"Breaking News" im Radio

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XXLFunk

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Kann es sein, dass es im dt. Radio kaum noch Breaking News gibt? Mir kommt es so vor, als wenn selbst Radio Luxemburg seinerzeit häufiger das Programm unterbrochen hat, als irgendein Sender heute.
Ist doch schade. Schnelligkeit ist ja eine der größten Stärken unseres Lieblingsmediums.
 
AW: Breaking News

Vieles wird doch ohnehin erst gesendet, wenn die DPA eine ausformulierte Meldung zukommen lassen hat, die man nur noch aufsagen oder vorlesen muss...
 
AW: Breaking News

Die Qualität eines Programms zeigt sich nicht in der Häufigkeit von Programmunterbrechungen. Das mal vorweg.

Was die "Eilmeldungen" der dpa angeht, so sind diese mit Vorsicht zu genießen. Was diese Agentur mittlerweile alles als "Eil" über den Ticker laufen lässt, lässt mich gelegentlich erheblich an deren Kompetenz (ver)zweifeln, Wichtiges von Interessantem zu unterscheiden.

Ob Eilmeldungen aus der Quelle dpa, AP, ddp, reuters etc. stammen oder selbst recherchiert sind, macht für den Hörer ja zunächst einmal keinen Unterschied. Wichtig ist allein, ob die Meldung tatsächlich so wichtig ist, das der Hörer sie sofort erfahren muss.

Wenn ich darüber nachdenke, was im vergangenen Jahr alles passiert ist, weiß ich, dass es für Eilmeldungen wenige Anlässe gab. Wenn ich sehe, dass Spiegel-Online die Streichungen von Helmes, Marin und Jones aus dem EM-Kader der Fußballnationalmannschaft gestern als Eilmeldung auf ihrer Seite hatte, fasse ich mir an den Kopf.

Selbst wenn man Eilmeldungen in erster Linie als strategisches Instrument betrachtet, um regelmäßig klar zu machen, dass man das schnellste Medium ist, ist zu beachten, dass Relevanz das oberste Kriterium bleiben muss. Andernfalls bleibt neben dem Wissen, dass ein bestimmtes Medium unheimlich schnell ist, auch hängen, dass seine Meldungen unheimlich unwichtig sind. Das wäre ein strategisches Desaster - an dem deutsche Radiosender momentan glücklicherweise nicht zu sterben drohen.
 
AW: Breaking News

Die Qualität eines Programms zeigt sich nicht in der Häufigkeit von Programmunterbrechungen.
sehe ich genauso.

Wenn ich darüber nachdenke, was im vergangenen Jahr alles passiert ist, weiß ich, dass es für Eilmeldungen wenige Anlässe gab. Wenn ich sehe, dass Spiegel-Online die Streichungen von Helmes, Marin und Jones aus dem EM-Kader der Fußballnationalmannschaft gestern als Eilmeldung auf ihrer Seite hatte, fasse ich mir an den Kopf.
hier bin ich mir nicht so sicher.

mal ein paar beispiele, bei denen ich eine programmunterbrechung für sinnvoll halte:
barack obama wird offiziell zum kandidaten der demokraten nominiert.
spd stellt schwan als kandidatin für die bundespräsidentenwahl auf.
 
AW: Breaking News

Sind Deine Beispiele eine Eilmeldung wert oder nicht? Meiner Meinung nach sind sie es nicht unbedingt. Die Schwan-Nummer war mehr als absehbar. Nichts sprach dagegen, alles dafür. Dass in den Nachrichten auf der 1 zu haben, ist Pflicht, mehr nicht. Hätte sich die SPD wider Erwarten gegen eine Nominierung Schwans entschieden, hätte ich über eine Eilmeldung nachgedacht, denn dann wäre in der Chefetage der Sozialdemokraten etwas sehr Unerwartetes geschehen.

"Eil! Eil! Obama als offizieller Präsidentschaftskandidat der Demokraten auf gestellt" Schickt es die dpa so über den Ticker, dann mag sie vernünftig eingeordnet haben. Denn eine solche Meldung zieht einen ganzen Rattenschwanz an weiteren Entscheidungen nach sich: "Wie viel sollen wir im Programm jetzt darüber bringen? Was liefern unsere Korrespondenten von sich aus, was haben wir bereits vorbereitet, was müssen wir extra in Auftrag geben, damit wir um 18 Uhr mit einem "Spezial" on air sein können?" Aber sonst? Kommt auf die Ausrichtung des Senders an. Wenn bigFM es unterschlägt, sei's drum, dem Sender würde ich das dagegen nicht unbedingt nachsehen - denn so klar das Ergebnis rechnerisch jetzt schon ist, Clinton schürt nach wie vor Unsicherheiten, die mit einer offiziellen Nominierung sofort beendet wären. Dann kann man's auch sofort on air bringen.

Soviel mal in Kürze und aus dem Bauch heraus...
 
AW: Breaking News

Auch wenn es vom jeweiligen Programm abhängt, bei dem die fragliche Programmunterbrechung erwogen wird, sind meiner Meinung nach weder Obama noch Schwan und ihre Nominierungen eine Eilmeldung wert.
Da muss schon mehr drin sein: Erste Hochrechnung Präsidentschaftswahl USA oder Ergebnis der Bundesversammlung.
Zweifellos machen auch Unglücke wie der ICE-Unfall in Eschede eine Programmunterbrechung nötig.
Da geht es vor allem um Nachrichtenwert, Bedeutung, emotionale Tragweite, Anzahl der Betroffenen etc.
Überhaupt würde der zu häufige Einsatz von Eilmeldungen die Bedeutung jeder einzelnen schwächen. Sie ist ja schließlich etwas ganz Besonderes.
Ansonsten ist auch der Hinweis des Beobachters sehr richtig, dass nicht jede Eilmeldung gleich über den Sender geblasen werden muss, sie soll auch die Planung der Redaktion erleichtern...

Die DDP-Meldung von heute, 9:57 mit der Priorität 2 ist gerade die jüngste "Eil-"Meldung hier: "Zahl der Arbeitslosen geht im Mai weiter zurück". Auch das kann man sicherlich sofot im Programm erzählen mit dem Hinweis auf die nächsten Nachrichten und ohne die "Eil"-Verpackung.

Eilige Grüße,
FC
 
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Wenn dpa oder eine andere Agentur eine "Eilmeldung" verschickt, dann tut sie es in ihrer Funktion als "Vorlieferant", das heißt, um ihren Kunden, den Medien, zu signalsieren, dass hier was Wichtiges, Bedeutsames, höchstwahrscheinlich mit Aufwand Verbundenes aufzieht.
Nun obliegt es den so vorgewarnten Medien, zu entscheiden, ob sie ihr Routineprogramm unterbrechen und die Meldung als "Eil"-Meldung dazwischen schieben. Bei Sendern mit Halbstundennachrichten - und das ist inzwischen Standard - geht es um die Frage, ob man die Hörer noch 25 Minuten warten lässt oder nicht. Beziehungsweise, man kann die Meldung auch ohne "Eil"-Etikett zwischendrin anteasern und mit dem Hinweis "mehr um halb in den Nachrichten" dann etwas gründlicher ausformulieren.
Mein Eindruck ist, dass Eilmeldungen zunehmend als willkommenes akustisches Element verwendet werden, völlig ungeachtet ihrer tatsächlichen Relevanz.
Es hört sich doch einfach toll an, so ein Breaking-News-Jingle und dann die dramatische Unterlegmusik. Da merkt selbst der eingedudeltste Desinteressent immerhin kurz auf und hört mal ein paar Sekunden zu. Und der Sender bläst sich mächtig auf zu einem "Wichtig, Wichtig - Wir haben News-Kompetenz, Wir haben Eilmeldungen".
Ob die von XXL-Funk eingangs geäußerte Vermutung, hier habe eine Inflation eingesetzt, wirklich zutrifft, kann ich nicht beurteilen, weil ich dafür zu wenig verschiedene Sender höre. Aber was ich bestätigen kann, das ist die Willkür der Auswahl, bzw. die wachsende Banalisierung.
 
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Man kann solche Meldungen auch verbreiten ohne deren Wichtigkeit künstlich hervorzuheben. Eine Anmoderation im Stile von "wie soeben gemeldet" ( etwas altbacken ) oder "Soo, hier kommt eben noch eine Meldung rein" ( Dem Fußballereignis angemessen ) tut sicherlich auch ihren Dienst und vermittelt genauso den Eindruck von zeitnaher Berichterstattung.
 
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das ist viell. die lösung. etwas "leiser" die weniger dramatisch-dringlichen nachrichten sofort ins programm nehmen. bei katastrophen oder ereignissen mit grosser auswirkung ein "deftiges" jingle davorsetzen.
 
AW: "Breaking News" im Radio

Sehen Breaking News im Dudelfunk nicht so aus:

"Morgenshow-Moderator wird entlassen weil er sich beim Gewinnspiel verplappert hat!"
 
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Sehen Breaking News im Dudelfunk nicht so aus:

"Morgenshow-Moderator wird entlassen weil er sich beim Gewinnspiel verplappert hat!"

Wie soll man das senden, wenn der Moderator sich verbarrikadiert hat und nur noch zwei Titel spielt?
 
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das ist viell. die lösung. etwas "leiser" die weniger dramatisch-dringlichen nachrichten sofort ins programm nehmen. bei katastrophen oder ereignissen mit grosser auswirkung ein "deftiges" jingle davorsetzen.
"Etwas leiser" ist immer eine gute Lösung – nicht nur in diesem Falle, sondern generell.

Die Idee mit dem "deftigen Jingle" verschiebt das Problem nur nach hinten, da dann halt die Einsatzschwelle für ein solches immer weiter sinken wird.


Gruß TSD
 
AW: "Breaking News" im Radio

"Etwas leiser" ist immer eine gute Lösung – nicht nur in diesem Falle, sondern generell.

Etwas OT, aber genau dies hat Radio 7 finde ich sehr schön umgesetzt. Vom lauten Marktschreier hin zu einem ruhigen Audio-Design und Moderationsstil. Die Rotation ist zwar nicht wesentlich größer als die anderer AC-Funker, trotzdem gefallen mir die dezenten Jingles, kaum überspitzte Dramatik. Wenn ich in deren Sendegebiet unterwegs bin, gebe ich auch gern mal den DLF dafür auf...
 
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Tja, da kann man schon nachdenklich werden was für Trivialitäten heutzutage als wichtig herausgestellt und penetrant im Radiprogramm vermarktet werden.
Tooor!
 
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Ich finde die Breaking News auf den diversen Nachrichtenkanälen im Fernsehen schon übertrieben. Letztendlich ist das zu einem Mittel verkommen, um die Zuschauer am Bildschirm zu halten. Von daher bin ich froh, daß die Radiomacher das nicht auch aufgreifen
 
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hr 1 macht sowas manchmal sowas noch ganz gerne...meistens, wenn bei Eintracht Frankfurt ein Trainer entlassen wird, aber auch als z.B. der ICE da in diesem Tunnel mit der Schafherde kollidiert ist, oder als es die linken Socken in Wiesbaden geschafft haben, die Studiengebühren zu kippen. Den Musiktitel davor spielen die aber meistens noch aus.
 
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Und die "Breaking News" über die linken Socken und die Studiengebühren kann man in ein paar Tagen dann wohl sogar noch einmal bringen.
 
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Bei SWR3 wird der laufende Song unterbrochen, wenn eine wichtige Eilmeldung eingeht. Wohlgemerkt: eine WICHTIGE Meldung, wie großes Unglück. Ich glaube mich zu erinnern, dass dieser tödliche Holzklotzwurf von der Brücke eine solche Meldung war. Oder auch der Unfall vor 10 Jahren in Eschede, die Anschläge in den USA, usw.
 
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Wohlgemerkt: eine WICHTIGE Meldung, wie großes Unglück. Ich glaube mich zu erinnern, dass dieser tödliche Holzklotzwurf von der Brücke eine solche Meldung war.
Da mag ich wieder sehr konservativ sein, aber ich finde, dass der Holzklotzwurf zwar ein großes individuelles Unglück für die Betroffenen war (und ein völlig unnötiges obendrein), aber kein Anlass, daraus eine Breaking News zu basteln oder gar das Programm/ das Lied zu unterbrechen. Da wird eine Echtzeitaktualität vorgegaukelt, die den Blick auf das gesamtgesellschaftlich relevante völlig verstellt.
 
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Da mag ich wieder sehr konservativ sein, aber ich finde, dass der Holzklotzwurf zwar ein großes individuelles Unglück für die Betroffenen war (und ein völlig unnötiges obendrein), aber kein Anlass, daraus eine Breaking News zu basteln oder gar das Programm/ das Lied zu unterbrechen. Da wird eine Echtzeitaktualität vorgegaukelt, die den Blick auf das gesamtgesellschaftlich relevante völlig verstellt.

Vollste Zustimmung, Freiwild! Ich beobachte - wie andere hier - ein immer häufigeres Geklingel der Agenturen wegen irgendwelcher "Eilmedlungen", die früher (TM) höchstens unter "Vermischtes" versandt worden wären. Andererseits kann ich zumindest für meine Wellen, auf denen ich rumtobe, nicht bestätigen, dass sich diese Häufung auch im Programm abbildete. Unsere Schwelle, ein laufendes Programm zu unterbrechen, liegt tatsächlich noch bei 9/11, Attentat auf Bundeskanzlerin oder plötzliche Wiedervereinigung mit Dänemark...
 
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Moin!

Jetzt diskutiert nicht so inhaltlich.
Wem das da oben alles zu anstrengend is: Dieser freundliche Amerikaner weiß, worauf es wirklich ankommt
Haha, das ist göttlich. Zum eigentlichen Thema kann ich nur sagen: Nichts ist so wichtig und dringend, das der (geplante) Flow deiner Sendung unterbrochen werden darf.. Selbst Terroranschläger und Promiskandale können noch 30 Minuten bis zur nächsten regulären Nachrichtensendung warten. Einzige Ausnahme wäre wohl wenn die Welt untergeht - aber dann braucht man das auch nicht mehr zu senden, da dann sicher keine MA mehr kommt.. *duck*

Just my 2 Cents,
Robin
 
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