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Alles nur geklaut? Jeder Charthit enthält mindestens ein bekanntes Element

Der Radiotor

Benutzer
Es gibt ja hier den Thread "keine Ideen mehr für neue Hits?". Dort geht es um Cover-Versionen.

Heute habe ich mal wieder You FM gehört. Nun kann ich mit meinen Anfang 50 generell immer weniger mit neuer Musik anfangen, aber was tatsächlich inzwischen eine regelrechte Seuche geworden ist, sind offenbar bewusst geklaute Elemente früherer, erfolgreicher Popsongs. Bei Dua Lipa, Ava Max und Co. hört man solche Elemente praktisch in jedem Song.

"Kings & Queens" von Ava Max ist etwa bewusst an "You give Love a bad name" von Bon Jovi angelehnt, und der Refrain ihres neuesten Hits "Million Dollar Baby" ist am Anfang identisch mit LeAnn Rimes Refrain zu "Can't fight the moonlight", dann kommt später noch ein "ma ma ma ma", das mich an Boney M - Ma Baker erinnert (dieses Element war auch schon bei Lady Gaga's Poker Face enthalten, diese wiederum hatte sich auch schon in "Born this way" kräftig bei Madonna bedient).

Dua Lipa's "Break my heart" enthält ein Element von INXS - Need you tonight, I'm good von David Guetta verwendet die Melodie von Eiffel 65 - Blue und selbst das hier so gelobte "As it was" von Harry Styles verwendet am Ende des Refrains eine Melodie, die an A-ha "Take on me" angelehnt ist.

Ich könnte hunderte andere Beispiele nennen. Nun gab es schon immer Plagiate und entsprechende Prozesse, aber das scheint aktuell eine Masche zu sein, jeden charts-tauglichen Song ganz bewusst mit Elementen früherer Hits zu versehen. Ich weiß gar nicht, ob die Produzenten da überhaupt Genehmigungen einholen oder es auch mal auf Plagiats-Prozesse ankommen lassen.
 
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Ich weiß gar nicht, ob die Produzenten da überhaupt Genehmigungen einholen oder es auch mal auf Plagiats-Prozesse ankommen lassen.
Da z. B. bei Ava Max im Kleingedruckten ebenfalls Desmond Child als Urheber aufgeführt ist, der besagte Passage bei Bonnie Tylers "If You Were A Woman (And I Was A Man)" zum Einsatz brachte, dann aber des mangelnden Erfolgs wegen die Melodie noch einmal Bon Jovi für deren "You Give Love A Bad Name" angediehen hat, wird's keine Prozesse in diese Richtung geben. Bei Dua Lipa "Break My Heart" dasselbe Spiel - es sind INXS-Mitglieder Farriss und Hutchence als Co-Urheber aufgeführt, da wird sich sicher Letzterer drüber freuen, von dem hört man ja auch nix mehr ...
Bei Harry Styles glaube ich nicht, daß die Synthi-Begleitung wirklich so arg von a-ha gezogen wurde ... der Sound ist ähnlich, die gespielten Noten sind es nicht, letzten Endes ist das in etwa derselbe Sounds-like-80s-Effekt wie bei "Blinding Lights".

Gruß
Skywise
 
Bei "Hold me closer" von Elton John und Britney Spears - dieses süße Klavier-Outro kling doch sehr stark nach folgender Passage: "We used to be crazy in Love..." von JLos "Ain't your Mama."
 
"Kings & Queens" von Ava Max ist etwa bewusst an "You give Love a bad name" von Bon Jovi angelehnt
Mich erinnerte der Refrain von "Kings & Queens" an die Synth-Melodie von "Runaway" von Groove Coverage (ab 0:55 min):

Allerdings war ich mir damals, als "Runaway" rauskam, schon sicher, dass diese Melodie aus einem alten Song aus den 80ern stammt - ich konnte das aber nicht zuordnen. Weiß hier jemand mehr? M.E. war das ein deutsches Lied.

Bei Harry Styles "As It Was" und The Weeknd "Blinding Lights" ist natürlich ganz eindeutig eine Parallele zu "Take On Me" zu sehen - diese drei Songs kann man als DJ übrigens perfekt zu einem Block zusammen mixen, da auch die BPM's nahe beieinander liegen.
 
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@Der Radiotor
Das mit den wieder auftauchenden Elementen finde ich nicht wild. Es entstehen doch immer wieder echt coole Sachen. Ich hab mal was rockig, poppiges in deutsch raus gesucht. Wie findest Du den Song?
Das Album dazu hat eigentlich eine Menge Radiopotenzial.
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Das finde ich nicht so schlimm. Es ist auch schwierig überhaupt noch Melodien zu komponieren, die es so nicht gab. Die Anzahl an verschiednenen Tonabfolgen ist irgendwo auch begrenzt.
 
Die Anzahl an verschiednenen Tonabfolgen ist irgendwo auch begrenzt.

Letztlich entscheidend dabei dürfte sein, ob es bei der Frage um die wahrgenommene Melodie des menschlichen Ohres geht, oder ob einfach nur die Tatsache der Entsteheung eines Tones zur Lösung herangezogen wird. Denn in minimalsten Schritten würde jede Schwingungsveränderung einen neuen Ton erzeugen und die Tonfolgen so als unendlich angesehen werden. Bei der eingänglichen Melodie, wie wir sie aus heutiger Populärmusik, aber auch aus der Klassik und diversen anderen Genres kennen sind die Melodien natürlich begrenzt, da nur die bekannte Tonleiter genutzt werden kann und Künstler somit auch nur aus einer begrenzten Anzahl aus Tönen auswählen können. Mathematische und Statistische Berechnungen führen hier also schnell zu den möglichen Kombinationsmöglichkeiten. Diese scheinen natürlich auch riesig, sind aber letztlich doch begrenzt. Auch wenn mehrere Milliarden Lieder [Hervorhebung von mir ] geschrieben werden müssten, bis die Melodie sich wiederholen würde. Auch in die Betrachtung ! einbezogen werden muss natürlich die Frage, ob es sich bei einer Melodie um eine eingängliche (also auch abzählbar bzw. überschaubare) Tonfolge handeln muss, oder ob auch unendlich lange Tonfolgen als Melodien gelten.

Mehr hier
 
Die "eingängigen" Melodien für westliche Ohren sind durchaus begrenzt. Bei der Zwölftonmusik werden auch alle "bekannten" Töne verwendet, aber diese Tonfolgen eignen sich nicht für einen Song.
Von den vielen Milliarden Tonfolgen sind also viele atonal, viele sind einfach ungeeignet (z.B. die Folgen, in denen nur ein Ton wiederholt wird) und somit untauglich für Songs und viele sind fast identisch, da sie sich nur durch wenige Töne unterscheiden.

Aus meiner Sicht ist da nur Kreativität gefragt, indem man die "bekannte" Tonfolge durch Arrangement, Stimme, Message etc. so verpackt, dass es den Leuten nicht auffällt.
 
Naja manche Hits sind auch einfach Zufall. Da ist jemand zufällig auf eine ähnlich klingende Tonfolge gekommen, die einem anderen etablierten Song ähnelt ohne Avsicht dahinter. Die Grenze ist hier sehr schwammig. Klauen würde ich das jedenfalls nicht nennen.
 
Da Chartmusik in ihrem Aufbau immer simpler wird, wird auch ihre Möglichkeit zu variieren immer kleiner. Selbstgewähltes Elend, langsam beginnend in den 90ern und ganz schlimm in jüngerer Zeit, die nur noch das Genre "Stampfpop" kennt.
 
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Vorhin lief bei DLF Kultur ein Beitrag zum Thema Pop-Interpolationen. Interessante Erkenntnis für mich war, dass es mittlerweile nicht mehr vorrangig die Künstler sind, die auf alte Melodien stoßen und diese in ihren eigenen Werken benutzen wollen, sondern andersrum: Die Rechteinhaber/Labels gehen auf die jungen Interpreten zu und bieten denen die Verwertung der altbekannten Melodien an. Daraus ist quasi ein neues Geschäftsmodell entstanden.

 
Die Rechteinhaber/Labels gehen auf die jungen Interpreten zu und bieten denen die Verwertung der altbekannten Melodien an. Daraus ist quasi ein neues Geschäftsmodell entstanden.
Exploitation im Verlagsbereich (1. da liegen die Rechte, aber 2. nicht bei den Labels!) hat es schon immer gegeben. Wobei die Übersetzung in "Ausbeutung" nicht trifft. Es ist im Prinzip das Geschäftsmodell der Verlage, zusätzlich GEMA durch weitere Verbreitung ihrer Copyrights durch neue Aufnahmen zu beziehen.
 
Da Chartmusik in ihrem Aufbau immer simpler wird, wird auch ihre Möglichkeit zu variieren immer kleiner. Selbstgewähltes Elend, langsam beginnend in den 90ern und ganz schlimm in jüngerer Zeit, die nur noch das Genre "Stampfpop" kennt.

Naja, gerade in den 90ern gab es aber selbst im Charts-Mittelfeld unzählige "Stampfpop"-Hits (damals unter dem Begriff "Dancefloor")... Auch abseits der ganz Großen (Culture Beat, Masterboy, DJ Bobo, Magic Affair....) gab es noch unzählige Sachen, die vom Anspruch her bestenfalls Mittelmaß sind und auch nur mittlere Chartpositionen erreichten, aber eben doch Wiedererkennungswert hatten:






Solche Platten hatten es allerdings schon damals im AC-Radio unglaublich schwer; sie verkauften sich hauptsächlich über Großraumdiscos, Musik-TV-Sender wie VIVA und waren auf CD-Compilations wie "Bravo Hits" und "Just The Best" drauf.
 
Nicht nur etwas, das ist rotzfrech Enjoy the silence 2004 Remake mit Piano nachgeklimpert.
Wird aber nirgends erwähnt

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Allerdings war ich mir damals, als "Runaway" rauskam, schon sicher, dass diese Melodie aus einem alten Song aus den 80ern stammt - ich konnte das aber nicht zuordnen. Weiß hier jemand mehr? M.E. war das ein deutsches Lied.

Groove Coverage, da lacht der alte Mann. Ups, du bist ja noch älter. Ich nehme alles zurück und verweise auf diese Videos:


 
Kleinen Flashback in den Sommer 1993 gefällig? Hört mal bei "Whistle" von Jax Jones genau hin - der Hook im Hintergrund klingt genau wie? Richtig, "Mr. Vain."
 
Da ist jemand zufällig auf eine ähnlich klingende Tonfolge gekommen, die einem anderen etablierten Song ähnelt ohne Avsicht dahinter.
Bestes Beispiel ist der langjährige Plagiatsstreit zwischen den Erben von Marvin Gaye und Ed Sheeran. Ed Sheeran wurde freigesprochen, konnte das Gericht - siehe Beitrag unten - davon überzeugen, dass
„Thinking Out Loud“ auf Akkorden und Rhythmen basiere, die „grundlegende Musik-Bausteine“ seien und die niemand besitzen könne. Sheeran führte dabei unter anderem die Ähnlichkeit zwischen „Let It Be“ von den Beatles und „No Woman No Cry“ von Bob Marley an.


Ganz anders das Urteil im Plagiatsstreit zwischen - schon wieder - den Erben von Marvin Gaye, diesmal gegen Robin Thicke und Pharell Williams. Hier klingt - auch meiner Meinung nach - der Song "Blurred Lines" von Thicke/Williams verdammt ähnlich wie Marvin Gayes "Got To Give It Up". Hier entschied das Gericht - meiner persönlichen Meinung nach richtig - dass es sich um ein Plagiat handelt. Siehe Beitrag unterhalb.

 
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