Greensill-Debakel: Gebührengelder versemmelt?

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Warum ist das normal? Die Anstalten sind kein auf Gewinn orientiertes Privatunternehmen.
Rücklagen kann man auch dadurch bilden, dass das Geld (anfangs) nicht ausgegeben wird.
Dann müssen die Anstalten aber Negativ-Zinsen zahlen und dann beschweren sich dieselben Leute wie jetzt, was diese Art von Rundfunkbeitrags-Verschwendung soll.
 
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Ja, weil Nörgler sonst wieder über schlecht verwendete Finanzen schimpfen!
Nein, weder eine Tagesgeldanlage noch eine Festgeldanlage sind üblicherweise risikobehaftet.

Nicht nur das, die Rundfunkanstalten sind sogar dazu verpflichtet, diese Gelder festverzinslich anzulegen (siehe §1 Abs. 4 Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrag):

Übersteigen die Gesamterträge der in der ARD zusammengeschlossenen Landesrundfunk-anstalten, des ZDF oder des Deutschlandradios die Gesamtaufwendungen für die Erfüllung ihres Auftrages, sind diese Beträge verzinslich anzulegen und bei zehn vom Hundert der jährlichen Beitragseinnahmen übersteigende Beträge als Rücklage zu bilden.

Ansonsten hat @Beyme schon recht: Beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk gilt das Prinzip von Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit. Heißt: Gerade nicht notwendiges Kapital im Rahmen des Zulässigen anlegen und logischerweise Negativzinsen vermeiden.
 
Aufgrund der oben zitierten gesetzlichen Vorgaben kann man also vermuten, daß beispielsweise der NDR nach Erfüllung seines Auftrags noch Beträge übrig hatte, welche dann verzinslich angelegt wurden. Wie das mit dem Nachbarthread "Sparkurs beim NDR" zusammengeht, überlasse ich anderen.
 
Aufgrund der oben zitierten gesetzlichen Vorgaben kann man also vermuten, daß beispielsweise der NDR nach Erfüllung seines Auftrags noch Beträge übrig hatte, welche dann verzinslich angelegt wurden.

Die Ausgaben der Sendeanstalten schwanken während der 4-jährigen Gebührenperiode teilweise stark (beispielsweise in den Jahren mit und ohne große Sportveranstaltungen). Der Rundfunkbeitrag ist aber in dem Zeitraum monatlich konstant, die Anzahl der Beitragszahler ist es ebenfalls nahezu. Auch würde man erwarten, dass sich Preis- und Lohnsteigerungen eher am Ende der Beitragsperiode auswirken als am Anfang. Das führt dazu, dass zwischenzeitlich Liquidität da ist, die eben angelegt werden kann bzw. muss. Eigentlich ganz einfach.
 
Besonders wenn das Geld jetzt futsch ist.
Das Geld ist nicht "futsch", es ist nur woanders. Deshalb ist wichtig, dass man bei "woanders" und nicht bei "futsch" ist. So konnte man letztes Jahr bis Anfang 2021 gutes Geld verdienen... Da Geld aber ein flüchtiges Wesen ist, sollte man stets fein aufpassen ;). Ob Trading jetzt unbedingt Kernkompetenz der Öffis werden sollte, ich weiß nicht. Aber da bin ich, glaube ich, zu marktgetrieben. Dass es bei Greensill "flüchtig" sein könnte, hörte man aber schon länger.
 
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Dass es bei Greensill flüchtig sein könnte, hörte man schon länger.

Wobei man da m.E. zwischen kurz- und langfristigen Informationen unterscheiden müsste (ich z.B. habe von der Existenz dieser Bank erst aus den Nachrichten erfahren und kann daher nicht sagen, wie lange "man" schon gewusst haben könnte, dass dort etwas schief laufen könnte). Denn dazu müsste man auch wissen, welcher Informationsstand zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung galt.

Der NDR sagte ja, sie hätten nur kurzfristige Einlagen unter 18 Monaten getätigt. Kurzfristig kann im Kapitalmarkt so ziemlich alles und gar nichts bedeuten.
 
@muted Wenn ich Geld anlege, sollte ich mich vorab informieren, wem ich Geld anvertraue und ich sollte das Geschäftsmodell dahinter verstehen. Mir ist Konstruktion (es ist ein Konglomerat aus drei Playern) und Geschäftsmodell (Finanzierung von Lieferketten) zu komplex und risikoreich. Mag sein, dass ich da zu schlicht bin.

Finanzszene.de wies schon im Oktober/November (?) darauf hin, dass die Greensill AG nur Finanzbeschaffer für die Greensill Capital ist und die Kredite absichern solle. Hier schrillen zumindest bei mir Alarmglocken. Bereits Ende 2021 interessierte sich die BaFin für die Greensill, da 2/3 des eingesammelten Kapitals an nur einen Darlehensnehmer ging. Was das als Risiko bedeutet, braucht man nicht zu erklären. Und dafür haben Kommunen und sonstige Anleger 0,55 Prozent Zinsen bekommen. Dazu einfach mal die Entwicklung der Bilanzsumme anschauen. Das ist schon eine rasante, ungesunde Entwicklung.

Bei einem solchen Risiko gibt es deutlich lukrativere Anlagen. Wie gesagt, da bin ich aber vielleicht zu schlicht und Kämmerer und Öffis viel schlauer.
 
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Ich merke schon (so wie es zu erwarten war), einige verstehen den Hintergrund meines Postings, andere (möchten) nicht. Wie weiter oben schon geschrieben wurde, hat diese Bank wohl ein besonders "gutes Angebot" unterbreitet. Ob das mit der Einlagensicherung (bis knapp 75 Mio) so funktioniert, wie es soll, werden wir sehen.

 
Es war natürlich etwas fahrlässig, einfach "nur" die günstigste Bank auszuwählen. (Ich mit einem Jahrzehnt Buchhaltungserfahrung hätte sie NICHT ausgewählt.) Aber Hauptsache ist doch, dass es gut ausgehen wird! Aus Fehlern darf gelernt werden - und das man solchen Schmeißfliegen wie "Weltsparen" nicht trauen darf, hat sich inzwischen rumgesprochen!
 
In meinem Falle werden die GEZ Gebühren am 1. Werktag des neuen Jahres für das ganze Jahr abgebucht. Ich werde sicher nicht der Einzige sein, der auf diese Weise seinen Jahresbeitrag entrichtet. Da ist es doch selbstverständlich, dass das geld dann erst einmal angelegt werden muss, seriöserweise in Festgeldanlagen. Dass diese "üblicherweise" - wie weiter oben @chapri schrieb - nicht risikobehaftet seien, erweist sich durch das aktuelle Beispiel nunmehr als Trugschluss. Dafür können aber die Anleger nichts, die schwarzen Schafe muss man auf Seiten der Institute und deren Kontrolleure suchen.
 
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@Mannis Fan
Ja und nein. Ein Festgeldanlage ist nicht per se seriös. Nun, ein guter Freund von mir ist in einer großen Stiftung mit mehren tausend Mitarbeitern verantwortlich für die Finanzen.

Als private Stiftung sind sie in der komfortablen Lage, dass sie 100% Eigenkapital haben und so gut wie nichts finanzieren müssen. Fördergelder etc. kommen aber unregelmäßig rein. Mal erst Monate nach einer Leistungserbringung, mal im voraus, oder in ein paar Raten. Das ist nicht schlimm, heißt aber für die Finanzen, es müssen immer wieder mehr oder weniger große Summen angelegt werden. Da bringt ein negativer Zins richtig Spaß, du bekommst im voraus Geld und hast am Ende weniger auf dem Konto. Als Geschäftsführer ist er verpflichtet die Stiftungs-Gelder wirtschaftlich zu verwalten.

Die Risikoabwägung der Stiftung ist, wir legen nur in einer definierten Risikoklasse an (Absicherung) an. Auf höhere Zinsangebote (mehr Risiko) verzichten wir. Kann man auch einfach rechnen, wir 0,5 - 1,0% mehr Zinsen riskiert man einen großen Kapitalverlust. Sagen wir es mal simpel, wenn 50% des Kapital verloren gehen entspricht das einem Anlagezeitraum von rund 35 Jahren bei 1% Zinsen. Wenn Totalverluste drohen, dann muss es eben kräftigte Renditen und nicht nur ein paar Festgeldprozente geben.

Wer professionell Geld anlegt, muss also prüfen und abwägen. Das gehört zum Job. Übrigens, bei meinem Freund machten einige Mitglieder des Stiftungsbeirat eher Druck auf höhere Zinsen zu setzen. Hätte er dem nachgegeben, dann wären schon nicht geringe Summen verbrannt worden. Auf höhere Zinsen zusetzen haben insbesondere Leute ohne wirtschaftlichen Background gefordert.

Im voraus für alle Schlaumeier hier

Geld in Scheinen im Tresor ist auch keine Lösung. Erstens kostet ein einbruchssicherer Tresor ziemlich viel Geld. Zweitens muss das Geld gegen Diebstahl etc. versichert werden. Diese Versicherung gibt es auch nicht online bei check24 oder einem anderen Branchenschreihals.
 
Anlage ist nie risikolos, immer mit Risiko behaftet. Selbst Geld auf dem Sparbuch kann an Wert trotz Einlagensicherung verlieren, wenn die Inflation höher ist als die Verzinsung. Auch Immobilien beinhalten Risiko, angefangen von Mietausfällen, Mietnomaden, unvorhergesehenen Sanierungskosten, Wertverfall etc.. Es passt aber zu unserer Vollkaskomentalität, dass man bei uns die Verantwortung immer gerne woanders hinschiebt. Anlegerschutz macht bei normalen, unbedarften Verbrauchern und bei Standardprodukten Sinn. Aber doch nicht bei risikobereiten Anlegern und professionellen Anlegern und schon überhaupt nicht bei institutionellen Anlegern. Da erwarte ich Know-How und wenn es schiefgeht, dann schreibe ich Verluste oder muss, wenn angestellt, gehen. Es gilt der alte Grundsatz, wer zu gierig ist, kriegt was auf die Finger. Hier hat man (fast) was auf die Finger bekommen, ohne gierig zu sein (NDR - glaube ich - mit 0,3 % verzinst...). Das ist dann schon Blödheit. Klingt nach Schlaumeierei, ist es aber nicht. Auch ich hatte und habe Kröten und Flopps im Depot, bei denen ich nicht alle Entwicklungen vorhersehen konnte oder habe - oder auch bewusst das Risiko eingegangen bin. Davor ist man nicht gefeit. Aber das macht einen minimalen Anteil meines Invests aus. Denn man sichert sein Depot mit unterschiedlichen Strategien ab, sodass man am Ende mit dem Gesamtdepot profitabel ist und das Risiko begrenzt, gleichzeitig aber die Chancen nutzt. Und so ist es auch bei Anlagebanken. Bevor ich dort Geld hinbringe, schaue ich mir eine Bank, insbesondere bei Privatbanken, sehr genau an. Besonders bei unüblichen Zinsversprechen. Gleiches mache ich doch mit einer Aktie, bevor ich mir das Papierchen ins Depot hole.
 
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Ansonsten empfehle ich das berühmt berüchtigte Geschäftsmodell von Versicherungen. Mühlsteine unter Wasser gegen Feuer versichern.
Tja und wer diese Zinsportale nutzt, der sollte sich mal wirklich fragen, warum werden hier höhere Zinsen geboten? Wahlweise empfehle ich den Kauf eines Lotto- oder Roulette-Systems.
 
Wie ich oben schon schrieb: "Ob das mit der Einlagensicherung (bis knapp 75 Mio) so funktioniert, wie es soll, werden wir sehen." Es ist noch keineswegs sicher, ob der "Einlagensicherungsfonds der privaten Banken" diese Summen komplett abdeckt.

Interessant ist noch folgendes. Die Tagesschau schreibt u.a. im verlinkten Artikel:
Anders als bei den Kommunen sei jedoch kein finanzieller Schaden entstanden, da die Mittel als kurzfristige Termingelder angelegt worden seien. Bei solchen Anlagen mit einer maximalen Laufzeit von 18 Monaten greift der Schutz durch den Einlagensicherungsfonds der privaten Banken.

Der NDR schreibt im Geschäftsbericht 2019:
Die sonstigen Zinsen und ähnlichen Erträge sanken um 186 T € auf 389 T € (Vorjahr: 575 T €). Grund hierfür ist das weiter sinkende Zinsniveau im Bereich von Termingeldanlagen mittlerer Laufzeit.

Bei den Begriffen "kurzfristig" und "mittelfristig" kann man sich eigentlich nicht vertun. Da wollen wir doch mal hoffen, daß die "Termingeldanlagen mittlerer Laufzeit" rechtzeitig aufgelöst, umgelagert oder whatever wurden.
 
Ich kenne die Verträge nicht, aber es wäre ja auch durchaus möglich, dass die Anstalten diese Gelder zusätzlich oder höherversichert haben.
 

Öffentlich-rechtliche Sender: Kein Schaden durch Anlagen​


Auch mehrere öffentlich-rechtliche Sendeanstalten hatten Geld bei Greensill angelegt. Wie die Anstalten bestätigten, legte der SWR 69 Millionen bei dem Institut an, der NDR 24 Millionen und der SR 12 Millionen Euro. Anders als bei den Kommunen sei jedoch kein finanzieller Schaden entstanden, da die Mittel als kurzfristige Termingelder angelegt worden seien. Bei solchen Anlagen mit einer maximalen Laufzeit von 18 Monaten greift der Schutz durch den Einlagensicherungsfonds der privaten Banken.

Quelle: Tagesschau.de
 
Eine Geldanlage bei einer Bank wie Greensill muss man sich bildlich so vorstellen, damit man diesen relativ komplexen Zusammenhang besser versteht:

Ich arbeite z. B. in einem Stadtteil wie WÜ-Heuchelhof als Sozialarbeiter*in. Ein mir gut bekannter Drogendealer, der selber heroinabhängig ist, bittet mich um 1000 Euro, damit er den reinsten Stoff kaufen kann, den er sehr gewinnbringend weiterverkaufen kann, dann kann er sämtliche Schulden bezahlen und ich kriege von ihm sogar nach 4 Wochen 1200 Euro zurückbezahlt. Ich gebe ihm das Geld, mein eigenes von meinem Girokonto in bar.

Nach vier Wochen bin ich wie verabredet am Treffpunkt, aber er ist nicht da. Niemand sonst in der Szene weiß, wo er abgeblieben ist.
Tja, meine 1000 Euro sehe ich nie wieder. Dabei war doch der Dealer von seiner Geschäftsidee so überzeugt. Er wollte sogar clean werden und ein komplett neues Leben beginnen. Er hatte es mir hoch und heilig versprochen.

In WÜ-Heuchelhof
 
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