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Problematische Stereo-Abmischungen

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Maschi

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Ich würde das allerdings nicht so richtig als Panne bezeichnen. Immerhin ist der Stereomix als solcher ja veröffentlicht worden und z.B. "I Got You (I Feel Good)" von James Brown klingt bei SWR1 auch immer so (Gesang auf einem Kanal und der komplette Rest im anderen). Klar, solche Extremstereomixe klingen in Mono besser, aber das ist dann letztlich auch eher eine ästhetische Entscheidung als eine "falsche" Version.
 
So wie Werner es moderiert hat, klang es aber schon nach einen Versehen oder eben einer kleinen Panne.
 
Naja nee. Wie @Perfectionist schrieb, ist die Stereoversion offiziell veröffentlicht worden. Ob erst später, ist mir persönlich egal, ich bin Freund der Stereo-Versionen z.B. von "Satisfaction" der Stones sowie allen Beatles-Stereo-Versionen. Das Hörerlebnis ist schlicht beeindruckender. Ich muss im Radio heute nicht hören, wie meine durch den billigen Dual-Plattenspieler verkratzte Mono-Single heute noch klingt.
 
All diese Brachial-Stereo-Versionen waren ursprünglich nie so zur Veröffentlichung vorgesehen. Stereo war was für sog. „anspruchsvolle“ Musik, für Enthusiasten. Im überwiegenden Teil der Welt wurde Popmusik in mono gesendet, da meist auf Mittel- oder Langwelle, sogar der Hessische Rundfunk stellte seine UKW-Senderkette des ersten Programmes erst 1974 auf stereo um, stereophones Vollprogramm gab es erst Mitte der 80er. Der durchschnittliche Singlekäufer nannte einen „Mister Hit“ sein eigen, einen Plastikplattenspieler mit Lautsprecher im abnehmbaren Deckel.

Kurzum, um all den Kompatibilitätsproblemen zu entgehen, mischte man insbesondere Singles in mono ab und gut war.

Erst, als die Heime der Musikkäufer mit höherwertigerem Gerät versehen waren, ging man dazu über, Popmusik stereophon zu pressen, in Deutschland wegen rapiden UKW-Stereoausbaues früher als anderswo. Doch woher bei Wiederveröffentlichungen das Material nehmen? So wurde verstärkt auf zwei- oder dreispurige Bänder zurückgeriffen, die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung eigentlich nur Produktionshilfe gewesen waren. Daher zum Beispiel die harte Kanaltrennung bei den frühen Beatles-Platten, die auch stellenweise mittendrin abrupt monophon werden, weil irgendein Element dem Lied erst im Stadium der Mischung zugeführt wurde. Stereo wurde in der Popmusik zunächst nicht recht ernst genommen, man spielte Ping-Pong und nahm es als billigen Effekt hin („Summer Wine“).

Ob solche Versionen nun „beeindruckender“ oder schändliche Verunstaltung der Originale sind, mag jeder für sich beurteilen.
 
Heute wird dieses "Beatles-Stereo", wie es Stefan Rupp bei Radio Eins im folgenden Zusammenhang mal nannte, zum Teil als Kunstelement eingesetzt: Am Ende von "Shine On" von den Kooks ist die Gitarre (fast) nur auf dem rechten Kanal zu hören, der Gesang auf beiden.


Ob das im Video auch so ist, konnte ich jetzt nicht checken, aber auf Spotify ist dies der Fall.
 
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Bei dem Thema fällt mir immer The Art Of Noise mit Tom Jones und deren Version von Kiss ein, wo man das Schlagzeug erst links, dann rechts, dann mittig laufen lässt. Den Bass dazu gegensätzlich:


Hat mir immer total gut gefallen, dieser Effekt.

Ich mag aber auch diese alten Extrem-Stereo-Versionen. Finde eh, dass man da heutzutage viel zu wenig Wert drauf legt. Wozu hat man denn zwei Lautsprecher, wenn dann aus beiden immer das gleiche raus kommt?
 
Doch woher bei Wiederveröffentlichungen das Material nehmen? So wurde verstärkt auf zwei- oder dreispurige Bänder zurückgeriffen, die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung eigentlich nur Produktionshilfe gewesen waren. Daher zum Beispiel die harte Kanaltrennung bei den frühen Beatles-Platten
Nur als Beispiel: Der Titel "Please Mister Postman" erschien im November 1963 auf dem zweiten Beatles-Album "With The Beatles". "Bislang waren die ersten vier Alben der Beatles auf CD ausschließlich in Mono veröffentlicht worden" und "Mit der 2009er Veröffentlichung der [Beatles-Stereo-]Box sind die Alben erstmals alle in Stereo auf CD erhältlich." (Quelle).

Aaaber: "Die Aufnahmen der Vormittagssession an den [sic!] auch Please Mister Postman aufgenommen wurde dauerten zwischen 10 und 13:30 Uhr. Die Abmischung des Liedes erfolgte am 21. August 1963 in Mono und am 29. Oktober 1963 in Stereo" (Quelle).

Es war also zu frühen Zeiten vielfach doch Stereomaterial vorhanden, das zunächst oder sogar Jahrzehnte lang nicht veröffentlicht worden ist. Für mich spricht also nichts gegen den heutigen Genuss der damaligen Stereo-Abmischungen.
 
@count down Die Beatles-Alben waren kurz nach den Mono-Veröffentlichungen auch in Stereo erhältlich - nur eben als LP, bei den ersten CD-Versionen in den 80ern hat man die Monomixe veröffentlicht. Deswegen dürften auch viele Beatles-Songs aus dieser Ära in Mono beim Radio laufen, weil die alten CDs digitalisiert wurden.

Anderes Beispiel, um das zu verdeutlichen, Blues Breakers with Eric Clapton von John Mayall. Ursprünglich 1966 in Mono herausgekommen, die Stereoversion dann 1969 auf den Markt geworfen.
 
Wozu hat man denn zwei Lautsprecher, wenn dann aus beiden immer das gleiche raus kommt?

Das dachten sich Velvet Underground wohl auch schon in den Sixties. Sie experimentierten nicht selten damit und erhoben es gar als künstlerisches Stilmittel. Besonders eindrucksvoll, wie ich finde, auf dem Track "The Murder Mystery" aus ihrem dritten Album.

Velvet Underground - The Murder Mystery

Zunächst rezitiert Sterling Morrison per Sprechgesang. Heutzutage würde man wohl Rap dazu sagen. Zu hören ausschließlich über den linken Kanal. Über den rechten Kanal antwortet Doug Yule mit normalen Gesang. Die Raga-Instrumentierung ist stets mittig angeordnet. Im zweiten Teil mit dem Piano-Part ist der Sprechgesang von Lou Reed ausschließlich über den rechten Kanal zu hören, während das Pianospiel auf dem linken Kanal anfängt und dann sukzessive ins Zentrum wandert.

Über den YouTube-Mitschnitt ist dies leider kaum heraus zu hören.
 
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