Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

XXLFunk

Gesperrter Benutzer
Wann wird die eingangs genannte Erkenntnis endlich auf das Radio angewendet und mindestens die der Öffentlichkeit besonders verpflichteten ÖR gezwungen, statt Kommerzfunk wieder geistig nahrhafte Unterhaltung und Information zu senden - auch und gerade auf den populären Wellen?
Und sind es nicht gerade die materiell und bildungsmäßig Schwachen, die so ein Angebot brauchen?
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

Wann wird die eingangs genannte Erkenntnis endlich auf das Radio angewendet und mindestens die der Öffentlichkeit besonders verpflichteten ÖR gezwungen, statt Kommerzfunk wieder geistig nahrhafte Unterhaltung und Information zu senden - auch und gerade auf den populären Wellen?
Und sind es nicht gerade die materiell und bildungsmäßig Schwachen, die so ein Angebot brauchen?

Nun bedurfte es keines pathetischen Auftrittes Gesine Schwans, diese längst überfällige Frage mal in den Raum zu werfen. Ich bin ohnehin etwas erstaunt, dass dieses Forum noch nicht überkocht angesichts der unerträglichen Zumutungen einiger ö-r-Stationen.
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

Sprechen wir mal ein paar Zumutungen an:
Faste jede populäre Welle hat morgens ihre Deppenshow mit hirnrissigen, völlig inhaltsfreien, garantiert humorlosen Aktionen, wie letztens bei Bayern 3. Da durften eine weibliche Moderatorin und ein männlicher Moderator im Wettstreit ein Regal zusammenbauen. Natürlich wurden die beiden abwechselnd als Deppen dargestellt - die damit verbundenen Gags wurden hörbar vom Blatt abgelesen.
Auf SWR 3 sollten die Hörer letztens auf eine bestimmte Künstlerin im Programm Acht geben und anrufen, sobald sie singt. Ein klassisches Privatradio-Gewinnspiel - hohler geht es nicht.
Die Musikprogramme von NDR 2 und HR 3 sind besonders tagsüber so geglättet und in der Auswahl beschränkt - man könnte meinen, es laufen nur noch Kuschelrock-CDs. Immer Wet Wet Wet mit "Love is all around" oder "Manic Monday" von den Bangels. Die meisten anderen Songs der beiden Bands werden ignoriert.
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

Ich bin ohnehin etwas erstaunt, dass dieses Forum noch nicht überkocht angesichts der unerträglichen Zumutungen einiger ö-r-Stationen.

Es kocht doch davon über, schon seit Jahren, und das zu Recht. Da Du ja erst kurz dabei bist, übrigens: Herzlich willkommen, wir brauchen wieder Zuwachs nach ein paar namhaften Abgängen:rolleyes:, aber zurück zum Thema: Einfach mal die Suchfunktion benutzen und eingeben:

Jump, Ö3, Bayern3, HR3, SWR3 usw. usf., die ganzen ÖR-Dudelwellen eben. Da wirst Du genug Beiträge finden, ich wette, wenn man sich viel Zeit nimmt, reicht das sogar für ein schönes Wochenende nonstop in diesem Forum. Sonntag Abend wärest Du vermutlich immer noch nicht fertig.

Nur: Scheint irgendwie nix zu nutzen, ändert sich kaum was, und wenn, zumindest bei den genannten Wellen, negativ. Aber das hält mich nicht davon ab, hier zu posten, soll einfach ein bisschen Zeitvertreib sein.

Aber im Grunde hast Du natürlich Recht.
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

Danke, ja, bin zufällig hier gelandet und hatte schon viel Spaß beim lesen. Kann man denn eigentlich gegen den NDR nicht mal irgendwas unternehmen? Das kann doch wirklich nicht wahr sein, dass die in dieser angeblichen Medienstadt ein so unterirdisches Programm senden (und ernsthaft erwarten, dass wir dafür auch noch bezahlen).
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

Kann man denn eigentlich gegen den NDR nicht mal irgendwas unternehmen?

Hier mit Sicherheit nicht. Denn die meisten PD's, so traurig das klingt, scheren sich einen Dreck darum, was hier geschrieben wird. Du kannst für Dich selbst die betreffenden Anstalten eigentlich nur ignorieren.

Aber wenn man ein bisschen sucht (ich weiß ja nicht, welche Empfangsmöglichkeiten Dir zur Verfügung stehen), findet man schon das ein oder andere Hörenswerte. Aber man sollte sich, wenn man einen kritischen Umgang mit der Radioszene hat, und das setze ich bei den meisten, die hier posten, einfach mal voraus, abgewöhnen, einen "Lieblingssender" zu haben, sondern gezielt nach Inhalten zu suchen, dann ist Radio auch wieder erträglich. Und, zumindest für mich, finden sich nach wie vor gute Sendungen, wenn natürlich spärlicher gesät als früher.
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

Also, ich bin mit RadioEins wirklich hoch zufrieden, und jammer da nichtmal über die Werbung. Dummerweise bekomm ich das in Hamburg ausschließlich als Stream, und mir verdirbt hier morgens schon der Radiowecker den Tag. In Hamburg gibt es im Äther wirklich garnichts.
Meine Frage zielte auch weniger in die Richtung, hier durch Forenbeiträge einen PD zur Vernunft zu bringen. Irgendwas muss man doch machen können, auch wenn bisher fast alle Radioinitiativen an der Ignoranz gescheitert sind.
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

statt Kommerzfunk wieder geistig nahrhafte Unterhaltung und Information

Das würde einen Automatismus bedeuten im Sinne von "Geld verdient man nur mit Verblödung." Ist dem so?

Und wer fragt die Hörer in ihrer Mehrheit, ob sie "geistige Nahrung" wollen... "Volkspädagogik"?.... :rolleyes:
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

Da hat Gesine Schwan völlig Recht, wenn sie das sagt.

Gewinnstreben vermuten wir doch eher bei den privaten Sendern und nicht bei öffentlich-rechtlichen. Ganz im Gegenteil, gerade die müssten doch versuchen, diejenigen zu erreichen, die wir als bildungsfern und/oder finanziell unterversorgt bezeichnen würden. Aber einige öffentlich-rechtliche Programme, wie das bereits erwähnte Bayern 3 oder auch NDR 2 scheinen da nicht „unserer“ Meinung zu sein.

Schön rakete, dass Du radio eins so gut findest. Ich hörte da schon Telefonate mit Zuhörern, die aus Bayern oder Hamburg anriefen. Wenn so ein Hamburger dann sagt, dass er mit NDR 2 eher bescheiden versorgt ist, dann können sogar die radio eins – Moderatoren nicht so ganz widersprechen und wollen’s offenbar auch net.

Schon schade oder? Da fragst Du Dich, wo Deine Gebühren letztendlich landen oder warum Du sie nicht direkt an Deine Lieblingsprogramme überweisen kannst. Ja, die Welt ist ungerecht, da wären wir wieder beim Kommerz!
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

Schon schade oder? Da fragst Du Dich, wo Deine Gebühren letztendlich landen oder warum Du sie nicht direkt an Deine Lieblingsprogramme überweisen kannst. Ja, die Welt ist ungerecht, da wären wir wieder beim Kommerz!

Nee, eben nicht. Wäre der NDR kommerziell, müsste er sich mal Gedanken machen. So aber herrscht an der Rothenbaumchaussee offenbar pure DDR.
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

So in etwa meinte ich das auch! Man fragt sich, wo die Kohle bleibt.
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

Zum Thread allgemein: Wie wäre es denn mal mit einem entsprechenden Zitat und/oder einer Quellenangabe.

Denn ich glaube, dass vor allem zügelloses Gewinnstreben nicht dauerhaft gut ist (außer für den vermeintlichen Gewinner), weiß wohl jeder. Der Mensch weiß das, lässt sich aber gerne blenden vom Gewinn.
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

Gewinnstreben vermuten wir doch eher bei den privaten Sendern und nicht bei öffentlich-rechtlichen. Ganz im Gegenteil, gerade die müssten doch versuchen, diejenigen zu erreichen, die wir als bildungsfern und/oder finanziell unterversorgt bezeichnen würden.
Mit Verlaub, aber nichts anderes tun sie. Oder glaubst du wirklich, dass du mit journalistisch hochwertigen Kulturprogrammen die sogenannten bildungsferen Schichten erreichst?
Und als zweite Frage: So sehr ich auch zu verstehen glaube was du meinst, wo ist der direkte Zusammenhang zwischen vermeintlichem Dudelprogramm und zügellosem Gewinnstreben? Die Aufgabe des ÖR ist es, möglichst alle Bevölkerungsgruppen im Programm zu berücksichtigen. Insofern kann ich durchaus nachvollziehen, dass es eine sogenannte Dudelwelle bei jeder Anstalt gibt. Ob das wirklich sinnvoll ist, steht wiederum auf einem anderen Blatt.
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

xxl-funk
Wann wird die eingangs genannte Erkenntnis endlich auf das Radio angewendet und mindestens die der Öffentlichkeit besonders verpflichteten ÖR gezwungen, statt Kommerzfunk wieder geistig nahrhafte Unterhaltung und Information zu senden - auch und gerade auf den populären Wellen?

Ein heißes und berechtigtes Thema. Aaaaaaaaaaaaber: Die ÖR-Stationen haben durchweg mehrere Wellen zur Verfügung. Auf 1-2 dürfen sie auch Popradio zelebrieren, um nicht den Anschluß zu verlieren. ist sogar m.E. zu wenig, um in punkto "Pop" alle Altersschichten abzudecken, siehe "music of your life".
Ich würde die Präsentation anders gestalten- besonders weg von den enervierenden dümmlichen Doppelmoderationen (auch wenn wir die einst im deutschen Privatradio mal als erste zelebriert hatten- aber alles zu seiner Zeit! Es nimmt überhand und ist nicht mehr lustig).

Im übrigen teile ich die Bedenken von radiokult:
Oder glaubst du wirklich, dass du mit journalistisch hochwertigen Kulturprogrammen die sogenannten bildungsferen Schichten erreichst?
Exakt das ist das Problem. Und da kommt es auf die "Verpackung" an, ob ich mit mehr Inhalt und mehr background-infos überhaupt diese Schichten zum Zuhören & Anhören bewege.... muß man sehr sehr sehr vorsichtig und mit Fingerspitzengefühl "dosieren".

Kulturwellen haben wir genug (wieviel Prozent hören sie?), der Bildungsauftrag ist damit (noch) gesichert und die Zeit der Programme mit erhobenem Zeigefinger und belehrendem Unterton muß endgültig vorbei sein. Gottseidank (oder wer auch immer).

XXL-Funk verwechselt zudem etwas: Der Dudelfunk auf den ÖR-Wellen hat nichts mit Gewinnstreben zu tun, eher dem Hinterherjagen nach Einschaltquoten (Hörer letzte 14 Tage...)
In einem Punkt bin ich d'accord: Die Minirotation muß fallen, das berühmte Pendel (hallo Ludwig...:D) in die andere Richtung schwingen....- die ursprüngliche Formatidee wiederbelebt werden. Damit wäre schon viel viel viel erreicht. :rolleyes:
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

Auf 1-2 dürfen sie auch Popradio zelebrieren...ist sogar m.E. zu wenig, um in punkto "Pop" alle Altersschichten abzudecken...Ich würde die Präsentation anders gestalten- besonders weg von den enervierenden dümmlichen Doppelmoderationen...Und da kommt es auf die "Verpackung" an, ob ich mit mehr Inhalt und mehr background-infos überhaupt diese Schichten zum Zuhören & Anhören bewege...
Kulturwellen haben wir genug (wieviel Prozent hören sie?), der Bildungsauftrag ist damit (noch) gesichert...Die Minirotation muß fallen

Da sind wir gar nicht weit auseinander. Mir fehlen ja gerade Programme, die den Platz zwischen ABY und DLF - im doppelten Sinne - gebührend ausfüllen. Radio Eins ist zu schräg, SWR 3 zu nah an ABY dran. Dennoch müsste man sich im Sinne der Bevölkerungsmehrheit eher an SWR 3 orientieren.

Es müsste genauso gemacht werden, wie Du es andeutest: Mehr Titel in die Rotation, aber nichts Schräges wie bei Radio Eins, sondern vergessene Songs bekannter Künstler oder radiotaugliche Songs aus deren Alben. Was ich meine, kriegt dieses Programm tagsüber ziemlich gut hin:
http://retetre.rtsi.ch/index.php?option=com_wrapper&Itemid=102

Bei der Information sollten die Sender sich auf die aktuellen Themen des Tages und ein paar wenige kurze Features beschränken - in einer klaren Sprache. Die Länge der Beiträge sollte sich innerhalb eines Zeitkorridors von zwei bis fünf Minuten bewegen und ausschließlich an der Komplexität des Themas orientieren. Immer sollte aufgezeigt werden, welche Auswirkungen diese Ereignisse auf das Leben der Hörer haben. Sie sollten auch mitdiskutieren dürfen. Im Prinzip hat SWR 3 hier - besonders dank der Sendung "Nun" - keine Defizite. JUMP sündigt hier mehr.

Bei der Unterhaltung sehe ich die größten Defizite. Richtig halte ich die relative Freiheit, die SWR 3-Moderatoren im Gegensatz zu NDR 2-Moderatoren haben. Bei NDR 2 hält man sich den ganzen Tag an sehr enge Vorgaben. Vorgaben verspüre ich bei SWR 3 auch, dennoch verkörpern die Leute aus Baden Baden - nach Sendung unterschiedlich - auch viel Spontanität, die überwiegend nicht einstudiert wirkt. Genau diese Einstudiertheit nervt bei den Bayern 3 - "Frühaufdrehern" kolossal.

Wie sollte nun die Unterhaltung jenseits der Moderation aussehen? Zunächst nerven Spiele, die keine sind, also blosses Anrufen, um einen Preis einzustreichen. Wo ist da der Kick für den rein zuhörenden Rezipienten? Auch diese sinnlosen Diskussionen a la "was macht Ihr denn an diesem Wochenende" sind im Ergebnis wenig ergiebig.

Als positives Beispiel möchte ich noch einmal auf Jürgen Raspers Sendung "madhouse quizshow" auf hr3 am Samstagabend hinweisen. In sechs Spielrunden werden bis zu drei Aufgaben gestellt. Die Preise vergrößern sich entsprechend, auch ein Jackpot spielt eine gewisse Rolle. Es muss geschätzt werden, falsche Geschichten erkannt und Fragen beantwortet werden. Die Sendung verlangt den Gewinnern zumindest etwas - wenn auch nicht viel - ab. Sie hat im Gegensatz zu den endlosen - oftmals leeren - Magazinsendungen Inhalt und Struktur. Rasper wiederum ist symphatisch und witzig, aber nie arrogant oder abgehoben.

Als ein Beispiel für gelungene Comedy möchte ich Bruno Jonas auf Bayern 3 anführen. Nicht so flach wie der Müller-Klamauk auf SWR 3, ohne zu sehr in die Richtung des eher massenuntauglichen "Scheibenwischer" zu gehen.
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

Mit Verlaub, aber nichts anderes tun sie. Oder glaubst du wirklich, dass du mit journalistisch hochwertigen Kulturprogrammen die sogenannten bildungsferen Schichten erreichst?
Und als zweite Frage: So sehr ich auch zu verstehen glaube was du meinst, wo ist der direkte Zusammenhang zwischen vermeintlichem Dudelprogramm und zügellosem Gewinnstreben? Die Aufgabe des ÖR ist es, möglichst alle Bevölkerungsgruppen im Programm zu berücksichtigen. Insofern kann ich durchaus nachvollziehen, dass es eine sogenannte Dudelwelle bei jeder Anstalt gibt. Ob das wirklich sinnvoll ist, steht wiederum auf einem anderen Blatt.

Zunächst habe ich von „einigen öffentlich-rechtlichen Programmen“ gesprochen. Das heißt, es schließt sehr wohl ein, dass es auch andere Programme, wie Kulturprogramme gibt. Ich habe natürlich nirgendwo geschrieben, sie sollen bildungsferne Schichten mit Hochkultur erreichen, und ich für meinen Teil habe so etwas Absurdes auch nie gedacht. Ich habe auch nichts dagegen, dass der öffentlich-rechtliche versucht alle Bevölkerungsgruppen zu erreichen, aber ich finde er sollte es nicht unbedingt mit der Methode der privaten Sender, die gewinnorientiert arbeiten, versuchen.

Ich finde auch nicht, dass die Musikauswahl das Entscheidende sein sollte, so wie es sich wohl XXL Funk denkt. Radiovictoria hat es schon angedeutet: Die Aufmachung, das Wie ich die Hörer anspreche, das macht viel aus. Auch ein Popprogramm kann so gestaltet sein, dass es nicht wie der billige Privatfunk klingt. SWR 3 beispielsweise klingt aber genau so schrottig wie andere Privatsender.

Und mit Gewinn oder Verlust hat es dennoch etwas zu tun! Denn wenn bestimmte öffentlich-rechtliche Programme genau so als Trittbrettfahrer der privaten Sender versuchen mit deren Methoden ihnen die Hörer abzujagen, dann schmälern sie quasi deren Gewinn, werden selbst zum MA-Gewinner und so weiter. Es ist also nicht von der Hand zu weisen, dass auch die öffentlich-rechtlichen Programme auf diesem Markt mitmischen. Die Zahlen dazu gibt es halbjährlich.
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

Man kann den populaeren wellen Ö-R gewiss viel vorwerfen, dass sie die verbloedung nur wegen gewinnstrebens betrieben, vermutlich nicht. Denn (leider?) sind die wellen keine profit center, die von ihren einnahmen leben muessten. Im gegenteil: brav kameralistisch gerechnet, fliessen die werbeeinnahmen aller wellen in die kassen der gesamt-anstalt, heisse sie nun wdr, ndr oder br.
Das elend der "dudelwellen" im oeffentlichen-rechtlichen radio ruehrt von der schizophrenen situation her populaer sein zu wollen, aber populistisch zu sein, akademisierte journalisten (s. bombastische stellenausschreibungen) anstellen zu wollen, diese dann aber als (untaugliche) fomat-lakaien zu beschaeftigen.

Ich kann ueberhaupt nicht verstehen, warum oeffentlich-rechtliche wellen privatfunk, noch dazu schlecht, kopieren. Es gibt dafuer KEINEN einzigen stichhaltigen grund.
(uebrigens: das fernsehen macht's genauso: habe ich nicht gerade den Trailer fuer eine "auswanderersendung" (ARD/ZDF) gesehen, die bis zu bildschnitt und text dem sat1-vobild gleicht?)

Es ist mangelndes selbtsbewusstsein der redakteure und pogrammmacher, die zu solch einer verflachung und programmkonvergenz fuehrt.
Die erfahrenen persönlichkeiten des radios sind ausgestorben, korrespondenten oder pensioniert (oder inneren kuendigung anheim gefallen) - manche schreiben buecher oder halten vortraege.

Die nachgewachsene generation der programmmacher kommt aber nicht mehr primaer aus dem journalismus (z.b. zeitungen), der sich ein medium- radio - suchte, sondern hat das medium - radio - und fuellt es mit allem, was sich nicht wehren kann.
Das daraus etwas anderes entsteht, darf nicht wundern.
Ich bewerte nicht, auch wenn ich das persoenlich bedauere.
Aber wenn die sogen. BERATER heute formatierten privatfunk und morgen den "relaunch" einer ARD-Welle begleiten, woher nehmen wir die hoffnung, dass sich die produkte beim anhoeren unterschieden?

Bis auf wenige ausnahmen sitzen auch auf den hoechsten hierrachie-ebenen der ARD-sender keine radiojournalisten mehr und wenn (z.B. piel, reim) sind sie längst mit rundfunkpolitischen themen oder dem viel wichtigeren TV so ueberfrachtet, dass sie gar keine kraft mehr haben, das steuer herumzuwerfen.

FAZIT: Das teils traurige bild mancher ARD-radioprogramme ist nicht die folge zuegellosen gewinnstrebens (ein allzu billiger schwanengesang...), sondern die folge von entprofessionalisierung, lieblosigkeit und blinder konvergenz.

uebrigens Radiovictoria:

(...)
Ich würde die Präsentation anders gestalten- besonders weg von den enervierenden dümmlichen Doppelmoderationen (auch wenn wir die einst im deutschen Privatradio mal als erste zelebriert hatten- aber alles zu seiner Zeit! Es nimmt überhand und ist nicht mehr lustig).
(...)

Das stimmt nicht. WDR 2 hatte von beginn des originalen morgenmagazins (in den 60ern) bis ende 1994 immer die teils brillante doppelmoderation. Da war von privatfunk noch keine rede.
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

FAZIT: Das teils traurige bild mancher ARD-radioprogramme ist nicht die folge zuegellosen gewinnstrebens (ein allzu billiger schwanengesang...), sondern die folge von entprofessionalisierung, lieblosigkeit und blinder konvergenz.
genau dieser eindruck drängt sich mir auch auf. früher hätte ich mir nie vorstellen können, daß öffis leute auf die antenne lassen, die so unsauber sprechen (bremen vier). oder programme in miserabler tonqualität - das schlechte ergebnis auch noch ausgerechnet durch soundprocessing potenziert - ausgestrahlt werden (bayern 3). moderatoren in ihrer moderation zu erkennen geben, daß sie von der angekündigten musik null ahnung haben (ndr 2). showopener ohne hörbares "thema" auf den sender lassen (wdr 2), daran dann auch noch monatelang - bedingt erfolgreich - herumwerkeln. ohne ende dummschwatz verbreiten ("die zwei", samstags zw. 8 und 12h auf bayern 3).
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

Die Zwei auf Bayern 3 haben mich auch gerade wieder zum Abschalten bewegt. Da höre ich doch lieber Radio Eins per Internet, das finde ich auch nicht schräg. Es ist einfach mal ein gutes Beispiel, wie ein öffentlich-rechtliches Programm sein kann, dass auch Hörer erreicht – z.B. mehr als r.s.2 – und dennoch kein Dummfunk ist.

Schön, wie radiofunky das zusammengefasst hat. So sehe ich das auch.

Es ist mangelndes selbtsbewusstsein der redakteure und pogrammmacher, die zu solch einer verflachung und programmkonvergenz fuehrt.
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

Übrigens, da ich gestern schon nach einem konkreten Zitat für den Auslöser dieses Threads fragte. Wenn ich nun bei Google „Gesine Schwan Gewinnstreben“ eingebe, erhalte ich genau 2 Treffer: erstens Radioforen und Zweitens diesen hier zum öffentlich-rechtlichen. Finde ich schon wichtig, dass man weiß, warum man hier überhaupt redet.
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

Bis auf wenige ausnahmen sitzen auch auf den hoechsten hierrachie-ebenen der ARD-sender keine radiojournalisten mehr und wenn (z.B. piel, reim) sind sie längst mit rundfunkpolitischen themen oder dem viel wichtigeren TV so ueberfrachtet, dass sie gar keine kraft mehr haben, das steuer herumzuwerfen.

Bei den beiden Häusern wäre es aber auch eine Katastrophe, wenn beim Radio das Steuer herumgerissen würde ...
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

Da sind wir gar nicht weit auseinander. Mir fehlen ja gerade Programme, die den Platz zwischen ABY und DLF - im doppelten Sinne - gebührend ausfüllen. Radio Eins ist zu schräg, SWR 3 zu nah an ABY dran. Dennoch müsste man sich im Sinne der Bevölkerungsmehrheit eher an SWR 3 orientieren.

Ich denke, öffentlich-rechtliche Grundversorgung sollte sich keineswegs vorrangig an der Bevölkerungsmehrheit orientieren. Nun wäre zunächst zwar zu klären, welche Rolle dem gebührenfinanzierten Rundfunk überhaupt zuzukommen hat (gibt es hierzu schon einen älteren Strang? Ich mach sonst beizeiten gerne mal einen auf), aber aus kulturökonomischer Sicht sollte er sich dort positionieren, wo ein Programm eben nicht marktfähig wäre, d.h. von Privaten u.U. besser erbracht werden könnte. Für mich bedeutet das, dass sich zumindest eine Welle eines Funkhauses an popkultureller Relevanz orientieren sollte. Legen wir für die Definition einer solchen die relevante deutsche Musikpresse sowie das Feuilleton der großen Tageszeitungen zugrunde, sind wir recht nahe an der Playlist von RadioEins (und eine Milchstraße entfernt von NDR2). Ob man das nun persönlich schräg findet oder nicht, dies ist die Musik unserer Zeit für den erwachsenen Hörer, nur um auch mal 'adult contemporary' wörtlich zu übersetzen.
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

Die frage der grundversorgung beinhaltet auch die frage, ob ALLES grundversorgung UEBERALL sein muss.

Wenn wir vermutlich bei nachrichten, dokumentationen, den gelegentlichen opernauffuehrungen vermutlich bei vielen eine uebereinstimmung erzielen, was den auftrag zur grundversorgung der Ö-R angeht, so frage ich mich, ob wirklich jeder sender aehnliche formate anbieten muss.

Checkformate im fernsehen, schuldenberatung, kochwettbewerbe, schuelerquiz, auswanderergeschichten, privat und Ö-R.

Im radio aequivalent ratequizsendungen, hoererwuensche, charts, anrufaktionen etc., privat und Ö-R.

Sobald die privaten ein feld gut machen, laufen die O-R's hinterher. Humbug!

DAS ist nun gerade keine grundversorgung.
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

...also: Werbung bei ÖR abschaffen?
Den Aufschrei nach mehr Gebühren höre ich jetzt schon.
 
AW: Gesine Schwan: Zügelloses Gewinnstreben ist zerstörerisch

Ich denke, öffentlich-rechtliche Grundversorgung sollte sich keineswegs vorrangig an der Bevölkerungsmehrheit orientieren.
Da haben wir doch aber schon das Dilemma in dem sich der ÖR befindet. Bietet er keine Programme mehr an für die vermeintliche Mehrheit, hat er sein Recht verwirkt von allen Gebühren zu kassieren für Programme, die eben nur eine Minderheit anspricht.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben