AW: Umrüsten von ADR auf DVB-S
Ob Du einfach statt des UFD 430 einen x-beliebigen DVB-S-Receiver anklemmen kannst, ist davon abhängig, von wann das LNB an der Schüssel ist. Das LNB ist der eigentliche Empfangskopf, das Ding vorne am Arm der Schüssel, wo das Kabel / die Kabel rauskommen.
Früher, ganz früher, funkten die Astra-Satelliten im Frequenzbereich zwisxhen ca. 10.95 GHz und 11.75 GHz. Da man solche Frequenzen nicht über Koaxkabel verteilen kann (sie würden sofort "versickern", man braucht bei Mikrowellen stattdessen sogenannte Hohlleiter), hat das LNB davon gleich mal 10 GHz elektronisch subtrahiert. Blieben also 950 MHz bis 1750 MHz übrig. Das kann man auf ein Koaxkabel geben und da ist auch nach 30 Metern bei gutem Kabel noch was da.
Irgendwann wurde ein weiterer Astra-Satellit gestartet. Der funkte nun unterhalb 10.95 GHz, das ging bis zu 10.714 GHz runter. Da liegt heute der analoge KiKa. Dumm: wenn das LNB 10 GHz subtrahiert, bleiben da nur 714 MHz - und das liegt außerhalb des Empfangsbereichs der Receiver, der ja bei 950 MHz beginnt (es gibt einige Ausnahmen aus genau diesem Grund).
Also brachte man neue LNBs raus, die nur 9.75 GHz statt 10 GHz subtrahierten. Dadurch rutschten alle Programme um 250 MHz nach oben und auch der KiKa war zu empfangen - und zwar auf 964 MHz. Damit nun die obersten Kanäle des Astra-Systems nicht aus dem Empfangsbereich der Receiver rausrutschen, wurde der bei neueren Modellen auf 2050 MHz erweitert. Das war etwa 1993.
Du kannst die steinalten 10-GHz-LNBs und die neueren mit 9.75 GHz entweder durch den Aufdruck (da steht dann "LOF 10 GHz" oder "LOF 9.75 GHz" drauf, LOF heißt lokale Oszillatorfrequenz) unterscheiden oder dadurch, auf welcher Frequenz die Programme zu empfangen sind. Bekommst Du den analogen KiKa? Dann ist es zwangsläufig ein 9.75er, sonst wäre der nicht am Receiver einstellbar.
Noch paar Jahre später wurden weitere Astra-Satelliten gestartet. Sie funkten nun auf Frequenzen oberhalb der bisher genutzten. Um da ranzukommen, mußte deutlich mehr als bisher subtrahiert werden, da man sonst wieder oberhalb des Receiver-Empfangsbereichs lag. 10.6 GHz wären richtig gewesen - dann wären aber viele der bisher empfangbaren Kanäle unten aus dem Empfangsbereich gerutscht. Also brachte man umschaltbare LNBs auf den Markt. Die Dinger verhalten sich wie normale 9.75-GHz-LNBs, legt man auf dem Antennenkabel vom Receiver aus jedoch zusätzlich zur Betriebsspannung (13 oder 18 Volt, je nach gewünschter Polarisationsebene) ein 22-kHz-Tonsignal an, dann schalten die LNBs um und subtrahieren nicht 9.75 GHz, sondern 10.6 GHz.
Diese LNBs nennt man Universal-LNBs. Um die vielen Digitalprogramme zu empfangen, brauchst Du so eins - die meisten in Deutschland interessanten Transponder liegen im oberen Band und benötigen die 10.6 GHz Oszillatorfrequenz des LNBs. Da mit Start der neuen Satelliten fast ausschließlich Digitalpakete aufgeschaltet wurden, nennt man das obere Band fälschlicherweise "Digitalband" und die LNBs "digitaltauglich". Das ist Quatsch, da oben könnten auch analoge Programme aufgeschaltet werden, dem Satelliten ist das herzlich egal.
Du brauchst also zwingend ein "Universal-LNB", gerne auch "digitaltaugliches LNB" genannt. Aufdruck meist "LOF 9.75 / 10.6". Oder halt alles, was neuer als vielleicht 10 Jahre ist, das sollte umschaltbar sein.
Falls Du keins hast, kaufe eins. Die Dinger kosten nicht die Welt. Wenn Du nur einen Receiver anschließen willst (einen Single-Receiver!), dann nimm ein
Universal-Single-LNB. Für zwei Receiver oder einen Twin-Receiver nimm ein
Universal-Twin-LNB. Da kommen dann 2 Kabel raus. Für 3 oder 4 Receiver (bzw. 2 Twin-Receiver oder einen Twin-Receiver und zwei Single-Receiver) nimm ein
Universal-Quad-LNB.
Die hier verlinkten LNBs sind mit Standardbefestigung (40 mm Durchmesser) versehen. Es gibt von Kathrein und TechniSat Spiegel, bei denen Spezial-LNBs
montiert werden müssen, da die Halterung völlig anders ist. Also Obacht, was Du für einen Spiegel hast!
Du kannst da problemlos den Kathrein weiterlaufen lassen. Ggf. mußt Du was an der Programmierung ändern, wenn vorher ein 10-GHz-LNB im Einsatz war.
Als Receiver kommt jeder DVB-S-Receiver in Frage. Die gibt es ab 25 Euro. Da zeigt gerade mal eine LED an, daß die Kiste läuft. Weitere Infos gibt es nur auf dem TV (Menü).
Für Radio ist besser, man sieht, was man hört. Da bieten sich Geräte mit Sendernamenanzeige an. Einer der billigsten ist der
Edision Trojan, der kann darüber hinaus auch auf USB-Stick Radio und TV aufnehmen zur Weiterbearbeitung am PC. Außerdem ist ein HDMI-Anschluß dabei zur digitalen Anbindung an Flachbild-TVs. Das kann, muß aber nicht unbedingt besser sein als analoge Videoverbindung. Die Kiste kostet nur noch um die 60 Euro, dafür ist sie bei weitem nicht so komfortabel wie ein großer TechniSat - und sie zieht 6 Watt standby, wenn man sie nicht hinten hart ausschaltet!!!
Um etwa 130 Euro gibt es dann diesen kleinen
Vollplast-Technisat, der nur wegen seines exzellenten Radio-Displays zu empfehlen ist. Da werden alle Infos angezeigt, die die Sender mit ausstrahlen (Radiotext). Leider eine der üblichen Vollplastgurken, aber meilenweit besser im Handling als noname-Geräte. Und weniger Standby-Verbrauch. Dafür kann er nicht aufnehmen und hat keinen HDMI-Out.
Falls Du TechniSat-Komfort und -Stabilität mit Aufnahmefunktion haben willst, schau Dir den
HD8-S an. Der zeichnet auf USB-Stick oder Wechselplatte auf und kann auch HDTV. Kostet allerdings 300 Euro.
Referenzklasse ist dann etwa hier:
TechniSat DigiCorder HD-S2+. Doppeltuner für Aufnahme und gleichzeitiges Sehen eines anderen Programms. Eingebaute Festplatte zur Aufnahme. Netzwerkanschluß zum Abholen der Aufnahmen, Einbindung ins Heimnetzwerk möglich, spielt dann auch Inhalte lokaler Festplatten ab. Das hat freilich seinen Preis, aber ich halte TechniSat für sehr empfehlenswert. Meist von Anfang an ausgereifte Software, stabiles Verhalten, saubere Menüführung. Dafür kann man halt nicht hacken und cracken wie bei den Linux-Receivern...
Selbstverständlich kannst Du auch beliebige andere Receiver verwenden. Kathrein hat ein umfangreiches Sortiment, aber manche davon sind seit Jahr und Tag dermaßen instabil, daß sie teils elementare Funktionen nicht absturzfrei bewerkstelligen. Es gibt dann noch Labels wie
Kreiling oder
arcon, die beide teils bei dem gleichen Entwicklerteam (digenius, ehemlige Lemon-Leute) entwickeln lassen und in der Spitzenklasse durchaus interessante Geräte bieten, die aber gewissen "Exotenstatus" innehaben. Es gibt die Linux-Boxen von
Dream, die was für echte Computerfreaks sind, aber auch ne Menge ermöglichen *zwinker*. Es gibt Humax und Topfield aus Asien, die recht beliebt sind, aber gerne hübsch in Standy Strom ziehen und bei weitem nicht so komfortabel daherkommen wie TechniSat.
Für die Radiosender benötigste Du nur einen free-to-air-DVB-S-Receiver. Für das derzeitige TV-Angebot mit Ausnahme von Premiere ebenso, falls HD nicht auf dem Spielplan steht. Ich würde aber heute dennoch zu einem HD-Receiver raten, wenn Dir TV wichtig ist.
Preiswerte und offenbar funktionierende HDTV-Geräte mit Aufnahmefunktion kosten um die 150 Euro.
Die öffentlich-rechtlichen werden bis auf weiteres unverschlüsselt bleiben. Die Privaten wollten verschlüsseln, durften aber nicht (Kartellamt) und haben auf der ANGA dieses Frühjahr wohl mehr oder weniger gesagt, daß die SD (Standardauflösung)-Kanäle offen bleiben werden. Bei HDTV ist mit einer Verschlüsselung zu rechnen, von der noch nicht klar ist, ob sie mit Standard-Receivern empfangbar sein wird. Es ist gut möglich, daß jede Plattform bald ihre eigenen Receiver hat. Zukunftsaussagen sind deshalb kaum möglich.
Das Programmangebot (analog und digital) kannst Du schonmal
hier anschauen.