LPs: 33⅓ oder 33 min⁻¹?

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Raumschiff

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Hallo Leute,

wie kam es eigentlich zu den unterschiedlichen Angaben auf den LPs? War man irgendwann der Meinung, der Unterschied sei vernachlässigbar klein? Vor allem: Lassen sich Profigeräte überhaupt so genau einstellen? Daß man den Unterschied heraushören könnte, ist für mich zumindest nicht vorstellbar. Verschwindet eine drittel Umdrehung pro Minute nicht vielmehr bereits in der Ungenauigkeit der Geräte?

Danke für Infos!
Gruß
RS
 
AW: LPs: 33⅓ oder 33 min⁻¹?

Hallo Raumschiff,

daß die Drittelumdrehung manchmal nicht auftaucht, liegt einfach an der Vereinfachung des Labelaufdruckes. Schließlich muß es den Benutzer nicht kümmern, wie schnell sich jetzt die Platte genau dreht - es langt ja die Wahl des richtigen "Gangs", um den Rest kümmert sich der Apparat. (Vgl. die Aufschrift "19" auf Bandgeräten, obwohl die Norm 19,05 cm/s vorsieht.)

Sofern nicht der Gleichlauf betroffen ist, sondern es sich um eine konstante Abweichung der Geschwindigkeit handelt, führt das "Weglassen des Drittels", also eine Wiedergabegeschwindigkeit von exakt 33 min⁻¹, zu einer Abweichung in Laufzeit und Tonhöhe von 1% gegenüber dem Original. Eine LP-Seite von 22'00" würde dann 22'13" dauern (wenn ich richtig gerechnet habe). Möglicherweise könnte jemand mit absolut absolutem Gehör Anstoß an der Differenz eines fünftel Halbtones nehmen, ich sicher nicht.


Gruß TSD
 
AW: LPs: 33⅓ oder 33 min⁻¹?

Mal zwei andere Fragen in diesem Zusammenhang:
1. Welche der beiden Geschwindigkeiten ermöglicht denn den besseren Hörgenuss - so rein vom technischen her?
2. Warum wurden so seltsam ungerade Umdrehungsgeschwindigkeiten gewählt (78 - 45 - 33 1/3) als man die technischen Standards festlegte? Gab es "zwingende" Gründe dafür?
 
AW: LPs: 33⅓ oder 33 min⁻¹?

Sehr interessant. Zunächst zu 2., ein nicht einfach zu recherchierendes Thema. "Zwingend" daran ist nichts, denn im Prinzip könnte man Singles ja auch mit 50 min⁻¹ schneiden.

Zunächst: In der Anfangszeit der Schallplatte gab es Drehzahlen zwischen 71 und 100 min⁻¹, da kochte jeder Hersteller sein eigenes Süppchen. Womöglich sind die 78 min⁻¹ ein Kompromiß, der späterhin zum Standard wurde, um möglichst kompatibel zu sein. (Das verschiebt letztendlich jedoch nur die Fragestellung.)

Eine Quelle jedoch spricht davon, daß in den zwanziger Jahren im Zuge der Entwicklung des Tonfilmes ein gewisser Maxfield auf die Idee kam, einen Stummfilm mit Musik von einer Schallplatte zu untermalen. Eine Schalplatte (-nseite) sollte dabei zweckmäßigerweise eine ebensolange Spieldauer aufweisen wie eine Filmrolle - und das waren damals eben 11 Minuten. Wollte man unter Beibehaltung der Schneidtechnik der 78er eine entsprechende Spieldauer erreichen, so mußte man die Drehzahl - ausgehend von einer Platte mit etwa 40 cm Durchmesser - auf weniger als die Hälfte reduzieren. Bei einer Netzfrequenz von 60 Hz (Synchronmotor!) und einer Untersetzung von 54:1 resultiert eben die halbwegs runde Drehzahl von 33 1/3 min⁻¹. Columbia nahm diese Idee bei der Einführung der Langspielplatte in den 40er Jahren, ausgehend davon, daß eine Symphonie nicht länger als 45 Minuten - ca. 22 min. pro Seite - dauert, auf.

Die konkurrierende RCA verfolgte zu jener Zeit eine andere Philosophie: Man erkannte, daß sich fast alle Musikstücke in Abschnitte von 5 Minuten unterteilen ließen und dachte daran, längere Musikstücke durch mehrere kleine (damit der Tonarmschwenk beim Wechsel klein bleibe) Platten in einem automatischen Wechsler (daher das große Mittelloch) hintereinander abspielen zu lassen. Die Platten sollten in einer buchähnlichen Verpackung verkauft werden - daher der heute noch gebräuchliche Name "Album". Man wählte 7" Plattendurchmesser und kam, bei ähnlicher Schneidequalität wie bei der LP, eben auf 45 min⁻¹.


Gruß TSD
 
AW: LPs: 33⅓ oder 33 min⁻¹?

Zu 1.: rein physikalisch bietet eine höhere Drehzahl bei gleicher Materialkörnung des Tonträgers und gleicher Rillenabmessung / Abtastdiamantabmessung eine bessere Auflösung im Bereich hoher Frequenzen - die Wellenlänge ist dann größer und läßt sich leichter im auch nur begrenzt örtlich auflösenden Plattenmaterial abtasten. Andererseits bietet eine größere Drehzahl unter Umständen mehr Nebengeräusche vom Antrieb (Rumpeln etc.).
 
AW: LPs: 33⅓ oder 33 min⁻¹?

...was aber in der Praxis unerheblich ist. Wichtiger ist eine anständige Amplitude der Modulation ("Schnelle").


Gruß TSD
 
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