AW: Was ist (journalistische) Qualität?
Wenn man etwas evaluiert und zu einem negativen Ergebnis kommt, dann lautet die Konsequenz doch „weg damit“, oder habe ich da was falsch verstanden?
Theoretisch ja; das Problem ist nur, dass die, die da evaluieren, und die, die da entscheiden, nicht notwendigerweise die selben sind.
Die Gremien werden darauf hinwirken, dass der gesellschaftliche Mehrwert ("Public Value") des ganzen Programmspektrums als herausragendes Qualitätsmerkmal verstärkt evaluiert, reflektiert und dokumentiert wird.
Da steht nichts darüber, wer hier evaluiert. Die Programmverantwortlichen selbst? Die Rundfunkräte? Irgendwelche Mischkommissionen? externe "Experten" (und wenn, wer sucht die aus?)?
Selbst wenn der zuständige Rundfunkrat evaluieren sollte und zum Ergebnis kommen sollte, dass z.B. Jump so klingt wie ödester Privatfunk oder gar noch schlechter (die für den MDR nicht-zuständige Thüringische Medienanstalt hat das ja schon seit Jahren mehrfach quasi-offiziell fertig geevaluiert - ich finde nur gerade den Thread dazu nicht), kann sich der Horfunkdirex oder der Programmschiwack oder wer auch sonst immer noch hinstellen und sich für die netten Thesen bedanken, die er sicherlich auch schon ohne ARD-offizielle Evaluation schon oft gehört hat - eine Programmänderung ergibt sich darauf noch lange nicht zwingend.
Und auch die besten Programmleitlinien (
"Ziel ist die gemeinsame Erarbeitung eines Leitfadens zur Qualitätsbewertung [...] durch einen ständigen Diskurs zwischen Gremien, Programmmachern und Programmnutzern.") bedeuten nicht zwingend, dass auch das geleitete Programm besser wird. Als der SWR-Staatsvertrag 1997 beschlossen wurde, meckerten die Programmverantwortlichen in den Zeitungen, dass der blöde Vertrag die Programmziele so übergenau ausformiere, dass sie kaum noch Möglichkeiten hätten, die Programme nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Heute wissen wir, wie es ausgegangen ist. Der SWR hat sich einfach nicht an den Vertrag gehalten, SWR3 ist heute genausowenig das vorgeschriebene Jugendradio wie SWR1 das vorgeschriebene Informationsradio ist. Und niemanden kümmert's: Nicht Exekutive und Legislative, die den Vertrag ausgehandelt haben. Und nicht die Gremien, die ihn eigentlich umzusetzen und zu überwachen hätten. Und deshalb kommt es nicht auf schöne Programmleitlinien oder Evaluationen an, sondern auf besseres Programm, egal, ob dieses nun durch Zwang von oben, durch Evaluation von außen oder durch Einsicht von innen erreicht wird.