Vorwurf: „NDR-Chefs handeln wie Pressesprecher der Ministerien“

Viel wichtiger ist, dass sich der Anlass dieses Threads in Luft aufgelöst hat. Unsaubere Recherche des Stern.

Das stimmt. War gestern auch Thema in den NDR Nachrichten. Trotzdem heftig wie schlecht die Stimmung dort zu sein scheint. Ich kenne Julia Stein flüchtig. Dass sie Informationen zurückhält um Politikern nicht zu schaden, konnte ich mir auch nicht vorstellen. Aber spannend wird ob Thormählen zurück kommt?
 
Mich wundert vielmehr, dass das alles jetzt erst so hochgekocht wird. Dass bei der ARD bestimmte politische Meinungen nicht gerne gesehen sind, wissen wir doch alle!

Ich habe mir in meiner Zeit als Moderator beim hr Anfang der 00er einen Gag über Gerhard Schröder erlaubt, damals in Wahlkampfzeiten. Hui, was gab das für einen Mega-Anschiss vom Programmchef! Hätte ich denselben Gag in CDU-Richtung abgeschossen, wäre ich dafür gefeiert worden.

Ähnlich auch ein Vorfall beim SWR, etwa zur selben Zeit: In einem Chat, in dem wir Moderatoren damals während der Sendung sein sollten (angeblich, um Hörernähe zu demonstrieren), wurde es aus irgendeinem Grund politisch. Einer der Teilnehmer schrieb sinngemäß, dass man es ja als Kind in die Wiege gelegt bekäme, niemals die CDU wählen zu dürfen. Ich habe mich damals nicht für Politik interessiert und ketzerisch nachgefragt, ob man dasselbe nicht auch über die SPD sagen könnte. Tja. Der Programmchef hat's gesehen und mich nach der Sendung tierisch in den Senkel gestellt und dafür gesrogt, dass meine Passagen aus dem Chatverlauf verschwanden. Das CDU-Bashing blieb selbstverständlich stehen.

Wie gesagt, das war etwa 2002-2004. Und nur zwei kleine Beispiele, die mir damals aber schon gezeigt haben, dass öffentlich-rechtlicher Rundfunk alles andere als neutral ist. Insofern kann ich das Misstrauen, das der ARD heute entgegenschlägt, sehr gut verstehen.
 
So hat jeder sein Bild im Kopf.
Ich habe in knapp 20 Jahren Arbeit für ö-r niemals auch nur den Versuch einer Einflussnahme durch Führungskräfte erlebt. Wohl aber unsaubere Recherchen - sowohl in die eine, als auch in die andere Richtung. Wenn das dann kritisch angemerkt wurde, hieß es häufig: "Hier wird Berichterstattung verhindert, weil es eine politische Linie gibt".
Das war in den mir bekannten Fällen immer falsch. Und in Kiel ja offenbar auch.
 
Die "interne Aufarbeitung" erinnert mich allerdings ein bisschen an den Autokonzern, der nach "interner Prüfung" bekanntgibt, es habe keinerlei Manipulation an den Abgaswerten gegeben. Es ist halt schon noch ein Unterschied, ob man sich selbst einen Freibrief ausstellt, oder ob eine neutrale und allseits anerkannte Instanz das tut.
 
Ich finde, dass der Text zwischen den Zeilen schon hart ist. In den Empfehlungen steht folgendes:

Im NDR etablierte Strukturen der Konfliktbewältigung müssen in Kiel wieder in Kraft gesetzt werden. Dafür braucht es von der Funkhausspitze bis in die Redaktionen ein Bewusstsein, dass es jederzeit möglich ist, mit Problemen auch eine Hierarchiestufe weiter nach oben zu gehen. Vorgesetzte müssen ausstrahlen und kommunizieren, dass sie damit kein Problem haben und ein solches Vorgehen nicht als Infragestellung werten.

Eigentlich ist das eine 5- für die bisherige Führung.
 
NDR Chefs handeln: Politik-Chefin Julia Stein & Norbert Lorentzen verlieren ihre Jobs, aber fallen weich: Die GF sucht für die beiden neue Aufgaben, wo sie ihre miese Stimmung an anderen Mitarbeitern auslassen dürfen. Ein Seminar für Menschenführung fände ich angebrachter. Aber den Charakter kannste eh nicht verändern...
 
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Mir kommt es von außen so vor, als ob Herr Knuth den NDR anders führt als Herr Marmor. Herr Knuth wirkt nicht so autoritär, eher besonnen und verbindlich. Vielleicht ist das der Grund, warum sich gerade jetzt so viele Mitarbeitende aus der Deckung getraut haben. Sollte Herr Knuth seinen Führungsstil beibehalten, dürften sich die Wogen in Kiel und Hamburg bald geglättet haben.
 
NDR Chefs handeln: Politik-Chefin Julia Stein & Norbert Lorentzen verlieren ihre Jobs, aber fallen weich:
Ich las gerade noch eine andere Quelle als Bild:
Bemerkenswert ist wirklich, dass Stein und Lorentzen nicht richtig gefeuert werden, dass Stellen für eine NDR-interne Versetzung gesucht werden. @indigo7 deutete schon an, dass NDR für sie einen 'schöne' Jobs suchen oder gar schaffen wird. Gar Doch-Noch-Weiter-Beförderung nach dem Peter-Prinzip? - NDR hat darin eine lange Tradition und exportierte seine Spitzenleute in andere ARD-Anstalten in die Intendanten-Pöstchen: Schlesinger (RBB), Bohrow (WDR) und Gniffke(SWR) ... Und "Die Interne" bestätigt: Alles natürlich ganz regierungs- und parteienfern. Na, ob das so stimmt? - Immerhin wurde glaubwürdig vorgetragen, dass für den "Stern"-Artikel etwas schlampig recherchiert wurde. Wir werden sehen, was das externe Gutachten feststellt.

Nachtrag: NDR f8indet keine Belege für "Politische Filter":
 
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Ich finde, dass der Text zwischen den Zeilen schon hart ist.
Nicht nur zwischen den Zeilen. Regelrecht erschreckend sind die Schilderungen ab Seite 38 im PDF.

Gut gewählt finde ich ja die Floskel "als Infragestellung werten". Wer möchte, darf das sicherlich mit "am Stuhl sägen" übersetzen. Grundsätzlich besser wäre es natürlich, wenn es gar nicht zu solchen Verwerfungen kommt, weil letztendlich alle Beteiligten am gleichen Strang (und in die gleiche Richtung) ziehen müssen. Das Stichwort lautet "flache Hierarchien", ein Begriff, den so manche (weggelobte) Führungskraft gar nicht gerne hören wird.

PS: @Mannis Fan: Welcome back!
 
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Bemerkenswert ist wirklich, dass Stein und Lorentzen nicht richtig gefeuert werden, dass Stellen für eine NDR-interne Versetzung gesucht werden.
Es gab ein Klima der Angst. Zur Belohnung werden für die Versagerchefs neue Stellen gesucht. Mir ist kein Unternehmen bekannt, welches so handeln würde. Das macht nicht nur mich, sondern wahrscheinlich die Mehrheit der NDR Mitarbeiter fassungslos. Das beste, was einer Firma passieren kann, sind Mitarbeiter, die eine emotionale Bindung zum Arbeitgeber haben. Kann sich durch solche Weglobungs-Aktionen schnell ändern. Denen, den es egal ist, ob sie beim NDR oder woanders arbeiten, hauptsache Gehalt kommt pünktlich, verursachen nach einer Studie 1,2 Milliarden Verlust jährlich in DE.
 
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Bemerkenswert ist wirklich, dass Stein und Lorentzen nicht richtig gefeuert werden, dass Stellen für eine NDR-interne Versetzung gesucht werden.

Na da würde sich ja jedes Arbeitsgericht kaputtlachen. Man kann doch niemanden feuern nur weil die Chefs streng waren und die Stimmung nicht so bombe.
 
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Na da würde sich ja jedes Arbeitsgericht kaputtlachen.
Das muss eine Abwägungssache im NDR im Sinne guter Unternehmensführung sein: Den Arbeitsgerichtsprozess riskieren und einen Vergleich mit einer Abfindung riskieren? - Die Alternative ist ein Schaden durch die Innenwirkung auf die anderen Teile der Belegschaft.
Vergleiche @indigo7 #40
Es gab ein Klima der Angst. Zur Belohnung werden für die Versagerchefs neue Stellen gesucht. Mir ist kein Unternehmen bekannt, welches so handeln würde.
 
Wenn es zu den Zielen des "Unternehmens" gehört, unter der Belegschaft Angst und Schrecken zu verbreiten (das macht sich bei kreativen Berufen besonders gut), dann kann das "Unternehmen" die Chefs natürlich nicht so einfach feuern. Man müßte einfach mal schauen, was auf Webseiten des "Unternehmens" zum Thema Betriebsklima geschrieben steht. Weiterhin würde so ein Rauswurf auch kein gutes Licht auf die bisherige Personalpolitik - besonders bei der Auswahl von Führungspersonal - werfen.
 
Weiterhin würde so ein Rauswurf auch kein gutes Licht auf die bisherige Personalpolitik - besonders bei der Auswahl von Führungspersonal - werfen.
DAS ist wohl die Motivation bei solchen Personalentscheidungen in den oberen NDR-Etagen: "Und was wird aus mir?" - Statt echter Fehlerkultur eher Wagenburgmentalität. Intendant Marmor hatte den NDR-Hörfunk mit seinem Hörfunkdirektor Knuth runtergewirtschaftet. Knuth wurde Intendant und mach da weiter, wo Marmor aufhörte. - Statt frühere Fehler transparent zu reparieren, wird geheim weiter gewurstelt. Entschuldigung? - Nein, 'Kaiser' Knuth erklärt den Qualitätsverlust mit Sparzwängen ... und gespart wird im Programm. - Ich hoffe, das ändert sich langsam; Knuth kann da noch umsteuern.
 
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Dank an @radneuerfinder für den Link in #45!
Hm, 99 Seiten! - Da wird es wohl nur wenige geben, die diesen 'Bericht' wirklich lesen. - DAS passt zur Meldung, dass die ÖRR über den Rundfunkbeitrag uns Bürgern jährlich noch weit mehr als 10.000.000.000 Euronen vom Konto abbuchen wollen.
 
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Früher hat ein Chef mit seinen Leuten einfach gesprochen um zu wissen, wie die so denken und fühlen. Heute braucht es teure externe Berater, die solches herausfinden:

Die hierarchische Ordnung im NDR gleicht einer Pyramide, an deren Spitze der Intendant steht.
...
Es gibt auch Mitarbeiter*innen, die mit ihren Führungskräften zufrieden sind.

...
Der NDR ist ein komplexes Unternehmen und alles hängt mit allem irgendwie zusammen.

Und die Sorgen sind riesig:

So wird aus dem Kreis der verantwortlichen Toningenieur*innen bedauert, dass seit 2015 ihre Namen selbst bei Sendungen wie „Lieder im Advent“ im Abspann nicht mehr erscheinen, wohl aber die Kameraleute genannt werden.

Das ist dann wohl das entscheidende Fazit:

Wir haben wenig Fluktuation, dafür sind die Gehälter zu gut. Aber es gibt auch keine Kündigungen und für
Ermahnungen sind wir zu weich.


Mein Vorschlag: Jeder NDR-Mitarbeiter erhält die "Parabel" gerahmt zum Aufhängen im Büro.
 
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