SWR1: Großes Radio mit Macken

Unterhaltungsradio wirkt heute wie vom Fliessband...
Absolut. Man sollte die Verantwortlichen der Landesrundfunkanstalten vielleicht mal ins Ausland schicken. Da könnten sie bei France Bleu oder irgendeinem BBC County Radio lernen, wie man Radio macht, dass sowohl unterhaltsam als auch informativ ist - Radio aus der jeweiligen Region für die Region.
Beispielsweise wird in den Morgenmagazinen dort relativ wenig Musik gespielt, das trifft sowohl auf die britischen wie auch die französischen Sender zu. Und trotzdem sind sie ungeheuer beliebt.

Und bei uns? Die größen Hits aller Zeiten...gähn. Oder heute, im "Tag in Rheinland-Pfalz" im SWR, wenn ich mich nicht irre eigentlich ein "Zeitfunkt-Programm", eine überflüssige Meldung über ein Harry Styles Concert in London....

Alles nur noch beliebig, austauschbar, farb- und gesichtslos.

Eigentlich sollte man sämtliche Programme, die nach Schema F senden, (die Oldiewelle im Ersten, die Popwelle im Dritten, die Seniorenwelle im Vierten und die Jugendwelle sonst irgendwo) abschalten. Da Regionales sowieso genauso wenig eine Rolle spielt wie irgendwelche (doch nur störenden) journalistische Inhalte, könnte man sie durch eine paar nationale Musikwellen ersetzten - vielleicht noch moderiert durch irgendeinen schlechtbezahlten Nachwuchsmoderator. Eine Welle würde dann nur 60/70/80er Titel spielen, die nächste usw., eine Welle Rock-und eine Schlager- und Volksmusik.

Die Programme wären kaum schlechter, aber wahrscheinlich wesentlich billiger.

Übrig lässt man dann noch den DLF und die Kulturwellen, vielleicht noch, in modifizierter Form die Info-Wellen.

Alles andere ist - leider - höchst überflüssig geworden.
 
"Zeitfunkt-Programm"
Zeitfunk : was ist das? Gibt es das überhaupt noch? 🤣🤣🤣
Eigentlich sollte man sämtliche Programme, die nach Schema F senden, (die Oldiewelle im Ersten, die Popwelle im Dritten, die Seniorenwelle im Vierten und die Jugendwelle sonst irgendwo) abschalten
Erwähnte ich bereits früher. Am Besten wie bei den Nachtprogrammen. Ein Anstalt für das gesmate Bundesgebiet im wöchentlichen Wechsel. Könnte man viel Geld sparen!
 
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Zeitfunk : was ist das? Gibt es das überhaupt noch? 🤣🤣🤣
Eine in der Tat reichlich antiquiert klingende Bezeichnung für Programme, in der eigentlich die Aktualität im Mittelpunkt stehen sollte. Zuletzt hießen solche Programme meist XY-Aktuell, oder Aktuell um Zwölf oder so ähnlich.
Da waren sie aber schon reichlich verwässert, hatten mit Sendungen wie "Heute Mittag", wie es früher beim SWF lief und noch ein richtiges Magazin war, in dem Aktualität wichtig und Musik Nebensache war, nichts mehr zu tun.

Schlimmer als jetzt geht es aber wohl nimmer: Wenn selbst in einer Sendung, in der eigentlich die Aktualität aus Rheinland-Pfalz Thema sein sollte, die wie Krebsgeschwüre (pardon) überall wuchernden Pop-Histörchen um sich greifen, gibt es wohl endgültig (mal wieder) keinen Grund mehr, ein solches "Programm" zu hören.
 
Absolut. Man sollte die Verantwortlichen der Landesrundfunkanstalten vielleicht mal ins Ausland schicken. Da könnten sie bei France Bleu [...] lernen, wie man Radio macht, dass sowohl unterhaltsam als auch informativ ist - Radio aus der jeweiligen Region für die Region.
Ganz so laut würde ich das im Moment nicht sagen, wobei ich sowieso den Eindruck habe, daß sich unsere ö-r Sender ob der Wiederholungen im TV im "Dauerwarnstreik" befinden. ;)
Wie die französische Nachrichtenagentur AFP meldet, waren am Vormittag im Fernsehen nur Wiederholungen zu sehen - in den Radiosendern lief lediglich Musik.
Quelle: https://www.tagesschau.de/ausland/europa/streiks-sender-frankreich-rundfunkgebuehren-101.html


Wolfgang Heim hört auf. Tja, time goes by. Alles Gute für den wohlverdienten Ruhestand! Vielleicht nimmt er ja noch einen kleinen "Leute-Nachschlag", so ab und an, wenn es zu langweilig wird? Unvergessen ist sein Spruch zum Thema im Gespräch mit Karl Dall vor gut 10 Jahren. Er hat also offenbar so richtig was vor, jetzt im Ruhestand...
 
Ganz so laut würde ich das im Moment nicht sagen, wobei ich sowieso den Eindruck habe, daß sich unsere ö-r Sender ob der Wiederholungen im TV im "Dauerwarnstreik" befinden. ;)

Quelle: https://www.tagesschau.de/ausland/europa/streiks-sender-frankreich-rundfunkgebuehren-101.html


Wolfgang Heim hört auf. Tja, time goes by. Alles Gute für den wohlverdienten Ruhestand! Vielleicht nimmt er ja noch einen kleinen "Leute-Nachschlag", so ab und an, wenn es zu langweilig wird? Unvergessen ist sein Spruch zum Thema im Gespräch mit Karl Dall vor gut 10 Jahren. Er hat also offenbar so richtig was vor, jetzt im Ruhestand...
Die Franzosen streiken eben öfter mal. Gleiches passierte vor kurzem in Belgien, da lief auf sämtlichen Kanälen auch nur Musik.

Der Unterschied aber ist: Das sind Notprogramme, um den Streik zu überbrücken. Bei unseren ÖRs, besonders beim SWR, sind die Standardprogramme aber nicht wesentlich besser als solche Notprogramme.

Ach ja, zwischendurch gibt's Pop-Histörchen bis zum Abwinken, und Samstagabends dann die großartige "80er Show". Da läuft dann das gleiche, was sowieso laufend läuft.

Stimmt nicht ganz: Die Musik wird scheinbar noch älter, und damit noch unerträglicher. Am Sonntag hab' ich doch tatsächlich versehentlich die falsche Taste an meinem Autoradio gedrückt. Was lief auf SWR RP? Ein Bee-Gees-Schmachtfetzen aus den 60ern. Wahnsinnig originell! Ich dachte, das liefe jetzt in SWR-4? Selbst da ist die Musik wahrscheinlich mittlerweile abwechslungsreicher...

Na gut, das nächste Mal besser aufpassen, damit ich nicht wieder beim langweiligsten Sender "aller Zeiten" lande.
 
Nach Wolfgang Heims krönendem Abschluss als "Leute"-Moderator (vor allem die erste Stunde...) folgt am Sonntag eine weitere Abschiedssendung, in der er von 12 bis 16 Uhr Gast von Rainer Hartmann sein wird:
 
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Rüdiger Becker, der POINT-Chef! :) Hab noch meinen Briefwechsel mit ihm aus den 80ern. Früher galt man als Mitdenker, heute (ganz schnell) als brauner Schwurbler. So ändern sich die Zeiten Anderen.

Wolfgang Heim war nach der Pensionierung von Stefan Siller der letzte Grund für mich, überhaupt noch SWR1 zu hören. Mein Beileid insbesondere auch an Forenmitglied Manfreds Ventilator, der sich wohl gerade irgendwo am Brückenrand stehend fragen wird: A) Springen oder B) nicht springen?

(Richtige Antwort lautet natürlich: B) - nicht springen!)

... So, krieche jetzt wieder zurück in meinen braunen Sumpf. Schön kühl dort, aber zurzeit auch viele Stechmücken. Schühüüüß!
 
Nee, an des Topfguckers Arbeitsplatz schien stets die Sonne :D
Und man konnte on air Schwulenwitze machen - zusammen mit Schwulen! Sehr authentisch. (Und irgendwie auch schon ganz schön woke.) Und Witze über Reemtsma & Co. und über Menschen (insbesondere "Susanne" alias Natalie R. alias Polyphonic Octave Generator von Electro Harmonix) mit Kehlkopfkrebs (erboster Hörerprotest inclusive). Aber das war noch lange vor der Bundeskulturrevolution 2015-2022+, obwohl diese auch damals schon ihren unheilvollen Schatten längst vorausdingste, was wiederum zu Sketchen wie den über ein Schaumzuckerhäufchen auf Waffel mit Schokoladenüberzug animierte. Und zu dem Interview mit dem Musikchef Bernd, weil er so ein schlechter Mensch war. Zum Beispiel hatte er mal im Woolworth-Einkaufszentrum der Queen Mum ein Bein gestellt oder so, so dass es die voll hingelegt hat. ... "Aber das sind Lapalien!", so Bernd damals ... on air. ... Wie ich ECHTE (sogar schlechte) Satire vermisse, nach jahrelangem Staatszwangshumor.

... Tja, heute nur noch Wischi-Waschi-Weichspül und Fanta-4-Linientreu-Pseudofrech und bloß nirgendwo anecken und, ach, ja, die Mikroaggressionen! - Damals war die Kernkompetenz des Fußballers ja noch der Alltagsrasen und heute vor allem der Alltagsrassismus.

Leider war es damals noch ein unprofessioneller Scheisendensender, wo jeder Moderator, allein oder im Zweierteam, nur sein eigenes Süppchen kochte anstatt den Sender als solchen aufzubauen und in den Vordergrund zu stellen - und entsprechende Starallüren bekam. Es gab also lauter Bubbles und die Qualität der Wortbeiträge erschöpfte sich im CB-Funk-Niveau. Ein paar P-Ones, die ständig anriefen, verleiteten die Moderierenden dazu, sich als die Könige der Welt zu fühlen (und sich auch so aufzuführen), weil sie von ihren zehn oder fünfzehn (teils vielleicht sogar potenziell f****baren) Stammhörenden auf den Rest der Welt schlossen. - Ganz böser Anfängerfehler! Hätte dem einen oder anderen früh gealterten Hasen dort eigentlich nicht mehr passieren dürfen. Uns Volontären vielleicht schon noch. ... Ja, ich denke in der Tat gerade an "Flashlight". (Kriege Hautausschlag beim Anblick lebenslang unverbindlich hip-debil vor sich hingrinsender und -blödelnder (Früh)moderatorenclowns. Vielleicht meine spezielle Form der Altersmilde?) - Die diesbezüglich Weisesten unter uns waren eigentlich immer die Praktikantinnen und Praktikanten gewesen - die hatten den größten emotionalen Abstand zu dem ganzen Mist, der sich da abspielte - wie ein grausames gesellschaftliches (kafkaeskes) Experiment, wo es so einige Verlierer gab, die hinterher niemals existiert hatten (beim Privatradio allerdings so üblich).

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.... Und warum war man überhaupt dort gelandet, im Radio-Kinderhort? Weil man in seiner Jugend wahrhafte Qualitätsmoderatoren angebetet hatte (gleich hinter seinen Lieblings-Rockstars!) wie Wolfgang Heim, Rüdiger Becker, Thomas Roth, Stefan Siller, Matthias Holtmann, Friedemann Leinert, Michael Branik ... (und diverses moderierendes Weibsvolk dort, aber die waren längst nicht so toll - aber auch okay). Man wollte so sein wie die. Erstmal. Bis es dann klappt mit der Karriere als Rockstar.

Peter Kreglinger mit seinen spöttischen und beißenden Schallplattenkritiken hätte man heute nach einem halben Arbeitstag den Aufhebungsvertrag überreicht. Man hätte diesem Hassenden und Hetzenden das Bankkonto (und sämtliche Freundschaften) gekündigt und gewaltaffine friedliebende Hypermoral-Aktivisten/-Denunzianten hätten das Übrige erledigt. - Ich hatte diese Plattenkritiken damals geliebt! Heute würde ich diese bestaunen: "Und das durfte man früher?!"

Habe mir "Wolfgang Heims letzte SWR1-Leute-Sendung" angehört und angeguckt. Interessante Körpersprache von Rüdiger Becker, wie ich finde, von all der modernen Technik um ihn herum schien er sichtlich eingeschüchtert zu sein. Gerade frisch aufgetaut, wie Ötzi im Radio.

Wir sahen drei damals wie heute im knallroten politischen Farbspektrum zu Verortende, zu POINT-Zeiten Vorurteile gegenüber der DDR abbauende (gleichwohl Sympathische), die sich, mehr oder weniger eloquent, gegenseitig frankelstnerten - ihre gegenseitigen, bisweilen ungelenk wirkenden, Umarmungen untereinander dabei aber auch zuließen. Schönes nostalgisches Setup für die letzte Sendung. In der vielzitierten Blase befanden sich in all den vergangenen Jahrzehnten natürlich immer nur die Anderen.

POINT, es wurde angedeutet, sendete damals in einem anderen politischen Milieu als heute. Das Konservative gab den Ton an, POINT war da eher linksalternative Graswurzelbewegung. Im allerbesten Sinne allerdings: Man konnte die Sendung und die Moderatoren mögen und sich gleichzeitig über sie ärgern - und seinem Ärger über den Anrufbeantworter dort Luft machten. Viele Hörer machten von diesem Angebot regen Gebrauch. Und es kamen beileibe nicht nur die Stimmen zu Wort, die alles Friede-Freude-Eierkuchen fanden (so wie heute bei der mehrfach duftweichgespülten Nachfolgepartei SWR1), sondern es ging dort richtig zur Sache. Die Moderatoren keilten (freundlich, vielleicht alternativ-softie-mäßig, aber niemals "glatt") zurück, dass sie für sich ebenfalls in Anspruch nehmen würden, ihre Meinung zu vertreten.

Es war alles eine sehr gesunde Angelegenheit damals. Wie ein Waschbecken mit angeschlossenem Siphon, anstatt immer nur stetig die benötigte Menge des in die Kloake zu kippenden Duftweichspülers zu erhöhen, wie heute üblich. ... Eine etwas schiefe Metapher vielleicht, aber dafür ohne groß nachzudenken.

Ich fand Radio 3 Südfunk Stuttgart damals "besser" als SWF3 - obwohl die auf ihre Art natürlich auch richtig gut waren, vielleicht sogar insgesamt professioneller. ... Mit "SDR3" nahm die Verweichspülung dann ihren Anfang. War nicht ausgerechnet sogar Matthias Holtmann schuld daran? (Der Erfolg gab ihm ja recht, ich jedenfalls nicht.) Gerade habe ich in diesem Zusammenhang aber plötzlich noch einen anderen Namen im Kopf: Herbert Borlinghaus. Was ist eigentlich mit dem ... oh, verdammt:


Warum sind derartige echte Mannsbilder eigentlich mittlerweile komplett ausgestorben (und wurde von trendbewussten opportunistischen Idioten mit Silberhaar in Kinderkleidung und Käppchen ersetzt)? Genauso schlimm finde ich ja diese unzähligen "Rammstein-Sänger"-Verschnitte in meinem Alter.

Sogar Thomas Schmidt ist tot. Er war immer Fels in der Brandung, lt. Lesart von Wolfgang Heim (Erinnerungsprotokoll). Wobei die "Brandung" ("der Weltenbrand?") in der Denke von Heim heutige, allesamt in einen Topf zu werfende, Schwurbler und Verschwörungstheoretiker sind, die schon damals nicht gemeinsam mit POINT Vorurteile gegenüber der DDR abbauen helfen wollten. (Aber das hören sie heute nicht mehr so gern, glaube ich. Das Gesagte ist niemals gesagt worden, ganz normal bei den Öffis.)
 
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Ich bin immer noch so geblieben, wie ich damals war. Und meine Vorstellung von gutem Radio hat sich nicht geändert. Weshalb ich vieles, was mir heute geboten wird im Medienzirkus mit der Haltung abstrafe, die uns Katzen nun mal zu eigen ist: Komplettignoranz. Einfach Augen leicht zukneifen und hindurchschauen...Ohren leicht zur Seite kippen, Durchhören. War da irgendwas? Nö. Ich will es nicht, also existiert es nicht. Kann man antrainieren. Und sehr zu empfehlen.
 
Und man konnte on air Schwulenwitze machen - zusammen mit Schwulen! Sehr authentisch. (Und irgendwie auch schon ganz schön woke.) Und Witze über Reemtsma & Co. und über Menschen (insbesondere "Susanne" alias Natalie R. alias Polyphonic Octave Generator von Electro Harmonix) mit Kehlkopfkrebs (erboster Hörerprotest inclusive).
Und das, obwohl GF und PD Rothäute waren. Zumindest einer der beiden hat bis heute ein SPD-Parteibuch. Mit dem stellenweise wirklich derben Humor on air hatten gabs aber selten Probleme, die berühmten Zettel ("Rücksprache") kamen eher wegen handwerklichen Fehlern.
POINT, es wurde angedeutet, sendete damals in einem anderen politischen Milieu als heute. Das Konservative gab den Ton an, POINT war da eher linksalternative Graswurzelbewegung. Im allerbesten Sinne allerdings: Man konnte die Sendung und die Moderatoren mögen und sich gleichzeitig über sie ärgern - und seinem Ärger über den Anrufbeantworter dort Luft machten. Viele Hörer machten von diesem Angebot regen Gebrauch. Und es kamen beileibe nicht nur die Stimmen zu Wort, die alles Friede-Freude-Eierkuchen fanden (so wie heute bei der mehrfach duftweichgespülten Nachfolgepartei SWR1), sondern es ging dort richtig zur Sache.
Genau das hat sich Wolfgang Heim aber bis zum Schluss bewahrt, er hat immer wieder mal erboste Hörer-Mails vorgelesen und dann darauf reagiert. Das wirkte im ansonsten mittlerweile weitgehend "fluffigen" SWR1-Programm allerdings wie ein Fremdkörper.
Ich fand Radio 3 Südfunk Stuttgart damals "besser" als SWF3 - obwohl die auf ihre Art natürlich auch richtig gut waren, vielleicht sogar insgesamt professioneller. ... Mit "SDR3" nahm die Verweichspülung dann ihren Anfang. War nicht ausgerechnet sogar Matthias Holtmann schuld daran? (Der Erfolg gab ihm ja recht, ich jedenfalls nicht.)
Holtmann hatte 1988 den Auftrag, SDR3 für die neuen Wettbewerbsverhältnisse fit zu machen.
Beim Ergebnis witterte die links-alternative Szene Verrat, gleichwohl hat Matze es vermocht, den Sender massentauglicher zu machen ohne das journalistische Profil zu sehr zu schleifen.
Der Unterschied zwischen SDR3 und den privaten Wellen im Südwesten blieb auch nach der Holtmannschen Reform groß, was man von heute von SWR1 leider nicht mehr behaupten kann.
 
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Und das, obwohl GF und PD Rothäute waren. Zumindest einer der beiden hat bis heute ein SPD-Parteibuch. Mit dem stellenweise wirklich derben Humor on air hatten gabs aber selten Probleme, die berühmten Zettel ("Rücksprache") kamen eher wegen handwerklichen Fehlern.
Lt. meinem Nähkästchen hast Du weitgehend recht. Der Fixstern-Sendende war einerseits nach inhaltlicher Neuausrichtung durchaus von gestern auf heute zu so etwas wie einem antiautoritären Kindergartenradio mutiert - "politisch gewollt". Sehr zum Schrecken altgedienter Moderatoren und Nachrichtenleute dort, aber auch andere hatten ihre anfänglichen Probleme, mit dem neuen lauten, ja, schreiend lauten, Dillentantismus zurechtzukommen.

Und andererseits: Der GF rechne(te) ich das hoch an, in Sachen Kreativität wurde Toleranz wirklich gelebt - und nicht, wie heute *kotzwürg* üblich, im buntideologischen Gleichschritt "Flagge zeigend" und "Farbe bekennend" (und ein paar weitere homogenisierte Gesinnungs-Phrasen) lediglich geheuchelt, während die wahren Beweggründe dahinter imho meist weit weniger philanthropischer Natur sind und sich leicht mit den Begriffen "Angst, Geld- und Machtgier" zusammenfassen lassen.

Genau das hat sich Wolfgang Heim aber bis zum Schluss bewahrt, er hat immer wieder mal erboste Hörer-Mails vorgelesen und dann darauf reagiert. Das wirkte im ansonsten mittlerweile weitgehend "fluffigen" SWR1-Programm allerdings wie ein Fremdkörper.
Der alte Öffi-Taschenspielertrick! Komm, Funkende, also ehrlich! - Man sucht sich genau die Hörerzuschriften heraus, bei denen die Urhaber sich besonders im Ton vergriffen haben und die beim Vorlesen narrensichere Solidarität mit dem Vorlesenden generieren.

Des weiteren - immer dann, wenn ein eindeutig linkserleuchteter Journalistenkollege zu Gast ist - stellt man sich und die öffentlich-rechtliche Journalistenzunft rhetorisch in Frage und lässt gespielte Selbstzweifel durchblicken - die vom garantiert gleichgesinnten Studiogast und lieben Kollegen umgehend zerstreut werden, während dieser dem Narrativ von der "Lügenpresse" vehement und empört widerspricht und, um dem Gesagten die ultimative Absolution zu erteilen, kosmetische - "Fehler" - einräumt, die natürlich unterlaufen können und auch schon unterlaufen seien - die Kollegen seien doch auch alle nur Menschen!

Das zieht immer. Bei jedem. Auch bei mir. Das Kleinhirn setzt bei solchen zuckersüßen Spam-Attacken auf das eigene Sozialempfinden vorübergehend aus, bevor dann ganz langsam das kritische Denken wieder einsetzt. Dann ist die Sendung längst gelaufen und man fragt sich dann, warum der Herr Heim sich eigentlich nicht mal den super-eloquenten Dr. Curio von der sog. AfD als Studiogast einlädt - das würde doch sicherlich eine wahnsinnig spannende Sendung werden, wenn er diesen ungeliebten Studiogast dann inhaltlich zerpflücken täte, was die Öffis doch vor Jahren schon hoch und heilig zu tun versprochen und nie gehalten haben. Stattdessen bedient man sich mehr und mehr absolutistischer Methoden, einfach weil man die Macht dazu hat. Ganz schön bequem und ganz schön selbstgerecht.

Bei Will, Maischberger usw. übrigens dass Allerselwe. - TV-Moderator Markus Lanz hat doch immer wieder mal einen Geistesblitz - ebenso die Leute-Heim-Nachfolgerin Nicole Köster. Aber wirklich einen Arsch in der Hose haben die alle nicht. Dürfen die heute gar nicht haben. Denn dann wären sie Minijobber und nicht was mit Medien.

Dass Heim mein Lieblingsmoderator war, lag an seiner unaufgeregten Art und an seinem Geschick, das oft aufgeblasene Studiogast-Ego erst einmal sanft, natürlich und dabei hochprofessionell auf seinem flachen Sandstrand auflaufen zu lassen, um dann die richtigen Fragen auf jene unwiderstehliche Art zu stellen, mit welcher er seinen Studiogast listig und zugleich einfühlsam zu ködern verstand. Ein Talk mit Heim geriet folglich immer zum Heim-Spiel. Stets ein Hörgenuss.

Wer Heim zu kopieren versucht, wird scheitern. Ich habe, selbst als beruflich etwas vorbelasteter, Hörer nie so recht verstanden, wie er das so locker hinbekommt. Kurzzeitige, vermeidbare, nicht hilfreiche, Spannungen durch ungeschickte Fragestellung oder eigene Rechtfertigungen gab es bei ihm so gut wie nie.

Seine ehemalige Leute-Kollegin (jetzt habe ich den Namen vergessen, wie peinlich) hatte das aber auf ihre Art auch sehr gut hinbekommen: Die konnte plaudern, ohne dass es "kaffeeklatschig" oder "gouvernantenhaft" wirkte. Die Frau war irgendwie "unter dem Radar" und ist imho unterschätzt. Alle erinnern sich immer nur an Heim und Siller, (Köster) und den anderen ganz witzigen Typen da, die Urlaubsvertretung, der auch den Pilotenschein hat. ... Wo ist mein Ginkgo?

Der Unterschied zwischen SDR3 und den privaten Wellen im Südwesten blieb auch nach der Holtmannschen Reform groß, was man von heute von SWR1 leider nicht mehr behaupten kann.
Ja, es war formatiger als vorher (als es, wie SWF3 auch, amateurhaft auf höchstem Niveau war - besser und spannender kann Radio gar nicht sein), aber noch nicht vollständig mallakriert. SWR1, Tendenz zunehmend, ist weitgehend weichgespültes Gouvernanten-Dudelradio mit üblichem geframtem Propaganda-Nachrichtenteil und Verkehrsstaus.

Die letzten Tage hatte ich allerdings den Eindruck, dass gerade weit mehr Tussi-Musik gespielt wird als früher. (Ich schalte dann eh recht schnell aus.) Will SWR1 etwa "jünger" werden? - Die technoartige Party-Musik am Samstagabend (?) war aber nicht schlecht. Den Techno-Sendenden die Wurst vom Brot stibitzen, hehe.
 
Seine ehemalige Leute-Kollegin (jetzt habe ich den Namen vergessen, wie peinlich) hatte das aber auf ihre Art auch sehr gut hinbekommen: Die konnte plaudern, ohne dass es "kaffeeklatschig" oder "gouvernantenhaft" wirkte. Die Frau war irgendwie "unter dem Radar" und ist imho unterschätzt.
Petra Zundel. Ist etwas jünger als Wolfgang Heim, hat aber bereits Ende der 80er "Leute" moderiert und ist auch meiner bescheidenen Meinung nach als Gastgeberin in diesem Format unterschätzt.
Auf der Teamseite von SWR1 wird sie noch gelistet, bei Leute war sie aber schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr zu hören.
Man sucht sich genau die Hörerzuschriften heraus, bei denen die Urhaber sich besonders im Ton vergriffen haben und die beim Vorlesen narrensichere Solidarität mit dem Vorlesenden generieren.
Genau das war aber bei Heim - und nur bei Heim - eher die Ausnahme als die Regel. Rabulisten oder Hörer, die sich massiv im Ton vergriffen, wurden von ihm doch eher selten zitiert. Dagegen hat er häufiger Fragen aufgegriffen und Einwände mit inhaltlicher Substanz vorgetragen, die im Idealfall dem Gespräch einen interessanten Impuls gegeben haben.
Dass Heim mein Lieblingsmoderator war, lag an seiner unaufgeregten Art und an seinem Geschick, das oft aufgeblasene Studiogast-Ego erst einmal sanft, natürlich und dabei hochprofessionell auf seinem flachen Sandstrand auflaufen zu lassen, um dann die richtigen Fragen auf jene unwiderstehliche Art zu stellen, mit welcher er seinen Studiogast listig und zugleich einfühlsam zu ködern verstand. Ein Talk mit Heim geriet folglich immer zum Heim-Spiel. Stets ein Hörgenuss.
Dies wiederum kann ich nur unterschreiben.
In den letzten Jahren bin ich zum Leute-Podcast übergegangen. Einerseits, weil mir dann die Weichspül-Rotation von SWR1 erspart blieb, anderseits weil Heim in dieser komprimierten Form einfach ein Hör- bzw. Hochgenuss war.
 
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Leute-Kollegin (jetzt habe ich den Namen vergessen, wie peinlich)
Dann versuch ich mal zu helfen: Petra Zundel?

Petra Zundel. Ist etwas jünger als Wolfgang Heim, hat aber bereits Ende der 80er "Leute" moderiert und ist auch meiner bescheidenen Meinung nach als Gastgeberin in diesem Format unterschätzt.
Auf der Teamseite von SWR1 wird sie noch gelistet, bei Leute war sie aber schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr zu hören.
Zum ersten Zitat: Richtig!
bei

Zum zweiten Zitat: Da habe ich folgende Theorien: entweder sie wollte selbst nicht mehr Leute moderieren oder aufgrund der veränderten Lage bzw. auch neuen Moderatoren (in erster Linie Frau Köster) waren ihre Dienste bei "Leute" nicht mehr von nöten.

Ich habe eh den Eindruck, dass sie keine so große Lust mehr zum moderiene hat. Ich höre nur noch sporadisch und ist eher als Wort/sendungsbetreuende Redakteurein tätig.
 
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Petra Zundel, genau! Soweit ich mich erinnere wie die Köster auch aus NRW. Die war echt gut. Und dass Heim ein weiterer Riesenverlust für Sendende (und somit für sendendensüchtige Hörende) ist, darüber brauchen wir ja nicht kleinlich zu debattieren. In der Tat schreit "Leute" geradezu danach, in Podcast-Form zu Gehör geführt zu werden. Dauert ungefähr ein gepflegtes Frühstück lang, wenn man denn mal die Zeit hat.

Selbstzitat: Kurzzeitige, vermeidbare, nicht hilfreiche, Spannungen durch ungeschickte Fragestellung oder eigene Rechtfertigungen gab es bei ihm so gut wie nie.
Naja, doch, schon auch. Aber sie gerieten nie dergestalt aus dem Ruder, dass man als Hörende den Moderatorenschmerz von zuhause aus fühlen konnte, sprich: peinlich fremdberührt war.

... nicht so wichtig.
 
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Petra Zundel, genau! Soweit ich mich erinnere wie die Köster auch aus NRW.
Richtig. Aus NRW stammen übrigens auch Jens Wolters und natürlich Stefan Siller, also fast das gesamte Leute-Team der letzten 30 Jahre. Nur Heim kommt tatsächlich aus dem hiesigen Ländle (Offenburg).

Bei Jens Wolters wäre noch anzumerken, dass er seine ersten Radio-Jahre als Nachrichtenredakteur bei Georg Gafrons politisch konservativem Hauptstadtsender "Hundert,6" verbracht hat.
Später war er kurzzeitig beim NDR in Hamburg und nach der Jahrtausendwende hat es ihn nach Stuttgart zum SWR verschlagen.
Also eine durchaus interessante Vita, gleichwohl spielt Wolters bei Leute bisher eher die Rolle des "sympathischen Wegmoderierers", an Köster kommt er bislang nicht ran. Und den Vergleich mit Heim braucht man gar nicht erst versuchen. Dessen Fußstapfen sind so groß, dass sie auch in 20 Jahren keiner füllen wird.
 
Jeder Moderator hat seinen eigenen Stil. Niemand sollte versuchen, Wolfgang Heim zu imitieren. Freilich wird sich die Sendung Leute auch mit den Moderatoren entwickeln, und jene sich mit ihr. Das war bei Wolfgang Heim auch so. Wenn der SWR vielleicht einen Fehler gemacht hat, dann jenen: Er hat zu spät in die nächste Generation übergeleitet, nämlich erst nach Ausscheiden der altgedienten Moderatoren und Erfinder des Formates, erst Siller, dann Heim. Besser wäre es gewesen, schon früher einen dritten und vierten in die Riege aufzunehmen, dann wäre der Übergang leichter gefallen. Denn eines sollte die Sendung ja nie sein: Eine Personality-Show der Moderatoren. Haben die Beiden auch nie versucht, die Gäste standen immer im Mittelpunkt. Dass sie dennoch Persönlichkeit hatten bzw haben, steht außer Frage.
 
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