Meinungsbild: Aussprache Medwedew

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OnkelOtto

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Hallo, Mikrofonkollegen und -kolleginnen und/oder Sprachkenner...

Er taucht immer häufiger in der Berichterstattung auf:

Dmitri Anatoljewitsch Medwedew

Seit einigen Tagen hat die ADB im Rahmen ihrer "Jotisierungsmaßnahmen" die Ausspracheempfehlung des Nachnamens auf
Medd-wjeht-jeff verändert. Das ist gewiss die angenäherte russische Originallautung, aaaaber:

Mir persönlich klingt das in einer deutschsprachigen Nachrichtensendung zu "affig".
Wie handhabt Ihr es?

fragt der Onkel
 
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Je häufiger ein Name oder ein Begriff in der deutschen Sprache auftaucht, desto schneller und stärker wird er "germanisiert" werden. Falls Herr Дмитрий Анатольевич Медведев also keine Fußnote der Jahreschronik 2008 bleiben wird, so wird sein Name über kurz oder lang "Med-We-Def" lauten, jedenfalls zwischen Oder und Rhein. Oder denkt bei Schtalin oder Jelzin oder Gorbatschoff noch irgendjemand an die russischen Regeln?
 
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Ja, das wird wohl so werden. Hoffentlich. Ich möchte nicht mit Zungenbruch in der Notaufnahme landen.
 
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Der kyrillische Buchstabe e spricht sich wie je, obwohl das j oft verschluckt wird. Korrekt müßte es heißen:

Med|wjé|djef

mit Betonung auf der mittleren Silbe.
 
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Mjed|wjé|djef läßt sich so schlecht sprechen, daß das erste j getilgt wird. Mein Russisch ist schon ziemlich eingerostet, aber gefühlsmäßig würde ich das erste und zweite j realisieren.
 
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Natürlich wird der Name "germanisiert" werden. Die Mitarbeiter der ADB der ARD können die Eintragsänderung also schon mal vorbereiten oder sich darauf einstellen, dass ihr Eintrag bald ohne Berücksichtigung bleiben wird. Herr M. wird das vertragen, auch wenn sich mir regelmäßig die Fußnägel aufrollen, wenn ich derart falsch ausgesprochene Namen höre.

Ich, jetzt mal so ganz superpersönlich, präferiere also "Mjedwjedjew" und finde, dass sich das auch recht flüssig sprechen lässt. Doppel-O, Du wirst schon nicht in der Zungennotaufnahme landen. Außerdem wirst Du bald sowieso wieder vor allem "Putin" sagen, wenn es um die internationale Vertretung russischer Interessen geht. Dafür wird der Demokratielenker schon sorgen.
 
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Die ADB verdonnert uns auch, z.B. bei Al Gore das amerikanische /r/ zu sprechen. Das geht an der sprechsprachdeutschlichen Lebenswirklichkeit genauso vorbei wie das doppelte Jott beim Russen. Ach Jottojott...
 
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Die sprechsprachdeutsche Lebenswirklichkeit, OnkelOtto, ist doch ganz unwichtig, genauso wie der Hörer überhaupt. Nein, es geht um die Reinheit der Sprache als solcher. Mehr Kulturbewusstsein in den deutschen Hörfunkredaktionen!

Die Wirklichkeit holt einen sowieso immer ein, auch die sprechsprachdeutsche, trotzdem finde ich es sehr angenehm und auch durchaus angemessen, wenn man weiß, wie wichtige Ort im Ausland und Personen auf dem internationalen Parkett "im Original" ausgesprochen werden. Sprachliche Engführung öffnet keine Kulturhorizonte.
 
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Eines der Deutschlandradios hatte heute morgen zur Personalie Medwedew einen russischen Politologen in Interview, nachzuhören hier.

Ich glaube da rauszuhören, daß er das erste "j" wegläßt, aber die anderen beiden spricht, also "Medwjedjew", mit Betonung der zweiten Silbe.
 
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Eines der Deutschlandradios hatte heute morgen zur Personalie Medwedew einen russischen Politologen in Interview, nachzuhören hier.

Ich glaube da rauszuhören, daß er das erste "j" wegläßt, aber die anderen beiden spricht, also "Medwjedjew", mit Betonung der zweiten Silbe.

also ich persönlich höre nur das letzte "jott" heraus. würde es also "medweeedjeff" aussprechen, wie ich das ohnehin schon seit längerem handhabe.
 
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Wenn denn die Tagesschau noch Referenzmedium ist: Marc Bator hatte seine liebe Not und mußte vorgestern nochmal neu ansetzen, haute dann aber in eineinhalb Sätzen dreimal das Med-wjett-jeff dermaßen professionell raus, daß das für Onkel Otto nur Ansporn und Verpflichtung zugleich sein kann!
 
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Dmitri Anatoljewitsch Medwedew

Seit einigen Tagen hat die ADB im Rahmen ihrer "Jotisierungsmaßnahmen" die Ausspracheempfehlung des Nachnamens auf
Medd-wjeht-jeff verändert. Das ist gewiss die angenäherte russische Originallautung, aaaaber:

Mir persönlich klingt das in einer deutschsprachigen Nachrichtensendung zu "affig".

Ist aber auch nicht affiger als die Sowjetunion oder der Oberste Sowjet, die man traditionell so schrob, obwohl auch das einfach nur ein e ist (coвeт).

Die mit „je“ in etwa wiedergegebene Aussprache trifft dann zu, wenn das e betont ist. Meddwehdew wäre Autobahn (geht garnicht). Aber was rede ich:
http://ibb7.ibb.gov/pronunciations/sounds/3025.ra

Nun kommt noch das dicke „aber“: Das ist eine affektierte Aussprache zu Demonstrationszwecken; so klingt das natürlich affig. Vielleicht einfach mal Moskau chören, da kommt der Name garantiert öfters im Programm vor, in deutschsprachigem Umfeld vorgetragen von Muttersprachlern.


Die Quelle, die hier ganz offen im Internet steht und auch bei anderen tagesaktuellen Problembären nützlich sein könnte:
http://names.voa.gov/DailyAction.cfm
 
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Die britisch-amerikanische Deppentransskription lautet halboffiziell "Medvedeff". Zumindest den Nachrichtensprechern wird diese Ausspracheversion vorgelegt, weil die beiden j-s den Sprachfluss gewaltig hemmen. Ich glaube, dass es hierzulande über kurz oder lang ähnlich gehandhabt wird.
 
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@Hannsfan: Marc Bator ist mir immer Ansporn und Verpflichtung zugleich! Hat er doch durch Joggen deutlich mehr abgenommen als ich ohne...

Der russische Politologe artikuliert m.E. das Med-wjeed-jew-Jott kaum. Wesentlich erscheint mir, dass er das mittlere /e:/ geschlossen und lang bildet - im Gegensatz zur Gesprächspartnerin.
Die VOA-Artikulation ist vor allem im Hinblick auf das englische /r/ zumindest bemerkenswert.
Ich werde es wohl so machen, dass ich das erste /j/ zugunsten des gelängten /e:/ nach und nach "fallen lasse"...
 
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Es ist ja auch nur ein e, betont und dadurch gelängt. Das, was man da mit dem j kennzeichnet, ist lediglich der Ansetzer zu diesem e. „Meddwjedjew“. Ist letztlich nichts anderes als das deutsche eh, nur gewissermaßen andersrum. Das erste e bei Medwedew ist wiederum unbetont, womit es sich so ausspricht wie im Deutschen auch. Dummerweise kann man das im russischen Schriftbild nicht ohne weiteres erkennen (so, wie stimmhaftes und stimmloses s in lateinischer Schrift auch nicht zu unterscheiden sind).

Das VOA-Beispiel müßte m.E. ein Russe eingesprochen haben, und bei den anderen Beispielen auf dieser Seite dürften auch jeweils Muttersprachler zu hören sein, schließlich ist das Sinn und Zweck der ganzen Sache. Wer übrigens schon einmal erlebt hat, wie lächerlich es sich anhört, wenn diesbezüglich unbedarfte Amis sich an deutschen Namen einen abbrechen, der wird wohl auch russische Namen in einem etwas anderen Licht sehen. Zumal eine deutsche Zunge sich eigentlich kaum darüber in einem Knoten verheddern sollte, ist Deutsch doch auch so eine Sprache, die von kranken, abartigen und perversen Konsonanten nur so strotzt und für Menschen, die sie nicht kennen, ziemlich hart und unangenehm klingt.
 
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Das Deutsche hört sich für die meisten Ohren dieser Welt eher wie Klingonisch an.
Sehr einsichtig für mich, K6, ist Deine Erklärung zu betonten und unbetonten Silben im Russischen.
Das VOA-Beispiel hat m.E. übrigens doch ein Amerikaner gesprochen, warum sonst artikuliert er "Dmitri" mit einem angelsächsischen /r/?
 
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Ich möchte hier mal die Fachleute einbringen, konkret die Staatsfunker des 1. Kanals in Moskau.
Anhang anzeigen medwedew.mp3
Die Damen und Herren rasen zwar durch ihre Texte, das aber zwangsläufig präzise. Im konkreten Fall parliert der Kollege übrigens ungezwungen darüber, dass die russische Presse grade aktiv über die "Konfiguration" Putin=Regierungschef, Medwedew=Präsident debattiert.
 
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Hmmm... Das spricht nun wieder eindeutig für Med-wjeeed-jew. Danke, dc... *grübel*
 
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Die VOA Datenbank, scheint fuer amerikanische "Zungen" optimiert zu sein. Der Sprecher ist wahrscheinlich Amerikaner oder Russe mit amerikanischem Akzent.
 
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Die VoA-Bank ist manchmal hilfreich. Ich würde sie allerdings nicht als Referenzquelle für Aussprachen jenseits des Englischen/Amerikanischen nutzen wollen.
 
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Nach den chaotischen und überaus komplizierten Eльцин-Jahren ... wer hatte eigentlich die Leute auf die Idee gebracht, aus dem einen Barriß zu machen?

Man könnte in diesem Zusammenhang auch hinterfragen, welchen Sinn der Brauch hat, betontes e nach einem Konsonanten mit e statt wie sonst mit je wiederzugeben, obwohl die Aussprache da auch nicht anders ist als bei Jelzin, Jerewan usw.usf. Aber ich fürchte, der Nationalpreisträger Steinitz wird nicht mehr unter den Lebenden weilen, mithin es unmöglich sein, ihn daraufhin zu befragen.
 
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