Aufnahme-Utensilien für Feature

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Milena

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Guten Abend,

ich bin noch neu im Bereich des Radiojournalismus' und in Kürze für die Aufnahme eines Features unterwegs. Jetzt würde ich gerne wissen, welches Aufnahmegerät Ihr "im Feld" benutzt. Was hat sich bewährt?

Hat jemand Erfahrung mit dem kleinen Marantz PMD 620 in Situationen wie "überfüllter Bazar", "Fischmarkt" o.Ä.? Ist ein externes Mikrofon in der Kombination mit dem PMD 620 beim Aufnehmen von Gesprächspartnern nötig, wenn ja, welches? Ein Forumsteilnehmer hat hier auf das Rode NT-3 hingewiesen. Eignet es sich für "bewegte Interviews"? Meine Gegenüber sitzen nämlich höchstwahrscheinlich eher nicht in ruhigem Ambiente auf gepolsterten Sesseln...

Vielleicht gibt es ja eine Art Einsteigermodell, das nicht gleich la peau des fesses kostet. Wäre der PMD 620 mit einem Rode NT-3 das Richtige für den Anfang?

Bitte schreibt mir Eure Erfahrungen/Meinungen! Danke!

Liebe Grüsze von Milena
 
AW: Aufnahme-Utensilien für Feature

Hallo Milena,

abgesehen davon, dass es diesen ultra-langen und höchst breit ausgefächerten Thread gibt, der Dir alle (in Worten: ALLE) Fragen beantworter, erlaube ich mir noch folgende Erfahrung mit auf den Weg zu geben:

das technische Equipment, erst recht die Mikrofone etc. sind bei weitem nicht das wichtigste bei einem Feature. (Jaja, Ihr Technik-Freaks, Ihr seht das gaaaaanz anders ....;))

Keine Ahnung, was Du unter einem "Feature" verstehst (bei mir fängt ein kurzes bei 15' an) oder welches Thema Du bearbeiten willst.
Tausend mal wichtiger als Aufnahmegeräte sind Idee, Kreativität, Herangehensweise, Innovation, Originalität und Beharrlichkeit beim Verfolgen von Thesen.

Aber das wolltest Du ja gar nicht wissen, oder? ;)

Viel Glück bei Deinem Feature!! :)
 
AW: Aufnahme-Utensilien für Feature

Wäre der PMD 620 mit einem Rode NT-3 das Richtige für den Anfang?

Hallo Milena

Ja so ein PMD 620 ist schon das "Richtige" für den Anfang.
Damit kann man das machen was Du dir vorstellst.

Theoretisch benötigst Du nicht mal das externe (mono) RØDE NT-3.
Die eingebauten stereo Mikrofone haben eine gute Abbildungsleistung und
sind exakt auf das Gerät abgestimmt.

Tipp: Wenn Du Aufnahmen machst, benutze Anfangs immer einen Kopfhörer
zum direkten Monitoring. Nach einigen Übungsaufnahmen wirst Du merken
wie präzise das Marantz arbeitet und tatsächlich ohne Umweg, ziemlich genau
das aufzeichnet was Du dort vor Ort hörst.

Perfekt für Features und Feldreportagen mit Atmo, in hoher stereo Qualität.
Mein Liebling unter den Reportagegeräten ist zur Zeit das Sony PCM D-50.
 
AW: Aufnahme-Utensilien für Feature

Hallo Codo!

Vielen Dank für Deine beruhigende Antwort! Vor lauter Bäumen tendiert man als Anfänger ja dazu, den Wald nicht mehr zu sehen. Es gibt einfach so viele Geräte!
Von dem Sony PCM D-50 habe ich auch schon gehört bzw. Benutzerberichte gelesen. Aber da schwang immer so eine leichter Moll-Ton mit, etwas, das dann doch nicht so toll an dem Gerät war...Wenn Du noch Zeit und Lust hast, wäre ich Dir sehr dankbar, wenn Du mir noch sagen könntest, weshalb das Sony-Gerät Dein Liebling ist. Was hat es, das der PMD 620 nicht hat/kann? Wo liegen für Dich die Unterschiede? Und würdest Du mir eher zum Kauf des Sony raten? Preislich ist ja kein soooo enormer Unterschied.

Merci!

Milena
 
AW: Aufnahme-Utensilien für Feature

Das Marantz hat die Mikrofone etwas weit auseinanderstehen.
Das ist nicht immer optimal für Interviews, weil die Stimme schnell mal
zwischen links und rechts hin und her schwanken kann, bei leichtesten Bewegungen.

Das Sony hat die Mikrofone in X/Y Anordnung stehen.
Das ist vorteilhafter bei nahen Gesprächaufnahmen das sich dort eine Fresnel
Zone bildet, die stereoneutral ist.

Das Sony hat einen großen griffigen Aufnahmeregler mit dem man während
der Aufnahme den Pegel mit dem Daumen justieren kann.
Der Nachteil ist etwas, die hohe Körperschallempfindlichkeit (vs. empfindliche Mikrofone!)
bei unvorsichtigen Griffgeräuschen.

Aber der große Vorteil, den das Marantz bietet, ist einfach die portable
Audioworkstation zum schneiden von Tracks. Das kann das Sony nicht ;)

Dafür braucht das Marantz ein Stativadapter.
Und Sony hat ein sehr solides Metallgehäuse für den Rock Solid Reporterpulk
Einsatz und kann in sehr hohern Bitraten in WAV aufnehmen.
 
AW: Aufnahme-Utensilien für Feature

Das Marantz hat die Mikrofone etwas weit auseinanderstehen.
Das ist nicht immer optimal für Interviews, weil die Stimme schnell mal
zwischen links und rechts hin und her schwanken kann, bei leichtesten Bewegungen.
Womit wir bei der Frage sind: Wie viele Mikrofone braucht man für ein Interview? Eberhard Sengpiel würde jetzt noch ganz suggestiv anschließen: "Wir haben doch zwei Ohren, oder?"... :)

Wenn Du ein handliches Stereo-Aufnahmegerät mit zwei eingebauten Mikrofonen hast, und damit jemanden interviewst, gibt es natürlich nur eine einzige technisch korrekte Lösung: Du verwendest nur einen der beiden Kanäle und setzt ihn in die Mitte der Mischung. Selbst bei einer 5.1-Kinomischung kommt der Primärton der Schauspieler aus dem Mittenkanal. Einen einzigen sprechenden Menschen mit zwei Mikrofonen in Stereo aufzunehmen und so zu senden, das ist keinesfalls akzeptabel.

Wer ein tolles Feature machen will, nimmt natürlich immer genug Stereo-Atmos an den Örtlichkeiten auf, an denen er Leute befragt. Dann kann man hinterher eine schöne Mischung machen. Ob die kleinen handlichen Geräte dafür geeignet sind, kann ich nicht beurteilen, bezweifle es aber vorsorglich.

Matthias (mit zwei KM 83 im Stereo-Korb)
 
AW: Aufnahme-Utensilien für Feature

Womit wir bei der Frage sind: Wie viele Mikrofone braucht man für ein Interview?
Eberhard Sengpiel würde jetzt noch ganz suggestiv anschließen: "Wir haben doch zwei Ohren, oder?"

Gut erkannt, Matthias. Bei künstlerischen Stereoaufnahmen würde ich keinen Sänger oder auch anderen Solisten vor dem Orchester mit nur einem Mikrofon aufnehmen, denn seine Stereoatmo und Luftigkeit gehört unbedingt gleich dazu. Etwas anderes ist ein Interview. Da steht ganz allein die deutliche Sprache im Vordergrund, ohne wenn und aber. Dabei würde ich nie zwei Mikrofone verwenden. Ich nehme glatt nur ein Mikrofon und panne dieses ins Stereo-Center. Eine getrennt mit zwei Mikrofonen aufgenommene Stereo-Geräusch-Atmo kann man hinterher dezent nach Belieben hinzumischen.
Die fest eingebauten Mikrofone im Marantz PMD 620 würde ich für die Abnahme eines Interviewpartners nicht verwenden. Da gehört ein externes in die Stereomitte gepanntes Mikrofon hin. Weil das Gerät keine 48 Volt Phantomspeisung hat, sollte man dynamische Mikrofone, wie das ElectroVoice RE50 oder das Beyer M58 nehmen und in den kleinen Klinkeneingang pfriemeln.
Natürlich geben Elektretmikrofone eine höhere Tonspannung ab, diese benötigen jedoch zusätzlich eine kleine Batterie.

Viele Grüße ebs
 
AW: Aufnahme-Utensilien für Feature

Schade, ebs und Pianist, daß das keiner von denen liest, die es nötig hätten...!


Liebe Grüße, W. St.
 
AW: Aufnahme-Utensilien für Feature

Schade, ebs und Pianist, daß das keiner von denen liest, die es nötig hätten...!
Naja, ganz so schlimm ist es ja zum Glück nicht... :)

Ich freue mich sehr, dass immer mehr Radiomacher die technischen Möglichkeiten, die die neuen kleinen Geräte bieten, auch nutzen. In Berlin laufen auf 88.8 öfter mal so kleine Reportagen von interessanten Berliner Örtlichkeiten, und immer öfter höre ich im Auto sehr genau, dass da echt mal jemand ein paar schöne Stereo-Atmos aufgenommen und reingemischt hat. Wenn man zum Beispiel in einen Bunker hinab- oder einen Turm hinaufsteigt, dann möchte ich das auch hören. Wenn man in einem Wasserwerk neben einer Belüftungsanlage oder in einer Hotelküche neben dem Herd steht, dann möchte ich das auch hören. Und zwar in bester Qualität. In den Autos hat man heute eine so gute Beschallung, dass man dann wirklich "mittendrin" sitzt, und so soll gutes Radio ja sein.

Matthias
 
AW: Aufnahme-Utensilien für Feature

Ja, in diesen Fällen soll es natürlich auch gerne so sein! Aber die waren ja auch nicht gemeint, sondern diejenigen Zeitgenossen (und da fallen mir einige ein), die beim Interview fröhlich mit den Mickymausohren zwischen sich und ihrem Partner hin-und-her-wedeln, und, weist man sie freundlich darauf hin, daß die Einstellung "mono" in solchen Fällen wesentlich tragfähiger sei, pikiert meinen, daß stereo doch sowieso viel besser und mono lange überholt sei, und außerdem haben sie viel Geld für ein allseits hochgelobtes Gerät ausgegeben und überhaupt. Aber die lesen das hier ja leider nicht. Die wissen schon alles.


Viele Grüße, W. St.
 
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Hallo codo, Pianst, ebs und Herr Stemmer,

ich las Euren Meinungsaustausch mit Interesse.

Schön, dass sich ein kleiner Dialog entwickelt hat, aus dem ich mir ein paar hilfreiche Informationsrosinen picken konnte!

Merci,

Milena
 
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