Innovationen?

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Beim Studieren der Radioprogramme fällt mir auf, dass es selten Innovationen gibt, also neue Sendungen oder Sendeschemen. Wenn man - dies gilt für viele Sender - im Januar eine Programmzeitschift kauft, kann man den Radioteil aufheben und hat das Programm für das ganze Jahr. Das ist doch total langweilig. Warum tun die Sender das?

Ich habe im Hinterkopf, dass dies früher anders war. Oder verkläre ich die Vergangenheit?

Was denkt ihr, wird die Zukunft bringen? Gibt es Sender, die in naher Zukunft Innovationen planen? Wenn nicht, wird das Radio irgendwann ein totes Medium sein. Ich bin Lehrer und in meinem Medienunterricht bekomme ich mit, dass - je nach Klasse - nur noch 10-20 Prozent der Schüler Radio hören.

Die häufigsten Gründe: langweilig, immer dasselbe, nur Eigenwerbung, höre am liebsten meine eigene Musik. (einen qualitativ anspruchsvollen Wortanteil wollen die meisten auch nicht, aber Radio wie derzeit kommt im Leben der Jugendlichen gar nicht mehr vor).

Also: was tut sich? Damit ich dies meinen Schülern weitergeben kann. Denn ich habe immer fürs Medium Radio geworben. Oder hat Radio irgendwann das ZDF-Publikum (vom Altersschnitt)?
 
AW: Innovationen?

Großes Thema. Schwieriges Thema.
Und noch schwieriger, darauf Antworten zu finden.

Viele Radiomacher sitzen, denke ich, en wenig wie die Kaninchen vor der Schlange. Kein Mensch weiß so recht, wie es mit dem Radio weitergehen soll. Inhaltlich und technisch. Also mal lieber nix verändern. Am Ende könnte es der Schritt in die falsche Richtung sein.

Aber:
Innovationen gibt es immer wieder.
Nur leider finden sie oft unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Denn der Hörfunk kommt in der (Medien-)Berichterstattung kaum noch vor.

Deshalb hier ein paar Beispiele:

Radio zum Mitmachen und die Hörer als Reporter - das gab's sehr anspruchsvoll inszeniert beim Deutschlandfunk, hieß "blogspiel", heißt jetzt "Breitband" und war/ist(?) rundum innovativ.
Zum Hintergrund:
http://www.bpb.de/themen/YHBFCL,0,%...l_vom_Aussterben_bedrohten_Massenmediums.html
Und direkt:
http://www.breitband-online.de/

Ähnliches, eher künstlerisch angehaucht, gibt's bei SWR2: den "Dokublog", eine - wie es heißt "interaktive Website für
Radio-Feature-Autoren und O-Ton-Sammler. Jeder ist ein Reporter und kann sich beteiligen, eigene Geschichten beisteuern und andere weiterschreiben.
Ausgesuchte DOKUBLOG-Beiträge werden in SWR2 gesendet und in den SWR2 DOKUBLOG gestellt.
siehe http://www.swr.de/blog/swr2_dokublog/site/index.php

Tendenziell innovativ scheinen mir auch: die Jugendwellen DAS DING des SWR und MDR Sputnik.
Dazu mehr unter
http://www.bpb.de/themen/GGIWRS,0,Das_trimediale_Jugendangebot_des_SWR.html
bzw.
http://www.bpb.de/themen/C57D8G,0,0,SputnikChef_%FCber_das_Versuchslabor_des_MDR.html

Einen ganz neuen Ansatz findet man auch unter http://www.1000mikes.com/.
Auch das ist gedacht als Radio zum selber Machen. Hier kann jeder seinen eigenen Kanal eröffenen und auch live auf Sendung gehen. Ob das die Zukunft ist? Fraglich.

Und hier noch was zum allgemeinen Trend, Hörfunk und Internet zu verquicken:
http://www.bpb.de/themen/LKQB2N,0.right,0,Radio_wird_zum_Soundtrack_der_Website.html

Vielleicht hilft das ja ein wenig weiter. Viele Erfolg bei der Jugend-Radio-Missionierung! ;o)
 
AW: Innovationen?

[Querverweis]

Einen ganz neuen Ansatz findet man auch unter http://www.1000mikes.com/.
Auch das ist gedacht als Radio zum selber Machen. Hier kann jeder seinen eigenen Kanal eröffenen und auch live auf Sendung gehen. Ob das die Zukunft ist? Fraglich.
Die Diskussion dazu findet sich bei radioforen.de in diesem Thread.

[/Querverweis]

Meinungsfreiheit at its best und zugleich Bürgerfunk at its worst; es findet, abgesehen von den Nutzungsbedingungen, praktisch keine Kanalisierung statt.
Neben gut vorgetragenen und ambitionierten Formaten kann man dort aber auch Kindergartenfunk weit unterhalb der hier vorgestellten Internetradio-Schwelle finden.

Eine Innovation im erfragten Sinne sehe ich dort nicht, es handelt sich vielmehr um einen ganz eigenen Weg.
Die Fragestellung "Ob das die Zukunft ist? Fraglich." besteht m.E. zu Recht.

Dann doch lieber die Einbindung der Hörer als Reporter in den anderen Beispielen und Links.

Gruß, Uli
 
AW: Innovationen?

Diese interessante Anfrage beim Lesen älterer Beiträge gefunden und finde, bei weitem nicht ausdiskutiert bzw. beantwortet. Deswegen:
Zitat : Beim Studieren der Radioprogramme fällt mir auf, dass es selten Innovationen gibt, also neue Sendungen oder Sendeschemen. Wenn man - dies gilt für viele Sender - im Januar eine Programmzeitschift kauft, kann man den Radioteil aufheben und hat das Programm für das ganze Jahr. Das ist doch total langweilig. Warum tun die Sender das?

Ich habe im Hinterkopf, dass dies früher anders war. Oder verkläre ich die Vergangenheit?


Ganz sicher. Denn auch „damals“ liefen viele Sendungen unverändert jahrelang. Beispiel hessischer Rundfunk (erstes Programm) :
Man denke nur an den legendären „Frankfurter Wecker“, der (lange vor meiner Zeit….!) ab dem 5. Mai 1952 (!) zunächst im (alten) Funkhaus am Dornbusch produziert wurde und dann „auf Reise“ ging – per Liveübertragung bis 1967 (!) (und daran kann ich mich noch erinnern…).
Und die Studio-Nachfolgesendung „Guten Morgen allerseits“ wurde dann bis 1988 (!) ausgestrahlt….
Oder das legendäre „Hamburger Hafenkonzert“ – schon 1929 (!) gelaufen. Die älteste heute noch ausgestrahlte Radiosendung der Welt – 1947 wieder gestartet, ab 1956 aus Hamburg unter Federführung des NDR. Im Juni 2004 wurden 2.500 Folgen erreicht – immer am Sonntagmorgen.

Die oben zitierte Feststellung ist ein Trugschluss – früher war alles noch VIEL träger.
Was sich geändert hat?
Die „horizontale Programmierung“ kam – bis Anfang/Mitte der 70er Jahre gab es an unterschiedlichen Wochentagen mal eine Viertelstunde „Heim,Hof und Garten“ und an einem anderen Tag eben „Ackerbau und Viehzucht“ etcpp…. Dann wurde erstmals im bundesdeutschen Rundfunk zumindest werktags die Sendungen „durchformatiert“ – d.h. die selben Programme zur selben Zeit die ganze Woche über.
Und damals hatte das Radio eben noch eine andere Bedeutung und wurde mehr gehört – so wie dann auch die Bedeutung der Mittelwelle nachließ und heutzutage fast ausschließlich durch UKW ersetzt wurde.

Heute gibt es Veränderungen – und die sind ETWAS schneller geworden, auch wenn es kaum auffällt. Aber die dauern im Schnitt eben 6-10 Jahre…. Wobei Ausnahmen die Regel bestätigen : Pop und weck läuft beim hr(3) bereits seit 1981…. Vorher war es die „Grüne Welle hr3“. Dafür wurden Sendungen wie die „Mittagsdiskotheke“ und „Locker vom Hocker“ wurden dagegen schon noch wenigen Jahren durch andere ersetzt.

Im Prinzip: Radioprogramme und deren Titel/Namen waren schon immer schwerfällig, sind aber heute „deutlich“ schneller auswechselbar geworden. Früher maß man in Jahrzehnten, heute in Jahren….

Heute die Kids ans Radio zu bringen, ist sehr schwer. Die laden sich (illegal) ihre files herunter, machen eigene „Programme“ per random shuffle auf ihrem ipod. Wobei das bis vor über zehn Jahren auch noch anders war: Da gab es zwischen 1970 und (etwa) 1990 jede Menge kids, die ihren eigenen „Piratensender“ auf Kurzwelle oder UKW betrieben und daran Spaß hatten…. Und das Internet scheint das „billige“ Medium für alle Radio-/Musikfreaks zu sein, die sich heute mal probieren wollen.
Ein probates Mittel wäre, sich vielleicht mal um einen „Veranstaltungsfunk“ zu kümmern, sofern der in Ihrem Bundesland möglich ist – ein zeitlich begrenztes Radio selber aufbauen – mit Akquise, Redaktion, Musikteppich, Moderatoren, Technik…. So „mal richtig auf UKW zu hören zu sein“, begeistert heute noch immer.
Die Zukunft des Radios sehr ich nicht soooo finster : Aber heute ist es gerade unter den Kids eben ein „Nebenbei-Medium“, das man allenfalls mal gezielt hört, wenn man (hier, in Hessen) eine der Jugendwellen wie youFM oder planet radio eingeschaltet hat und es vielleicht ein Konzertticket für Snoopy Dog Dogg zu gewinnen gibt……

mfg kirk
 
AW: Innovationen?

Pop und weck läuft beim hr(3) bereits seit 1981…. Vorher war es die „Grüne Welle hr3“. Dafür wurden Sendungen wie die „Mittagsdiskotheke“ und „Locker vom Hocker“ wurden dagegen schon noch wenigen Jahren durch andere ersetzt.

Zumindest im Falle der Mittagsdiscoteke, Radio Victoria, muss ich sanft widersprechen. Die Sendung lief immerhin 15 Jahre in hr3.
Sonst: d'accord.
Wer wollte auch schon "Locker vom Hocker" anstelle von Ö3 "Bitte recht freundlich" hören. Das war keine Alternative.
 
AW: Innovationen?

Im Prinzip: Radioprogramme und deren Titel/Namen waren schon immer schwerfällig, sind aber heute „deutlich“ schneller auswechselbar geworden. Früher maß man in Jahrzehnten, heute in Jahren….

Von welchen Namen wird eigentlich gesprochen? Die Sendeschemen einschließlich der verwendeten Namen für die Sendung sind doch so ungemein kreativ wie

06.00 - 10.00 Uhr XYZ - Der Morgen
10.00 - 12.00 Uhr XYZ - Der Vormittag
12.00 - 14.00 Uhr XYZ - Der Mittag (wobei der bei einigen ausfällt und dem Vormittag zugeschlagen wird)
14.00 - 18.00 Uhr XYZ - Der Nachmittag*
18.00 - 24.00 Uhr XYZ - Der Abend*
00.00 - 06.00 Uhr XYZ - Die Nacht.

Ausnahmen bestätigen nur die Regel. Genau so sind auch die Inhalte einschließlich der Präsentation beliebig und austauschbar geworden.

__________
Der Nachmittag kann auch einmal länger sein, bzw. der Abend später beginnen. Wobei es bei Bremen 1 auch anders geht, denn in der Zeit ohne Fußball fängt sonntags der Abend schon um 17.00 Uhr an.
 
AW: Innovationen?

Nun, eine gewisse Kreativität ist schon mit der Namensgebung verbunden - man muß sich ja auch untereinander voneinander unterscheiden (was'n Wortgebilde :D) : Also gab es (nach meiner Erinnerung) z.B. für die Morgensendung Namensgebungen wie
"Pop und Weck" (hr3) "Ach-schon wach" (meines Wissens auch mal bei hr3), "Morgenwecker", Morgenrot (bei Radio DDR :D), Muntermacher (Welle Untermain), Frühstücksradio (Frühstyxradio im Norden) und und und. Entsprechend die anderen Sendeblöcke (um nichts anderes handelt es sich bei "Vormittag", "Nachmittag" usw).

Natürlich kann man bei der Schwerfälligkeit der Programmzeitschriften da keine Aktualität verlangen - redaktionell ist da ein Vorlauf von 20 Tagen (!) - und kein Redakteur/Programmleiter kann vorher wissen, wer als Interviewgast am phone hängt oder was das kulturelle highlight am Tag X ist.
Das war und ist auch bei kommerziellen Sendern nicht anders - das Programmschema von "2-0-8" ist in den Achtzigern praktisch zehn Jahre gleich geblieben, nur die Moderatoren haben sich in der jeweiligen Sendung abgewechselt (wer erinnert sich noch an die sonore Stimme von Bob Stewart nachts um 3h zur Absage? Einst als DJ bei Radio Radio Scotland gestartet, dann Caroline North, BBC Radio 1)
Also wird es in den Programmzeitschriften -so der Eindruck von german #1- über Wochen und Monate keine Änderung in den Ankündigungen geben, einmal Gong oder HörZu reicht völlig für das restliche Jahr.
Daß trotzdem "Bewegung" drin ist, versuchte ich klar zu machen. Vielleicht meldet er sich ja noch mal....
 
AW: Innovationen?

Bringt etwas Aufklärung in die Sache mit dem dritten Programm des DLR/DLF. Und beruhigt ungemein: soll digital sein. Also gehen keine UKW-Frequenzen für das neue interaktive Wissenschaftsradio drauf. Vermutlich ein "nationales" Wilantis...
 
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