & Controller 1x1. Wichtig dabei ist nur nach außen so wenig Transparenz wie möglich. Jeder Mitarbeiter kann via Bundesanzeiger in die Bilanz gucken.

Aber, würden den Sender nicht ständig Liquidität entzogen, dann könnten Sie locker 3 - 6 Monate überstehen. Vollkommen richtig!

Ansonsten, hätte hätte - Fahrradkette. Man hat statt zu investieren immer nur ausgeschüttet. Jetzt in der Krise hat man kein Geld. Der Staat wird nicht auf ewig satte Renditen für journalistisch belanglose Produkte garantieren wollen. Und wenn, dann nur gegen Gegenleistung.
 
Auf Kundenseite stirbt sowieso ein regionaler Kunde nach dem anderen, bzw. wird wegfusioniert. Wer glaubt er kann über 30 Jahre alte Strukturen einfach so fortsetzen, der glaubt auch in der Herbertstraße sitzen Jungfrauen im Schaufenster.

Es geht bei Dir nicht ohne schäbigste, zotige Frauenfeindlichkeit oder Bashing von vermeintlich Linken oder Grünen, oder?
Beinahe pathologisch.
Wenn es mit dem Vertrieb nicht mehr so hinhaut, berate doch Friedrich Merz, hm?
 
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@Philieb
Ich habe einen Vergleich angestellt, der kann Dir gefallen oder nicht. Die Herbertstraße ist Fakt in Hamburg und genauso ist es "legendär" das im Sexgeschäft die irresten Sachen versprochen werden, die natürlich Null-Wahrheitsgehalt haben.

Wer allerdings glaubt, Prostitution würde sich durch Verbote, wie z.B. in Schweden, in Luft auflösen, ist in meinen Augen mehr als naiv. Auch Drogen sind illegal und werden munter konsumiert. Insbesondere grün-linke Kreise setzen sich gar für die Legalisierung ein. Ich halte das durchaus für sinnvoll, denn ein Schwarzmarkt mit Kriminalität ist die Folge. Aber vielleicht findest Du die Situation im Görli gut. Wer weiß das schon so genau?

Ich kann Dir eines Versprechen, ich habe nicht vor noch werde ich jemals Friedrich Merz beraten. Das ist nicht mein Job.
Ich gehöre nun einmal nicht zu der Fraktion, die einem Massenmörder zum Geburtstag gratuliert oder Antisemiten ein Glückwunschtelegramm zum Staatsfeiertag sendet. Ich war auch nie in einer Partei, die eine ausländische Diktatur, die zig Millionen Menschen auf dem Gewissen hat, verherrlichte. Genauso wenig glaube ich, dass man Geld einfach drucken kann. Ich halte Investitionen in die MINT Forschung wichtiger als Genderklos und Umformulierung aller Verwaltungsvorgänge in gendergerechte Sprache. Besonders, wenn im Ausgleich alle Klos in einem hygienisch bedenklichen Zustand sind oder nicht einmal genug Schutzausrüstungen bevorratet wurden.

Ich verrate Dir noch einmal etwas. Auf rund 60% meiner Stationen im Berufsleben hatte ich eine weibliche Chefin. Von denen habe ich verdammt viel gelernt und zum Ausgleich musste ich mich nicht mit denen über blödsinnige Statussymbole, Sport oder gar Fußball unterhalten.

Nur wir reden hier vom deutschen Privatradio, dass seit Gründung für die Eigentümer Kir Royal für alle war. Jetzt geht das Medium in den Keller und es gibt nur noch Karlsquell von ALDI und schon jammern die Besitzer, denn seit 30 Jahren wurden die Gewinne "versoffen und verhurt" statt reinvestiert. Die Düne hat es sehr gut dargestellt, wie selbst florierende Sender ohne Cash-Reserven dastehen.

Wenn Du einen Zug durch die Gemeinde machst und Dein ganzes Geld plus Dispo auf den Kopf haust, dann geht's Du ja auch nicht am nächsten Morgen zum GF und sagst: "Chef ich brauch mehr Geld..., oder???

So krümmelt nämlich der Keks. Schönen Freitag noch!
 
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