Nun denn... es ist halt doch nicht alles Gold, was glänzt.
In der letzten Zeit sind mir gleich zwei Webradios über den Weg gelaufen, deren Ersteindruck nicht schlecht war. Nummer eins war ein Zufallsfund, Nummer zwei wurde mir für eine nähere Betrachtung dann doch ans Herz gelegt.
Ergänzend, eines der Radios aus
@ForenKater |s Screenshot kenne ich seit längerer Zeit und ich hatte auch stets eine hohe Meinung davon. Dass dem (zumindest heute) nicht mehr so ist, finde ich bedauerlich. Oder ich habe mich früher schlicht und ergreifend von einem Vorurteil leiten lassen, das mag natürlich auch sein.
Es gibt auch Radios, die von aktiven oder ehemaligen Radiopersönlichkeiten betrieben werden, wo sie sich bestens vom Korsett ihres (ehemaligen) Arbeitgebers befreien können, aber dann doch recht schnell merken: "Huch, so ganz alleine funktioniert's auch wieder nicht".
Radio, egal auf welchem Verbreitungsweg, ist stets von Zusammenarbeit geprägt.
Damit meine ich nicht zwingend "Team feat. 'Teamfähigkeit'"
oder gar "Radiofamilie"
, sondern ganz einfach ein "wir wollen ein Ziel erreichen, und das lautet: Gutes Radio machen". Dazu brauche ich kein Teambuilding, come-together, Partys oder sonstwas, sondern einfach Leute, die ähnlich ticken.
Da wird's in der Webradioszene dann schon verdächtig eng.
*Seufz*
Ich schaue mir ein Radio also näher an, nachdem der erste optische Eindruck eine gewisse Neugier weckt.
Impressum, Team, Selbstdarstellung, was könnte mich erwarten... dann schalte ich ein.
In den meisten Fällen folgt Ernüchterung. So auch hier: Akustisch eine einzige Vollkatastrophe, sich selbst komplett überschätzende "Modis", keiner, der da mal regulierend eingreift, keiner, der Ahnung vom "Radio machen" hat (obwohl es behauptet wird), typisches Chatradingens übrigens, Familienradio.
Bitte keinen externen Gäste, außer, sie wollen den Drecksladen überschwänglich loben.
Ab dafür.
Ein anderes Radio klingt schon wesentlich spannender. Durchaus breit aufgestellt (das muss ja nicht unbedingt ein Nachteil sein) und interessante Formate. Und genau hier macht das Radio einen entscheidenden Fehler: Es hat weder ein klar erkennbares Konzept noch eine sauber definierte Kernzielgruppe. Die jeweiligen Formate sind zwar stellenweise höchst spezifisch, dass es einem gut gemachten Nischenradio zur Ehre gereicht, aber sie fügen sich einfach nicht ins Gesamtprogramm ein.
Hier kam mir erstmals der Gedanke, dass das im Grunde ein "Einschaltradio" sein könnte, wie es bei uns in Hessen die
Nich
kommerziellen
Lokalradios (NKL) gibt, also einen Bürgerfunk: Jeder macht sein Ding und fertig. Es kein Radio aus einem Guss, es gibt kein verbindendes Element.
Die Moderatoren liefern eine Bandbreite von "herausragend sensationell" über "wer hat den denn ans Mikrofon gelassen?" bis zu "Drück' den Not-Aus-Knopf!".
Hinzu kommt dann noch eine Automation, die man noch nicht mal mehr als "querbeet" bezeichnen dürfte, da es eine Beleidigung des Begriffs wäre.
Solange es also Hörer gibt, die bereit sind, sich das anzutun, müsste man sich im Grunde gar keine Mühe geben, ordentliches Radio zu produzieren. Es würde auch nicht mit Einschaltzahlen belohnt, denn ich erkenne einfach keine Hörerschaft, die sich dadurch vom Schrott weglocken lassen würde.
Ich bin kurz davor, alles hinzuschmeißen. Für wen sollte ich mir Mühe geben?
Na gut, es gibt immer einen AUX-Weg, Verzeihung, eine Hintertür.
Vielleicht sende ich mal bei einem Webradingens (neuerdings nenne ich sie "Bumsbude"
) ohne darüber hinaus gehendes Engagement. Meine Sendung, mein Stil, mein Ding. Wer mich hören möchte, schaltet mich ein und danach wieder aus. Die Regeln über Chatgequassel interessieren mich nicht, denn ICH bin der Moderator. Wem's nicht passt, feuert mich und die nächste Bumsbude wartet schon.
Könnte lustig werden.
Ach ja, und für den auf der Lauer liegenden und mitlesenden Kollegen: Nein, ich gehe nicht zur Laut AG und ich werde auch nirgendwo Vereinsmitglied.
Nenne es von mir aus Altersstarrsinn, aber ich bin mir was wert. Ende der Durchsage.