AW: Yvonne Malak: "Wie komm ich aus der Nummer raus?"
Ich finde, so blödsinnig klingen ihre Ratschläge nicht. Zumindest nicht für die gute-Laune-Wellen dieser deutschen Radiowelt.
Wie wir schon feststellten, sind vielfach Volontäre auf Sendung, die a) wenig Erfahrung haben und b) die moderierenden Kräfte tatsächlich wenig Erfahrung haben, was, wir schon feststellten, u.a. an einer miesen Bezahlung liegt.
Dann kann von Frau Malak beschriebene Situation
„…ja, das war für uns alle ein trauriger Tag“. Ramp startet. Moderatorin schaltet um von betroffen auf fröhlich: „Und jetzt gut gelaunte Popmusik, die den Feierabend schneller kommen lässt und nach einem harten Tag für neue Energie sorgt. Hier ist Gwen Stefani“.
durchaus passieren.
Der Punkt ist nur der: Bei jenen Sendern und Mikro-Kräften gibt es wenig Möglichkeiten, ernste Themen zu behandeln, weil die Sendungen dazu nicht existieren und so kann es sein, dass man in einem kurzen Break sich dazu verleiten lässt, eine schlechte Pointe zu reißen. Noch dazu, wenn es quasi keinen CvD gibt, der Themen plant, Moderationstexte abnimmt etc.
Es braucht dazu verdammt viel Erfahrung, Routine und ein extrem gutes Gespür für die Situation und die Gefühle der Hörer.
Das ist logischerweise das ABC des Moderierens, aber es soll Sender geben, in denen sowas nur rudimentär vermittelt wird.
Bei beiden Sendern haben es die Moderatoren auch geschafft, Ihre Ansprechhaltung dem Ereignis anzupassen und komplett umzuschalten von „Gute-Laune-Morgenmoderator“ auf Info-Sound.
Sowas erwarte ich einfach von einem Moderator. Schließlich aber ist es nicht einfach, eine seriöse Information auf einem Gute-Laune-Radio mit Grinsebacken zwischen Moshow-Teasing und Major-Promo zu platzieren.
Beide Moderatoren haben um diese Meldung herum auch nicht den Sender positioniert, die eigene Show promoted oder den nächsten Song verkauft. Ein Break mit einer solchen Meldung ist auch wirklich kein Platz zum Senderverkaufen oder Slogan benutzen.
Danke Frau Malak! Eventuell wird aber zeitweise von einschlägigen hochbezahlten Leuten das Gegenteil geprädigt?
Die Moderation lautete: „Sie alle erinnern sich an den tragischen Tod des kleinen Mitia. Der Junge wurde erst missbraucht und dann brutal ermordet. Heute nun wurde das Urteil im Prozess gegen Mitias Mörder gesprochen…“ Es folgte ein Newsteaser. So weit - so gut. Das Problem war aber: unter der Moderation lag schon der Ramp des nächsten Titels. In diesem Fall ein rhythmischer, energiegeladener Gute-Laune-Song. Entweder der Sender hat für solche Fälle passende Musikbetten bzw. Newsteaser-Verpackungen oder aber man macht eine solche Moderation trocken.
Dumm nur, wenn Moderatoren oft nur Fläche zum Moderieren auf Ramps verordnet wird oder es einfach so üblich ist. Offenbar finden dann solche Meldungen, die Inhalt haben, auf so einem Sender kaum statt.
. Und drittens braucht man einen angemessenen Ausstieg - einen Schluss, der nicht ansatzweise peinlich ist und der alle Hörer „abholt“. Der dritte Faktor ist meiner Ansicht nach der Allerwichtigste. Mein Tipp: Wenn Sie nicht wissen, wie Sie „aus der Nummer rauskommen“, gehen sie gar nicht erst in die Geschichte rein. Wegen einer nicht stattgefundenen Meldung hat noch kein Sender dieser Welt Hörer verloren.
Zunächst könnte man auf die Idee kommen, dass der Moderator bzw. CvD die Sendung vorbereiten, Texte vorher geschrieben werden und nicht spontan dahingestammelt. Weiters wäre es beinahe ideal, sich zum Bsp. im Falle von Lady Di mit der Musikredaktion abzustimmen. Und schließlich: Meldung weglassen, weil man was falsch machen könnte - liebe Frau Malak: Wer nichts macht, macht auch nichts falsch. Und deshalb dudeln die Sender auch so vor sich hin, wie sie es halt tun. Und deshalb ist auch das moderierende Personal nicht geübt im Umgang mit oben beschriebener Situation. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz.
Hörer schalten auch bei Meldungen, die auf dem Sender nicht wirklich Sinn machen, um, weil sie sinngemäß vom umgefallenen Reissack in China handeln oder weil am Schluss eine dermaßen krampfhafte Überleitung zur nächsten Musik zusammengeschustert wird, dass es einfach nur albern klingt.
Liebe Frau Malak! Das ist ja nun wirklich eine Frage des Aufbereitens, des Verkaufens. Ist es eine kuriose Meldung? Welche sonstigen Nachrichtenfaktoren enthält die Meinung? Etwas differenzierter sollte man das schon betrachten, gelle?
Ehrlich gesagt, interessiert mich als Hörer eines CHR Formats in Berlin auch nicht, dass in einer chinesischen Provinz ein Mann mit 11 Fingern entdeckt wurde, in Lechhausen in Bayern ein Dieb am Tatort versehentlich seinen Ausweis vergessen hat oder sich in Waldbronn im Ländle eine Mittelmeerpflanze angesiedelt hat, die sonst nur in südlichen Ländern wie Italien und Griechenland wächst
Als Berliner CHR-Hörer interessiert mich grundsätzlich gar nix! Und ansonsten interessiert es mich verdammt nochmal schon, dass irgendwo ein Mensch mit 11 Fingern lebt. Vielleicht gar einen Korri dazu? Oder hat hier jemand zu viel inhaliert?
Wenn Sie nicht ein Meister der Punchlines sind oder immer einen 100% runden und angemessenen Ausstieg aus „bunten Meldungen“ finden: lassen Sie es!
So wurde noch nie ein Meister geboren. Immer 100 prozent? Weiß nicht, ob das geht. Aber wenn es daraus hinausläuft, dass es fast nie klappt, dann sollte diese Fachkraft es tatsächlich lassen. Und zwar ganz.
Zusammenfassend: Liebe Radiomacher, seid vorsichtig mit dem, was ihr tut, dann lasst es weg und macht lieber einen auf belanglos und unkreativ. Dann macht man nix falsch und verliert keine Hörer.
Man gewinnt aber auch keine, liebe Frau Malak.