Was kann man gegen Schleichwerbung im Radio tun?

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Padina

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Schleichwerbung ist ein Problem für die Glaubwürdigkeit der Journalisten, der Moderatoren und der Radiosender.
http://www.fair-radio.net/Artikel/180/

Nun muss man klar erkennen, dass die Grenzen zwischen Schleichwerbung, Public-relation und unabhängigen Journalismus immer fließend sind. Um dem ehrlichen Journalisten wieder mehr Gewicht zu geben, würde ich mir eine Liste ähnlich wie bei der Lehrerbewertung auf Spickmich.de wünschen. In der Liste sollen Surfer formalisiert die Unabhängigkeit ihrer Radiostationen und Moderatoren bewerten. - vielleicht könnte man es sogar hier bei Radioforen.de einrichten.

Juristisch steht eine solche Liste auf relativ sicheren Füßen, denn das Recht auf Meinungsfreiheit erlaubt eine solche Liste. Es sei hier nur auf das aktuelle BGH-Urteil vom 23. Juni verwiesen.

Ich bin gespannt auf die Vorschläge, nach welchen Kriterien man die die Qualität der Moderatoren und Sender bewerten kann.

Hier mal ein paar Vorschläge:
- Kritikäußerungen
- emotionale Wortwahl
- Musikpromotionsender
- ...

Padina

Nachtrag: Anlass für diesen Thread war die unterschriften Aktion von FairRadio.
http://www.fair-radio.net/fuer-eine-transparente-medienaufsicht/
 
AW: Was kann man gegen Schleichwerbung im Radio tiun?

Wie bei "spickmich.de" finde ich es generell zweifelhaft, einzelne Personen namentlich und öffentlich an einen Pranger zu stellen. Zudem können sich die Kritisierten dort nicht äußern und wehren. Und was soll mit einem "denunzierten" Moderator geschehen? Fliegt er aus dem Kader und kann auch bei keinem anderen Sender mehr Fuß fassen? Das halte ich für höchst kriminell und rufschädigend!

Zudem müssen viele (die meisten?) Privatstationen mit anderen Werbepartnern agieren, wenn es um Gewinnspiele oder Veranstaltungen geht. Wenn man diese Partner on air nennt, ist das schon Schleichwerbung?

Lasst doch den Hörer selbst entscheiden! Wenn den Hörern ein Sender oder Moderator gegen den Strich geht, schalten sie um oder ab. Und das wiederum zeigt die MA, bisher die einzige Messlatte, wenn auch eher ungenau.

Wenn ich hier im Forum schon lese, wie oft einzelne Moderatoren aggressiv verbal angegangen werden, schaudert es mir vor einer solchen "Bewertungsseite", obwohl ich nicht zur moderierenden Zunft gehöre!
 
AW: Was kann man gegen Schleichwerbung im Radio tiun?

Solchen Bewertungsversuchen begegne ich mit einem gewissen Bauchschmerz, da viele doch sehr emotional gesteuert und daher möglicherweise verfälschend sind. Zudem bin ich mir nicht sicher, ob viele Hörer wirklich die Arbeit sehen (und berücksichtigen), die sich ein Moderator macht, der tatsächlich noch (redaktionelles) Wort bringt und nicht nur Gewinnspiele aufsagt.

Im übrigen: Was soll die Bewertung bezwecken? Ein Mehrwert kann ich nicht erkennen.
 
AW: Was kann man gegen Schleichwerbung im Radio tun?

ich habe Bauchschmerzen damit, wenn ich bei vielen Sender nur bezahlte PR-Kost bekomme.
Warum sollen die Moderatoren und Sender nicht im Gegenzug mal von die Kost der allgemeinen Stimmungen kosten dürfen.
Ich glaube, dass die Menschen vernünftiger sind, als man gemeinhin annimmt.

Wie soll man solche Seiten bewerten?
Natürlich genauso wie man Gerüchte bewertet. Man kann dahinter Rufmord-Kampagnen vermuten oder auch die ehrliche Meinung vieler/weniger Menschen?

Solche Foren schaffen eine "Waffengleichheit", denn der Bürger ist von den informationen der Sender genauso abhängig wie die Sender von den zuhörenden Bürgern.

Nachdem dies Grundsätzliche geklärt ist, stellt sich die Frage, welche Kriterien man für die Bewertung zugrunde legen soll.

Padina
 
AW: Was kann man gegen Schleichwerbung im Radio tun?

Ich halte so ein Forum mit Hörerstimmen auch für eine schwierige Sache.
Vor allem, wenn es um Schleichwerbung geht.
Das müssen meines Erachtens ganz einfach die überwachen, die es überwachen müssen:
Die Landesmedienanstalten und Rundfunkräte.

Beide Einrichtungen müssten aber wohl offener werden für Beschwerden.
Sie müssten es kritischen Hörern leichter machen, ihre konkreten Bedenken los zu werden.
Und sie müssten die Beschwerden ernsthaft verfolgen. Beides scheint nicht immer der Fall.

Sie müssten außerdem die Hörer aufklären und informieren - darüber, in welchen Formen Schleichwerbung überhaupt daher kommt und wo sie nachgewiesen wurde.
Auch da gibt es meines Erachtens Nachholbedarf.

Und nicht zuletzt müsste die Branche selbst mehr Mut haben, sich dem Thema zu stellen.
Denn es ist nichts gewonnen, wenn hier immer alle sagen: "Tja. So ist das halt im Radio. Da kann man nichts machen...." (siehe:http://www.radioforen.de/showthread.php?t=43014)

Außer natürlich, man lebt nach dem Motto: "Ist der Ruf erst ruiniert, sendet sich's völlig ungeniert."
 
AW: Was kann man gegen Schleichwerbung im Radio tun?

Ich halte so ein Forum mit Hörerstimmen auch für eine schwierige Sache.
Vor allem, wenn es um Schleichwerbung geht.
Das müssen meines Erachtens ganz einfach die überwachen, die es überwachen müssen:
Die Landesmedienanstalten und Rundfunkräte.
"

Die Landesmedienanstalten sollen die Delikte verfolgen, die sie nachweisen können, dem stimme ich zu. Aber die Landesmedienanstalten sind an Recht und Gesetz gebunden, so dass viele faktische Schleichwerbungsvorfälle sich nicht nachweisen lassen. (Das juristische Schwert ist oft recht stumpf, wie ich bei dem Einwirken auf die neuen Regeln für die Gewinnspiele feststellen musste.)

Aber ich möchte hier noch ein weiteres Argument anbringen, dass dem Bereich der Korruption entlehnt ist Die Schleichwerbung entwickelt sich langsam und beginnt oft mit einem Gefälligkeitsjournalismus. Man vergleiche das Programm von ffn aus den Anfangsjahren mit dem heutigen Profil.

Die Schleichwerbung und der vorangehende Gefälligkeitsjournalismus schaden denjenigen, die für einen unabhängigen und kritischen Journalismus stehen. Denn derzeit "kann lass/lässt" die Wirtschaft den kritischen Journalismus einfach austrocknen, indem bei unangenehmen Berichterstattungen mit dem Werbeeinnahmen von Werbeeinnahmen bestraft wird. Ein kritischer Journalismus hat also derzeit einen geringen Wert.
Eine Bewertungsliste zielt auf einen politischen Effekt hin. Das derzeitige Duett "Sender <-> PR-Werber" wird mit einer solchen Liste zum Triett "Hörer <-> Sender <-> PR-Werber".
Eine Bewertungsliste stärkt die Position der Sender mit qualitativ guten und informativen Radioprogramm. Durch das Triett wird die Meinung der Hörer über die Sender zum zusätzlichen Entscheidungskriterium für Sender.

Eine Bewertungsliste schwächt die Anhänger des Gefälligkeitsradios ("Radio Gaga") und stärkt die Freunde des kritischen Radios.
Wegen diese Gewichteverschiebung bin ich für ein solche Bewertungsliste.

Padina
 
AW: Was kann man gegen Schleichwerbung im Radio tun?

Für mich grenzt so ein Vorhaben, eine "Spickmich"-Seite in's Leben zu rufen, an Selbstjustiz. Es mag sein, daß solche Vorhaben durch das Recht auf Meinungsfreiheit (welches eines unserer wichtigsten Rechtsgüter ist!) gedeckt ist. Ich habe auch kein Problem damit, wenn Du in einer Zeitungskolumne, einem Kommentar in Radio oder Fernsehen, einem Blog oder auch Deiner privaten Homepage Roß und Reiter nennst, und Fälle, in denen Du Schleichwerbung siehst, anprangerst. Denn das ist Deine Meinung und Du hast das Recht, sie zu veröffentlichen. Wenn Du das den Regeln gemäß tust und zum Beispiel keine falschen(!) Tatsachenbehauptungen veröffentlichst, wird Dir da auch juristisch keiner an den Karren fahren können - ob es nicht doch jemand versucht, sei dahingestellt. Aber Du wärst als Verantwortlicher klar benannt und würdest mit Deinem Namen für die Veröffentlichung einstehen. So weit wäre das alles in Ordnung.

Bauchschmerzen bekomme ich bei diesem Web-2.0-Gedöns, wo Krethi und Plethi dann seinen (mehr oder weniger qualifizierten) Kommentar dazu abseihern und schlimmstenfalls per Mausclick einfach ein "Votum" abgeben kann. Stell Dir einfach mal folgende Situation vor. Ich sitze hier in Hessen. Du stellst eine Abstimmung über irgendeinen Sender im Norden auf diese Seite und, nur weil ich Fischköppe nicht leiden kann (ich darf das sagen, ich bin selber einer), hau ich da mal eben 'ne schlechte Bewertung rein, zusammen mit ein paar völlig aus der Luft gegriffenen Behauptungen. Für mich ein toller Spaß, da ich weiß, wie man solche Systeme mißbrauchen kann, ohne selber in die Verantwortung genommen zu werden - und Du hast das Problem als Betreiber, daß Du jetzt auf einmal die Verleumdungsklage am Hals hat - und der von mir grundlos beschuldigte hat u.U. Einbußen für seinen weiteren Werdegang zu befürchten.

Toll, nicht? Wie man mit ein paar Mausclicks echte Probleme schaffen kann. Und sowas willst Du Dir antun? Im Ernst? Ich kann nur hoffen, daß sich die Einsicht, daß solche Portale mehr schaden, als nützen, eher durchsetzt, als daß da mal wirklich jemand zu schaden kommt - sei es durch falsche Anschuldigungen oder mehr oder weniger gerechtfertigte Racheakte...

Was Deine Befürchtungen angeht - dafür gibt es die notwendigen Behörden und Regeln bereits. Wenn jemand dagegen verstößt, kann man ihn zur Not anzeigen. Die Ermittlungen und das ggf. zu fällende Urteil sollte man aber den Experten überlassen. Selbstjustiz ist und bleibt eine verabscheuungswürdige Sache.

LG

McCavity
 
AW: Was kann man gegen Schleichwerbung im Radio tun?

Ich stimme Mc Cavity zu. Zudem halte ich eine solche Bewertungsseite für nicht repräsentativ:

Von wie vielen Stimmen soll ein solches Votum abhängen? Bei "Spickmich.de" wird die Lobby der Schüler vertreten und diese stimmen in Massen ab. Wie aber will man einen Durchschnittshörer dazu bewegen, die entsprechende Seite zu suchen und dort an einem Voting teilzunehmen?

Bei GMX.de oder auf der Seite der Berliner Morgenpost z.B. kann man auch für gewisse Themen abstimmen. Dort geben in einer Woche ca. 2000 Leute ihre Stimmen ab, obwohl vermutlich viele 100.000 dort täglich reinschauen. Nehmen wir ganz banal an, auf der "Moderatorenkritikseite" stimmen 3000 Hörer über 1000 deutsche Moderatoren ab. Wäre das repräsentativ?? Und wie oft kann man abstimmen? Wöchentlich? Dann hat ein Moderator mal einen schlechten Tag, verspricht sich 3 Mal und bekommt daraufhin miese Bewertungen?

Ein solches System dürfte zum Scheitern verurteilt sein. Vermutlich interessieren sich 90% der Hörer kaum für das Medium Radio und was alles drumherum ist. Die anderen 10% sind hier im Forum vertreten... :D

Hier im Forum gibt es jede Menge Urteile über Moderatoren und Radiosender. Ob diese objektiv und konstruktiv sind, soll jeder für sich entscheiden.
 
AW: Was kann man gegen Schleichwerbung im Radio tun?

Danke für die Antworten. Ich finde die Argumentationsbasis sehr bemerkenswert.
a) Ihr argumentiert mit den missgünstigen Menschen, der dem Moderator was Böses will. Weiterhin geht ihr vom gutgläubigen Surfer aus, der alles glaubt was er liest.
- Missgünstige Menschen sind die Ausnahme. Wenn viele Menschen missgünstig wären, dann wäre unser Radioprogramm anders. Mit den gutgläubigen Menschen habt ihr aber wahrscheinlich recht. Wenn man heute bei vielen Radioprogrammen reinhört, dann ist es auch kein Wunder, dass die Menschen naiv geworden sind. (Aber die Menschen können durchaus wieder lernen, kritisch zu sein.)
b) Ihr weist nur auf den Schaden hin, den der Moderator erleiden kann.
- Das Recht des Hörers auf ein glaubwürdiges Radio wird nicht diskutiert.

Kurzes Info zu Spickmich und dem BGH Urteil
1. Die Voter nutzten die vorgegeben Bewertungsraster
Persönliche Anfeindungen und Unterstellungen lagen also nicht vor. Für eine Moderatorenbewertung muss analoges gelten.
2. Repräsentativi war das Voting nicht
Das BGH-Urteil bestätigt das Recht auf anonyme Meinungsäußerung. Angesichts der veröffentlichten Vote-Zahlen war klar, dass die Abstimmung nicht repräsentativ war.
3. Abwägung von Rolle und Persönlichkeitsrecht
Das BGH-Urteil hob die Rolle der Lehrerin hervor. Eine Moderatoren- und Senderbewertung muss die entsprechend die Rolle bewerten.

Aber ich möchte das Argument vom persönlichen Schaden für den Moderator nochmal aufgreifen, weil es zweischneidig ist.
Häufig werden Moderatoren und Redakteure doch von den Medienberatern der Sender und von Geschäftsführern der Sender zum Schleichwerbung- und Promotionmachen gedrängt. Dies ist oft ein schleichender Prozess, der oft mit Kleinigkeiten anfängt und langsam immer schlimmer wird.
Solche anonymen Foren Sender- und Moderatorenbewertungsforen können dem Redakteur oder Moderator den Rücken stärken, weil dann nämlich der Wert für Werbplätze bei Promotionsendungen geringer wird, wenn die Glaubwürdigkeit von Sender oder Moderator sinkt. Der Redakteur kann besser und stärker bestimmte redaktionelle Leitlinien durchsetzen und verteidigen, denn die Leitlinien erhalten einen Wert

Ich halte solche Bewertungsforum für ein geeignetes Mittel, um den privaten und auch den öffentlich rechtlichen Rundfunk informativer und ehrlicher zu machen.


Padina
 
AW: Was kann man gegen Schleichwerbung im Radio tun?

Kann mir jemand einen Sender nennen, auf dem keine Schleichwerbung stattfindet?
 
AW: Was kann man gegen Schleichwerbung im Radio tun?

Aber ich möchte das Argument vom persönlichen Schaden für den Moderator nochmal aufgreifen, weil es zweischneidig ist.
Häufig werden Moderatoren und Redakteure doch von den Medienberatern der Sender und von Geschäftsführern der Sender zum Schleichwerbung- und Promotionmachen gedrängt. Dies ist oft ein schleichender Prozess, der oft mit Kleinigkeiten anfängt und langsam immer schlimmer wird.
Solche anonymen Foren Sender- und Moderatorenbewertungsforen können dem Redakteur oder Moderator den Rücken stärken, weil dann nämlich der Wert für Werbplätze bei Promotionsendungen geringer wird, wenn die Glaubwürdigkeit von Sender oder Moderator sinkt. Der Redakteur kann besser und stärker bestimmte redaktionelle Leitlinien durchsetzen und verteidigen, denn die Leitlinien erhalten einen Wert

Ich halte solche Bewertungsforum für ein geeignetes Mittel, um den privaten und auch den öffentlich rechtlichen Rundfunk informativer und ehrlicher zu machen.


Padina

Sag mal, Du scheinst nicht bei einem Sender zu arbeiten und kennst nicht so den täglichen Senderalltag. Dann versuche mal ernsthaft eine "redaktionelle Leitlinie" als "normaler" Mitarbeiter in einem privaten Radiosender durchzudrücken, viel Spaß dabei, wenn Dein Vertrag ausläuft. Im ö/r Bereich gibt es kaum Promotions und Sonderwerbeformen.

Wenn wir hier schon über Schleichwerbung reden, dann wollen wir auch mal nicht an die kleinen netten Deals im Programm vergessen. Da macht man was unter Hand und der Sender erhält keinen Cent. Da gibt es quer durch Deutschland die abenteuerlichsten und leider wahren Geschichten. Sehr lustig für einen Privatsender, dem entgehen dann Einnahmen.

Ansonsten ein professionel geführter Sender hält die Richtlinien im großen und ganzen ein. Das produziert im Zweifelsfall nur Auseinansetzungen mit der Landesmedienanstalt und das wiegt die Einnahmen nicht den Ärger den der Sender hat auf.
 
AW: Was kann man gegen Schleichwerbung im Radio tun?

Ehrlich gesagt, interessiert mich als Hörer Schleichwerbung im Radio nicht die Bohne! Wenn der Moderator von mir aus sagt, dass der sich gerade den neuen Golf gekauft hat, gehe ich deshalb nicht gleich los zum VW-Händler und bestelle auch einen.

Manche vergessen, dass die Zeiten vorbei sind, als der interessierte Hörer noch neben dem Radio saß und gespannt zuhörte. Das Ding dudelt heute im Hintergrund, während man Auto fährt, Hausarbeit erledigt oder am PC sitzt. Vermutlich gehen Schleichwerbungen am Hörer unbemerkt vorbei.

Was dieser "Schleichwerbungsskandal" bei der ARD bewirkt hat, zeigen z.B. die Soaps "Marienhof" oder "Verbotene Liebe": Da wird mal ein Renault-Emblem aus dem Grill gerissen und dort klafft ein schwarzes Loch. Sowas fällt garantiert eher auf...
 
AW: Was kann man gegen Schleichwerbung im Radio tun?

Ehrlich gesagt, interessiert mich als Hörer Schleichwerbung im Radio nicht die Bohne!
Dich vielleicht nicht, aber was ist mit den ganzen "Dummhoerern", die sich so leicht von dem ganzen Kram beeinflussen lassen?
Beispielsweise von dem Spruch, dass der Moderator sich "ein Glas Coke" trinkt, oder "'ne Pepsi", oder "bei Burger King" war, etc. beeinflusst diejenigen, die das oft genug hoeren sicherlich mehr als nur gut.
Gerade Kinder und Jugendliche sind fuer eben diese Schleichwerbung die beste Zielgruppe!

Ergo:
Manche vergessen, dass die Zeiten vorbei sind, als der interessierte Hörer noch neben dem Radio saß und gespannt zuhörte. Das Ding dudelt heute im Hintergrund, während man Auto fährt, Hausarbeit erledigt oder am PC sitzt.
Genau das Gegenteil passiert!
Solche "Schlagworte" hoert man naemlich. Die hat eigentlich jeder im Gehoer!
Ob du willst oder nicht, auch du!
Bestes Beispiel das Geruchsdesign. - Ist dir mal aufgefallen, dass es in bestimmten Geschaeften generell entsprechend riecht?
Und ebenso Verkaufsfoerdend kann Schleichwerbung im Radio auf bestimmte Zielgruppen wirken.

Bei den "Soapoperas", bei RTL beispielsweise wird es seit einiger Zeit so gehandhabt, dass beispielsweise Getraenke in PET-Flaschen umgefuellt und diese mit einem komplett neuen Etikett versehen.
 
AW: Was kann man gegen Schleichwerbung im Radio tun?

Das Resultat davon wäre, daß ein Bruchteil der Hörer (nämlich die, die tatsächlich zu*hören* und den Kasten nicht nur nebenbei dudeln haben) zunächst einmal von dieser Radio-Spick-Mich-Seite *erfahren* muß, dann auch noch Zeit und Muße haben sich da anzumelden (oder soll das etwa anonym gehen? In dem Falle empfehle ich, meinen vorherigen Beitrag nochmal zu lesen) und dann daran teilzunehmen - wie viele werden das sein? 100? 1000? 10.000? Ganz ehrlich gesagt, ich bezweifle, daß so ein Projekt die 10.000-Nutzer-Grenze überschreiten würde. Bezogen auf eine demographische Basis von 80 Millionen Einwohnern in Deutschland entsprächen diese 10.000 ganzen 0,0125% der Bevölkerung - wohlgemerkt, verteilt auf ganz Deutschland, auf alle Sender und alle Moderatoren... und Du glaubst im Ernst, daß *irgendein* PD solchen Zahlen *irgendeine* Bedeutung beimessen würde? Und Du kannst Dir sicher sein, ich betreue lange genug Web-Projekte, um zu wissen, daß der Anteil an Karteileichen und Spinnern, die solche System einzig und allein zu ihrem "Spaß" verwenden prozentual deutlich höher ist, als wenn sie direkt Angesicht zu Angesicht ihre Meinung äußern müßten. Wenn Du einem Moderator ins Gesicht sagen kannst, daß Du ihn/seine Art zu Moderieren/seine Auffassung zu Schleichwerbung oder zu was-weiß-denn-ich nicht leiden kannst - dann brauchst Du ein solches System nicht, denn dann findest Du Mittel und Wege, ihm das mitzuteilen. Vielleicht triffst Du ihn bei einer Veranstaltung, schreibst ihm einen Brief, eine eMail - Dir fällt da schon was ein. Solche System, wie von Dir gefordert, fördern Duckmäusertum und Herdentrieb, weil ja alles so schön anonym ist. An anderer Stelle schrieb jemand was von "reflexartiger Ablehnung" - bei mir ist das keinesfalls Reflexartig sondern langjährige Erfahrung. Das System wäre zum Scheitern verurteilt weil .

- zu wenig Leute sich überhaupt daran beteiligen
- diese wenige Teilnehmer sich auf eine große Landschaft verteilten
- die Teilnehmer alles andere als Repräsentativ wären
- die Zahlen daher keinerlei Aussagekraft hätten
- die PDs der Sender das ganz genau wissen

Du kannst zum Boykott, Streik, Petitionen, Unterschriftenlisten, Demonstrationen vor dem Studio oder sonstwas aufrufen, wenn Deine Sache gerecht und wichtig ist, dann werden sich auch Mitstreiter finden. Aber so eine Plattform würde nicht funktionieren. Selbstverständlich ist Dir unbenommen, trotz der reichlichen Kritik, die Dein Vorhaben hier erntet, dieses trotzdem zu unternehmen. Ich bin nur der Ansicht, daß es nicht funktionieren würde und daher verschwendete Ressourcen wären. Du kannst mir glauben oder nicht - die Erfahrung mußt Du selbst machen. Kann sein, daß das Ding der Knaller ist und alle meine Ausführungen hier Lügen straft, schließlich bin ich auch kein Hellseher. Nur *ich* würde es *nicht* machen.

Das generelle Problem, Schleichwerbung im Radio, würdest Du damit wohl nichtmal Ansatzweise lösen können, denke ich, da gäbe es viel schärfere Schwerter. Aber diese generelle Diskussion würde hier zu weit führen, da wäre mehr "Ethik" gefragt. An sich etwas, was selbstverständlich sein sollte, aber immer wieder widerlegt wird.

LG

McCavity
 
AW: Was kann man gegen Schleichwerbung im Radio tun?

Fazit: Ein spickmich-artiger Dienst ist rein aus Demokratischer Sicht nicht korrekt und unangebracht,da für die Einhaltung von Regeln die vcom gesetzgeber bestimmten Landesmedienanstalten zustänmdig sind,die im Rahmen des Rechtes derartiges zu Überwachen haben

Allerdings wissen,wir,das in der Praxis

1. Der Gesetzgeber saeiner Aufgabe,solche Dinge zu unterbinden eher mittelmäßig nachkommt.
2. Die Landesmedienanstalten ihren Aufgaben eher mäßig nachkommen
3. sich das so schnell nicht ändert,da diese Strukturen de facto träge sind,während die Wirtschaft wieselflink immer neue schlupflöcher und tricks zur Umgehung der Gerechtigkeit finden

Das heißt,so ein bewertungsdienst wäre zwar nicht ok,und gehört nicht in ein funktionierendes rechtssystem,ist aber DE FACTO die beste lösung,da unser rechtssystem eben nicht optimal funktioniert,und auch nie wird, und zwingend nötig um in der praxis wieder ein kräftegleichgewicht uzwischen hörer und industrie zu schaffen

Daraus reultiert: Einfach mal machen,so einen Dienst aufbauen,und schauen,wie es sich entwickelt.
 
AW: Was kann man gegen Schleichwerbung im Radio tun?

Sag mal, Du scheinst nicht bei einem Sender zu arbeiten und kennst nicht so den täglichen Senderalltag. Dann versuche mal ernsthaft eine "redaktionelle Leitlinie" als "normaler" Mitarbeiter in einem privaten Radiosender durchzudrücken, viel Spaß dabei, wenn Dein Vertrag ausläuft. Im ö/r Bereich gibt es kaum Promotions und Sonderwerbeformen.

Wenn wir hier schon über Schleichwerbung reden, dann wollen wir auch mal nicht an die kleinen netten Deals im Programm vergessen. ...
Nein, ich arbeite derzeit für keinem Sender, weil mich im Moment der Aufbau einer Internet-Zeitung mehr interessiert. Ich kann mir zwar auch eine Kopplung von Internet-Zeitung und Radio vorstellen, aber hier fehlt vielen Sendern noch der Mut zur Innovation.
Ich weiß natürlich, wie in den Medien die Beziehung zwischen Anzeigen und Journalismus funktionieren:
"Wenn Sie eine Anzeige kaufen, dann hat unser Redakteur auch Zeit für sie." ...
Auf dieser Schiene laufen sicher so manche Deals, von denen du sprichst. Auch in Zukunft werden viele Deals so weiterlaufen, denn Schleichwerbung ist wie Korruption eine Vereinbarung von zwei Partnern zum Schaden Dritter. Die meisten Hörer wissen, dass sie durch Themenauswahl und Themenpräsentation manipuliert werden.
Ich weiß aber auch aus dem Internet, dass Unabhängigkeit einen Wert darstellt, der die Leser anzieht. Eine solche Bewertungsliste gibt also den Hörern eine Möglichkeit, ihre Vermutungen zu äußern Sie stärkt damit den Wert von kritischer Information und den Wert des Images, ein unabhängiger Journalist mit eigenem berechenbarem Profil zu sein.

Es gibt aber auch Abhängigkeiten und damit auch "Schleichwerbung" bei den öffentlich-rechtlichen Sendern. Die Abhängigkeiten entspringen dort aber eher den politischen Aufsichtsgremien. Auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern könnte eine solche Liste den einem unabhängigeren Journalismus den Rücken stärken.

Letztendlich bleibt der Journalismus immer ein "politisches" Geschäft.

...
Das heißt,so ein bewertungsdienst wäre zwar nicht ok,und gehört nicht in ein funktionierendes rechtssystem,ist aber DE FACTO die beste lösung,da unser rechtssystem eben nicht optimal funktioniert,und auch nie wird, und zwingend nötig um in der praxis wieder ein kräftegleichgewicht uzwischen hörer und industrie zu schaffen

Daraus reultiert: Einfach mal machen,so einen Dienst aufbauen,und schauen,wie es sich entwickelt.

Warum soll ich das Rad neu erfinden? Wenn ich mir die Threads beste Moderatoren oder beste Radiosender anschau, dann finde ich, dass ein solches Bewertungsforum eine interessante und auch passende Erweiterung für die Radioforen.de wäre.

Padina
 
AW: Was kann man gegen Schleichwerbung im Radio tun?

Siehst Du, da sprichst Du genau die Schwachstelle Deines Systems an:

Eine solche Bewertungsliste gibt also den Hörern eine Möglichkeit, ihre Vermutungen zu äußern

Wie Du ganz richtig sagst, sind die Äußerungen der mehr oder weniger qualifizierten Teilnehmer *Vermutungen*. Eine Vermutung kann falsch oder richtig sein. eine richtige Vermutung ist das, was Dein System erreichen will - insoweit würde ich sogar mit Dir übereinstimmen und sagen, daß das wünschenswert wäre. Wenn das Wörtchen "wenn" nicht wär... denn *wenn* die Vermutung falsch ist, dann schadet Dein System und zwar u.U. massiv.

Im Strafrecht gibt es den Grundsatz der Unschuldsvermutung - ein Angeklagter gilt so lange als Unschuldig, bis ihm eine Schuld nachgewiesen werden kann. Das ist eines unserer höchsten Rechtsgüte und sollte auch bei einem solchen System Anwendung finden. Ja, es gibt schwarze Schafe. Aber es gibt genügend Wege dagegen vorzugehen. Da baucht es kein wackliges System, in dem im schlimmsten Fall ein unqualifizierter Querulant unqualifizierte Vermutungen von sich geben kann.

Sie stärkt damit den Wert von kritischer Information und den Wert des Images, ein unabhängiger Journalist mit eigenem berechenbarem Profil zu sein.

Das ist ein Trugschluß. Da die auf der Plattform geäußerten Vermutungen geprüft werden müßten, um ihren Wert zu zu bestimmen, müßte man - dem Prinzip der Unschuldsvermutung folgen - alle negativen Äußerungen ignorieren, bis sie felsenfest bewiesen wären. Das würde aber das System als solches ad absurdum führen.

LG

McCavity
 
AW: Was kann man gegen Schleichwerbung im Radio tun?

Siehst Du, da sprichst Du genau die Schwachstelle Deines Systems an:
....
Da die auf der Plattform geäußerten Vermutungen geprüft werden müßten, um ihren Wert zu zu bestimmen, müßte man - dem Prinzip der Unschuldsvermutung folgen - alle negativen Äußerungen ignorieren, bis sie felsenfest bewiesen wären. Das würde aber das System als solches ad absurdum führen.

LG

McCavity

Eine solche Plattform ist kein Gerichtsverfahren, sondern stellt eine Meinungsbewertung dar. Meinungen können nicht geprüft werden, auch wenn die Inquisition im Mittelalter dies glaubte. Eine Meinung hat immer einen Vermutung-Charakter. Bei einer Meinungsbewertung gibt es kein wahr oder falsch.
Ein solches Forum ist sicher selbst bei großen Zahlen nicht repräsentativ für die Hörerschaft im Sendegebiet, weil die Auswahl der Meinungsstimmen nicht repräsentativ ist. Den Sorfern ist der Meinungscharakter einer sochen Bewertungsliste sicher klar, zumindest wenn man an den mündigen Surfer / Hörer glaubt.

Ich höre bei der Gegenkritik immer zwischen den Zeilen die Angst vor Veränderung heraus. Aber ein solches Bewertungsportal bietet neben dem Erkennen von Schleichwerbungstendenzen auch Chancen für gute Veränderungen. So wie die PISA-Studie die Bildungspolitik in eine bestimmte Richtung lenkt, so kann auch ein Bewertungsportal normativ wirken. Es kann zu mehr Vielfalt bei den Rollen führen, die Moderatoren einnehmen. Es gibt Sportmoderatoren, Musikmoderatoren, Politikmoderatoren, Kulturmodertoren, Talkmoderatoren, Comedy-Moderatoren, Nachrichtenmoderatoren, .... Ein solches Bewertungsportal würde diese Vielfalt offenlegen und gleichzeitig zu mehr Abgrenzungen zwischen den Sendern und Moderatoren führen.

Damit wird das Radio wieder mehr zum Einschaltradio, dass man wegen bestimmter Moderatoren hört. Der Wert des Senders als Marke wird durch solche Bewertungsportale geschwächt. Der Wert des Moderators - und damit mittelbar auch sein Gehalt - wird damit gestärkt.
Ein solches Bewertungsportal bietet also nicht nur Risiken sondern auch Chancen. - und sorgt gleichzeitig für etwas mehr Ehrlichkeit OnAir.

Ich würde mir also ein Bewertungsportal hier bei den Radioforen wünschen, denn hier wäre es richtig angesiedelt.

Padina
 
AW: Was kann man gegen Schleichwerbung im Radio tun?

Die Landesmedienanstalten müssten die Privatsender erst einmal dazu ZWINGEN, wieder SELBER Inhalte zu produzieren. Wer wie ABY technisch über zehn Millionen Hörer erreichen kann und dann von redaktionell auf 9live-Radio umstellt, hat sämliche ethischen Grundsätze des Radiomachens über Bord geworfen und wird anfällig für "Deals", bei denen der Hörer den Interessen der Wirtschafts restlos untergeordnet wird. Dann ist es auch nicht mehr weit bis zur Schleichwerbung.
 
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