Chartsmanipulation?

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NEWONE

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Hallo zusammen,
mir ist vor einigen Tagen ein Artikel im Web unter die Augen gekommen. In diesem wird die Musikindustrie sehr stark kritisiert, sogar eine Klage wurde eingereicht. Da viele von euch im Radio arbeiten würde mich interessieren, wie ist es mit eurer Playlist? Müsst Ihr Titel spielen? Oder spielt Ihr diese weil Ihr gerade auf diesen Song Bock habt?

Eines ist klar, durch die Unterdrückung der großen Firmen, die nur bestimmte Labels in das Sortiment nehmen, wird ein gewisses Monopol aufgebaut.


Hier der Artikel.

Auf dem Markt gibt es so verschiedene tolle Titel, doch für viele unbekannt!
 
AW: Chartsmanipulation?

Lustige kleine Pressemitteilung mit der vermeindlich ein Skandal aufgedeckt werden soll. Wirklich lustig.

Wenn der unterzeichnende Firmeninhaber Herr Wehrhahn tatsächlich seit Jahrzehnten im Musikbusiness tätig ist sollte ihm zumindest die Preisgrenzen-Regelung bekannt sein. Diese wurde bereits in den 60er Jahre eingeführt um Chartnotierungen von Backkatalog-Titeln, die ins Nice- und Low-Price-Segment herabgesetzt werden, zu verhindern. Und das ist auch gut und richtig so.
Oder wären es wirklich aktuelle Charts wenn in einer Woche sämtliche alten Alben einer Band, die als Remaster-Editions (zum Nice-Price) wieder auf den Markt kommen, auf z.b. 10 Chartpositionen notiert werden müssten weil die Verkaufszahlen es zulassen. Dann wären die Charts wirklich für die neuen Bands blockiert.

Es ist außerdem doch stark zu bezweifeln, daß neue Bands mit Kleinstauflagen es sich leisten können CDs zum halben üblichen Preis in die Läden zu bringen. Die müssen mit ihren ersten verkauften Stückzahlen doch jeden Euro Produktionskosten decken.

Wer sich einen gescheiten Vertrieb sucht kommt auch in die Läden.

Mit dieser PM will sich nur jemand wichtig machen.
 
AW: Chartsmanipulation?

Ergänzend zu all dem Richtigen, was BlueKO ausführt, liegt unbestritten die Programmhoheit bei den Sendern selbst. Die Mär von der ach so mächtigen Musik-"Industrie", sie könne dem Radio das Spielen auch nur eines Titel aufzwingen, bleibt eine Mär. Fragt mal die Künstler, deren neue Songs sogar im heimischen Sendegebiet nicht gespielt werden, fragt mal die Verleger, die Managements, Labels und Plattenfirmen, deren Kolonnen von Medienbetreuer unterwegs sind, um nach Einzelplays zu betteln.

Umgekehrt wird ein Schuh draus: Nutzt der Künstler von heute die Wege der aktuellen Kommunikationstechnik, kann sich ein publikumswirksamer Song samt Künstler nach vorn schieben. Dann erst werden in Regel die großen Plattenfirmen wach und zuletzt das Radio, das so oft nicht Vorreiter sein will, sondern erst bei großem Erfolg zu spielen beginnt.
 
AW: Chartsmanipulation?

Ein ganz klein wenig muss ich dir doch widersprechen, lieber count down. Die Musikredaktionen sämtlicher Radiosender haben seinerzeit einen verdammt guten Hit verschlafen, und das nehme ich ihnen bis heute SEHR übel. "The Mambo Craze" von De-Phazz hätte seinerzeit bei Erscheinen genauso ein Radiohit werden müssen wie die "Hip Teens". Aber erst lange nach dem Erscheinen und nachdem unzählige Fernsehschaffende den Titel als Hintergrundmusik verwendet hatten wurde er von den Radiostationen gespielt.

Das Pech von De-Phazz war daß sie seinerzeit bei einem kleinen Jazz-Label unter Vertrag waren. Und es haben sich wohl nur die wenigsten Musikredakteure "angetan" diese Muster zu sichten. Nach dem Erfolg von Mambo Craze sind De-Phazz dann bei Universal gelandet und produzieren weiterhin ein geiles Album nach dem anderen, allerdings ohne eine dem Mambo Craze gleichwertige Single zu veröffentlichen.
 
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@blueKO:
Du widersprichst mir gar nicht, wenn Du beobachtest, dass das Radio populäre Songs und gar Hits "verschläft". Und es ist überhaupt nicht sicher, dass sie gespielt werden, wenn sie bei großen Labels (erfurchtsvoll Major-Labels genannt) erscheinen.

Ausgangsfrage war vor allem die nach der Chart-"Manipulatuion" durch die Phonowirtschaft. Hier ist zu bemerken, dass das Chart-Regelwerk vom Dachverband, vom "Chart-Ausschuss" dieser Firmen verabschiedet wird. Dieses Regelwerk schließt mit dem "chartfähigen" Mindestpreis eben jene Fälle aus, die Du beschrieben hast. Ich halte das Regelwerk übrigens für richtig. Ob es vor EU-Richtern bestand haben wird, ist tatsächlich eine spannende Frage.
 
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Oder wären es wirklich aktuelle Charts wenn in einer Woche sämtliche alten Alben einer Band, die als Remaster-Editions (zum Nice-Price) wieder auf den Markt kommen, auf z.b. 10 Chartpositionen notiert werden müssten weil die Verkaufszahlen es zulassen. Dann wären die Charts wirklich für die neuen Bands blockiert.

Wo liegt da das Problem? Wenn die Charts wirklich das wiederspiegeln wollen, was am meisten verkauft wird, dann darf halt auch sowas mal passieren. Aber wie Du schon richtig ausführst, will man das ja gar nicht.
 
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Das Problem liegt darin, verehrter exhörer, dass die Charts ein Gradmesser des verkaufsmäßigen Erfolgs der heutigen Musikschaffenden sein sollen und kein Spiegelbild allen Billig-Ramschs und schlechten Re-Recordings von Uralt-Titeln vom Krabbeltisch des Verbrauchermarkts. Ich kann mir nicht vorstellen, das Du das in den Charts aufgelistet wissen willst.
 
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Dieser Argumentation kann ich nicht folgen. Die Charts bilden (so zumindest die landläufige Meinung) die Rangfolge aller verkauften Singles ab. Es ist durchaus interessant, wenn eine 10 Jahre alte CD plötzlich wieder zu den meistverkauften Produktionen zählt. Ich denke, eine genaue Analyse der Chartregeln ist notwendig, damit man seitens der Redaktion die Bedeutung und Bewertung von Musikcharts neu festlegen kann.

In UK gibt es seit Anfang 2007 gerade die Möglichkeit, daß alte Alben wieder ganz oben in den Charts stehen. Sinnvoll, aber man muß zukünftig die sich immer wieder ändernden Chartregeln bei der Bewertung dieser Rangfolgen aufmerksamer berücksichtigen.
 
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@musicology:
Es gibt drei Sales-Charts: Single-, Album- und Compilation-Charts.

Wenn eine zehn Jahre alte CD wieder in aller Munde ist, soll sie sich auch in den Charts wiederfinden. Beispiele dafür von sogar noch älterer Alben gibt es genug. Eines aber haben sie gemeinsam: sie befanden sich alle im chartfähigen Hochpreis-Segment.

Ramsch in den Charts halte ich auch bei massenhaftem Verkauf auf Trödelmärkten weiterhin für Unfug.
 
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Kleine Randnotiz:

Kommt nicht alle Jahre wieder seit 198? die Wham-Single "Last Christmas" in die Top 20 Single Charts von Media-Control?
 
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Nein, Top 20 ist sie nicht immer gechartet, Versprecher.

Als vom Preis her chartfähiger Re-Release darf die Single natürlich gelistet werden. Darum geht es ja nicht.
 
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Also mir kommt das schon etwas seltsam vor. Wenn ich eine Reihenfolge aufstelle, welche Autotypen von ihrer Anzahl her am häufigsten verkauft werden, dann sollte es doch keine Rolle spielen, was das Auto kostet und ob es ein Neu- oder Gebrauchtwagen ist?

Wenn aber die Automarken BWM, Mercedes-Benz und Porsche diese Liste erstellen und die Bedingungen stellen: gezählt werden nur Neuwagen von Vertragshändlern ab einem Listenpreis von 25.000 Euro, dann sollte ich mich als Journalist (aber auch als Käufer) fragen, ob es nicht Alternativen zu dieser Liste gibt, oder ob ich diese Liste überhaupt noch berücksichtige.
 
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Die Preisgrenze gilt (soweit ich weiß) nur für die Longplayer, in die Singlecharts wurden auch die 2-Track-Singles zum VK von 2,99 eingerechnet. Leider ist die ganze Problematik nur schwer zu recherchieren. Im Musikmarkt werden immer nur die Änderungern der Chartregeln veröffentlicht, aber es gibt kein Schriftstück (auch nicht online) in dem die aktuellen Chartregeln festgehalten sind.

Das auch ältere Alben immer mal wieder in den Charts auftauchen zeigt sich besonders an Pink Floyd. In den Jahren 94 und 97 tummelten sich (durch hochpreisige Wiederveröffentlichungen) diverse 70er und 80er Alben wieder in den Charts, z.B. The Wall. (Die Chartdatenbank bei musicline.de ist leider etwas fehlerhaft. Die Notierungen aus den 80er werden für The Wall nicht angezeigt.)
Und lieber musicology wünscht du dir nicht insgeheim auch eine Möglichkeit endlich mal das Best of Album von Andrea Berg, daß aktuell in der 282. Woche (anders gesagt seit dem 22.10.2001) in den Charts notiert werden muss "loszuwerden".
Soll wirklich das Kylie Minogue Album "Fever", daß beim Eintritt von Andrea Berg Nr. 1 war, jetzt noch in den Charts notiert werden weil es inzwischen für 6,99 in den Regalen liegt?

@ Versprecher:
Die Chartnotierungen für "Last Christmas" habe ich hier schon mal aufgelistet.
 
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Ja, wir müssen Titel spielen, NEWONE. Nicht, weil die Musik-Industrie mich dazu zwingt, sondern die Playlist. Das ist die Kombination von Selector und Musikredakteur. Aber die Big Four oder sonstige Labels diktieren weder dem Selector etwas noch dem Redakteur. Da darfst Du Dir ganz sicher sein.
 
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@ Der Beobachter Danke für die Information... man lernt immer weiter dazu.

@ Tin Pan solche Fragen , kannst Du Dir echt sparen! Meine Frage war berechtigt schließlich bin ich im Lokalradio nicht zu Hause.
 
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[...] Und lieber musicology wünscht du dir nicht insgeheim auch eine Möglichkeit endlich mal das Best of Album von Andrea Berg, daß aktuell in der 282. Woche (anders gesagt seit dem 22.10.2001) in den Charts notiert werden muss "loszuwerden".
Ich bin zwar nicht gefragt, bitte aber um Sachlichkeit, BlueKO. Nach "loswerden"-Wollen dürfen keine Charts erstellt werden! Das müsste auch Dir klar sein.
Soll wirklich das Kylie Minogue Album "Fever", daß beim Eintritt von Andrea Berg Nr. 1 war, jetzt noch in den Charts notiert werden weil es inzwischen für 6,99 in den Regalen liegt?
Zustimmung, soll es nicht, da es unter den chartrelevanten Preis gefallen ist.

Unglücklich ist übrigens in Posting #13 das Beispiel mit den Automarken. Abgesehen davon, dass Vergleiche meist hinken und deshalb wenig zu Klärung beitragen, ist das Tonträgergeschäft kein Markenwaren-Geschäft, sondern ein Geschäft mit immer wieder neu zu vermarktenden Produkten und Emotionen. Nicht einmal die Produkte desselben Künstlers sind von VÖ zu VÖ gleich, sie erscheinen in unterschiedlichen Umfeldern, in unterschiedlicher Konkurrenz und Zeit mit unterschiedlichen Marketing- und Promotion-Aktivitäten und - vor allem - jeder Song muss das Publikum neu erobern. Also lassen wir das mal mit BMW und Persil, um die Diskussion auch gleich in Waschmittelrichtung abzublocken.

Noch eines fällt mir dabei ein: ebay-Verkäufe von Tonträgern gehören auch nicht in die Charts, falls das jemand vorsvchlagen sollte. Ebensowenig wie der Ramsch auf Trödelmärkten. Ähm, sagte ich wohl schon.
 
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Natürlich wird Frau Bergs CD vollkommen zu recht in den Charts geführt wenn die Verkäufe entsprechend sind. Nach über 5 Jahren kann man sich aber doch ein bischen Abwechslung wünschen (die jetzt wahrscheinlich mit der neuen Best of auch kommen wird).
 
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Bei der Abwechslung scheiden sich Geister. Über zwanzig Jahre und mehr und bis heute hat die Phonowirtschaft der Firma media control die Bedingungen und das Regelwerk vorgegeben, nach der die Verkaufs-Charts zu ermitteln sind. Diverse "Bereinigungs"-Regeln kommen zum Tragen, die in den verschiedenen Charts die Anzahl der zugehörigen Wochen und die Platzierung berücksichtigen und Titel aus der Liste werfen. Spezielle "Re-Entry"-Regeln werden eingehalten, wenn dasselbe Produkt nach einer Chartpause wieder gelistet werden soll und kann.

Ich bin ein Gegner all derjenigen Regeln, die eine schnellere Rotation der Produkte innerhalb der Charts fördern. Sie machen zwar für Newcomer und neue Bands schneller Platz in den Charts, um denen den Start ins Business zu erleichten, aber fördern gleichzeitig auch den Eindruck, dass Popmusik heute ein sehr viel schnelleres Verfallsdatum habe als früher. Darunter hat gerade in den letzten 15 Jahren das Musikgeschäft erheblich gelitten.

(Bitte jetzt aber nicht das Gegenargument, heute sei Popmusik eben besch...eidener als früher. Sag ich mal vorsorglich in dunkler Vorahnung ;) )
 
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Einerseits wünscht du dir mehr Kontinuität, andererseits schimpfst du, wenn ein altes Produkt wieder in den Charts auftauchen würde. Möglicherweise erscheint die Popmusik gerade deshalb so schnellebig, weil die Charts eben nicht die tatsächlichen Musikverkäufe adäquat abbilden? Ich kenne die Verkaufszahlen nicht, aber ist es wirklich so, daß ein Nice-Price-Album sich so oft verkauft, daß es wieder in den Top 100 gelistet werden würde?
 
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Können die Herren schön reden wie sie wollen, in Wahrheit ist es genauso, wie sie es alle nicht wahr haben wollen. Schrott wird mit finanziellen mitteln und Vitamin B gepushed und viele große Künstler, oder solche, die es hätten werden können, bleiben auf der Strecke.
 
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Auch bei der Musik regeln in einer gewissen Weise Angebot und Nachfrage den Markt. Und das auch die größte und teuerste Promo nicht viel nützt, sieht man ja an der "12" von Grönemeyer.
 
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Möglicherweise erscheint die Popmusik gerade deshalb so schnellebig, weil die Charts eben nicht die tatsächlichen Musikverkäufe adäquat abbilden?

Richtig. Nicht die tatsächlichen Musikverkäufe geben den Ausschlag, sondern die Anzahl der an den Handel ausgelieferten Exemplare eines Tonträgers. Das schließt natürlich auch CDs ein, die in irgendwelchen Lagern oder seit Monaten wie Blei in den Regalen bei MediaMarkt & Co. liegen.
 
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Deine Behauptung, lieber entertainer, ist schlicht und ergreifend nicht war.
Beachte den Punkt Datenermittlung. Darin ist ausdrücklich von Verkäufen an Endkunden die Rede.
 
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