Schweiz: Radio 1 - Nur für Erwachsene

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Roger Schawinski, Privat-Funk-Pionier der Schweiz und ex-GF von Sat.1 startet Mitte März in Zürich den Sender Radio 1 - "Nur für Erwachsene".
Ich habe gerade in "10 vor 10" - dem Nachrichtenmagazin des SF einen Beitrag darüber gesehen.
Schawinski sagt: Aus meiner Zeit in Berlin habe ich eine spannende Radiolandschaft kennengelernt. Dagegen ist die Schweizer Rundfunklandschaft rückständig. Hier in der Schweiz gibt es nur Dudelfunk von Verlegern, die keine Seele und kein Herz für das Radio haben und nur nach Gewinn streben. Das will ich ändern.
Es folgte ein Rundgang durch die noch in der Entstehung befindlichen Radio 1 - Studios. Außerdem stehen die Verlängerungen von Lokalradio-Konzessionen an, bei denen die Kantonsregierungen Empfehlungen abgeben können. Dabei empfahl die Regierung des Aargau, die Verlängerung der Konzession an das bereits bestehende Lokalradio (offenbar ein Dudelfunker) und sprach sich nicht für Schawinski aus. Der Verleger, der an dem bestehenden Sender beteiligt ist, warf seinerseits Schawinski Gewinnstreben vor.
Die Kantonsregierung ihrerseits forderte für die Verlängerung der Konzession jedoch mehr Qualität auf diesem Sender.
Hintergrund ist, dass demnächst in der Schweiz die Konzessionen für alle Lokalradios auslaufen.

Das mal als Ausflug in die Schweiz, um einerseits zu zeigen, wie Radiopolitik in der Schweiz funktioniert, andererseits, dass Radio 1 anscheinend auch Schawinski angesteckt hat, so dass er nicht nur den Sendernamen, sondern auch den Claim übernimmt. Ob der rbb Lizenzgebühren dafür bekommt? :)
Wie Radio 1 Schweiz klingt, können wir wohl per Livestream demnächst hören.
 
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Persönlich freue ich mich auf Radio 1 - und hoffe, dass damit die "guten alten Werte" eines Radiosenders zurückkommen: gute Information, gute Unterhaltung, gute Musik. Wenn man sich den Soundcheck von Radio1 auf www.radio1.ch anhört, dann entdeckt man viele Titel die absolut massen- und radiotauglich sind, aber die man in der Schweiz kaum mehr auf einem Sender zu hören bekommt. Zudem scheint der Anteil aktueller Musik relativ gering zu sein, auch dies mag ein guter Gegensatz zu den vielen AC-Sendern in der Schweiz sein.

Allerdings ist der Kampf noch nicht gewonnen! Schawinski möchte die Medienmonopole im Kanton Aargau und im Kanton Graubünden knacken und hat deshalb für die Neuausschreibung der Frequenzen auch für Frequenzen in diesen Kantonen ein Gesuch eingereicht. Wie sich aber derzeit im Aargau zeigt wird das ein harter und langer Kampf: Nachdem das Aargauer Parlament mit überwältigender Mehrheit das Konzept von Schawinski und seinen Mitstreitern dem bisherigen Konzept von Radio Argovia vorgezogen hat, hat sich die Regierung kurzerhand hinter den bisherigen Sender (Radio Argovia) gestellt. Dies allerdings mit der öffentlichen Kritik und der Forderung nach mehr Hintergrundinformationen, Meinungsvielfalt und Musikvielfalt. Dies sind genau diejenigen Elemente, welche Schawinski in seinem Gesuch für einen Aargauer Sender besonders betont hat.

Bleibt zu hoffen, dass man in Biel beim Bakom die Fakten richtig einschätzt. Denn eine Neukonzessionierung macht keinen Sinn, wenn alle Konzessionsgesuche öffentlich einsichtlich sind und anschliessend ein bisheriger Sender die Konzession erneut erhält - jedoch mit der Auflage, doch bitteschön grundlegende Elemente seines Herausforderers in sein Programm einzubauen. Da könnte man gerade so gut ein kleines Brainstorming mit ein paar Radiofreaks machen, dann bräuchte es das ganze Verfahren nicht...
 
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Dass "deutsches Radio" mal wieder zum Exportprodukt werden würde, wer hätte es gedacht. Mal hören, was Schawinski gelingt. Wie mir ein deutscher Radiomacher, der inzwischen in der Schweiz lebt, sagte, seien die Schweizer ein Publikum, das sich nicht gerade nach Veränderungen und Neuartigem sehne. Schon gar nicht, wenn's aus Deutschland komme. Nach dem, was ich hier lese, könnten seine Einschätzungen realistisch sein.
 
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Tweety: Dann schreib das mal dem rbb in Potsdam. Oder hast du noch nie Radio Eins (D) gehört?
 
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Das hat mich allerdings auch etwas verwundert. Selber Name und fast gleicher Claim. Da wird der RBB doch sicher gegen vorgehen. Glaube nicht, dass die sich das bieten lassen.
 
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Der RBB lässt sich in der Schweiz allerdings recht schwer empfangen - ob man da in Potsdam eine Relevanz sieht, mag ich bezweifeln. Kann man einen Claim ausserhalb des Sendegebiets schützen ? Wenn ja, hätten die Rechtsanwälte der Privatdudler einiges zu tun...
 
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Und hier gibts das Video zum anschauen, unter 10 vor 10 vom 20.2., 5. Programmpunkt.
Einen interessanten Artikel dazu findet man außerdem hier.
 
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Der RBB lässt sich in der Schweiz allerdings recht schwer empfangen - ob man da in Potsdam eine Relevanz sieht, mag ich bezweifeln. Kann man einen Claim ausserhalb des Sendegebiets schützen ? Wenn ja, hätten die Rechtsanwälte der Privatdudler einiges zu tun

Hier geht es um gleichen Claim und gleichen Namen. Da sieht die Sache schon etwas anders aus.
 
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In Zürich hatte mich jemand auf mein T-Shirt angesprochen, er fragte mich, was denn dieses „radio ehs“ sei. Ich sagte ihm, dass es „radioeins“ heißt und für den Raum Berlin/Brandenburg sendet. Vielleicht kann Herr Schawinski ihm nun ganz praktisch erklären, was Radio 1 ist, denn dazu fühlte ich mich nicht in der Lage. Man muss es einfach hören.
 
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Wie anders sieht es denn aus, Tweety? Hat sich radioeins/Berlin den Sendernamen in Kombination mit dem Claim schützen lassen? Und wie ist die rechtliche Situation in einem solchen Fall? Greift hier internationales Recht?
 
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"Radio 1" bzw. "Radio eins" dürfte als Name trivial genug sein, um in einem Sendegebiet, das bisher noch kein "Radio 1" kannte, verwendet werden zu können. Da Herr Schawinski aber nicht nur den Namen, sondern auch Claim und Konzept übernehmen will und dies im Prinzip auch offen zugibt, könnte die Sache schon wieder etwas anders aussehen.

In Großbritannien ist übrigens vor zwei Jahren der landesweite Fernsehsender "Five Life" an den Start gegangen. Es gibt aber dort schon seit längerem das ebenfalls landesweite Radioprogramm "Five Live" der BBC. Diese hat sich allerdings nicht daran gestört. Von daher könnte dem RBB das Zürcher Programm auf der anderen Seite des Globus (fast) ziemlich egal sein.
 
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Die BBC hat sich auch nicht am rbb-Radio Eins gestört.
Außerdem gehe ich davon aus, dass Schawinski so clever war, den Namen/Claim rechtlich abklären zu lassen.
 
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Die BBC hat sich auch nicht am rbb-Radio Eins gestört.
Das hätte sie auch nicht gekonnt, wenn sie gewollt hätte. Die englische Wikipedia kennt alleine z.B. 14 Programme mit dem Namen "Radio 1", und da sind die Programme aus Berlin, Coburg und Zürich noch gar nicht dabei. Es ist die Kombination von Namen, Format, Claim und Schawinskis ehemaliger Arbeitsstadt, die hier das Geschmäckle auslöst.
 
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Und hier gibts das Video zum anschauen, unter 10 vor 10 vom 20.2., 5. Programmpunkt.
Einen interessanten Artikel dazu findet man außerdem hier.

Toller Artikel! Tipp: Lesen!
Sieht so aus, als ob nötige Neu-Konzessionen, egal ob Schawinski die gewinnt, dafür sorgen können, dass mehr Qualität ins Radio kommt. Ein Beispiel, wie Politik wirken könnte. Wie ist es in Deutschland? ...
 
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Wie anders sieht es denn aus, Tweety? Hat sich radioeins/Berlin den Sendernamen in Kombination mit dem Claim schützen lassen? Und wie ist die rechtliche Situation in einem solchen Fall? Greift hier internationales Recht?

Das weiss ich nicht. Da musst du mal die Rechtsabteilung des RBB fragen.
 
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Es ist die Kombination von Namen, Format, Claim und Schawinskis ehemaliger Arbeitsstadt, die hier das Geschmäckle auslöst.

Ich glaube, dass sich der RBB durch das vollmundig angekündigte Plagiat geehrt fühlen dürfte und den unbezahlten Werbeeffekt zu schätzen weiß. Viele Schweizer wollen vielleicht jetzt wissen, wie das Original klingt. Außerdem stehen die beiden Sender nicht in unmittelbarer Konkurrenz zueinander. So sehr sich Schawinski auch anstrengen mag, an das Original wird er schon aus finanziellen Gründen kaum herankommen. Schließlich nutzt rbb radioeins die Synergien einer großen Sendergruppe und steht nicht unter Renditedruck.

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So viel zum Thema "geklaute Claims"
 
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Ich wünsche ihm jedenfalls viel Erfolg. Vielleicht gibt es ja dann irgendwann mal einen Re-Import aus der Schweiz, allerdings privat finanziert. *träum*
Und irgendwann vielleicht auch mal ein Buch: "Die Radio-Falle".
 
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So ein Unsinn, dass der rbb dagegen vorgehen könnte. In fast jedem Land (also Staat, nicht Bundesland) gibt es ein "Radio 1". Wer die Seite nicht kennt, kann ja mal auf surfmusik.de klicken, da kann man (fast) alle Radiosender der Welt auf einen Blick sehen! Da zählt mal durch, wie oft es Radio 1 gibt...

Was ich viel interessanter finde ist die Tatsache, dass sich Herr Schawinski ein offenbar großartiges Team zusammenstellt mit echten Profis. Da gibt's offenbar keine 20jährigen Möchtegern-Moderatoren sondern nur Leute, die seit Jahren hervorragend woanders moderiert haben, die nun alle beim "großen Start" dabei sein wollen!
 
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Lieber Tweety,

auf die Frage nach der rechtlichen Situation antwortest Du, "das weiss ich nicht. Da musst du mal die Rechtsabteilung des RBB fragen", wohl aber weißt Du, die Situation sieht "schon etwas anders aus".

Nun, mein lieber Tweety, darf ich Deine Äußerungen merkwürdig finden und nach ihren inneren Zusammenhängen fragen? Ein wildes Vermuten und Für-wahrscheinlich-halten ist eher verwirrend, denn zielführend. Vermutungen dabei nicht einmal als solche zu kennzeichnen, ist gar irreführend. Das hilft keinem.
 
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Schawinski ist seit Jahren mit Bettina Rust vom rbb befreundet und war auch vor einiger Zeit zu Gast in ihrer "Hörbar". Man darf wohl annehmen, daß er diesen direkten Draht genutzt hat, um eventuelle rechtliche Probleme vorab auszuschließen. Der Mann ist schließlich kein Anfänger... :rolleyes:
 
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Was ich viel interessanter finde ist die Tatsache, dass sich Herr Schawinski ein offenbar großartiges Team zusammenstellt mit echten Profis. Da gibt's offenbar keine 20jährigen Möchtegern-Moderatoren sondern nur Leute, die seit Jahren hervorragend woanders moderiert haben, die nun alle beim "großen Start" dabei sein wollen!

Die Auswahl war wohl nicht zu gering, wie auf persoenlich zu lesen ist: "So hat sich von Radio 24 mehr als die halbe Mannschaft bei uns beworben. Schliesslich einigten wir uns mit vier tollen Mitarbeitern."

Und ein Grossteil des restlichen Teams stammt aus den guten alten Radio 24-Zeiten. Auch wenn es wohl noch die eine oder andere Mutation geben wird: Wer zum Radio1-Team dazugehört, der hat sich zweifelsohne schon an diversen anderen Stellen profiliert. Spannend wird sein, welche Freiheiten die einzelnen Moderatoren bei Radio 1 haben und nutzen.
 
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