Braucht es einen Radiokodex?

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Gearbeitet wird ja schon länger dran.
Jetzt wird er zunehmend zur Diskussion gestellt: Der Radiokodex der Arbeitsgruppe Hörfunk bei der Bundezentrale für politische Bildung.

http://www.bpb.de/themen/PYIHAQ,0,Ethische_Standards_f%FCr_die_Radioredaktion.html

Viele Macher wurden jüngst anscheinend direkt per Mail um Meinungen gebeten.
Aber warum eigentlich nicht auch hier mal Stimmen und Stimmungen einfangen?


Meines Erachtens braucht es so ein Regelwerk dringend.
Die Liste an ethischen Zweifelsfällen, die die Macher schon zusammengetragen haben, zeigt doch dass es im Hörfunk spezielle Fragen gibt.

http://www.bpb.de/themen/1CSBAH,0,0,Ethik_in_der_Radiopraxis.html

Interessant übrigens, dass sich in diesem Uralt-Thread

http://www.radioforen.de/showthread.php?t=10911&highlight=radiokodex

auf die Frage nach Skandalen im Radio nur so wenig Diskussion ergeben hat. War damals wirklich alles (noch) besser? Oder wollte (schon) damals niemand an das Thema ran? Denn zumindest heute hätte es Fragwürdigkeiten, über die sich streiten/diskutieren/klagen ließe, doch genug im Hörfunk, oder?
 
AW: Braucht es einen Radiokodex?

Ohne mir die Links angesehen zu haben, stelle ich mal neckisch folgende Fragen:

1. Wer darf/soll diesen Kodex erstellen?
2. Wer hält sich daran?
3. Mit welchen Sanktionen ist bei Nichtbeachtung zu rechnen?
4. Wer spricht sie aus (insbesondere im Fall von Privatsendern, die bekanntermaßen keinen Rundfunkrat haben)?
5. Im Fall der ARD: übernimmt nicht der Rundfunkrat genau diese Aufgabe?
6. Ist eine Reglementierung des Hörfunks tatsächlich notwendig?

Ich stelle diese Fragen nicht, um die Idee zu kritisieren, sondern lediglich, um sie journalistisch zu hinterfragen. Meine persönliche Meinung dazu lasse ich zunächst einmal außen vor, nur kann ich mir nicht vorstellen, daß sich diese Idee tatsächlich auch umsetzen läßt.
 
AW: Braucht es einen Radiokodex?

Dieser Radiokodex findet sich bereits in den kondensierten Aussagen vieler Hörer und Macher hier in den Foren. Man muss nur mal lesen, gewichten und sammeln.
 
AW: Braucht es einen Radiokodex?

Der Begriff Kodex beantwortet Frage 2 und 3 ja schon von sich - alle und nichts.
Mir ist der Fall des Mädchens bei der Olympia.Eröffnung eingefallen, das toll singt, aber "hässlich" sein soll, und das deshalb durch ein anderes, das Playback singt, ersetzt wurde. Strafbar ist das nicht, aber unehrenhaft (sprich: Sauerei). Ich frag' mich auch manchmal - bei einem voraufgezeichneten Interview viele Ähs und Stotterer rausschneiden oder drinlassen? Und hin und wieder ertappe ich mich, dass ich das danach entscheide, wie sympatisch der Gesprächspartner war. Mancher steht so besser da. Verstoß gegen den Ehrenkodex?
Bei privaten Sendern sehe ich da wenig Chancen - oder gibt's eine Unterhaltung in der Schlange beim Bäcker - "Du, heute morgen auf Hitradio XY haben sie Ausschnitte aus einer O-Ton-Promo-CD von Künstler Z gespielt, die die Plattenfirma zu Werbezwecken an alle Sender verschickt hat.." - eher nein - "Z war heute morgen live bei Hitradio XY - gehört?"
 
AW: Braucht es einen Radiokodex?

Ohne mir die Links angesehen zu haben, stelle ich mal neckisch folgende Fragen:

1. Wer darf/soll diesen Kodex erstellen?
2. Wer hält sich daran?
3. Mit welchen Sanktionen ist bei Nichtbeachtung zu rechnen?
4. Wer spricht sie aus (insbesondere im Fall von Privatsendern, die bekanntermaßen keinen Rundfunkrat haben)?
5. Im Fall der ARD: übernimmt nicht der Rundfunkrat genau diese Aufgabe?
6. Ist eine Reglementierung des Hörfunks tatsächlich notwendig?

Ich stelle diese Fragen nicht, um die Idee zu kritisieren, sondern lediglich, um sie journalistisch zu hinterfragen. Meine persönliche Meinung dazu lasse ich zunächst einmal außen vor, nur kann ich mir nicht vorstellen, daß sich diese Idee tatsächlich auch umsetzen läßt.

Viele Deiner Fragen sind doch durch das Vorbild "Pressekodex" und "Presserat" schon beantwortet, oder?

Mit allen Vor- und Nachteilen natürlich, die auch der Presserat hat.

Unzweifelhaft aber hat der Presserat mit seinem Kodex publizistische Standards gesetzt, die wohl niemand heute ernsthaft für überflüssig erklären würde.

Das sind ja mehr als "Reglementierungen" (das Wort finde ich im Zusammenhang mit einem Kodex unglücklich). Das sind Grundsätze, zu denen sich eine Branche selbst bekennt.

Und gerade der Hörfunk, der zunehmend als manipulatives und unaufrichtiges Medium in Verruf gerät, könnte ja vielleicht von so einer konsequenten Selbstverpflichtung profitieren.

Anders ausgedrückt, Gelb: Mir fehlt die grundsätzliche Anfangsfrage.
Nämlich: Könnte der Hörfunk als Branche mit so einem Kodex was gewinnen?

Wenn ja, dann müssten sich doch auch Antworten auf alle anderen Fragen finden.
 
AW: Braucht es einen Radiokodex?

Radiokodex ? Wozu eigentlich ?
Wenn im Privatfunk der Redakteur zu tief in einem Skandal bohrt, kann er sich seine verfilzte Karriere an den Nagel hängen.
Und im ör ? Gleiches Ende. Der Radiokodex ist etwas für Weicheier, Bürgerfunker und anderem Gesocks, das den Radiomarkt nicht im geringsten verstanden hat.
Da es keine Konsequenzen hat (wenn die Bildzeitung zitiert wird, dann wird sofort abgeschaltet und der nächstkleinere Bewerber aufgeschaltet) und alles nur auf dududu, mach das nie wieder endet, braucht es keinen Radiokodex.

Ohne sofortige Konsequenzen (ich meine nicht die Weichei-Floskel für ganz Doofe wie "kann mit ernsten Konsequenzen bis hin zu ....") ist der Kodex gelinde gesagt "was fürn Arsch" (der Admin verzeihe mir die Wortwahl)
 
AW: Braucht es einen Radiokodex?

und eben an solchen äusserungen wie o.a. scheitert dieser kodex. weil keiner sich traut die klappe auf zu machen oder was zu ändern, weil alle nur arschkriechen und den chef denken lassen, dass es SO richtig ist, was er bestimmt. aber hier rumheulen und dann hetzen. leute, wenn alle mal n bischen mehr courage zeigen und nicht nur lästern, dann könnte es was werden.
 
AW: Braucht es einen Radiokodex?

Der Radiokodex ist etwas für Weicheier, Bürgerfunker und anderem Gesocks, das den Radiomarkt nicht im geringsten verstanden hat.

Das nenne ich mal eine ehrliche Bestandsaufnahme!

Aber Norbert Linke wird trotzdem einen Kodex zusammenbasteln und daraus dann auch ein Buch machen. Und er wird als kluger Dozent durch die Lande ziehen und den Kodex predigen, den er selbst formuliert hat, und FFH wird sich, wie alle anderen Radiostationen im Lande, nicht daran halten.
 
AW: Braucht es einen Radiokodex?

Der Codex ist schon jetzt gescheitert, weil das System vorher geändert werden müsste. Ihr selbst habt eure Zukunft in der Hand. Macht was draus und jammert nicht herum.
 
AW: Braucht es einen Radiokodex?

Soviel also zur Staatsferne des Rundfunks ...

Soweit ich weiß, haben die nur Ihre Plattform bei der bpb. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe und die Kodexbefürworter und -macher sind aber größtenteils selber - zum Teil aktive - Hörfunker.

Und wer sich den Entwurf des Kodex ansieht, wird unschwer erkennen , dass es darum geht handwerkliche Grundregeln zu definieren und nicht INHALTLICH Einfluss zu nehmen.

Der Zwischenruf geht also meines Erachtens ins Leere.

Nochmal: Ich finde es schon erstaunlich, dass so ein Kodex hier offenbar vielfach als Bedrohung empfunden wird, als Reglementierung.

Könnte ein offenes und nachprüfbares Bekenntnis zum korrekten Umgang mit Themen und Hörern den Hörfunk nicht auch STÄRKEN?

Ich glaube schon.

Aber vielleicht würde es für den Anfang auch reichen, wenn der Presserat seine Befugnisse und Beschäftigung auf den Hörfunk ausdehnen würde? Für den online-Publikationen hat er es ja bereits getan.

http://www.presserat.de/Pressemitteilung-anzei.pm+M58096fa6393.0.html

Ich befürchte nur, der Presserat müsste dann personell dringend aufstocken....
 
AW: Braucht es einen Radiokodex?

Soweit ich weiß, haben die nur Ihre Plattform bei der bpb.

Mir läuft in dieser ganzen Richtung einfach ein bißchen zuviel bei dieser Behörde. Auf die Schnelle mag das hier andeuten, was gemeint ist:

http://handelsblatt6.blogg.de/eintrag.php?id=629
http://handelsblatt6.blogg.de/eintrag.php?id=1764

(Nicht daß ich die Bankrotterklärung, Journalisten hätten gar keine andere Wahl, als PR zu machen, damit unterstützen möchte.)
 
AW: Braucht es einen Radiokodex?

Mir ist schleierhaft, welches Ziel der Kodex verfolgen soll. "Unterstützer" hat das ja auch angemerkt. Soll das Medium "Radio" zu einem besseren Image kommen? Sollen Radiojournalisten mehr über ihre Arbeit nachdenken und ein Werkzeug an die Hand bekommen, um gegen PR-geile Programmdirektoren vorgehen zu können? Wem soll der Kodex nützen? - Und wem nützt diese derzeitige Initiative?

Natürlich ist es notwendig, über die eigene Arbeit nachzudenken, redlich zu arbeiten, innerlich unabhängig zu sein - und sauber zu recherchieren. Wenn der Kodex dazu führt, dass über diese Fragen nachgedacht wird, was gelegentlich durchaus der Fall ist, dann mag der Kodex durch die Öffentlichkeit geistern. Glückwunsch. Aber wenn er zu einer Verhaltens-/Arbeitsänderung führen soll, dann reicht ein Kodex nicht nur nicht, er ist auch der falsche Ansatz. Man bilde Nachwuchsjournalisten fürs Radio so aus, dass sie Rechte und Pflichten kennen, das sie Methoden der Recherche kennen, dass sie in der Lage sind, bei Pressemitteilungen zwischen den Zeilen zu lesen und daraus intelligente Fragen zu entwickeln, die Chancen haben auf aussagekräftige Antworten. Man erkläre ihnen, wie man ein Interview mit einem aalglatten Politiker so führt, dass er nicht ständig und erfolgreich ausweicht. Kurz: Man bilde sie so aus, dass sie wieder in die Lage versetzt werden, relevantes Radio zu machen. Außerdem gebe man "Programmplätze" und "Sendeflächen" frei, wo diese Dinge dann auf Sendung gehen. Dann wird der Rest folgen, denn das Problem des (Privat- bzw. Dudel-)Radios liegt nicht in mangelnder Glaubwürdigkeit sondern steigender Belanglosigkeit.
 
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