Die Regionalzeiten sind in der Tat ein Problem, allerdings wird es nur beim WDR wirklich heftig. Doch auch damit kann man etwas sinnvolles anstellen - später mehr dazu.
Auf den anderen TP laufen schon genug Programme, um in der regional-freien Zeit noch eine ordentliche Videobitrate zu bekommen - die Fernseher werden ja auch immer größer und die Artefakte damit immer auffälliger, in der Regionalzeit schrumpft die Videobitrate teils schon erheblich.
Schau Dir mal TP 61 an. Da ist der Scanner nur außerhalb der Regionalzeiten drübergelaufen:
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Im Mittel so 12 MBit/s für Video. Das ist nicht "zuviel". Während der Regionalisierung (MDR 3-fach!) geht das dann entsprechend runter.
Bei TP 19 kann man das gut sehen, da ist der Scanner auch mal zur Regionalisierung drüber:
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In der SWR-Regio sind es 4 Programme. Da liegt die Videodatenrate schon bei ca. 7 MBit/s.
TP 25 hat in der NDR-Regio 6 Programme laufen:
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Da sind es dann nur noch etwa 4-5 MBit/s im Mittel für Video. Das ist deutlich unter "optimal".
Es ist also eher so, dass man die TP so konfiguriert hat, dass sie außerhalb der Regio ordentliche Qualität liefern, zur Regio aber schon unterhalb von "optimal" laufen.
Dauerhaft in konstanter Konfiguration läuft TP 39, da kann man dann auch die gemessenen Mittelwerte heranziehen:
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6 bis knapp 8 MBit/s im Mittel für Video. Das ist schon grenzwertig. Und soll noch weiter runter (ca. 1 MBit/s je Programm) für die Radioprogramme, die man da mit reinpressen will.
Ich sehe es eher als Problem an, dass die HD-TP der ARD (und des ZDF) alles schmale TP sind. Mit breiten TP hätte man bei hohen Empfangsreserven mit DVB-S2,
QPSK, 27500 kSymb/s, 9/10 arbeiten können - das ergibt 49 MBit/s netto, also ca. 7 MBit/s mehr als die schmalen TP in DVB-S2,
8PSK, Pilot, 22000 kSymb/s, 2/3. Und das würde auch für 1:1-Kabelumsetzungen optimal sein (knapp über 50 MBit/s passen in einen 256-QAM-Kabelkanal, es müssen ja auch noch NIT, LCN etc. Platz finden) und nicht 8 MBit/s Verschnitt hinterlassen, mit denen die Kabelnetzbetreiber kaum was sinnvolles anfangen können (und kleinere Netze gar nicht die Technik zum Auffüllen haben). Sky betreibt viele seiner TP so.
Möglich wäre mit den schmalen TP auch ein Fehlerschutz von 3/4 statt 2/3, das bringt 5 MBit/s je TP mehr - auf 5 TP könnte man so das komplette ARD-Radio in bisheriger Qualität unterbringen. Dumm halt nur, dass diese Konfigurationsänderung 1,3 dB mehr C/N zum Tuner-Lock braucht. Ein 75er Spiegel hätte nur noch die Empfangsreserven eines 65er Spiegels. Ein 85er Spiegel käme nicht mal mehr auf die Reserven, die jetzt ein 78er Spiegel hat. Ein 100er Spiegel käme noch auf die Reserven, die jetzt ein 85er Spiegel hat.
Es würde mehr als eng für die kleinen "ich darf eigentlich keine Schüssel aufstellen"-Spiegel. Bei Regen ists dann gleich weg. HD+ macht das mit 3 TP (41, 53, 55), Sky mit einem (47). Müsste man mal genauer anschauen, Kunden wollen die ja auch nicht unbedingt vergraulen. Aber die ARD wird sich kaum Empfangsreserven selbst wegnehmen und dann Stress an der technischen Hotline abbekommen wollen.
Beim ZDF sähe ich es als Option, Neo HD mit rüber zu 3Sat HD zu nehmen. Das könnte man dann mit z.B. 12 MBit/s für 3Sat HD, je 8 MBit/s für Neo HD und Info HD und 7 MBit/s für KiKa HD laufen lassen. Neo und Info sind letztlich Zusatzkanäle, KiKa wird oft auf kleineren Bildschirmen geschaut (Kinderzimmer) und Kinder ticken auch nicht so, dass sie mit der Lupe vorm 65" UHD-TV stehen und Schlieren im Cornerlogo suchen. Die freuen sich einfach übers Programm. Die Bernd-Schleife nach Sendeschluss kann dann noch weiter runter, wodurch Neo und Info abends / nachts höher könnten.
Dann wäre ZDF HD auf TP 11 alleine. Da könnte man die Programme des DRadio dazu nehmen (unter Verlust der Kompatibilität der Empfangsgeräte mit DVB-S-Tuner) und hätte dann genau den Platz, den man für einen UHD-Kanal des ZDF bräuchte. Und für einen von 3Sat - 2 Services, immer nur einer aktiv, der andere mit Standbild Programmankündigung. Voll bekäme man das wohl die nächsten 3 Jahre nicht.
Die ARD hat genau diesen Platz auf dem neuen TP 21 des WDR. Außerhalb der Regio, also vor allem in der PrimeTime, sind da 25 MBit/s frei für UHD. Da könnten die ARD-Anstalten ihre ersten Inhalte reinkippen, ggf. arte ebenso, also 2 Services "ARD UHD 1" und "arte UHD", jeweils nur einer aktiv, der andere mit Standbild Programmankündigung - meist würden in den kommenden 2 Jahren wohl beide ein Standbild zeigen. Ist ja keine Schande, man muss sich nur mal anschauen, wie oft RTL UHD aktiv ist:
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Ansonsten steht das auch leer in der Landschaft herum.
Zum ARD-Hörfunk:
Da man TP 71 und TP 85 offenbar
bis Ende 2024 mit SD erhalten will, sähe ich eine großartige Möglichkeit, den Hörfunk zumindest erstmal bis dorthin
zum Nulltarif zu retten. TP 71 (aus Frankfurt) müsste das komplette Radiopaket bekommen, so wie es derzeit auf TP 93 läuft. Und statt der beiden TV-Programme von dort dann beide SWR-Regios in SD. Das sind die mit der längsten Trennung am Vorabend. TP 85 bekäme dafür Das Erste SD, Bayerisches FS SD, Hessen FS SD, WDR Köln SD, MDR SD, NDR SD, RBB SD - das wird zur Regio mal kurz brutal mit 11 Services (wenn ich mich nicht verzählt habe), außerhalb jeglicher Regio sind es dann 7 Services.
Entsprechend hätte man mittlere Videodatenraten von 4 MBit/s bis 2,5 MBit/s. Das ist die alte DVB-T-Qualität oder etwas darunter. Oder auch Vodafone-Ost-SD-"Plattformstandard". Das wäre aber völlig egal, denn es geht nicht mehr um "Highend", es ist ja SD, das "Auslaufmodell", das eigentlich schon seit einem Jahr abgeschaltet sein sollte. Wer Wert auf hohe Bildqualität legt, hat seit ca. 2010 schon HD zu Hause. Wer noch SD bei den Öffis nutzt, hat sehr wahrscheinlich auch keine besonders großen Bildschirme - oder sogar noch eine Röhre. Entsprechend würde ich auch den Ton reduzieren, maximal 2 mal 192 Layer II je Programm und keine AC3-Surroundspur.
Klingt schlimm? Nun, die Rai macht das so auf Hotbird-TP 124:
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Die packen sogar 15 SD-Services in MPEG2-Video auf einen TP, der nur mit knapp 34 MBit/s betrieben wird und nicht mit 38 MBit/s wie die breiten SD-TP der ARD. Macht im Mittel 1,5 MBit/s. Ich kann das empfangen, manches ist offen - man kann damit zumindest "Fernsehen gucken" - diese Screenshots sind Originalgröße:
Das reicht doch für ein System, das es bei der ARD seit einem Jahr nicht mehr geben sollte, völlig aus. Und würde bis Ende 2024 die Übertragung der Hörfunkprogramme kompatibel zu den heute verkauften Endgeräten und in voller Qualität ermöglichen. Dann schaut man weiter. Sollten die Satelliten dann noch längerfristig leben, wären die beiden breiten TP ideale Träger für 1 + 2 UHD-Kanäle und weiterhin den ARD-Hörfunk in Layer II. Den sollte man so lange auf diesem Standard lassen, wie HDTV lebt. Denn auch dort läuft der Ton in Layer II und AC3 und nicht etwa in AAC.
Aber das ist vermutlich viel zu einfach, um es realisieren zu können...
So würde ich das jedenfalls machen, wenn ich was entscheiden dürfte. Noch lieber wären mir wegen der Kabeleinspeisungen breite TP, aber die haben ARD und ZDF nunmal nicht für HD.