Langzeitpraktika

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produzor

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... oder die moderne Form der Leibeigenschaft:

Diverse Sender suchen (auch bei radioszene) sog. Langzeitpraktikanten "flexibel, belastbar" bis zu 12 Monaten bei (ich nehm mal schwer an) null Verdienst aber "idealerweise schon mit Vorkenntnissen".

Ich frage mich/euch:
Was hat das noch mit dem eigentlichen Sinn eines Praktikums (Reinschnupern in den Beruf, praktische Erfahrung neben dem Studium) noch zu tun?

Geht´s hier nicht vielmehr darum billige Arbeitskräfte zu holen?

Macht ihr euch Gedanken um euren Job wenn ihr solche Stellenausschreibungen seht?

Was sagt eigentlich der Gesetzgeber/die Gewerkschaften dazu?
 
AW: Langzeitpraktika

Das Problem daran ist auch, dass die Praktikanten zunächst kostenlos und dann zu Niedriglöhnen von 80 Euro am Tag und weniger dort weiterarbeiten und in den Redaktionen verbleiben. Somit ist es schwer für die Leute, die ihr Handwerk geelernt haben mit ihren regulären Preisen in den Praktikanten-Redaktionen unterzukommen. Die Qualität der Programme kommt so auch nicht richtig voran.

Aber dies ist ja alles nichts Neues. Zur Abwechslung sollten wir mal eine Lösung finden! Hat jemand eine Idee?
 
AW: Langzeitpraktika

Aber dies ist ja alles nichts Neues. Zur Abwechslung sollten wir mal eine Lösung finden! Hat jemand eine Idee?

Tja, das ist leider der Nachteil aller Berufe, die einfach Spaß machen und auch etwas Prestige haben. Und uns macht der Job ja leider Spaß, oder, liebe Leute ... ? ;)
Bei Aldi an der Kasse würde niemand ein Jahr lang umsonst arbeiten, schon gar nicht, wenn er noch nicht einmal Aussicht auf eine Anstellung hätte.
So ist es leider - die Leute verramschen sich. Sehr traurig.
 
AW: Langzeitpraktika

... oder die moderne Form der Leibeigenschaft:

Diverse Sender suchen (auch bei radioszene) sog. Langzeitpraktikanten "flexibel, belastbar" bis zu 12 Monaten bei (ich nehm mal schwer an) null Verdienst aber "idealerweise schon mit Vorkenntnissen".

Ich frage mich/euch:
Was hat das noch mit dem eigentlichen Sinn eines Praktikums (Reinschnupern in den Beruf, praktische Erfahrung neben dem Studium) noch zu tun?

Geht´s hier nicht vielmehr darum billige Arbeitskräfte zu holen?

Macht ihr euch Gedanken um euren Job wenn ihr solche Stellenausschreibungen seht?

Was sagt eigentlich der Gesetzgeber/die Gewerkschaften dazu?



Das habe ich auch gehört, von meiner Schwester (22 Studentin im Urlaubssemster).
Die hat ebenfalls ein Prakti gemacht, 6 Monate, bei nem Sender in Bayern. Die haben einfach ihren Vertrag nach 6 Monaten ausgehen lassen wie geplant, und dann gefragt ob sie noch 3 Monate drannhängen will. Allerdings wird dann mit ihrem Einverständnis wieder eine NEUE Vereinbarung aufgesetzt. Also geht das prakti nicht 9 Monate, sondern 6, bzw. 3 monate...das scheint so ok zu sein.....wird sicher hier in Berlin ähnlich abgehen denke ich....aber auch 12 Monate sollen zumindest juristisch legal sein, wenn auch moralisch schei....

Das habe ich auch gehört, von meiner Schwester (22 Studentin im Urlaubssemster).
Die hat ebenfalls ein Prakti gemacht, 6 Monate, bei nem Sender in Bayern. Die haben einfach ihren Vertrag nach 6 Monaten ausgehen lassen wie geplant, und dann gefragt ob sie noch 3 Monate drannhängen will. Allerdings wird dann mit ihrem Einverständnis wieder eine NEUE Vereinbarung aufgesetzt. Also geht das prakti nicht 9 Monate, sondern 6, bzw. 3 monate...das scheint so ok zu sein.....wird sicher hier in Berlin ähnlich abgehen denke ich....aber auch 12 Monate sollen zumindest juristisch legal sein, wenn auch moralisch schei....

natürlich OHNE bezahlung, nur n u-Bahnticket.....
 
AW: Langzeitpraktika

"Niedriglöhnen von 80 Euro am Tag "

Niedrigloehn? Wie bist du denn drauf???
Weiss ja nicht was du fuer Vorstellungen hast vom Leben aber 80 Euro am Tag ist ne ganze Menge wenn du dir mal ankuckst das einige Menschen fuer 1 Euro die Stunde (sprich 9 Euro pro Tag) arbeiten.
Ich geb jede Woche 100 Euro aus fuer Essen usw dazu kommen 360 Euro Miete jeden Monat. Mit 80 Euro am Tag koennt ich schon Dolce Vita in nem Loft von Oostenedes groesstem Hochaus machen!!

Weiss nit was ihr fuer Probleme mit euerm Chef habt. Muesst ihr mal in Belgien anfangen. Hier brauch man nicht mal Zeugnis vorlegen um beim Radio zu arbeiten und kommt als Mitarbeiter ueberall gratis rein (Messen; Popkonzerte, Events...)
 
AW: Langzeitpraktika

"Belgisch"

heul.gif
 
AW: Langzeitpraktika

fuer 1 Euro die Stunde (sprich 9 Euro pro Tag)
Ein Blödsinn aus den (Euren?) Medien, der mich immer wieder amüsiert. Wie mir jetzt bewusst wurde glauben schon die ehemaligen Ostblock-Staatler diesen Quatsch und greifen sich an den Kopf, wie sehr die (Ost-)Deutschen runtergekommen sind.

Die 1 oder 1,50€ gibt es zum ALGII und Wohnkostenübernahme dazu! Rechne dann mal nach. Macht bei 345€ ALGII+280€Miete+162€ "Eineurojob" immerhin 787€ im Monat, Stundenlohn ca. €4,85.
 
Praktikanten im Radio

Wer von euch Schlaumeiern wäre denn bereit, für die "angemessene Entlohnung" von Praktikanten auf sagen wir mal 10 % seines Gehaltes zu verzichten? Dann wäre schnell herausgefunden, wer es denn ernst meint!

Mir fällt dazu nur ein... Lehrjahre sind keine Herrenjahre... also ein klares "JA" zu Praktikanten, ein klares "JA", die Praktikanten mit einer kleinen Aufwandsentschädigung zu entlohnen (Busfahrkarte z. B. oder Essensgutscheine sind ausreichend! Die genannten 500 Euronen finde ich hier mehr als grosszügig), und ein klares "JA" dafür, dass Praktikanten fleissig und täglich mitarbeiten und in den "work flow" eingebunden werden, damit die Burschen und Mädels auch was lernen... was sollen denn die Praktikanten eurer Meinung nach tun? Kaffee kochen und Brotzeit holen? Dann wäre es euch auch wieder nicht recht.... Für manchen von den Praktikanten war eben ein Praktikum schon ein wunderbares Sprungbrett für ein Volontariat und mehr im Medienbereich... wollt ihr dieses Sprungbrett abschaffen? Denkt doch manchmal Dinge auch einfach mal zu Ende bevor ihr meckert! :wall:
 
AW: Praktikanten im Radio

, und ein klares "JA" dafür, dass Praktikanten fleissig und täglich mitarbeiten und in den "work flow" eingebunden werden, damit die Burschen und Mädels auch was lernen... was sollen denn die Praktikanten eurer Meinung nach tun?

Die richtige Frage wäre, müssen sie's 3-6 Monate tun?

Für manchen von den Praktikanten war eben ein Praktikum schon ein wunderbares Sprungbrett für ein Volontariat und mehr im Medienbereich... wollt ihr dieses Sprungbrett abschaffen? :wall:

Das ist es doch schon. Und wie du selber sagst: "Es war einmal..."
 
AW: Langzeitpraktika

12-monatige Praktika sind aus meiner Sicht unmoralisch! In der freien Wirtschaft gibt es längst erfolgreiche Initiativen gegen solche Abzocke. Aber was soll der Vergleich? Moral? Freie Wirtschaft? Ich kenne keine Branche, wo durch die Bank so unmoralisch und aus betriebswirtschaftlicher Sicht unprofessionell gearbeitet wird wie in der Radiobranche (Programmbereich).
 
AW: Langzeitpraktika

Och, 80 Euro netto am Tag bei 5-6 Stunden Arbeitszeit gehn doch okay als Anfänger! Mehr würde ich dafür nicht rödeln. Praktikumshöchstzeit 3 Monate!
Danach muß freie Mitarbeit kommen oder ein Volontariatsangebot!
Alles andere ist Unfug!
 
AW: Langzeitpraktika

Aber was hat man denn als (angehender)Praktikant heutzutage für Alternativen??

Die meisten Radiosender sagen doch : Komm und mach nen Praktikum, aber nen Job haben wir auf keinen Fall für Dich.

Zu Ende des Praktikums steht es zur Debatte, ob man evtl doch nen Job kriegt.

Bezahlung zwischen 700 und 1200 Euro. Nimm es an oder geh stempeln...
 
AW: Praktikanten im Radio

.. ein klares "JA" zu Praktikanten, ein klares "JA", die Praktikanten mit einer kleinen Aufwandsentschädigung zu entlohnen (Busfahrkarte z. B. oder Essensgutscheine sind ausreichend! Die genannten 500 Euronen finde ich hier mehr als grosszügig), und ein klares "JA" dafür, dass Praktikanten fleissig und täglich mitarbeiten und in den "work flow" eingebunden werden, damit die Burschen und Mädels auch was lernen...

Das sehe ich auch so. Immerhin bekommt man - je nach Sender - als Praktikant einiges an Know-How vermittelt, wenn man es annimmt und selber ein bisschen aktiv wird.

"Langzeitpraktikas" von 12 Monaten (oder mehr) ohne nennenswerte Entlohnung sind natürich echt Abzocke. Wer sich auf sowas einlässt ... da sag ich jetzt nix zu :rolleyes: Nach 6 Monaten sollte schon eine kleine Anerkennung drin sein.
 
AW: Langzeitpraktika

Arbeitsrechtlich ist es so: Für eine Leistung muss eine angemessene Gegenleistung erfolgen. Dass viele Sender inzwischen die "angemessene Gegenleistung" darin sehen, Praktikanten moderieren zu lassen ("Du musst hier nicht moderieren. Du DARFST! Nirgendwo sonst kannst Du im Praktikum so super Erfahrung sammeln.") ist imho durchaus bedenklich.
 
AW: Langzeitpraktika

Eines sollte inzwischen klar sein: Gesetzliche Vorgaben bringen nichts. Und die Gewerkschaften können schon gar nicht helfen. Appelle an die Moral nützen auch nichts. Es gelten die Gesetze des Marktes. Die Verantwortlichen in den Sendern werden erst anders handeln, wenn 'was dabei herausspringt oder wenn's richtig weh tut. Wenn also Programm nur noch aus Praktikanten-Content und dummen Gewinnspielen besteht, dann müßten sich doch irgendwann die Hörer abwenden und die Quoten in den Keller stürzen. Also: Abtrinken und Tee warten!

So ein Praktikum beim Radio ist durchaus 'was Gutes. Viele Radioleute sind so erst "reingerutscht". Es gibt aber Radiosender, da gibt's nur 1 Redakteur. Und das in Nordrhein-Westfalen, wo es doch gesetzliche Vorgaben gibt.
Die Unsitte mit den Langzeitpraktika fängt schon bei den Jobbörsen an. Was bitte haben Angebote für Praktikanten hier zu suchen? Das sind keine Jobs.
 
AW: Langzeitpraktika

@chefkoch:
Wenn wir schon juristisch werden wollen: § 611 Abs. 1 BGB spricht von einer "vereinbarten Vergütung". Wenn sowohl Sender als auch Praktikant keine monetäre Vergütung, sondern die Bereitstellung eines Rechts (das Moderieren-Dürfen) vereinbaren und beide akzeptieren, sehe ich da kein Problem.

@hilde:
Die ernstzunehmende freie Wirtschaft zeigt, dass Appelle an die Moral durchaus nützen können (vgl. z. B. http://www.bauindustrie-bayern.de/ethikmanagement.html oder auch http://www.junge-karriere.de/psjuka...page2/PAGE_2133/aktelem/PAGE_2133/index.html).
Das Problem ist nur, dass es keine engstirnigere, naivere und unprofessionellere Branche gibt als die der privaten Radiosender. Deshalb sind hier Brachenvereinbarungen wohl Utopie. Abwarten und Tee trinken? Nichts wir sich ändern. Je mehr es in den Keller geht, desto perverser werden die Sender agieren. Meine Meinung. Irgendwann wird es nur noch helfen, in jedem Sender einen aggressiven Betriebsrat zu gründen. Aber mental sind die meisten Redaktionen in Deutschland leider noch nicht so weit.
 
AW: Langzeitpraktika

@chefkoch:
Wenn wir schon juristisch werden wollen: § 611 Abs. 1 BGB spricht von einer "vereinbarten Vergütung".
Den Paragraphen dazu kannte ich noch nicht. Und wieder was gelernt. ;)
Wenn sowohl Sender als auch Praktikant keine monetäre Vergütung, sondern die Bereitstellung eines Rechts (das Moderieren-Dürfen) vereinbaren und beide akzeptieren, sehe ich da kein Problem.
Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Rechtlich ist die Nummer völlig sauber. Moralisch hatten wir ja bereits besprochen.

Und komm mir jetzt keiner mit "Da sind die Praktikanten selber schuld! Ein Praktikum unter 300 € im Monat - wer macht denn sowas?", dann platzt mir das Gesäß. Wenn Du ein Praktikum willst, dann nimmst Du es zu den Konditionen des Senders oder Du kannst weitersuchen.
 
AW: Langzeitpraktika

hm... helft mir mal... Praktikanten akzeptieren die Bedingungen der Sender... wo ist denn jetzt das Problem? Der Praktikant bekommt sein Praktikum und der Sender den Praktikanten... alle Beteiligten sind zufrieden. Nur ein paar aussenstehende selbsternannte Moralisten wollen wider besseren Wissens dazwischenfunken und richten, was garnicht kaputt ist.
 
AW: Langzeitpraktika

hm... helft mir mal... Praktikanten akzeptieren die Bedingungen der Sender... wo ist denn jetzt das Problem? Der Praktikant bekommt sein Praktikum und der Sender den Praktikanten... alle Beteiligten sind zufrieden. Nur ein paar aussenstehende selbsternannte Moralisten wollen wider besseren Wissens dazwischenfunken und richten, was garnicht kaputt ist.

Diese Sicht erinnert mich an die Begriffsironie von Marx und Engels:

Friedrich Engels schrieb:
Schöne Freiheit, wo dem Proletarier keine andere Wahl bleibt, als die Bedingungen, die ihm die Bourgeoisie stellt, zu unterschreiben oder - zu verhungern, zu erfrieren, sich nackt bei den Tieren des Waldes zu betten!
 
AW: Langzeitpraktika

Labim schrieb:
wo ist denn jetzt das Problem?
Ist die Frage rhetorisch gemeint? Oder sieht Du das wirklich nicht?
Solang in einem Sender ... sagen wir mal... 6 Festangestellte rumlaufen und 2 Praktikanten für drei Monate mal reinschnuppern (übrigens bekommen diese Praktis i.d.R. keinen Cent), ist das ja noch OK. Es gibt aber Sender, da gibt es mehr Praktis als Feste - und das für 6-12 Monate. Und danach kommen eben neue Praktis.
Und jetzt denk' mal genau drüber nach, was das für ausgebildete Radioleute bedeutet, die einen Job suchen.

DasGrauen schrieb:
Das Problem ist nur, dass es keine engstirnigere, naivere und unprofessionellere Branche gibt als die der privaten Radiosender.
Da stimme ich Dir zu.
DasGrauen schrieb:
Je mehr es in den Keller geht, desto perverser werden die Sender agieren.
Weiß nicht, in einigen Sendern soll es bereits ein Umdenken geben.
DasGrauen schrieb:
Irgendwann wird es nur noch helfen, in jedem Sender einen aggressiven Betriebsrat zu gründen.
Du machst ja Deinem Nickname wirklich alle Ehre.
DasGrauen schrieb:
Aber mental sind die meisten Redaktionen in Deutschland leider noch nicht so weit.
Dem Himmel sei Dank!
 
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Für weitere Antworten geschlossen.
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