Radio jedenfalls ist keine Quelle mehr für diesen kollektiven Musikkonsum.
Seinerzeit hat man sich noch vor dem Radio versammelt, um sich bestimmte Sendungen anzuhören und Songs aufzunehmen. Da fällt mir dazu auch der wunderbare deutsche Film "Paul is dead" ein, wo der Protagonist genau dies tut und sich beeilt, um Alan Bangs' Radiosendungen nicht zu verpassen.
Falls es jemanden interessiert:
https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Is_Dead
Apropos Alan Bangs. Dessen Radio-Sendungen gehörten seinerzeit mit zu den besten überhaupt. Heutzutage würden selbige aber genauso verstaubt rüberkommen wie jene mit Frank Laufenberg.
Dazu kommt, dass Musik leider durch ihre problemlose und omnipräsente Verfügbarkeit (egal was, alles ist nur einen Klick entfernt) nichts besonderes mehr ist,
Dem möchte ich doch widersprechen. Ich persönlich hatte lange vor den Streaming-Diensten - warum auch immer - jegliches Interesse verloren, mich so leidenschaftlich mit Musik zu beschäftigen wie ich es als Jugendlicher oder junger Erwachsener noch getan habe. Ich hatte nun zwar eine relativ umfangreiche CD-Sammlung mit einigen hundert Stück im Wohnzimmerschrank, aber einfach keine Lust mehr, darin "herumzusuchen" bis ich entsprechend meiner Stimmungslage was finde, um mich dann vor die Musikanlage im Wohnzimmer zu setzen. Die relativ lange "Zugriffszeit", sprich die Zeit des Suchens hat mich gestört und ebenso das "Herum-Sitzen" im Wohnzimmer, um sich halt auf der Stereo-Anlage was anzuhören.
Heute besitze ich keine einzige CD mehr, sprich habe ich alle meiner Schwester für den Verkauf am Flohmarkt überlassen und ich habe auch keine Stereo-Anlage mehr, sondern nur noch diverse Soundbars und Bluetooth-Boxen. Und ich weiß, alle selbsternannten "Musik-Puristen" (wahrscheinlich die selben, die seinerzeit schon über die Klangqualität der CD gemotzt haben) werden jetzt den Kopf schütteln, aber für mich ist das Interesse, nein eher die Leidenschaft für Musik mit SPOTIFY zurückgekommen. Ich kann immer und überall meine Musik hören, verlasse ich das Haus, geht es im Auto oder über die Kopfhörer im Fitness-Center ohne Unterbrechung weiter. Und ich habe immer alles bei mir, die Zugriffszeit ist 2 Sekunden.
Und ich muß es mir immer noch vergegenwärtigen, dass ich eigentlich jedes Album, dessen Rezension ich vielleicht gerade im Feuilleton-Teil der SZ gelesen habe, ich mir gleich darauf auch anhören kann, wenn ich nur möchte. Und ich habe genau dadurch schon einiges an neuer Musik bzw. unbekannten Interpreten für mich entdecken können.