SWR4-Reform

Reine Schlagerprogramme gibt es doch: Schlagerparadies, Schlagerradio B2, Paloma...leider dann halt ohne weitere informative oder gar lokale Inhalte. Schlager ist von der Mainstreammusik zur Sparte geworden. Zur Erinnerung: In den 70ern waren Orchester- und Tanzmusik, Schlager, Volksmusik und Operette Mainstream, Pop und Rock noch Sparte. Zumindest im deutschen Rundfunk.
 
Ich beobachte, dass immer mehr Menschen Schlager hören, vor allem jüngere. Was ich nicht verstehe ist, dass die Regionalberichterstattung im Schlagersender stattfindet. Ich fände diese in SWR1 passender das ist ja auch offiziell der Infosender oder habe ich da einen falschen Eindruck
Sie hören das, was - warum auch immer - unter dem Label "Schlager" angeboten wird, also übelste Discofox-Grütze. Mit dem, was die älteren unter uns noch unter Schlagern verstehen, hat das aber bis auf die Sprache rein gar nichts zu tun und ich bin mir ziemlich sicher, dass die jüngeren Hörern bei echten Schlagern sofort abschalten würden.
 
Was ich nicht verstehe ist, dass die Regionalberichterstattung im Schlagersender stattfindet. Ich fände diese in SWR1 passender das ist ja auch offiziell der Infosender oder habe ich da einen falschen Eindruck
SWR1 ist formal das "Landesinformationsprogramm" - nur wird dort seit Jahren die Information immer mehr durch Infotainment ersetzt. Insoweit sind die stündlichen Regionalnachrichten mit einer Länge von jeweils 3:30 bei SWR4 gut aufgehoben - bei SWR1 hätte man die wohl schon längst gekürzt.

Reine Schlagerprogramme gibt es doch: Schlagerparadies, Schlagerradio B2, Paloma...leider dann halt ohne weitere informative oder gar lokale Inhalte. Schlager ist von der Mainstreammusik zur Sparte geworden.
Korrekt und nur mal zum Vergleich:
RPR 2 hatte Mitte der 1990er in alleine in Rheinland-Pfalz 250.000 Hörer in der Durchschnittsstunde - diesen Wert erreichen Schlagerparadies und Paloma heute noch nicht mal bundesweit und zusammen.
 
Definiere "echte Schlager". Was sind Schlager? Eigentlich ist Schlager die Bezeichnung für ein Erfolgsprodukt. ("Verkauffschlager"), also das deutsche Wort für "Hit". Im ungarischen heisst übrigens "Sláger" tatsächlich wortwörtlich Hit. In punkto Musik wäre es eigentlich gleichzusetzen mit leichter Popularmusik. Diese wandelt sich mit der Zeit immer wieder. Der klassische Schlager griff immer aktuelle intenationale musikalische Trends auf. Der Schlager der 50er war von RocknRoll, Jive etc geprägt, in den 60ern gab es Schlager mit Beat- als auch mit Soulrhythmen. Beliebt waren auch mediterran anmutende Elemente (passend zur ersten Reisewelle Richtung Italien, Spanien und Griechenland), auch Country und Folk-Anleihen wurden gern gemacht. In den 70ern ging es dann Richtung Disco. Nur mit progressivem Rock und später Punk liess sich der Schlager nicht so richtig kombinieren. Folgerichtig trat dann die Neue Deutsche Welle auf den Plan, die aber nur für kurze Zeit aufflammte. Danach gab es in Sachen Schlager ein Vakuum und keine richtige Weiterentwicklung, bis in den 90ern der Discofox-Schlager zum Mainstream wurde. Jener war dann aber recht weit von den angesagten musikalischen Trends entfernt. Erst in jüngster Zeit gibt es wieder Annäherungen und Rhythmus, Arrangement sowie Melodiefolgen von Helene Fischer, Kirsten Ott, Andrea Berg sind jenen von Anastacia, Katy Perry oder Pink gar nicht so unähnlich. Die Trennlinie zwischen Schlager und Pop/Disco verschwimmt wieder, es hat sich mittlerweile unter der deutschsprachigen Musik ein neuer Mainstream des Popschlagers gebildet. Volkstümlicher Schlager findet in den Medien ausserhalb des Alpenraums kaum mehr statt.
 
Rock-Schlager gab es aber auch. Es gab ganze Bands, die einen auf Schlager-Rock machten (Münchner Freiheit, Relax, Merlin, Spider Murphy Gang), Wolfgang Petry hat gerade in den 90ern auch einen auf Rock gemacht.
 
Heute hat Rudolf Guckelsberger zum letzten Mal das "Sonntagskonzert" moderiert. Er sagte gleich noch dazu, dass das "Sonntagskonzert" weiterhin bestehen bleiben würde.
Kürzlich sinnierte auch eine Moderatorin, wie viele schöne Erinnerungen sie an die Sendung hätte, aber dass das ihre letzte Sendung sei, sagte sie nicht:

Was ich vermute: Das "Sonntagskonzert" bleibt zwar, wird aber vielleicht etwas "schmissiger". In der ersten Stunde kommt ja praktisch nie Gesang, sondern nur instrumentale Klassik, zweite Stunde mehr Oper, und dritte Stunde Operette und Musical oder gar Pop. Vielleicht ändert man was da in der Farbe.
Und dann denke ich, werden die nur noch Moderatoren einsetzen, die eh auch andere Sendungen moderieren bei SWR 4. Rudolf Guckelsberger ist ja ausgebildeter Sprecher, moderiert aber sonst nichts bei SWR 4 und taucht auch nicht auf der Teamseite auf.
Habe mich auch schon immer gefragt, ob das "Sonntagskonzert" nur aus Stuttgart kommt oder auch mal aus Mainz? Habe nämlich immer den Eindruck, dass nur BW dafür verantwortlich ist.
 
Gestern Nachmittag nach der ARD-BuLi-Konferenz mal von SWR1 BW zu SWR4 BW gezappt und gestaunt: Innerhalb von 10 Minuten liefen dort die Spencer Davis Group mit Keep on Running und Phil Collins mit Two Hearts. Sind beides Titel, die bisher in der Rotation von SWR1 BW waren. Da versucht man in Stuttgart ganz offensichtlich, den 1er-Hörern behutsam eine Brücke ins vierte Programm zu bauen.
 
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Ich glaube, ich habe den gegenteiligen Eindruck, dass das "Sonntagskonzert" ausschließlich aus Mainz kommt. Ich verbinde das mit bekannten (Dauer-)Moderatoren aus Mainz, die z.B. auch die "Redezeit" moderieren. Allerdings schalte ich immer um, wenn das "Sonntagskonzert" kommt. Viel bekomme ich davon also nicht mit. Früher ging das "Sonntagskonzert" in BW ja auch eine Stunde länger als in RP (bis 13 Uhr), das ist (zum Glück) ja auch nicht mehr so.
 
Sonntagskonzert kommt nur aus Stuttgart. Das sind alles Stuttgarter Moderatoren.
Guckelsberger war der einzige, der Sendung nicht selbst fährt, sondern im Nachbatstudio saß, die Regler bediente jemand anders. War auch heute in Webcam zu sehen. Vielleicht fällt er deswegen als Moderator raus, um diesen Aufwand zu reduzieren.
Nächste Woche moderiert Michaela Grom, die ja schon öfters die Sendung präsentierte.
 
Im Prinzip ist das Sonntagskonzert ein Relikt der Sendung "Von Zehn bis Zwölf" mit Baldur Seifert, die zuvor bei SWF1 lief. Dessen eingedenk läuft diese Sendung schon seit 1967 und dürfte damit neben dem Sonntagsrätsel und dem Hamburger Hafenkonzert (und vielleicht dem Heimatspiegel im BR) eine der traditionsreichsten im deutschen Rundfunk sein.

oT: Wenn jemand einen Mitschnitt mit Baldur Seifert hätte, wäre ich dafür sehr dankbar. Ich hatte nie bei dieser Sendung mitgeschnitten, da es nicht meine Musikrichtung war. Ich würde aber so gerne noch einmal seine unverwechselbare Stimme und seine einzigartige Sprechweise hören. Ich meine, er sprach auch eine Zeit lang die Nachrichten im SWF.
 
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Das ist selbst mir mit Anfang 40 zu anstrengend.
Schalt dein Radio aus! Nimm lieber die App und höre unsere tollen Podcasts und beiträge zum Nachhören.

Den beiden Aussagen kann ich nur voll zustimmen. Das geht mir genauso! Es muss ja nicht Omas gutes altes Dampfradio sein. Aber man ja auch nicht die Stammhörer vertreiben - sprich alles nur für jungen Leute machen.

Oder sind die mittlerweile solche Sparbrötchen bei den öffentlich-rechtlichen?
 
Heute war das Sonntagskonzert vorab aufgezeichnet. Moderatorin war Michaela Grom und Wetter und Verkehr wurden zumindest ab 11.00 Uhr von Sabine Gronau, der Moderatorin ab 12.00 verlesen. Bin gespannt, ob das nur heute so ist oder zum Standard wird.

BigBand und Gäste hat ab heue neuen Moderator: Der BigBand-Manager Hans-Peter Zachary moderiert zukünftig selbst.
 
Das ist ja ein Ding. Deshalb gab es wohl von Michaela Grom auch ķeine Verabschiedung bzw. Abmoderation. Unglaublich!
Wieso hat dann nicht gleich Sabine Gronau moderiert, wenn sie eh da war? Oder war sie Nachrichtensprecherin?
 
...eine Einstellung des Sonntagskonzertes ist aktuell nicht geplant, aber es wird auch künftig als Aufzeichnung gesendet. Das hat vor allem organisatorische Gründe im Zusammenhang mit unserem Webradio-Angebot. Seit kurzem kann man das Sonntagskonzert ja unter SWR4.de/sonntagskonzert auch unter der Woche genießen. Diese Angebot möchten wir ausbauen. Ihr SWR4 BW-Team
 
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Das ist das Problem bei den ARD-Wellen, und auch bei den Dritten im TV.
Die sind gefangen in einem Raum-Zeit-Hamsterrad. Einerseits laufen ihnen (und das ist hausgemacht, weil man die Programme seit 20 bis 25 Jahren radikal inhaltlich ausgedünnt hat) die jungen Leute in Scharen davon, welche für sie relevanten Inhalte aus ihrer Heimat und vom örtlichen Sportverein finden diese auch bei SWR 4, man muss sich nur mal alte Programmschemata von 1998 und 2004 anschauen, was davon heute noch übrig ist und was alles weggespart wurde?!
Da versucht man jetzt natürlich mit dem Gummihammer die Leute auf entsprechende Online-Angebote (Webcast, App usw.) zu locken, was aber nicht funktioniert.
Denn erstens schauen/hören die jungen Leute, die man mit der ständigen penetranten Bewerbung dieser Digitalformate anzusprechen gedenkt, gar nicht die Dritten im TV oder eben die Landeswellen im Radio (vielmehr sieht die Realität so aus, dass Leute unter 35 nahezu gar kein Radio und TV mehr linear konsumieren) und andererseits verprellt man so auch noch die Bestandskunden (Stammhörer) gehobeneren Alters. Wer will schon ständig gegängelt werden, sich irgendwo anzumelden, irgendwas runterzuladen oder nebenbei noch den PC und das Handy laufen zu lassen.
Second Screen mag für die Werbewirtschaft interessant sein, aber jeder Mensch hat eben auch nur ein Paar Augen.

Da es aber entsprechende Angebote aus der Privatwirtschaft schon ebenso lange gibt, wie die ARD ihre Ländewellen (in Radio und TV) inhaltlich ausdünnt, haben sich die jungen Konsumenten längst verflüchtigt und ihre Heimat an anderer Stelle (Spiegel online, Youtube, Facebook, Instagramm) gefunden. Da kommt die ARD, die ständig den Trends hinterherzulaufen versucht, zu spät.

Die ARD ist wie ein verpeilter Reisender, der versucht auf einen abfahrenden Shinkansen aufzuspringen! Die ARD hat die mediale Entwicklung 20 Jahre lang völlig verpennt. Die haben dort keinen Plan, was junge Menschen wirklich interessiert. Siehe auch deren merkwürdige "Jugendradios" oder die "junge Nacht". Sowas kann doch kein Mensch unter 20 ernst nehmen!
 
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Wenn, dann haben die ÖR-Sender da immer schon gepennt, da man Regionales immer in die Senioren-Ginseng-Schunkelwellen wie SWR 4 bzw. deren SDR 4-und SWF 4-Vorläufer, hr4 etc. gesteckt hat (Ausnahme WDR). Selber schuld.
 
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Das machen sie nicht nur in Deutschland so, sondern auch in Frankreich, Österreich, Schweiz, Belgien, Dänemark, Schweden... (wobei: Der DRS/SRF hat die gleiche Entwicklung durchgemacht wie SDR/SWF/SWR/hr und die Lokalinfos kommen immer noch im ersten Programm und nicht in der Musikwelle)

Und außer SWR und hr sind das auch keine Schunkelwellen mehr. Ich hätte die Lokalinfos auch hier lieber im ersten Programm.

Auch Privat war Lokalradio oft Schunkelradio, außer - auch hier - NRW. :)
 
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Es gab eine Phase in den 90ern, da haben es viele bayerische (und einige baden-württembergische) Lokalradios als "Schunkelwelle" (wenn Du damit Schlager und Oldies meinst) versucht. Das war auf den Erfolg von Radio Arabella in München zurückzuführen. Zur Startzeit in den 80ern waren fast alle Gemischtwarenläden. Und das war m.E. auch das beste Konzept.
 
Zumindest gab es auf den Einser- und Vierer-Wellen noch Mitte / Ende der 90er entsprechende Angebote für (Vorschul-) Kinder. Das war schon ganz clever, denn bei "Omma und Oppa" liefen ja diese (damaligen) Schlagerwellen den ganzen Tag. Egal ob Bayern 1, Sachsenradio, WDR 4, Kurpfalzradio oder die Welle Nord. Somit wurden die Jüngsten an das Medium Radio behutsam herangeführt, ganz wie im Lied von Rolf Zuckowski "Du da im Radio, wie passt du denn da rein". Es wurde auch Neugierde auf Physik geweckt.

Mit der Abschiebung solcher Sendungen wie dem Betthupferl, dem Ohrenbär, oder Mikado ins Internet (und natürlich damit, dass jeder Vierjährige heute schon ein Plietschfon haben muss) hat sich das mit dem Heranwachsen künftiger Hörergenerationen erledigt, was derzeit vor allem die Jugendwellen merken.
Die heutigen Kleinkinder wissen gar nicht mehr, was ein Radio überhaupt ist!
 
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"Gut" aus pädagogischer Sicht nicht. Aber es ist so gewollt. Die Eltern können ihre Kinder beschäftigen ohne sich selber aktiv kümmern zu müssen und die Politik reibt sich die Hände, weil das Wählvieh immer dümmlicher wird.
 
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