Obszöne Porno-Musik: Thema in den Redaktionen?

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Gelb

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Mir ist bewußt, daß ich mich mit diesem Thema auf dünnem Eis bewege und gehe das Risiko ein, daß dieses Thema geschlossen oder gar gelöscht wird. Einen Versuch unternehme ich dennoch.

Vor einigen Wochen bin ich beim Durchzappen im Fernsehen auf einen Bericht über gewalt- und sexverherrlichenden Proll-Rap gestoßen. Die geschmacklosen Texte und das proletenhafte Auftreten der einschlägigen "Musiker" wurde kritisiert. Letztes Wochenende habe ich im ZDF einen ähnlichen Bericht gesehen, in dem besonders die Rezipienten im Fokus der Berichterstattung standen. Es war die Rede davon, daß Kinder und Jugendliche ab einem Alter von etwa acht oder neun Jahren mit solcherlei Liedgut in Berührung kommen und u. a. der moralische Verfall der Gesellschaft begründet wird.

Nachdem ich diese Berichte gesehen und kritisch hinterfragt habe, ist mir zum einen aufgefallen, daß einige der Soziologen, Sozialpädagogen und andere Damen und Herren mit dem ausgestreckten Zeigefinger offensichtlich nicht über die Bedeutung gängier Begriffe im Bilde sind. Zum anderen habe ich mir die Mühe gemacht und mir nun selbst einige dieser Musiktitel angehört (wer die Berichte im Fernsehen verfolgt, stößt unweigerlich auf Bandnamen und Internetadressen - es ist also ein leichtes, Zugang zu entsprechendem Material zu bekommen). Mit dem Ergebnis meiner Recherche und meiner Meinung möchte ich mich zunächst zurückhalten.

Mir geht es um folgends: ist diese Musik bzw. deren Auswirkungen ein Thema in Euren Redaktionen? Ich beschränke mich hierbei nicht auf Jugendprogramme.
Werden diese Musik und ihre Texte in Form von Berichterstattung, Erklär-Stücken, Beiträgen etc. thematisiert?
Ich möchte kurz daran erinnern, daß ich selbst erst durch die (vermeintlichen) Warnungen darauf aufmerksam geworden bin.
 
AW: Obszöne Porno-Musik: Thema in den Redaktionen?

Nein, in den FS-Berichten ging es um einen gewissen "Frauenarzt" (s. Juhtjuhb) und andere Kombos, deren Name ich Gott sei dank wieder vergessen habe.
 
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zuerst haben sich alle über gangsta-rap aus den usa gefreut und jetzt haben einige kumpels die frechheit besessen (sido, etc.) die gülle einzudeutschen.
so oder so, es bleibt unterste schublade.
vielleicht endet ja sido mal wie tu pac... ???
 
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An diesem Gangsta-Rap scheiden sich schon seit Jahren die Geister und das in vielerlei Hinsicht. Es wäre durchaus wünschenswert, dass sich gerade Jugendprogramme ausgiebiger mit dem Problem befassen würden. Sie tun es aber in der Regel nicht, weil zumindest von den etwas "harmloseren" Sachen (Aggro Berlin) Songs im eigenen Programm laufen.
Auf der anderen Seite ist es auch ein ziemlicher Zwiespalt. Wenn man eine große Nummer draus macht, bedanken die sich noch, weil man ihnen eine Öffentlichkeit gibt, die sie definitiv nicht verdient haben. Es gibt von dem hier bereits erwähnten Rapper Frauenarzt zum Beispiel Interviews, die für sich sprechen. Da wird ganz bewußt mit der Naivität von Kindern bzw. Heranwachsenden gespielt, obwohl man ständig behauptet, die Texte wären alle nur "Spaß" und spiegelten angeblich die Realität wieder.
Kurzum: Das Thema ist komplexer als man glauben mag, weil man es halt notgedrungen aus verschiedenen Perspektiven betrachten muss.
 
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Von besagtem "Künstler" sind doch bereits mehrere Alben indiziert worden.
Eine Broschüre zum Thema Hip-Hop-Musik von der Bundesprüfstelle gibt es auch. Das Thema ist also erkannt. Wahrscheinlich müssen die antragsberechtigten Behörden nur stark genug auf zweifelhafte Produkte hingewiesen werden.
 
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Ob ein Album indiziert ist oder nicht, sagt nichts über dessen Verfügbarkeit aus. Davon ab, macht es ein solches Album doch erst recht interessant - Stichwort Killerspiele (wobei ich mich keinesfalls auf einen Vergleich einlassen will).

Ohne diese Mucke oder ihre Macher in Schutz zu nehmen (Letztere sind ein Thema für sich); es überrascht mich doch sehr, daß selbst Quellen, die sonst für ihre Seriosität bekannt sind, eklatante Fehler (Übersetzungsfehler einiger Fachbegriffe, nenne ich's mal so) machen und den vollbärtigen wollpullovertragenden Sozialpädagogen mit gerunzelter Stirn als Nahaufnahme ins Bild nehmen und dieser sich dann über die ach-so-schlimme und böse Jugend aufregt. Der "Frauenarzt" und seine Posse lachen sich doch kaputt! Hört Euch den Unsinn mal an, der da bei Youtube hinterlegt ist! Wer diesen Schwachsinn ernst nimmt, macht sich sowas von lächerlich! Dagegen ist selbst Tokyo Hotel der reinste Mozart.

Es interessiert mich jedoch sehr, ob und ggf. wie dieses Thema in den (Jugend-)Radioredaktionen aufgegriffen und wie damit umgegangen wird.
 
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Ob ein Album indiziert ist oder nicht, sagt nichts über dessen Verfügbarkeit aus.
Genauso sieht's aus. Bei Azureus & Co. ist es höchstwahrscheinlich verfügbar. Auf dem Schulhof gilt doch nur derjenige als kewl, der diesen Dreck auf dem MP3-Handy hat, neben Pornos (lief unlängst bei der ARD eine Reportage dazu) u. a. ...
 
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Der "Frauenarzt" und seine Posse lachen sich doch kaputt! Hört Euch den Unsinn mal an, der da bei Youtube hinterlegt ist! Wer diesen Schwachsinn ernst nimmt, macht sich sowas von lächerlich! Dagegen ist selbst Tokyo Hotel der reinste Mozart.
Das siehst du so und das sehe ich so. Und auch der größte Teil der hier anwesenden Medienmenschen wirds vermutlich so sehen. Die eigentliche Zielgruppe dieser sogenannten Musiker und erst recht die, die sich das tagtäglich ganz bewußt anhören, sehen das aber eben nunmal nicht so. Und genau die Gruppe wird permanent größer. Diesen Frauenarzt buche ich mal ab unter Ulk. Aber gerade das, was beispielsweise um das schon öfter heiss diskutierte Aggro Berlin-Label passiert, ist zum Teil wirklich erschreckend. Um das aufzuarbeiten und dann auch noch jugendgerecht rüberzubringen, evtl. sogar in einer offenen Call-in-Show oder ähnlichem zu diskutieren, braucht es Leute die sich in die Materie einarbeiten und Zeit. Und damit sind wir dann wieder beim alten Thema...
Ich kann mich aber entsinnen, dass diese Krawall-Rapper schon vor längerer Zeit mal Thema beim Blue-Moon von Fritz waren. Es kann aber auch woanders gewesen sein.
 
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Ich kann mir nicht vorstellen, daß ernstzunehmende Jugendsender (hauptsächlich öffentlich-rechtliche) dieses Zeug spielen. Nicht nur, weil die Texte moralisch verwerflich sind (bzw. ich halte sie für moralisch verwerflich), sondern auch, weil es musikalisch absoluter Pogo-Schranz ist und jeder Handy-Klingelton mehr zu bieten hat als dieses Uff-taa-uff-taa-titten-taa-uff-taa-undarsch-taa-uff-taa-undtitten-taa-uff-taa-undarsch-undsoweiter (übrigens ein Originalzitat).
Zumindest ist mir kein Sender bekannt, der sowas in die Playlisten nimmt, aber wir wir ja alle wissen, spielt das Radio für die Kids leider nur noch eine Nebenrolle, und es tun sich andere Quellen auf.

Es bleibt also bei dem von Kulti angesprochenen Spagat zwischen Totschweigen oder Thematisieren - nur bitteschön so, daß man die Berichte dann auch ernstnehmen kann. Den erhobenen Zeigefinger braucht niemand, der macht den Sender nur unglaubwürdig (hallo, ZDF!).
 
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So, jetzt habe ich es doch zusammengedröselt:
Gelb hat einen Bericht im Heute-Journal vom 18. Mai gesehen. (Beginn des Berichts bei 14:42, leider ist das ZDF nicht in der Lage die Sendung in Abschnitte einzuteilen wie es die Hamburger so vorbildlich machen.)
Dieser Bericht war jedoch nur die gekürzte Fassung eines Beitrags in Mona Lisa vom 20.05. Diese Sendung wird am 23.05. um 12:30 in 3sat wiederholt.
 
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Viel kann und mag ich nicht zu diesem Thema beitragen, die wirklich "harten Fälle" kenne ich nicht. Aber wenn man in diesem Bericht meint
und u. a. der moralische Verfall der Gesellschaft begründet wird
dann muß ich doch einen Text von Chakuza & Bushido zitieren:

Ich hör den ganzen Tag, ich wär für unsere Jugend zu schlimm,
weil ihr meint, dass meine Texte viel zu skrupellos sind.
Wo sind die Kinder? Wo sind sie, wenn die Schule beginnt?
Du siehst sie draußen auf der straße und sie suchen den Sinn

Es tut mir leid,
tut mir leid,
wenn ihr meint,
wenn ihr meint,
ich hab sie nie dazu gebracht,
es sind eure Kinder

Meiner Meinung nach sieht es genau so aus! Das Problem sind nicht brutale und perverse Texte, sondern ein Umfeld, in dem genau diese Texte dankbar aufgenommen werden, da man mit dieser Sprache vertraut ist. Aber schön, daß wieder jemand gefunden wurde, dem man die Verantwortung abgeben kann, weil man ihn nicht so besonders mag.

Ich hatte vor 2 Wochen 15-jähriges Abitreffen. Wir haben unsere Schule besichtigt, im neuen Gebäude. Die Wände voll mit Aushängen von Matheolympiadesiegen, Teilnahmen an internationalen Physikolympiaden, Kunstprojekten. Es ist völlig klar, daß dort solche Musik nicht auf fruchtbaren Boden fällt. Der Boden dafür ist nicht vorhanden.

Und schon sind wir wieder bei der Frage: verbieten wir das, was wir "Unkraut" nennen, oder kümmern wir uns lieber um die Kultivierung des Bodens und sind froh darüber, daß es gesellschaftliche Indikatoren wie diese Musik gibt?
 
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Ich finds total daneben und unnötig, meine aber auch zu sehen, dass ich trotz "Geschwisterliebe" Claudia mit ihrem Hund und der fetten Elke ein recht normaler Mitmensch geworden bin. Dabei danke ich aber fraglos auch meinem "gefestigtem" Umfeld.
(hups, womit Radiowaves und ich wohl zeitgleich das gleiche meinten :D)
 
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womit Radiowaves und ich wohl zeitgleich das gleiche meinten
Offenbar ja, denn obwohl ich alles dran setzte, um 1988 herum (da war ich 14) dieses hier

Der große Augenblick ist da.
Ich liege auf dir, du schreist "Jaaaaaaaaah!!!"
Du bist so eng, das macht mich geil.
Und morgen nehme ich dein Hinterteil​

auf Kassette zu bekommen (was letztlich auch im Osten geglückt ist), bin ich ein halbwegs normaler Mensch geworden. Hoffe ich zumindest.

Was mich gerade nur ein klitzekleinwenig beunruhigt: wo kam damals bei mir der "fruchtbare Boden" her, den ich vorhin strapazierte? Wenn das meine Eltern lesen würden... :D
 
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Sagen wir es mal so: Es mag nach Keule klingen, aber vor knapp 20 Jahren sah diese, unsere Gesellschaft noch anders aus. Ich kenne auch die indizierten Claudia-Nummern von den Ärzten und noch einiges andere aus der Zeit. Kennt noch jemand die "7 tödlichen Unfälle im Haushalt" von der "tödlichen Doris"? Auch nicht gerade ein gewaltfreier Text.
Der Unterschied zu heute ist aber, dass Leute wie Bushido die derzeitige Situation der Perspektivlosigkeit, insbesondere bei der Jugend ziemlich gut auszunutzen wissen, indem sie ein Vorbild vorgaukeln, dass sie im Umkehrschluss eben nicht sind! Die Claudia-Texte von den Ärzten sind Spaß-Nummern. "Geschwisterliebe" kann man, zugegeben, so und so sehen. Letztlich steht die Nummer aber noch immer auf dem Index.
In der Musik bestimmter Rapper kommt aber dagegen ganz bewußt offener Rassismus und Menschenverachtung zum Vorschein. Und unterm Strich ist der nur da, um aus dieser besagten Situation der Perspektivlosigkeit Kapital zu schlagen. Die vom Waver zitierten Textzeilen belegen das übrigens ganz gut. Er unterstützt mit seinen Texten nämlich genaus das, was er eigentlich anklagt. Und das passt nunmal irgendwie nicht zusammen.
Ich hör den ganzen Tag, ich wär für unsere Jugend zu schlimm,
weil ihr meint, dass meine Texte viel zu skrupellos sind.
Wo sind die Kinder? Wo sind sie, wenn die Schule beginnt?
Du siehst sie draußen auf der straße und sie suchen den Sinn

Es tut mir leid,
tut mir leid,
wenn ihr meint,
wenn ihr meint,
ich hab sie nie dazu gebracht,
es sind eure Kinder
 
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Es wäre durchaus wünschenswert, dass sich gerade Jugendprogramme ausgiebiger mit dem Problem befassen würden. Sie tun es aber in der Regel nicht, weil zumindest von den etwas "harmloseren" Sachen (Aggro Berlin) Songs im eigenen Programm laufen.

Ich könnte mir vorstellen, daß da die Schere im Kopf zuschlägt: Ja nichts tun, mit dem man es sich mit den wenigen Teenagern verscherzen könnte, die überhaupt noch zuhören.

Wenn man als Sender noch Leuten eine Plattform bietet, welche die eigenen Leute vermöbeln wollten, dann komme ich da nicht mehr mit. Dann habe ich wohl immer noch nicht in letzter Konsequenz begriffen, wie verzweifelt sich die Jugendwellen inzwischen um ihre Zielgruppen bemühen (müssen). Womöglich steckt da mehr dahinter als ein fachliches Problem?
 
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Musik ist immer ein Spiegelbild der Gesellschaft und mit unserer geht es seit Jahren bergab. Die Sänger greifen nur dass auf, was sich tagtäglich auf unseren Strassen abspielt. Nicht die Musik verändert die Gesellschaft, sondern es ist umgekehrt. Man muss sich doch nur mal auf der Strasse umhören um zu erkennen, dass sich der Umgangston auf Schulhöfen und anderwso radikal geändert hat. Von daher kann einen die Entwicklung nicht überraschen. Eine Lösung kann ich aber auch nicht anbieten.
 
AW: Obszöne Porno-Musik: Thema in den Redaktionen?

Nicht die Musik verändert die Gesellschaft, sondern es ist umgekehrt. Man muss sich doch nur mal auf der Strasse umhören um zu erkennen, dass sich der Umgangston auf Schulhöfen und anderwso radikal geändert hat.

War früher wirklich alles besser oder ist es Verklärung? Prügeleien gab es schon immer, auch auf Schulhöfen. Wenn ich Zeitzeugen glauben schenken darf, wurde damals seltener der Szeneclub aufgemischt sondern eher das Schützenfest, dafür mit Sicherheit nicht minder brutal. Einen großen Unterscheid macht das nicht.

So mordsgefährlich wie man uns glauben machen will ist es auf der Straße nun wirklich nicht. Wohne in einer der Städte mit einer angeblich sehr hohen Kriminalität, bin auch häufig abends Unterwegs oder durchlaufe etwas "zwielichtige" Gegenden. Ein blaues Auge habe ich aber nie kassiert, geschweige denn meine Brieftasche verloren. Auto ist noch nicht abgebrannt und Autoradio ist auch noch drin.


Und die angesprochene Musik... Geschmacklos zweifelsohne, aber nichts weiter als pubertäres (und bei einigen postpubertäres) Möchtegernauflehnen.
Mit Beatmusik kann man ja niemanden mehr shocken, Alice Cooper lößt mit seinem Outfit nur noch ein gleichgültiges Schulterzucken aus und Ozzys abgebissene Fledermausköpfe gibts zur Primetime gratis auf MTV - ein alter Hut.
Da brauchts heutzutage schon solch pornograpischen Dünnpfiffrap zu, damit Tante Ilse ein Abschalten dieser "Negermusik" skandiert. Tut sie das nicht, macht es dem 14-jährigen Gör doch gar keinen Spaß, heimlich noch ein bisschen lauter zu drehen.
 
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War früher wirklich alles besser oder ist es Verklärung? Prügeleien gab es schon immer, auch auf Schulhöfen. Wenn ich Zeitzeugen glauben schenken darf, wurde damals seltener der Szeneclub aufgemischt sondern eher das Schützenfest, dafür mit Sicherheit nicht minder brutal. Einen großen Unterscheid macht das nicht.

Ich denke, dass die Brutalität die heute unter Jugendliche Gang und Gebe ist, damals (70er/80er) nocht nicht so schlimm vorhanden war. Man sollte nicht den Fehler machen und die immer mehr zunnehmende Jugendkriminalität verharmlosen. "Harmlos" ist das Ganze seit Erfurt nun wirklich nicht mehr.
 
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Eine Geschichte sind Porno-Raps, meine Güte, die Leute gucken Pornos, warum soll das nicht auch in den Raps eine Rolle spielen. Aber es gibt durchaus Gewalt und hierbei gerade sexistische Gewalt verherrlichende Tendenzen in der Jugendkultur, die es zu beachten gibt. Wenn Raper Vergewaltigungen dezitiert beschreiben und beschönigen, ist meine Toleranzgrenze erreicht. Da verstehe ich nicht, dass die auch noch auf öffentlichen Festivals auftreten. Das ist wie mit der rechtsradikalen Musik. Irgendwann ist Schluss.

Abgesehen davon, Ralle, Brieftasche klauen, Körperverletzung usw. sind Straftaten. Was die Entwicklung in diesem von den Medien so gerne bearbeiteten Bereich angeht, vertraue ich lieber der Krimonologie, das ist eine Wissenschaft. Gerade wir in den Medien sollten rationell mit einem solchen Thema umgehen. Soll heißen: Nichts verniedlichen aber auch keine Angstmacherei, als würde in jeder Gesamtschule morgens ein Amoklauf mit MG drohen.

Tweety, ich weiß ja nicht, was bei Euch so ablief. Bei uns auf der Schule haben sich die Leute geprügelt, es gab eine kleine sehr gewalttätige Gruppe, es gab Drogen und vieles von dem, was es heute auch gibt. Bei den Fußbballspielen meines Lieblingsvereins sah ich ein paar mal Schlägereien mit aufgeschlagenen Bierflaschen (die gab's früher noch im Stadion), am Bahnhof sah ich zum ersten Mal einen Drogensüchtigen mit einer Nadel im Arm auf einem Gehweg liegen, bei der Pizzeria, die wir vor oder nach der Disco in der Innenstadt häufig besuchten, wurde sogar mal geschossen, sogar die Zeit von Kokain und Exstasy bekam ich noch mit bevor das ernste Leben endlich losging. Dennoch hatte ich immer einen Riesenrespekt vor Drogen, bin lieber gerannt als in eine Schlägerei zu geraten und auch eine Pistole hatte ich nie in der Hand. Vieles von den Dingen, die damals in meiner Heimatstadt passierten, kannst Du dort heute nicht mehr erleben, andere Dinge sind neu, z.B. die Gewaltvideos auf Handys. "Das Böse" gab es damals, es gibt es heute, aber die von Dir beschriebene Talfahrt sehe ich nicht.
 
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"Das Böse" gab es damals, es gibt es heute, aber die von Dir beschriebene Talfahrt sehe ich nicht.

Ich schon. Sicherlich gab es früher auch Gewalt, aber das Morddrohungen gegen Lehrer an der Tagesordnung waren, daran kann ich mich nicht erinnern und an Amokläufe an Schulen auch nicht. Das private Sicherheitsdienste vor dem Unterrricht die Schüler nach Waffen absuchen ist meiner Erinnerung auch entfallen.:rolleyes:
 
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Tweety schrieb:
Man sollte nicht den Fehler machen und die immer mehr zunnehmende Jugendkriminalität verharmlosen. "Harmlos" ist das Ganze seit Erfurt nun wirklich nicht mehr.
Da sollte man vielleicht aber auch differenzieren. Jugend ist nicht gleich Jugend, und "die Jugend" verhält sich auch kontextabhängig. Ich kann mir nicht vorstellen, daß das Verhalten (auch in bezug auf musikalische Vorlieben) eines 15jährigen Hauptschülers aus Berlin-Marzahn mit dem eines 15jährigen Gymnasiasten aus München-Bogenhausen vergleichbar ist.
Ich kann mich an Zeiten erinnern, als es diese Porno-Billig-Mucke noch nicht gab, und auch damals gab es schon Leute, die wir damals "Assis" nannten, weil sie in entsprechenden Gegenden hausten und sich auch ziemlich bemitleidenswert verhielten. Meine Interessen galten anderen Leuten, und so zähle ich mich heute nicht zu denjenigen, die ihren Eipott mit einem Frauenarzt füllen. Es ist immer einfach, "die Jugend" zu pauschalisieren und über einen Kamm zu scheren, aber ein zweiter Blick und investigatives Hinterfragen des Materials, das einem vorgesetzt wird, kann manchmal helfen.

divy schrieb:
Eine Geschichte sind Porno-Raps, meine Güte, die Leute gucken Pornos, warum soll das nicht auch in den Raps eine Rolle spielen
Weil vielleicht eine gewisse Reife dazugehört, Pornos zu verstehen und sie als Fiktion zu begreifen? Weil hier nicht von "den Leuten" die Rede ist, sondern von Kindern (8-12)? Ich habe im Alter von etwa 11 oder 12 Jahren durch einen Zufall und meine kindliche Neugier ein Pornoheft zu Gesicht bekommen - diesen Moment werde ich nie vergessen. Ich hatte allerdings glücklicherweise die Zeit und Gelegenheit, mich mit diesem Ding auseinanderzusetzen. Im Porno-Rap wird einfach drauflosgegrölt, ohne, daß die Kiddies die Texte wirklich verstehen können.

Gerade wir in den Medien sollten [...] verniedlichen aber auch keine Angstmacherei [stiften, d. V.]
Genau das werfe ich diesem ZDF-Beitrag aber vor (den ich übrigens aus plugintechnischen Gründen nicht sehen und folglich auch nicht auf den von mir gemeinten überprüfen kann)! Da wird nämlich nicht differenziert, sondern einfach drauflosgepoltert. Ein Sozialarbeiter oder wer auch immer das war, übersetzt Gang-Bang völlig falsch, dies nur als Beispiel. Ich finde es grundsätzlich richtig und wichtig, daß über solche Phänomene berichtet wird, nur müssen die Berichte dann auch inhaltlich korrekt sein. Die Stümperei, die ich nun schon mehrfach zu Gesicht bekommen habe, gießt Öl ins Feuer des Skandals (so denn hiervon die Rede ist).
 
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Da sollte man vielleicht aber auch differenzieren. Jugend ist nicht gleich Jugend, und "die Jugend" verhält sich auch kontextabhängig. Ich kann mir nicht vorstellen, daß das Verhalten (auch in bezug auf musikalische Vorlieben) eines 15jährigen Hauptschülers aus Berlin-Marzahn mit dem eines 15jährigen Gymnasiasten aus München-Bogenhausen vergleichbar ist.

Natürlich kann man nicht alle in einen Topf werfen, das ist mir schon klar. Aber Tatsache ist doch wohl auch, dass es in vielen Teilen der Republik Schulen gibt wo deutsche Schüler die Minderheit sind. Rütli war ja nur die Spitze des Eisberges. Ähnliche Zustände herrschen auch an vielen anderen Schulen, insbesondere im Ruhrgebiet, in Berlin oder im Rhein-Main Gebiet.
 
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Zunächst einmal möchte ich deutlich davor warnen, Schulen mit deutschen Schülern in der Minderheit per se als gefährdet einzustufen. Das wäre zu einfach, und das ist hier auch nicht das Thema. Ich könnte das jetzt weiter ausführen und ein Beispiel aus meiner eigenen Schulzeit nennen, aber das erspare ich Euch.
Ist die Intelligenz von Haus aus schon nicht da, ist ein Frauenarzt natürlich ein willkommener Unterhalter, der einem die Zeit auf der Straße oder der heimlichen Raucherecke auf dem Schulhof etwas verkürzt. Ich behaupte sogar, daß die Kinder und Jugendlichen, die sowas ernsthaft geil finden und sich damit und darüber identifizieren, es später nicht weit bringen werden.
Ich behaupte ferner, daß die Kinder und Jugendlichen, die vielleicht die Realschule oder sogar das Gymnasium besuchen und mental imstande sind, selbständig zu denken und sich kritisch mit ihrer Umwelt auseinanderzusetzen, weitestgehend resistent gegen diese Musik ist - was nicht heißen soll, daß sich ein 26jähriger, der Abitur und Studium hat und einen seriösen Beruf ausübt, keine Pornos sieht. Auch hier gilt: Porno ist nicht gleich Porno.

das Morddrohungen gegen Lehrer an der Tagesordnung waren, daran kann ich mich nicht erinnern und an Amokläufe an Schulen auch nicht.
Bei allem Verständnis für Deine Position, aber bleiben wir doch bitte bei den Tatsachen. Morddrohungen gegen Lehrer und Amokläufe an Schulen sind sicher zu verurteilen, aber "an der Tagesordnung" sind sie nicht.
 
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