Nokia in Cluj oder Klausenburg?

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4db

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Nokia ist mit seinem neuen rumänischen Werk in den Schlagzeilen. Alle lernen bei dieser Gelegenheit den Ortsnamen Cluj [sprich: Kluhsch]. Da bin ich zuerst richtig zusammengezuckt, als ein rumänischer Interviewpartner in bestem Deutsch im Radio immer wieder von Klausenburg sprach, während der Moderator ihn mit beharrlicher "Kluhsch!"-Wiederholung indirekt verbesserte.

Das klang total albern.

Es gibt seit über 30 Jahren die erfolgreiche Städtepartnerschaft Köln-Klausenburg, siehe www.klausenburg.de,
das neue Grass-Museum wurde gestern in Danzig angekündigt, nicht in Gdansk.

Und ganz selbstverständlich sagen wir Brüssel, Moskau, Athen.

Warum also Cluj?

:confused:
 
AW: Nokia in Cluj oder Klausenburg

Es kommt auf die Sprachregelung an, die man getroffen hat. Bei häufig verwendeten Ortsnamen kann man sich an die Regel halten, den häufigeren Namen zu verwenden, also "Bratislava" statt "Pressburg", aber "Warschau" statt "Warszawa". Aber auch dort ist es kontrovers: Soll man jetzt "Kaliningrad" sagen, oder "Königsberg". Bei nicht so häufigen Ortsnamen wird es umso schwieriger, weil die Anzahl der Beispiele abnimmt.
 
AW: Nokia in Cluj oder Klausenburg

ich plädiere dafür, dort wo es einen gibt, konsequent den deutschen ortsnamen zu benutzen (z.B. peking statt beijing, prag statt praha, lissabon statt lisboa oder auch breslau statt wroclaw) . ausnahme: nationalsozialistische kriegs-namensgebungen (wie z.b. lietzmannstadt für lodz).
österreichische medien gehen diesen weg schon seit jahren (beispiel: sie sagen sogar agram statt zagreb).
 
AW: Nokia in Cluj oder Klausenburg

ich plädiere dafür, dort wo es einen gibt, konsequent den deutschen ortsnamen zu benutzen (z.B. peking statt beijing, prag statt praha, lissabon statt lisboa oder auch breslau statt wroclaw) . ausnahme: nationalsozialistische kriegs-namensgebungen (wie z.b. lietzmannstadt für lodz).
österreichische medien gehen diesen weg schon seit jahren (beispiel: sie sagen sogar agram statt zagreb).

Sehe ich genauso.....der Angelsachse sagt ja auch ganz selbstverständlich:

Bavaria, Munich, Cologne......etc.
 
AW: Nokia in Cluj oder Klausenburg

österreichische medien gehen diesen weg schon seit jahren (beispiel: sie sagen sogar agram statt zagreb).

Die Medien vielleicht.

Bei den Wegweisern ist mir aufgefallen, dass vor ein paar Jahren überall ausschließlich "Brünn", "Budweis" und "Pressburg" draufstand, neuerdings aber die tschecho-slowakischen Bezeichnungen.

Vielleicht weil die FPÖ aus der dortigen Bundesregierung ausgeschieden ist oder warum auch immer...

"Agram" war mir übriges noch nie ein Begriff (zum ersten Mal hier gelesen), "Zagreb" (wie Laibach;)) allerdings schon.

Übrigens schreiben die Rumänen allenthalben seit Jahren selbst die deutschen Namen auf die Ortseingangsschilder, im Gegensatz zu ihren slawischen Nachbarn.
 
AW: Nokia in Cluj oder Klausenburg?

meiner Meinung nach zählt zuerst Cluj....dann Klausenburg.Weil es ja Rumänien ist und kein deutsches Besatzungsgebiet mehr.

Es würde auch keiner mehr auf die Idee kommen ehemalig Deutsche Orte im französischem Elsass/Lothringen jetzt wieder nur in Deutsch zu benennen.

Aber das man Prag und Warschau sagt ist völlig normal....und umgangssprachlig...aber ob ich nun das tschechische Karlsbad als Karlovy Vary oder Cheb als Eger bezeichne..liegt im Auge des Betrachters.

Allerdings sind Übersetzungen ins Deutsche gängig...außer bei angloamerikanischen Orten.
Aber nochmal zu Rumänien, es sagt ja auch keiner Bucuresti....anstelle von Bukarest.
Viel besser ist doch das Industriegebiet TETAROM 3 in CLUJ......ein auftrebendes Transilvaneyvalley.....!!!
 
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NEIN, nein, wenn dann würde ich es nicht so offensichtlich tun.........*g*

Zurück nach Romania...ähh Rumänien mein ich....!
 
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@ 4db

achsooooo OK,

na dann bleibt ja Nokia und eventuell Mercedes-Benz........in der Familie.Sie wechseln nur das "Bundesland"

:)
 
AW: Nokia in Cluj oder Klausenburg?

Starsailor schrieb:
Es würde auch keiner mehr auf die Idee kommen ehemalig Deutsche Orte im französischem Elsass/Lothringen jetzt wieder nur in Deutsch zu benennen.
Du sagst also "Mulhouse", "Strasbourg" und "Alsace-Lorraine"? Damit dürftest Du aber im deutschen Medienbereich recht allein stehen. Auch ist mir nicht ganz klar, warum es "normal" sein soll, "Prag" und "Warschau" zu sagen, nicht aber "Preßburg", "Laibach" und eben "Klausenburg".

freiwild schrieb:
Es kommt auf die Sprachregelung an, die man getroffen hat. Bei häufig verwendeten Ortsnamen kann man sich an die Regel halten, den häufigeren Namen zu verwenden, also "Bratislava" statt "Pressburg", aber "Warschau" statt "Warszawa".
Wer hat denn diese Sprachregelung getroffen und wer sorgt dafür, daß die eine oder andere Variante die häufigere ist? Das erscheint mir doch eine arg willkürliche Auswahl.

Insofern ist die von mediascanner vorgeschlagene konsequente deutsche Namensgebung (NS-Schöpfungen freilich ausgenommen) die einzig sinnvolle.
 
AW: Nokia in Cluj oder Klausenburg

"Agram" war mir übriges noch nie ein Begriff (zum ersten Mal hier gelesen), "Zagreb" (wie Laibach;)) allerdings schon.

In den frühen 90er Jahren nannten viele österreichische Medien (allen voran der ORF) Zagreb konsequent "Agram"; das hat sich mittlerweile grundlegend geändert. Während des Kalten Kieges hingegen wiesen österreichische Schulatlanten die kroatische Hauptstadt politisch korrekt immer als "Zagreb (Agram)" aus. Offenbar herrscht in Wien noch ein gerüttelt Maß an Kaiserromantik, denn Kroatien war bis 1918 Teil der Donaumonarchie (Siebenbürgen mit Klausenburg übrigens auch). Die altösterreichischen Adelsstände hätten sich eher die Zunge abgebissen als eine Reichsstadt slawisch zu titulieren. Immerhin "bedrohte" der Panslawismus die Integrität des germanophilen Gesamtstaates und führte letztlich zum Niedergang der Monarchie. In Deutschland fehlen diese Sentimentalitäten, deswegen ist Agram für die Mehrheit ein Fremdwort. Außerdem gehört Kroatien zu den wenigen ehemaligen Reichsterritorien ohne nennenswerte deutschsprachige Minderheit, weshalb der Kolonialname "Agram" von Kroaten häufig als arrogant empfunden wurde.
 
AW: Nokia in Cluj oder Klausenburg?

Vermutlich hätte sich die k. u. k Monrachie retten können, wenn sie sich gegenüber den slawischen Kulturen offen gezeigt hätte und diese als gleichbereichtigt staatstragend akzeptiert hätte.

Cluj/Klausenburg ist Gründungsgebiet der deutschsprachigen Siedler, die das südöstliche Grenzgebiet des christlichen Abendlandes gegen die Türken verteidigen sollen. Rumänien kam erst mit Ende des Ersten Weltkrieges in Besitz Transsilvaniens bzw. Siebenbürgens.

Neben der größtenteils nach Deutschland ausgewanderten Minderheit gibt es vor allem noch Ungarn dort. Während das Verhältnis zwischen Rumänen und Deutschen nie von nationalistischen oder ethnischen Missklängen gebprägt war (Sibiu/Hermanstadt hat sogar einen deutschen Bürgermeister, obwohl die deutsche Bevölkerung nur noch einen sehr geringen Anteil der Bevölkerung stellt -- die Rumänen haben für ihn gestimmt), ist das rumänisch-ungarische Verhältnis etwas belasteter.

Das liegt aber daran, dass nach Untergang der pseudokommunistischen Regime als Reaktion oft extrem nationalistische Gruppierungen den öffentlichen Diskurs über ihre Bedeutung hinaus bestimmen konnten.

Im Zuge des EU-Beitritts hat sich dieses Problemk aber wieder entschärft. Gegenüber den beiden größten deutschen Siedlungsgruppen -- den Siebenbürger Sachsen in Transsilvanien und den Banater Schwaben im Grenzgebiet um Temeschwar/Timisoara (von dorther stammt die deutsch-rumänische Berliner Sängerin Miss Platnum) -- hat es von rumänischer Seite aus auch nach dem Zweiten Weltkrieg keine Racheaktionen gegeben.

Der Exodus großer Teile der deutschen Bevölkerung nach dem Krieg erreichte seinen Höhepunkt erst in den 1980er Jahren und war vor allem der extrem schlechten wirtschaftlichen Situation geschuldet, in welche das Ceaucesu-Regime das Lang gebracht hat. Dazu kam der übliche politische Druck in einem Ostblockland.

Dennoch aber gibt es -- anders als ich das bei den sog. "Vertriebenen" wahrnehme, keinerlei realtionäre oder revanchistische Haltung gegenüber Rumänen. Die altuelle rumänische Gesetzgebung ermöglicht sogar die Rückübereignung von bei der Ausreise enteignetem Grund und Boden. Was aber durch die teils sehr bürokratisch-korrupten Verhältnisse bei den Grundbuchämtern einigen Aufwand und Investitionen bedeutet.

Nokia konnte nur deshalb erfolgreich in Klausenburg investieren, weil es von höherer Ebene deutlichen Druck gegeben hat, die entsprechenden Genehmigungen auszustellen. Vermutlich konnte sich Nokia auf diese Weise einige der sonst üblichen Schmiergelder ersparen können.
 
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@ alqaszar

So fügt sich verstreutes Info-Puzzle zusammen, Danke und Hut ab!
 
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Das ist eine Diskussion, wie sie vermutlich nur in Deutschland geführt werden kann. In anderen Ländern, allen voran wie schon erwähnt in englischsprachigen, schert sich niemand darum. Sobald es eine englische Entsprechung gibt, wird sie verwendet.
Und genauso sollte es denn auch bei uns sein. Wenn plötzlich ein Nachrichtensprecher von Roma, Warszawa oder Praha sprechen würde, klänge das in meinen Ohren extrem affektiert und unseriös. Abgesehen davon, dass insbesondere bei der slawischen Aussprache so viele Stolperfallen vorhanden sind, dass die Seriosität erst recht leiden würde.
Deshalb weiterhin Rom, Warschau, Danzig, Klausenburg,...
 
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Und Görlitz und nicht Zgorzelec !!!
OK, das war ein ganz böser.....aber Richtig finde ich die bezeichnung in Strassenatlanten, zuerst die Landessprache dann die deutsche Bezeichnung.

Sonst fährt noch jemand nach CHEB(Eger) Tschechien und landet in EGER in Ungarn.
Ich findes solange wesentliche Teile der Hörer und der Bevölkerung wissen um welchen Ort es sich handelt, ist die Angabe in welcher Sprache eher zweitrangig.

Den polnischen Wintersportort Zakopane in der Tatra benennt ja nun auch niemand mehr in Deutsch.

Und auf angloamerikanische Atlanten und Karten ist auch oft von Munich und Cologne zu lesen.

Soviel dazu....wie sagt man doch immer?: Namen sind Schall und *****
 
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Da bin ich zuerst richtig zusammengezuckt, als ein rumänischer Interviewpartner in bestem Deutsch im Radio immer wieder von Klausenburg sprach, während der Moderator ihn mit beharrlicher "Kluhsch!"-Wiederholung indirekt verbesserte.

Vor allem das sollte einem Moderator, der was auf sich hält, sehr zu denken geben!
 
AW: Nokia in Cluj oder Klausenburg?

Du sagst also "Mulhouse", "Strasbourg" und "Alsace-Lorraine"? Damit dürftest Du aber im deutschen Medienbereich recht allein stehen.

Sicher? Mein Eindruck war bis jetzt eigentlich, daß Straßburg garnicht geht und nur solche Unbelehrbaren wie Mireille Mathieu dieses pöhße Wort in den Mund nehmen ...
 
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@K6: Nochmal mein Argument aus #18 wiederholt: was für einen Beleg möchtest Du denn noch haben, wenn Du nicht mal eine Muttersprachlerin aus dem betreffenden Land gelten lässt?
Ich entschuldige mich für Gassners Law, aber das ist doch "typisch deutsch" :) und dazu unjournalistisch, denn es verstößt gegen den Grundsatz "halte es einfach und verständlich".
 
AW: Nokia in Cluj oder Klausenburg?

In diesem Forum funktioniert wohl neben der feinen Ironie nicht einmal mehr ätzender Zynismus?
 
AW: Nokia in Cluj oder Klausenburg?

Die Bezeichnung Klausenburg taucht auch wie selbstverständlich auf der offiziellen Internetseite der Stadt auf, komisch, warum einige Deutsche sich wieder zu fein dafür sind, ihre eigene Muttersprache zu gebrauchen. Das hat mich schon bei Hermannstadt genervt, als dies im letzten Jahr als Kulturhauptstadt immer mal wieder in der Presse erwähnt wurde, manchmal sogar als "Sibiu, das frühere Hermannstadt". Lächerlich.
 
AW: Nokia in Cluj oder Klausenburg?

Ich denke, hier gibt es keine Patentlösungen. Selber wohne ich in Polen, wo es in Gebieten, die bis 1945 deutsch waren, natürlich für jedes noch so kleine Dorf einen deutschen Ortsnamen gibt, der jedoch freilich größtenteils keine Rolle mehr spielt. Sicherlich gibt es Großstädte wie Breslau und Danzig, bei denen es lächerlich wäre, im deutschen Umfeld krampfhaft den polnischen Namen zu verwenden. Polen sagen ja auch wie selbstverständlich Kolonia, Monachium, Lipsk, Poczdam und Frankfurt nad Menem. Allerdings je unbedeutender die deutsche Vergangenheit des Ortes wird, desto anrüchiger wird es für mich, wenn man krampfhaft nach Landsmannschaftsart an alten deutschen Ortsnamen festhält. Der goldene Mittelweg ist hier wohl angesagt.

Bei Cluj denke ich schon, man sollte es beim rumänischen Namen lassen, denn der Ort mag geschichtlich Klausenburg heißen, ist aber heute als Wirtschaftsstandort Cluj bekannt.
 
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