Tom Buhrow: "Wir müssen die große Reform wagen, jetzt"

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Was habt Ihr denn? Die Kosten eines Sendetages einer jeden vergleichbaren ARD-Welle kostet doch in etwa gleich viel. Und Bremen und Saarbrücken operieren mithilfe des Finanzausgleichs.

Ob dort Hierarchien flacher sind und Vetternwirtschaft eher unwahrscheinlicher, hat mit der Größe der Sendeanstalt nichts zu tun. Jedenfalls sind Verfehlungen dort nicht bekannt geworden. Kann es sein, dass es keine gab?
 
Die Diskussionen um die Qualität und Relevanz der öffentlich-rechtlichen Medien läuft m. E. eigentlich immer nach exakt dem selben Schema ab: Früher, damit meine ich in der Nachkriegszeit, war die ganze moderne Kultur erst im Entstehen. Erstmals gab es Konzerthäuser, Opern und Theater nicht nur für eine kleine Elite, sondern für das breite Publikum. Auch mit der Rock- und Popmusik ging es in den 50ern richtig los. Da es in vielen Genres noch fast nichts gab, war natürlich alles, was zu dieser Zeit entstand, "neu" und "einzigartig" und damit für ein großes Publikum interessant. Allerdings war es immer schon so, dass sich der "Neuheits-Effekt" nach einer gewissen Zeit abnutzt. Und so sind immer die größten Klassiker eines jeden Genres in den ersten Jahren nach Enstehung des Genres entstanden - in den 50ern, als der Rock'n'Roll NEU war, entstanden auch die größten Legenden des Genres - Bill Haley, Elvis Presley, Chuck Berry....

Der damals noch hohe Aufwand einer Vinyl- bzw. CD-Pressung sorgte bis in die 1990er-Jahre dafür, dass die Zahl der Veröffentlichungen überschaubar blieb. Die Sender konnten also, fast ohne großartig auszusortieren die jeweiligen Neuerscheinungen spielen, blieben aber dabei trotzdem weitgehend im Mainstream.

Ab Ende der 1990er sind eigentlich keine wirklich neuartigen Musikrichtungen mehr entstanden. Techno war in den 90ern das letzte "große Ding". Seit den 2000ern fielen durch das Internet zudem sämtliche Hürden sowohl bei der Musikprpduktion als auch bei der Musikdistribution - jeder Musiker (bzw. wer sich für einen solchen hielt) konnte nun am heimischen Aldi-PC einen Song produzieren und das Ergebnis für lau ins Internet stellen. Infolge dessen ist einerseits in den letzten Jahren die Musikauswahl im Radio zwar wieder ein bisschen größer geworden, aber dennoch fällt heute bei den Sendern viel mehr "durchs Raster" als früher, weil durch den Wegfall der Hürden im Vertrieb heute in ungeheurer Masse Platten veröffentlicht werden, die eben nicht mehr wirklich "innovativ" klingen (man kann halt nicht immer das Rad neu erfinden), was sie nur noch für wenige "Freaks" interessant macht. Nur noch ein kleiner Anteil an neu erscheinenden Titeln ist heute noch tatsächlich "massentauglich" - Hits wie Leony "Remedy" oder Glockenbach "Dirty Dancing" sind heute eben Ausnahme-Erscheinungen, weil sie zwar eine gute Melodie haben, die Stilrichtung an sich aber nichts "Neues" mehr ist.

Und unter diesem Aspekt ist nun eben tatsächlich die Frage, inwiefern es noch diese Menge an Sendern braucht. Das Radio hat in der heutigen Zeit eine seiner einstigen Kernaufgaben - die Bekanntmachung neuer Musik - verloren.
 
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Und unter diesem Aspekt ist nun eben tatsächlich die Frage, inwiefern es noch diese Menge an Sendern braucht. Das Radio hat in der heutigen Zeit eine seiner einstigen Kernaufgaben - die Bekanntmachung neuer Musik - verloren.
Ich würde sagen, kommt auf den Sender an. Zum Beispiel höre ich gern auf Deutschlandfunk Nova Titel, die ich sonst bei keinem Sender höre. Viel ist ja heute Mainstream und weil eben auch viel mehr zeitgleich auf den Markt kommt, gibt es sicher noch einige gute Musikredaktionen, die Neues herauspicken und auch spielen. Durch die Masse hat ein Einzelner eigentlich auch keinen Überblick, weil dazu müsste man sich eigentlich fortlaufend mit neuen Erscheinungen befassen. Ich habe dazu im Alltag wenig Zeit, deshalb freue ich mich schon, wenn manche Redaktion das übernimmt. Lasse mich da gern auch überraschen.
 
Früher, damit meine ich in der Nachkriegszeit, war die ganze moderne Kultur erst im Entstehen. Erstmals gab es Konzerthäuser, Opern und Theater nicht nur für eine kleine Elite, sondern für das breite Publikum.
Nö, die gab's schon vorher. Theater halt von frühen Puppen-, Laien- und Fastnachtstheatern bis hin zu der Theaterkultur des 19. Jahrhunderts, wo man gerne Lustspiele, Operetten etc. gab bis hin zum Varieté und dem Bereich der Kleinkunst, an denen auch der bürgerliche Stand und sogar einige Arbeiter zunehmend bequem teilhaben konnten. Die Kunst- und Kleinkunstszene der 1920er Jahre genießt nicht umsonst bis heute einen gewissen Kultstatus.

in den 50ern, als der Rock'n'Roll NEU war, entstanden auch die größten Legenden des Genres - Bill Haley, Elvis Presley, Chuck Berry....
Kann man sich sicher drüber streiten. Chuck Berry war vielleicht stilprägend für den Rock'n'Roll, aber eigentlich war er Bluesmusiker mit offenen Ohren für andere Musikstile und nicht zuletzt für die Themen der Jugend. Und Bill Haley war eigentlich Country-Musiker, der mit Umweg über den Rockabilly eher wider Willen, da unter widrigen Umständen "Rock Around The Clock" aufgenommen hat und anschließend eine sehr kurze Weile auf dieser Welle ritt.

Der damals noch hohe Aufwand einer Vinyl- bzw. CD-Pressung sorgte bis in die 1990er-Jahre dafür, dass die Zahl der Veröffentlichungen überschaubar blieb.
Eigentlich nein. Die Zahl der Veröffentlichungen war eigentlich seit den späten 50ern, vor allem ab der Ablösung von Schellack als bevorzugtes Mittel, nie wirklich übersichtlich gewesen. Die Musiktruhen und Jukeboxes brauchten doch pausenlos Nachschub. Und ab den 60ern wurde der Musikmarkt so lukrativ, daß da pausenlos neue Labels entstanden oder auch Privatpressungen möglich waren, und diese Dutzendware von Tempo & Co., die damals über Kaufhäuser oder Schuhläden als wohlfeile Unterhaltung gleich noch mit an Mann und Frau gebracht wurde, irgendwann ab den 60ern diese Billigheimer von mfp, Europa & Co., die später für 5 DM pro Platte rausgehauen wurden, und in den 70ern und 80ern diese Unmengen von Samplern und Kompilationen, die für kleines Geld regelrecht verschärbelt wurden ...
Es mag verglichen mit heute vielleicht so wirken, als ob da was übersichtlich war, aber tatsächlich war es das nicht.

Die Sender konnten also, fast ohne großartig auszusortieren die jeweiligen Neuerscheinungen spielen, blieben aber dabei trotzdem weitgehend im Mainstream.
Da wäre ich mir über weite Strecken gar nicht mal so sicher. Weil ich nicht glaube, daß die Definition von "Mainstream" schon immer so weit gereicht hat. Tatsächlich habe ich eher den Eindruck, daß erst ab den späten 70ern/frühen 80ern eine Zäsur stattgefunden hat, die dafür sorgte, daß zum einen die Genres vonseiten der Plattenfirmen bedeutend strenger voneinander abgegrenzt wurden. Und so eine wirklich durchgängige Definition von musikalischem "Mainstream" würde ich sogar eher auf die Zeit legen, da der private Rundfunk aufkam, aber da lasse ich mich gerne eines Besseren belehren.

Ab Ende der 1990er sind eigentlich keine wirklich neuartigen Musikrichtungen mehr entstanden. Techno war in den 90ern das letzte "große Ding".
Nun ja, Techno entstand eigentlich noch in den 80ern und ging sogar musikalisch noch zurück auf einige Ideen aus den 70ern. So gesehen sind natürlich auch Trip-Hop oder Crossover, diverse Metal-Spielarten, Indie-/Alternative-/Post-Rock oder Grunge tendenziell Verbindungen oder Weiterentwicklungen vorhandener Strukturen, ...

Und unter diesem Aspekt ist nun eben tatsächlich die Frage, inwiefern es noch diese Menge an Sendern braucht. Das Radio hat in der heutigen Zeit eine seiner einstigen Kernaufgaben - die Bekanntmachung neuer Musik - verloren.
Auch wenn der letzte Satz auch meiner Meinung nach zutrifft - mit einer Reduzierung der Sender wirkt man dieser Entwicklung doch nicht entgegen. Ebensowenig mit einer Reduzierung der Orchester und Chöre oder einem weiteren Personalabbau.

Gruß
Skywise
 
Eigentlich hat doch niemand in der Politik - und bei ARD/ZDF selber erst recht nicht - Interesse daran, wirklich etwas umzureißen. Es bräuchte Schritte, die an die großen Pensionsverpflichtungen dran gehen, das ZDF privatisieren oder keine Spitzenpreise mehr für Sport-Rechte ausgegeben werden.
Statt dessen kommen Reförmchen, dass etwa Spartensender eingestellt werden, die ohnehin nur ein überschaubares Budget haben.
 
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Bares für Rares ist die gefühlte Kapitulation des ÖR.
Weil?
Ohne jetzt wieder zu einem TV-Thema abschweifen zu wollen, aber dieses Format ist eines der erfolgreichsten die der ÖR in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Es ist auch international erfolgreich und wurde selbst von der BBC adaptiert. Göldene Kamera, Fernsehpreis und Grimme-Preis-Nominierung auf der Habenseite sprechen da für sich. Ich persönlich kann mit dieser "Trödel-Show" auch nicht allzuviel anfangen. Aber man sollte schon versuchen die einzelnen Programmpunkte wenigstens halbwegs objektiv zu betrachten.

die an die großen Pensionsverpflichtungen dran gehen,
Das wird schon rein rechtlich nicht gehen. Davon abgesehen sind die Zeiten längst vorbei, wo jeder Abteilungsleiter im ÖR mit üppigsten Rentenansprüchen entlassen wurde.

Das Radio hat in der heutigen Zeit eine seiner einstigen Kernaufgaben - die Bekanntmachung neuer Musik - verloren.
Da wird eher andersrum ein Schuh draus. Radio hat diese Kernaufgabe nicht verloren, sondern sie sich aus der Hand nehmen lassen bzw. selbst aufgegeben. Sender wo nur noch gefühlte 100 Titel in der Playlist sind, Musikredakteure gleichzeitig für ein Jugendprogramm und einen Servicewellendudler zuständig sind, was übrigens schon ein Treppenwitz für sich ist, haben halt keine Chance mehr irgendeinen programmlichen Anspruch zu vermitteln. Wenn das Rahmenprogramm, sprich die Musik, schon so fade ist, hilft dann am Ende auch die Informationskompetenz nichts mehr. Die Hörer schalten irgendwann entgeistert weg, siehe 88.8 in Berlin, WDR2 in NRW usw. ...
 
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Ab Ende der 1990er sind eigentlich keine wirklich neuartigen Musikrichtungen mehr entstanden.

Der Straßenkarneval am 11.11. in Köln war musikalisch mal wieder sehr aufschlussreich. Eine Gruppe aus 15 Zwanzigjährigen lauschte gleich mehreren Titeln von Michael Jackson. Zwei aus der Truppe gaben auf Nachfrage an, sie würden nur die 80er hören. Auch schon am Wochenende auf der Musikbox Jugendlicher gehört: Die Beatles. Nahezu nie hört man das bei den jungen Leuten auf der Straße, was bei RTL Deutschland läuft. Und die einzig auffällige halbwegs neue Musikrichtung unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist Deutsch-Rap.

Hot AC und Top 40-Stationen kennen bei den Quoten seit Jahren nur den Abstieg. Leute unter 40 meiden das Radio zunehmend. Liegt das nun an dem Einheitssoundmatsch im Radio oder an Spotify & Co.?

War die heute stark dezimierte Musikindustrie am Ende nicht doch essenziell für die Vielfalt und dynamische Entwicklung der Musikgenres zwischen 1920 und 1990?
 
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@_Stefano:

"35 Prozent unterstützen eine Zusammenlegung beider Sender."
Wenn ich einmal davon ausgehe, daß man beim Deutschlandfunk über etwas Hintergrundwissen hinsichtlich der ARD-Strukturen verfügt, dann schlußfolgere ich, daß die Umfrage augenscheinlich ziemlich schlampig formuliert war, wenn die 1.000 Befragten tatsächlich nur von zwei Sendern ausgehen ...

Für die Online-Umfrage wurden die Antworten von 1.000 repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten zwischen 18 und 75 Jahren ausgewertet.
Ich hätt' die Umfrage gerne unter 1.000 repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten durchgeführt, die zum Zeitpunkt der Umfrage *nicht* an diversen potentiellen Reizüberflutungsportalen vorbeisurfen.

Gruß
Skywise
 
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Die Umfrage wurde nicht vom Deutschlandradio, sondern vom Meinungsforschungsinstitut Ipsos durchgeführt. Und, da es darin um "ARD und ZDF als eigenständige Sender" ging, vermute ich, dass es um die beiden Fernsehsender ging - oder dies von den Befragten zumindest so verstanden wurde.

Etwas erschreckt hat mich, dass sich in dieser Online-Umfrage 35 Prozent für eine vollständige Abschaffung des ÖRR ausgesprochen haben. Da in der Umfrage aber offenbar auch nur von ARD und ZDF die Rede war, bezogen die Befragten diese Möglichkeit vielleicht auch nur auf diese beiden Fernsehsender. Ich denke, die meisten nutzen dann doch mehr öffentlich-rechtliche Angebote, als ihnen bewusst ist - auch wenn sie weder das Erste noch ZDF linear schauen.
 
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Ich denke, die meisten nutzen dann doch mehr öffentlich-rechtliche Angebote, als ihnen bewusst ist - auch wenn sie weder das Erste noch ZDF linear schauen.
Was aber nicht heißt, dass einen dieses Bewusstsein die Meinung ändern würde, dass die ÖRR abgeschafft werden sollen. Ich blättere auch eine Bild durch oder eine Apotheken-Umschau, wenn sie irgendwo rumliegen. Würde sie aber nicht vermissen oder gar brauchen.
 
.. Warum brauchen wir ÖR und was soll er leisten, was der Rest des Medienangebotes in Deutschland nicht leisten kann oder will? ...
Was mir am meisten am Herzen liegt wäre ein unabhängiger objektiver vertrauenswürdiger Journalismus. Dafür sollte der ÖRR eigentlich stehen! Der hat besonders in der Krise seit gut 2 Jahren stark gelitten, was seine Akzeptanz bedeutend gemindert hat. Das sehen inzwischen zahlreiche Mitbürger aus allen Bundesländern so. Dafür hat der ÖRR m.E. seine Daseinsberechtigung verloren. Nicht umsonst gewinnen alternative Plattformen so an Bedeutung. Die machen mit viel weniger Aufwand einen ehrlicheren Journalismus.

An eine Reform des ÖRR-Journalismus wird sich besonders ein Herr Buhrow nicht 'rantrauen. Da bekommt man doch den Eindruck, dass auch die ÖRR-Journalisten lieber zu den vermeintlichen Siegern gehören möchten als ihre journalistische Pflicht ernst zu nehmen.

So, und jetzt bin ich mal gespannt auf die Rufe der Sich-betroffen-fühlenden nach dem Moderator, der das Foren-Niveau wieder auf "Sport, Spiel und Spannung" begrenzen soll.
mfg. @TB
 
Was mir am meisten am Herzen liegt wäre ein unabhängiger objektiver vertrauenswürdiger Journalismus. Dafür sollte der ÖRR eigentlich stehen! Der hat besonders in der Krise seit gut 2 Jahren stark gelitten, was seine Akzeptanz bedeutend gemindert hat. Das sehen inzwischen zahlreiche Mitbürger aus allen Bundesländern so.
Komischerweise sind das zumindest aus meinem Bekanntenkreis diejenigen, die Corona für eine Erfindung, die Impfung für einen Massenversuch, Putin für ein angegriffenes Opfer, Angela Merkel für ein Reptil und die Ukrainer sowie die Grünen für das halten, was manche von ihnen selbst sind, ohne es zu merken (fängt mit "F" an).

Ansonsten habe ich in dem Umfeld, das irgendwie halbwegs auf dem Boden der faktenbasierten Welt steht, keine solchen Befindlichkeiten bezüglich des öffentlich-rechtlichen Rundfunks erlebt. Gibt es dort Ablehnung, dann wegen mieser Radioprogramme, zu vieler Krimis, zu seichter Unterhaltung etc. Nicht aber wegen Nachrichten, Reportagen, Berichten. Das ist dann auch das Umfeld, das ich nicht "gedropped" habe.

Mal etwas überspitzt und unzulässig verkürzt aufgeschrieben.
 
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@Tonband Schön gefettet, aber wärst du in der Lage, mal drei praktische Beispiele zu benennen, was für dich "objektiver Journalismus" wäre. Gerne für verschiedene Bereiche, Politik, Sport, Kultur z.B.
 
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Was mir am meisten am Herzen liegt wäre ein unabhängiger objektiver vertrauenswürdiger Journalismus. Dafür sollte der ÖRR eigentlich stehen! Der hat besonders in der Krise seit gut 2 Jahren stark gelitten, was seine Akzeptanz bedeutend gemindert hat. Das sehen inzwischen zahlreiche Mitbürger aus allen Bundesländern so. Dafür hat der ÖRR m.E. seine Daseinsberechtigung verloren. Nicht umsonst gewinnen alternative Plattformen so an Bedeutung. Die machen mit viel weniger Aufwand einen ehrlicheren Journalismus.
Welche alternativen Plattformen wären das?

Das Problem was ich sehe und in Teilen zu dem geführt hat, was wir da heute haben ist, dass der ÖR seine Thesen und Sichtweisen nicht ausreichend erklärt und mit belegenden Fakten untermauert - darin übrigens der Politik sehr ähnlich. Es ist ein Unding das es Kabarett- und Satiresendungen braucht, die Zusammenhänge erklären und die dann auch noch sogenannte Faktenchecks auf ihren Homepages dazu veröffentlichen. Man nehme nur mal die letzte Ausgabe der "Anstalt" im ZDF. Dort wurde haarklein der deutsche Strommarkt mit allen seinen Zusammenhängen, Absurditäten und seinen zum Teil sehr fragwürdig anmutenden Beziehungen in die Politik bis ins kleinste Detail zerlegt. Die teils drastischen Energiepreiserhöhungen, die es in dieser extremen Form nur in Deutschland gibt, standen plötzlich in einem ganz anderen Licht. Warum wird das zum Beispiel nie in den ganzen Laberrunden von Plasberg bis Will thematisiert incl. Gästen, die dazu dann auch Stellung nehmen müssen. Man wendet sich ab vom ÖR, weil man nicht mehr zur besten Sendezeit hinterfragt, sondern wenn überhaupt, versteckt in irgendwelchen Satiresendungen oder tief in der Nacht, wo sowieso keiner zuschaut.
 
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Mich wundert, dass es so wenige sind. Aber ich darf halt nicht von meiner ostdeutschen Umgebung auf Gesamtdeutschland schließen.

Bitte nicht.

Ich bin in den gebrauchten Bundesländern aufgewachsen, genauer Baden-Württemberg, Grossraum Stuttgart. Wo viel SDR1/SWF1 konsumiert wurde. Ja, als der Privatrundfunk (Radio) gestartet wurde, war das neu und es wurde gehört. Ladies First, RT4 und Radio BB (noch auf 104.5). Irgendwann lief doch wieder SWF1 im Radio ;)

Eine Schüssel für Privatfernsehen? Wozu? Es wurde nur erstes, zweites und drittes Programm im Fernsehen geschaut.

Heute sieht es so aus: Sowohl im Radio als auch im Fernsehen wird ausschliesslich öR konsumiert. Das sind meine Eltern sowie deren komplette Nachbarschaft (spiessig, deutsch, Reihenhaussiedlung), die mitgealtert ist.

Ich selbst, mitterweile im Schwarzwald bei Freudenstadt ansässig (mit 40 kann man nochmal umziehen, raus aus der Enge der untergehenden Automobilregion, dahin wo man noch ruhig leben kann), konsumiere im Radio nur öR, im Fernsehen ebenso.

Besserverdienend, gut gebildet, gegen rechte Propaganda und Verschwörungstheorien immun. Gesunder Menschenverstand hilft ungemein.

Kenne berufsbedingt einige gleichaltrige Leute in Dresden, die ebenfalls gerne öR konsumieren, komplett anderer Werdegang, aber auch besserverdienend, gebildet, etc.

Dumme Mitläufer, sind viel leichter für so braunes Zeug zu haben. Das darf man nicht als Masstab nehmen. Es gibt auch in Ostdeutschland Leute, die sich für solche Zeitgenossen/Mitbürger schämen.

Wolfgang (der deine technischen Beiträge im Übrigen liebt und förmlich verschlingt und alles sonst, was in der Nostalgieecke von dir kommt)
 
Er meint damit evt., daß er in seiner, gut gebildeten, gegen rechte Propaganda und Verschwörungstheorien immunen, weitab vom Schuß liegenden Schwarzwaldblase (dort, "wo man noch ruhig leben kann"), nicht so viel davon mitbekommt, was in Ostdeutschland so passiert. Das kann ich alles nachvollziehen. Es soll in BaWü sogar Leute geben, die noch nie in den NBL waren.

Er verkennt möglicherweise, daß die "blühenden Landschaften" hauptsächlich in den Ballungszentren entstanden sind, auf dem platten Land aber die Trostlosigkeit vorherrscht. Auch hat man in Ostdeutschland den EU-Beitritt Polens u.a. Staaten (2004), sofort und knallhart gemerkt. (In BaWü kam das erst später an.) Wenn also beispielsweise ein grenznaher ostdeutscher Handwerksbetrieb die Preise nicht mehr halten kann, weil "Polen offen" ist und das dortige Lohnniveau noch niedriger als in den NBL war und ist, dann hat das auf Dauer Konsequenzen für das Gedeihen der Landschaften. "Wohlstand" fließt immer in Richtung ärmere Regionen ab.

Und damit der Kollege aus BaWü das besser versteht: Das ist so ähnlich wie 2015, als die Schweiz die Bindung des Franken zum Euro aufgehoben hat. Der grenznahe schweizer Einzelhandel hat das knallhart zu spüren bekommen, da die Schweizer selbst aus Luzern nach Deutschland (Lörrach etc.) zum Einkaufen fuhren. Natürlich mit Rückerstattung der deutschen Mehrwertsteuer, damit sich der Eiinkauf auch richtig lohnt.


Zurück in Onkel Toms Hütte und die angeschlossene Anstalten.
 
Hatten wir das eigentlich schon oder ist das untergegangen?


Da bin ich ja mal gespannt, was an relevanten Inhalten im Hörfunk wegkooperiert werden wird. Und welche Null-Inhalts-Wellen separat bestehen bleiben werden. Oder sollte die ARD wirklich ausnahmsweise mal mit einer Wertschätzung für öffentlich-rechtliche Werte auffallen?
 
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