Wieviel Persönlichkeit ist erlaubt?

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Leuchtkeks

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Nachdem Gottschalk irgendwann Mitte der 70er erstmalig weg vom Blatt kesse, fein ironische Kommentare um die Meldungen bastelte, hat sich viel verändert. 1980 holte er Frank Elstner nach Luxemburg und die ersten Hitparaden waren geboren, von vielen Sendern adaptiert. Zurück bei BR3 moderierte er im ping-pong-style (muss herzlich komisch gewesen sein, sonst stünde es nicht im Wikipedia) abwechselnd mit Günter Jauch, vom altertümlichen brav Meldung-Lesen keine Spur mehr. Jede Sendung eine kleine Show, die Bindung zum Hörer sicher.

Wo sind wir heute. Und warum. Beispiele, Analysen, auch krasse, sind willkommen.
 
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...1980 holte er Frank Elstner nach Luxemburg und die ersten Hitparaden waren geboren, von vielen Sendern adaptiert...

Thomas Gottschalk wurde nach Luxemburg geholt. Und die Hitparade, die er von Frank Elstner übernahm, hatte Camillo Felgen schon 1958 erfunden. Soweit die Fakten.
 
AW: Wieviel Persönlichkeit ist erlaubt?

Wo sind wir heute?

Heute darf kein Moderator mehr Persönklichkeit haben als der GF, denn das würde dem GF Angst machen. Man hat lieber handzahme und brave Claim-Aufsager und Programmverkäufer als Journalisten und Personalities on air (gibt natürlich Ausnahmen).

Heute wird Flachsinn mit Lockerheit verwechselt. Keiner riskiert was, alle wollen immer auf Nummer sicher gehen (geschäftlich und inhaltlich).

Gottschalk hatte damals absurde Auseinandersetzungen mit Rundfunkräten und anderen Sesselfurzern wegen Sprüchen, die heute niemanden mehr schocken würden. Damals war das mutig und revolutionär und er hatte bald genug Nachahmer.

Also, wo sind wir heute? Bei schneller Bauchanalyse der deutschen Radioszene würde ich sagen: Die Sesselfurzer haben die Oberhand.
 
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Also, wo sind wir heute? Bei schneller Bauchanalyse der deutschen Radioszene würde ich sagen: Die Sesselfurzer haben die Oberhand.

Das habe ich schon oft gehört, dass die richtigen Radiostars am Aussterben sind. Besonders stark merkt man das bei Jugendsendern. Da hören sich alle Moderatoren irgendwie gleich an. Das klingt dann alles ganz nett, was die da machen, aber es ist echt lange her und wird immer seltener, dass ich laut lachend vorm Radio saß. Aber hauptsache die Playlist stimmt! Wie schade!

Allerdings kenne ich ein paar Moderatoren (um die 40), und die sagen, ich soll als Jugendliche schon versuchen meine Persönlichkeit rauszuarbeiten, weil das im Radio wieder im Kommen sei. Vielleicht wird die nächste Radiogeneration ja doch wieder kreativer - wir werden's sehen.
 
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lieber ilrevias, dein beitrag hat gerade so die hoffnung in mir hochkommen lassen, dass ich mich frage, ob du wohl wirklich vom mars kommst...das wäre ja zu schön, wenn sich da mal wieder was in diese richtung tun würde! sollen wir guter dinge sein? ich will es meinen, die hoffnung stirbt ja zuletzt...

grützi
 
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wie seht ihr das muss man um ein guter radiomoderator zu sein die tiefe, total kuschelige sympatische stimme haben oder geht ein humorvoller, netter mit hoher stimme auch durch? würd mich echt interessieren.
 
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Wieviel Personality ist erlaubt? ... Das hängt vom Sender ab. Es gibt Stationen, da steht bewußt nur die Musik im Vordergrund - als Berieselung für die berüchtigten Nebenbei-Hörer. Die Mods haben außer Claims und Promotion dann kaum etwas zu sagen. Personality-Faktor gleich Null - da könnte jeder Hans und Franz hinterm Mikro stehen. Kommt u.a. bei kleineren Low-Budget-Sendern vor. Erschreckenderweise manchmal aber auch bei landesweiten Programmen.

Und dann gibt es noch die Stationen mit der "lustigsten", "tollsten", super-duper Morning / Drivetime -Show. Da sollen dann neben der Musik auch noch der Mod und seine Aktionen für Gesprächsstoff sorgen. Ist also genau das Gegenteil von dem ersten Fall. Bei solchen Sendern wechseln die Schienen dann in der Regel auch nicht so oft. Wäre ja sonst auch kontraproduktiv für die aufgeplusterte Personality.

Welches von beiden Format-Extremen nun das kleinere Übel ist, läßt sich schwer sagen :)
 
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> als Berieselung für die berüchtigten Nebenbei-Hörer.

Was war zuerst da. Der wichtige Teilzeitlauscher oder die Zweitrangigkeit? Und - wer baute zuerst ab.

> Die Mods haben außer Claims und Promotion dann kaum etwas zu sagen.

Ausgehend von der Agilität in diesem Forum könnte man schon meinen, dass einige das Zeug zu guten Shows mit Wiedererkennungswert hätten, wenn man sie nur liesse. Bestes Beispiel: Ehrensenf! Die Kette GF -> Mod -> Show -> Konsumenten- und somit Fanbindung kann, für Internetverhältnisse, viel besser nicht sein.

> Personality-Faktor gleich Null [..] erschreckenderweise manchmal aber auch bei landesweiten Programmen.

Ohne Katrin wäre Ehrensenf wohl nix geworden. Obwohl sie auch nur liest. Auf ihre Art.

> Und dann gibt es noch die Stationen mit der "lustigsten", "tollsten", super-duper Morning / Drivetime -Show.

Wo immer "das beste" drauf steht ist meist Gammelkommerz und 08/15 Format gefahren mit eingerastetem Lenkradschloss drin.
 
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Persönlichkeit heißt auch immer, ein Stück zu polarisieren. Das wiederum bedeutet, zu riskieren, daß Leute wegschalten. Is wie mit Musiksparten abseits des Mainstreams.
Ich hab keinen Nachweis, wie sich die zahlenmäßige, ökonomische Rechnung wirklich abspielt, aber ich befürchte, daß der Anspruch an Persönlichkeit nur von einer Minderheit der Bevölkerung wirklich honoriert wird, wenn man sie wählen läßt.
In Zeiten reinen ÖR-Rundfunks war man scheinbar (Irrtum ? ) noch freier von solchen Quotenzwängen und die ersten Privaten hatten ja noch den Anspruch, querzutreiben und den Markt aufzufrischen.
Inzwischen herrscht wohl Vollkasko-Sicherheitsmentalität bei den Anbietern. Was riskieren bedeutet ja auch, mal zu senden, obwohl einen nur weniger Leute akzeptieren..... das kann auf Dauer nur ohne Wettbewerbsdruck gehen.
 
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Nun, in Polen gibt es bei einem der größte dortigen Radiosender (Radio Zet) eine Moderatorin die wahnsinnig polarisiert, eine richtig nette Stimme hat und um die Personality einzuschränken weis niemand wie Marzena Chelminiak aussieht! Seit 16 Jahren arbeitet sie bei diesem Sender und es gibt weder ein Foto von ihr im Web, noch eine Studiowebcam noch sonst was! Es gibt eine Fotoaufnahme die sie von hinten zeigt, dass wars aber auch schon!
Sie selbst sagt, dass ihre Stimme die Personality sein soll, nicht ihr aussehen.
Das nenne ich mal gute Einstellung und großen Respekt, schließlich ist es nicht einfach 16 Jahr lang sein Gesicht vor der Welt versteckt zu halten ... Und das noch mit so einer markanten Stimme...

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Dass ist das einzige Bild das von dieser Frau in der Öffentlichkeit existiert.
 
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Ich versuche, immer alles Persönliche der Ostseewelle-Moderatoren mitzuschreiben. So sind es z.B. im Fall von Andrea Sparmann bereits 5 A4-Seiten geworden. Bei Moderatoren anderer Sender würde ich das ja auch gern machen, aber die erzählen nie irgendwas Privates.

Einzige Ausnahme ist evtl. noch Lars Lorenz von Alsterradio. Der hat am Freitag gesagt, dass er am Montag um 7.30 Uhr sein Auto in die Werkstatt von Auto-Stern bringt und alle dabei zugucken können.... schließlich gibt es auch tausende Zuschauer, wenn Queen Mary zur Reparatur nach HH kommt. Wäre 7.30 Uhr nicht so früh, hätte ich LaLo bei der Werkstattseinfahrt zugeguckt!
 
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Ich glaube, sp, mit Persönlichkeit ist etwas anderes gemeint. Das triviale Privatleben der Moderatoren interessiert nur ganz am Rande.:rolleyes:
 
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> Persönlichkeit heißt auch immer, ein Stück zu polarisieren

Schauen wir mal Fern. Natürlich polarisiert man zwischen Charakteren und Claimaufsagern. Ich finde Stefan Raab saudoof, hat mit seiner Masche aber Erfolg. Kein Aufsager eben. OK!

> keinen Nachweis, wie sich die zahlenmäßige, ökonomische Rechnung wirklich abspielt

Entweder man hasst es oder liebt es - und für gewöhnlich klammern Liebende. Denk mal 15 Minuten drüber nach, wieso sich bei TV-Trashcomedy nur die üblichen Verdächtigen die Klinke in die Hand geben. Wenn das nicht personalisiert ist weiss ich nicht was Polarisation bedeutet

> Was riskieren bedeutet ja auch, mal zu senden, obwohl einen nur weniger Leute akzeptieren

Trial and Error beim Fernsehen, aber die haben einen Tag später ja auch die Knoten auf dem Tisch.

> Inzwischen herrscht wohl Vollkasko-Sicherheitsmentalität

Dass die Privaten auf Nummer 08/15 gehen kann ich halbwegs nachvollziehen. Aber sind es im richtigen Leben nicht auch die Aufsteher, Aussreisser, Sympathieträger, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen? Freundliche Stimmem ohne Ecken und Kanten anno 1970 findet man auf allen Sendern. Kein Drive, Enthusiasmus, auf den Hörer durchschlagende Freude an der Arbeit. Sowas war mal.
 
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So ein Quatsch. Bei Radio Luxemburg war man auch albern und machte morgens Gaga-Radio. Aber dennoch hatten alle Moderatoren eine Persönlichkeit und waren eben nicht austauschbar.
 
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sp schrieb:
Ich versuche, immer alles Persönliche der Ostseewelle-Moderatoren mitzuschreiben. So sind es z.B. im Fall von Andrea Sparmann bereits 5 A4-Seiten geworden.
Hast Du mal daran gedacht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen?
 
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> Hast Du mal daran gedacht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen?

So drückt man sich auch ums Thema. Offenbar hat der angesprochene Moderator doch mehr als null Eindruck hinterlassen. Back to topic plz.
 
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war am WE zufällig abends im Sendegebiet von HR3 unterwegs (kenne ich sonst kaum..) und bin da ab ca 20:00 auf eine Art Single-sucht-Wochenendunterhaltungs-Show gestoßen. Fand die Moderatorin von der Stimme und Präsentation gruselig, bin aber dennoch drangeblieben, weil mich EINE Frage dann doch interessiert hat :"Wie reagieren wohl die Leute am anderen Ende der Telefonleitung, die sich dort öffentlich verkaufen wollten, auf diese Frau mit der überdrehten Kreische ?!"
Quintesenz von mir, subjektiv: "superschlecht, macht aber neugierig" - soweit nochmal kurz zum Thema "Persönlichkeit".....
 
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