Hörproben zum Thema Soundprocessing

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Radiomax22

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Liebe Radioprofis !

Ich habe mir am PC mittels 4 Winamp-Plugins eine eigene Kompression kaskadiert und würde euch um die Meinung bitten, ob ihr als Hörer
so ein Processing als aggressiv oder 'voll' - 'punching'- oder was auch immer empfinden würdet.

Nach meinem Geschmack würde ich mir so ein Processing bei meinen Lieblingssender wünschen.

Ich habe es in Anlehnung an den fr. FUNRADIO der 90er hingetrimmt, die Artefakte bitte entschuldigen, ich habe mp3-Dateien verwendet.
Das Frequenzband bereits auf 30Hz-15 kHz eingeengt und am Ende die Stereoweite eingeschränkt, um die ca. 40-50 dB Kanaltrennung
des UKW-Rundfunks zu simulieren. So sollten sich die Files auf Sendung anhören.

Vielen Dank !

PS: Falls es irgendjemanden zusagt, ich schicke ihm gerne mein Rezept samt Settings. Es ist alles Freiware im Internet ;)))
 
AW: Apropos Soundprocessing

Liebe Radioprofis !

Ich habe mir am PC mittels 4 Winamp-Plugins eine eigene Kompression kaskadiert und würde euch um die Meinung bitten, ob ihr als Hörer
so ein Processing als aggressiv oder 'voll' - 'punching'- oder was auch immer empfinden würdet.

Ich find's zu start komprimiert. Die Effektanteile - besonders Hallfahnen - werden extrem angehoben, andererseits werden kurze Impulse (Snaredrumschläge etc.) weggebügelt. Und es pumpt.
 
AW: Apropos Soundprocessing

Nach meinem Geschmack würde ich mir so ein Processing bei meinen Lieblingssender wünschen.

Das kann aber nicht dein Ernst sein, oder? Nach den Testfiles muss ich schon über Körperverletzung und Schmerzensgeld nachdenken.

Es gibt nichts dagegen einzuwenden, mit Kompressoren herumzuspielen, wobei das mit "Soundprocessing" noch lange nichts zu tun hat. Das Ziel kann jedoch nicht sein, das musikalische Werk eines Künstlers oder einer Band gänzlich zu verfremden. Für gewöhnlich hat man sich ja etwas dabei gedacht, gewisse Lautheitsunterschiede in einem Song zu haben; nicht selten dienen sie dem Zweck, dem Gehör des Hörers eine kurze Pause von anstrengenden Klangereignissen zu geben und die Konzentration auf ein neues Element zu lenken. Weil das nur wenige im Rundfunk interessiert, macht Radiohören krank.

Ein kleiner Tip: Stell' dir nur mal eine Stunde an Musik zusammen. Diese hörst du dir zunächst im Original an und dann noch einmal mit deinem Soundvergewaltigungsverfahren OHNE (!!!) den Lautstärkeregler auch nur einmal zu berühren. Wenn du das überhaupt aushälst, dann... ist bei dir vermutlich nichts mehr zu verderben.
 
AW: Apropos Soundprocessing

Liebe Radioprofis ... würde euch um die Meinung bitten, ob ihr als Hörer
so ein Processing als aggressiv oder 'voll' - 'punching'- oder was auch immer empfinden würdet.

Also zum einen dürfte ich ja gar nicht antworten, weil ich gar kein Radioprofi bin. :D Zum zweiten geht es in diesem Thread ja eigentlich um das Soundprocessing von ABY - meinst Du nicht, es wäre besser gewesen, Deinen Test in einen eigenen Faden auszulagern?

Meine Meinung zu dem Soundprocessing: zu viel. Wenn ich mit meinen schwachen Notebook-Lautsprechern in einer lärmenden Fabrikhalle stehe, würde ich Frankie da sicherlich noch hören können - aber an meinem stillen Arbeitsplatz ist mir das zuviel.

Aber eine Frage hätte ich doch noch... welcher Titel verbirgt sich hinter Test3.mp3? Der kommt mir sehr bekannt vor, aber ich komm nicht mehr drauf wie der hieß oder von wem der war... :))

LG

McCavity
 
AW: Hörproben zum Thema Soundprocessing

Um Gottes Willen! Sind Deine Beispiele Dein Ernst? Oh wei, da klingt ja eins schlimmer als das andere, sorry. Was Du mit Franky goes to Hollywood gemacht hast, nennt man dort, wo ich gelernt habe, "Verbrechen am Hörer".
Die 3 rauscht wie ein Gebirgsbach. Bei 10 s fängt der Kompressor tierisch an zu pumpen.
4 ist ähnlich wie 2: bitterböse zerstört.
5 ist noch schlimmer. Kennst Du das Original von Platte oder CD? Da ist Dynamik drin, da klingen Synthesizer und Gitarre, bei Dir kommt nur noch Brei. Nebenbei rauscht's auch hier. Viel zu viel Kompression, und dann der Gain gnadenlos aufgedreht. Sowas muß man doch hören!
Die 6 finde ich noch am erträglichsten, aber für mich ist das alles ein klarer Fall für den Bypass!
 
AW: Hörproben zum Thema Soundprocessing

die beispiele sind fern weg von der notwendigkeit einer anpassung für eine fm- übertragung. das, was da rauskommt hat nichts mehr mit dem vom künster angelegten klangbild zu tun.
 
AW: Hörproben zum Thema Soundprocessing

Als Künstler müsste man sowas verklagen :D Hast du eigentlich ne Idee was ein Song wie "The power of love" ausdrücken will? Holly Johnson singt da so akzentuiert, dann gefühlvoll leidend.... du klatschst all das was der Künstler ins Lied eingebracht hast in einen Soundbrei, der unmöglich anzuhören ist. Es pumpt, es ist vollkommen langweilig anzuhören - da zieh ich mir lieber rosa Rauschen auf den ipod. Entweder sind deine Ohren kaputt oder du hast eine völlig abgefahrene Auffassung von Musikgenuss.
 
AW: Hörproben zum Thema Soundprocessing

Bevor ich gesteinigt werde:

Ich habe versucht, den typischen Sound des französischen Senders FUNRADIO, welcher noch bis Mitte der 90er im Osten Österreichs via Bratislava auf 94.3 FM empfangbar war (Umsetzerbetrieb von Sat) nachzuahmen.

Die dürften am Eingang einen Hall dazugemischt haben, dann komprimiert und dann giftige Noise-gates bzw. Expanderstufen, die dann brutal abschneiden,
damit keine Rauschfahnen hochgezogen werden.

Klar, ist nicht jedermanns Sache, aber das war so 'in der Luft'.

Offensichtlich war das in Frankreich normal, im deutschsprachigen Äther undenkbar, wie ich jetzt die Reaktionen bewerte ;))
 

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  • FUNRADIO 90er 1.mp3
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AW: Hörproben zum Thema Soundprocessing

Sofort aufhören mit Musik zu arbeiten ... dat kann ja keiner hören. Franzosen sind eh doof!!!11einself
 
AW: Hörproben zum Thema Soundprocessing

...Ich habe versucht, den typischen Sound des französischen Senders FUNRADIO, ... nachzuahmen.
Also, wenn das das Ziel war: dem bist Du schon nahe gekommen, ja... aber:

Offensichtlich war das in Frankreich normal, im deutschsprachigen Äther undenkbar, wie ich jetzt die Reaktionen bewerte ;))
Das ist speziell hier nicht weiter verwunderlich. Bemüh mal die Suchfunktion und auch die Tante Google zum Thema "Loudness War". Speziell hier im Forum finden sich überwiegend Leute, die sich diesem Trend wo sie können entgegenstemmen und - um ein geflügeltes Wort zu verwenden, welches ein Berliner Politiker prägte - das ist auch gut so. Das Hauptargument wurde schon genannt: der Künstler hat sich bei der Produktion seiner Scheibe ja mal irgendwas gedacht, warum er hier leise singt und dort laut - da sollte man nicht reinpfuschen.

LG

McCavity
 
AW: Hörproben zum Thema Soundprocessing

@dea: Voila! Der mittels PN schon angekündigte "Sommerloch-Thread" ist auch ohne mein Zutun da! Ich fass' es nicht. :D


Meine Herren!

Ich werfe mal die angenommene 30 Sekunden-Zeitkonstante (eine Art AGC) von SWR1 ins Rennen. Moderation und Titelanfang sind "superlaut" (bei mir maximal -2,8 dBFS), dann lineare Pegelabsenkung (je nachdem, wie stark die Musik "reinknallt" ) um vielleicht 3dB innerhalb von 30 Sekunden. Ganz langsam, kaum hörbar. Ich rede von DVB-S...

Grüßle Zwerg#8
 
AW: Hörproben zum Thema Soundprocessing

Ich rede von DVB-S...

Im Web ist das genauso:

attachment.php


Man beachte aber den großen Zeitabschnitt der Übersicht. Das Eingreifen der ominösen AGC fällt optisch entsprechend steil aus. Nunja, bei dem muffelig-mupfig-topfigen Ami-Sound ist eigentlich alles egal.
 
AW: Hörproben zum Thema Soundprocessing

Die Nachtfalken unter uns sollten sich mal die "ARD-Popnacht" von Bayern 3 genauer anhören...

Über ASTRA klingt "Bayern 3" einfach "muffig". Über HR1 (beispielsweise) ist der Sound definitiv "offener".

Hört ihr das auch?

("Natürlich!" wäre die Top-Antwort...)


Zwerg#8
 
AW: Hörproben zum Thema Soundprocessing

Zum Thema Soundprocessing hätte ich ein paar Fragen. Da die Übertragungseigenschaften von UKW und Webradio (gängige 128kbits angenommen) doch recht unterschiedlich sind, müssten doch auch die Anforderungen an ein eventuelles Soundprocessing recht unterschiedlich sein.
Speziell im Dynamikbereich scheint das Webradio dem UKW-Rundfunk doch einiges voraus zu haben, was die Möglichkeit größerer Dynamkumfänge zu nutzen eröfnet. Wieviel Sinn macht dann noch der Compressor im Gesamtsignal ?
Ein Limiter dagegen scheint mir bei Webradio jedoch angebracht, da die digitale Weiterverarbeitung auf Übersteuerung wesentlich empfindlicher reagiert als eine analoge Kette.
Soundprocessing durch Equalizer sollte meines Erachtens nicht vorgenommen werden. Die richtige Klangeinstellung sollte jeder Hörer nach seinem eigenen Geschmack vornehmen.
Einige Webradios, aber auch UKW-Stationen fahren eine Bassanhebung, dass ich beim Umschalten schon Angst um meinen Subwoofer bekommen habe.
Wäre schön, wenn zu diesem Thema mal die Unterschiede im Soundprocessing für terrestrisches Radio und Webradio herausgearbeitet würden.

Gruß Pfalzi
 
AW: Hörproben zum Thema Soundprocessing

Da die Übertragungseigenschaften von UKW und Webradio doch recht unterschiedlich sind, müssten doch auch die Anforderungen an ein eventuelles Soundprocessing recht unterschiedlich sein.

Der ursprüngliche Gedanke von Robert Orban war es, ein Gerät zu entwickeln, welches die Frequenzen limitiert bzw. filtert, die den zulässigen Hub von 75kHz überschreiten. Im UKW-Rundfunk werden NF-Signale mit maximal 15 kHz übertragen. Der Optimod "schneidet" alle Frequenzen ab 15000Hz ab, da diese sonst das UKW-Signal zerstören würden. Die Meinungen gehen hier allerdings sehr stark auseinander; was im UKW-Bereich dringend erforderlich ist, muss nicht zwingend im Internetradiosektor passieren: Manche meinen, man kann bei der digitalen Übertragung, wie sie eben bei Internetradios stattfindet, ruhig auch die Frequenzen oberhalb der 15kHz "mitnehmen". Kann man sicher machen, da es ja nix falsches wäre. Nur stellt sich eben hier die Frage, ob das im Sinne der Notwendigkeit liegt: Der Hörbereich (Hörzone) des menschlichen Ohrs reicht von etwa 16 Hertz bis maximal 20000 Hertz im Alter von 2 bis 6 Jahren, wobei im Alter das Hörvermögen für hohe Frequenzen nachlässt. Viele Menschen empfinden Frequenzen ab 15Hz als "äußerst nervig", während Andere diese nicht mehr, aufgrund von unzähligen Discobesuchen wahrnehmen. Soundprocessing kann also in beiden Verteilungswegen angebracht sein. Es gibt mittlerweile Geräte, die speziell an die Bedürfnisse der DAB/Internetbroadcaster angepasst sind. Ab 600€ aufwärts sind diese Geräte zu haben. Softwarelösungen wie MBL4 oder OMNIA A/X sind ebenfalls nicht zu verachten.

Soundprocessing ist ein Thema, wo sich die Geister scheiden:
Im Sinne von unilateralen Produzieren sprachlich semiotischer Einheiten ;)
 
AW: Hörproben zum Thema Soundprocessing

Da die Übertragungseigenschaften von UKW und Webradio (gängige 128kbits angenommen) doch recht unterschiedlich sind, müssten doch auch die Anforderungen an ein eventuelles Soundprocessing recht unterschiedlich sein.
Die Übertragungseigenschaften sind in der Tat recht unterschiedlich, denn UKW arbeitet historisch bedingt mit einer statischen Emphasis (=Höhenanhebung). Um das vor allem in den Höhen störende Rauschen der Übertragungsstrecke (Sender -> Radio) zu unterdrücken, hat man bei der Einführung von UKW unmittelbar vor dem Sender die Höhen stark angehoben (weit über 10 dB bei 15 kHz) und in jedem UKW-Radio werden ungefragt die Höhen spiegelbildlich abgesenkt - deshalb merkt man es nicht und das Rauschen wird gleich mit um den gleichen Betrag abgeschwächt. Clever und überaus simpel gemacht, allerdings hatte man damals nicht bedenken können, daß das Signalspektrum heutiger Produktionen brutal viele Höhen beinhaltet. In den 50er und 60er Jahren mit morschen Senkel-Produktionen und einer damals als angenehm empfundenen Hör-Ästhetik ohne grelle Höhen konnte man sich solche Höhenanhebungen leisten, heute würden sie brutal den Sender übersteuern. Man müßte aktuelle Produktionen also deutlich niedriger aussteuern - stell Dir einfach vor, vor der Pegelanzeige im Studio hinge ein Equalizer, der die Höhen voll reindreht.

Statt das zu machen und damit eine Anzeige zu bekommen, die für die Pegelung in allen halbwegs linearen Systemen (Leitungen, Verstärker, auch Bandmaschinen, Digitalrecorder sowieso) ungeeignet und irreführend ist, bearbeitet man das UKW-Sendesignal. Die Höhen über 15 kHz schneidet man üblicherweise gleich im Studio weg, sie würden ohnehin nicht übertragen. Dann gibt es prinzipiell zwei Methoden, Übersteuerungen in den Höhen zu vermeiden. Die weit verbreitete (auch von Optimod und Omnia angewendet) nutzt ein Limiter/Kompressor-System im Signalweg, das ein höhenangehobenes Signal zugeführt bekommt. Man "simuliert" also schon im Soundprozessor die späteren Pegelverhältnisse im Modulator am Senderstandort und der Limiter prügelt alle Höhen, die, da durch die Emphasis verstärkt, obenraus schießen würden, gnadenlos platt. Anschließend wird spiegelbildlich entzerrt und das Signal auf die Sendeleitung gegeben. Wenn man das übertreibt, kommt auf UKW völlig glanzloses, dumpfes Zeugs an - ohne Soundprocessing würden die Höhen gnadenlos zerren und spucken. Siehe hier im Hörbeispiel und hier vom geschätzten Forenkollegen Tonband ein weiser Satz aus der UKW-Praxis: "Höhen brauchen Headroom".

Variante 2 nutzt die Firma Jünger: sie berechnet in Echtzeit, wie das aktuelle Sendesignal den Sender aussteuern würde und zieht, wenn zuviele Höhen zu einer Übersteuerung führen würden, kurzzeitig blitzschnell von "oben" her einen Tiefpaß nach unten, schneidet also kurzzeitig die obersten Höhen einfach weg - soviel, daß es nicht zu einer Übersteuerung kommt. Übertreiben darf man das freilich auch nicht.


Webradio kennt so etwas nicht, denn üblicherweise arbeitet man auf digitaler Eben inzwischen ohne Emphasis. Eine Bandbegrenzung auf 15 kHz macht evtl. dennoch Sinn, denn wenn man die MPEG-Frequenzbänder oberhalb 15 kHz unbelastet läßt, steht theoretisch mehr Bitrate für die Bereiche darunter zur Verfügung. Ein zumindest theoretischer Vorteil. Ansonsten kann man ohne solche Pegel-Sorgen munter vor sich hinsenden.

Webradio hört man aber sicher (noch) eher auf stationären Geräten, UKW vor allem im Auto und auf Baustellen oder in anderen lauten Umgebungen. Deshalb (und weil der UKW-Markt ein brüllend-lauter Werbemarkt ist) glauben die Verantwortlichen, UKW noch die letzten Reste Dynamik rausprügeln zu müssen. Deshalb der Processing-Overkill, während Webradio meist schon aus Kostengründen ohne solche Prozessor-Schlachtschiffe auskommen muß bzw. bei vielen Livestreams sicher nur aus dem UKW-Sendesignal abgegriffen wird. Es gibt allerdings inzwischen Hardware-Prozessoren mit 2 Ausgängen: ein UKW-taugliches Signal mit emphasis-korrigierten, breitgeklopften Höhen und ein Signal für Digitalstrecken (DAB, DVB, Stream) ohne diese unangenehme Nichtlinearität. Beispiel: BW DSP-X FM.

Speziell im Dynamikbereich scheint das Webradio dem UKW-Rundfunk doch einiges voraus zu haben, was die Möglichkeit größerer Dynamkumfänge zu nutzen eröfnet.
Naja... UKW kann bei brauchbarem Empfag durchaus 40 dB Dynamik ohne Probleme übertragen, ohne daß man nerviges Rauschen bei leisen Stellen hört, 70 dB Rauschabstand sind durchaus drin bei gutem Empfang. Mehr Dynamik hat kaum eine Produktion (viel mehr ist in heimischen Umgebungen meist ohnehin nicht möglich). Der Vorteil von Webradio, als digitales Medium über 90 dB S/N bieten zu können, ist also von rein akademischer Natur. Ausgenutzt wird das nirgendwo. Und wenn aktuelle Pop-Produktionen gerade mal 2 oder 3 dB Dynamik haben, wozu dann die Differenzierung?

Ein Limiter dagegen scheint mir bei Webradio jedoch angebracht, da die digitale Weiterverarbeitung auf Übersteuerung wesentlich empfindlicher reagiert als eine analoge Kette.
Ich würde zuerst lieber in eine amtliche Pegelanzeige, eine Schulung der Pultbediener und einen angemessenen Headroom von 6-10 dB investieren - dann braucht man auch keinen Limiter im Webradio.
 
AW: Hörproben zum Thema Soundprocessing

Ein sehr schöner Beitrag, Dottore Gonzo, jedoch fachlich so weit daneben, dass er bestenfalls Unterhaltungswert hat.


Zum Thema Soundprocessing hätte ich ein paar Fragen. Da die Übertragungseigenschaften von UKW und Webradio (gängige 128kbits angenommen) doch recht unterschiedlich sind, müssten doch auch die Anforderungen an ein eventuelles Soundprocessing recht unterschiedlich sein.
Das ist so nicht ganz richtig. Wenn auch wandlertechnisch auf höherem Niveau, so ist doch die digitale Übertragung des Programmes zum Modulator heute Gang und Gäbe. Mittlerweile ist ja sogar der Digitale Weg vom Studio zum Hörer nicht mehr das Problem. Insofern ist der Unterschied also gar nicht so dramatisch.

Speziell im Dynamikbereich scheint das Webradio dem UKW-Rundfunk doch einiges voraus zu haben, was die Möglichkeit größerer Dynamkumfänge zu nutzen eröfnet.
Jain. Dem Gedanken liegt der Irrglaube zu Grunde, klassischer UKW-Rundfunk wäre prinzipbedingt ein Rauschmedium, könne deshalb keine leisen Töne übertragen und wäre physikalisch auch so schwach, dass Maximalpegel auch nur recht niedrig liegen, ein UKW-Sender also nur schwach aussteuerbar sei.
Das ist weit verbreiteter Unsinn und unterm Strich ist UKW zu weit mehr in der Lage, als angenommen wird. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass man digitales Audio (besonders 16 bit) nicht beliebig untersteuern kann. Bei zu geringen Pegeln leidet die Wiedergabepräzision, da sich die Datenbandbreite am maximal möglichen orientiert. Leisen Signalen steht also nur eine geringe Auflösung zur Verfügung.

Wieviel Sinn macht dann noch der Compressor im Gesamtsignal ?
Da es nicht DEN Kompressor und DIE Einstellungen gibt, kann dazu keine allgemeingültige Aussage getroffen werden. Die Verwendung und deren Erfolg ist auch sehr stark von dem Abhängig, was über den Sender läuft, welche Beschaffenheit das Ausgangmaterial hat und so weiter und so fort.

Ein Limiter dagegen scheint mir bei Webradio jedoch angebracht, da die digitale Weiterverarbeitung auf Übersteuerung wesentlich empfindlicher reagiert als eine analoge Kette.
Richtig. Wobei zu bedenken ist, dass Peak-Limiting schon dazu führen wird, die Gesamtlautstärke zu erhöhen. Wenn du ausschließlich damit Sendung im Webradio fahren möchtest, musst du zwingend das Ausgangssignal des Limiters (Sendsumme) Monitoren, sonst kommt da hinten schnell etwas heraus, mit dem du deine Hörer ständig zum Lautstärkeregler schicken wirst.

Soundprocessing durch Equalizer sollte meines Erachtens nicht vorgenommen werden. Die richtige Klangeinstellung sollte jeder Hörer nach seinem eigenen Geschmack vornehmen.
Da wiederum möchte ich kategorisch widersprechen. Kein Hörer ist bereit, ständig seine Einstellungen zu verleiern, nur weil er mal dir zuhört und mal was anderes.
Die Aufgabe ist es, ein Radio so durchhörbar wie möglich zu gestalten. Ein Radio muss über X Verbreitungswege und auf zig Wiedergabeanlagen unterschiedlichster Gestalt sowohl einprägsam, unverwechselbar, aber auch unaufdringlich und konsistent klingen. Das unter einen Hut zu bringen, ohne dem Moderator die Last aufzuerlegen, unter der Sendung wirklich an allem herumdrehen zu müssen, ist extrem schwierig und wird seit langem schon nicht nur mit Equalizern, sondern vor allem mit Mehrbandprozessoren (-kompressoren) gemacht, die die Möglichkeit bieten, tonale Ungleichgewichte im Programmmaterial zu nivellieren. Zu diesem Zweck verantwortungsvoll eingesetzt und nicht zur geistlosen Lautheitsmaximierung missbraucht, sind sie fürs Radio mit die genialsten Werkzeuge und nichts, aber auch gar nichts spricht gegen eine Verwendung auch im Webradiobereich.


Einige Webradios, aber auch UKW-Stationen fahren eine Bassanhebung, dass ich beim Umschalten schon Angst um meinen Subwoofer bekommen habe.
Ich unterstelle dir jetzt einfach mal, dass du deinen Blubberwürfel vollkommen falsch anfährst, nämlich ohnehin schon viel zu hoch. Ich kenne kein Rundfunkprogramm, dass durch zuviel Bass hervorsticht. Das geht schon deshalb nicht, weil dafür andere Bereiche des NF-Spektums deutlich reduziert werden müssten, die das Summensignal im Limit zu halten. Das Gegenteil ist die Regel: Statt Raum für sauberen, dynamischen Bass, wie ihn zum Bleistift der hr1 als einer der ganz wenigen Sender deutschlandweit noch bietet, ist in der Regel Mitten- und Hochtonlastigkeit angesagt, gepaart mit Phasendreck durch sinnlos verbreitertes Stereo, damit man trotz Gleichrichtung noch das Gefühl vermittelt bekommt, das wäre etwas von über.

Wäre schön, wenn zu diesem Thema mal die Unterschiede im Soundprocessing für terrestrisches Radio und Webradio herausgearbeitet würden.
Mein Appell ist immer der gleiche: Radio krampfhaft ohne Kompression fahren wollen, ist nicht praktikabel. Nicht für den Produzenten, nicht für den Hörer. Richtig ist in jedem Fall, die zur Verfügung stehenden Mittel verantwortungsvoll und praxis- sowie objektorientiert einzusetzen. Hierzu sind ständig vergleiche mit Originalmaterial sowie dem Sound der Mitbewerber und selbstverständlich unterschiedlichste Wiedergabeanlagen heranzuziehen. Anders ist "Soundprozessing" für Rundfunk nicht machbar, auch wenn es ständig anders praktiziert wird.
 
AW: Hörproben zum Thema Soundprocessing

Ein sehr schöner Beitrag, Dottore Gonzo, jedoch fachlich so weit daneben, dass er bestenfalls Unterhaltungswert hat.

http://www.261.gr/roberthistory.html

http://www.computerbase.de/lexikon/Limiter´

http://www.computerbase.de/lexikon/Optimod

Wenn mein Beitrag "Unterhaltungswert" hat, dann hab ich ja etwas geschafft, was manche Stationen nicht hinbekommen.

:eek: Doktor Gonnzo lebte in Dunkelheit, doch jetzt sieht er ein großes Licht. Ist das etwa der Garten Eden?
Hallelujah - Preis dem Herrn
 
AW: Hörproben zum Thema Soundprocessing

Der ursprüngliche Gedanke von Robert Orban war es, ein Gerät zu entwickeln, welches die Frequenzen limitiert bzw. filtert, die den zulässigen Hub von 75kHz überschreiten...


Jein, Doktor. Auf der entsprechenden Website liest sich die Story etwas anders:

In fact, Bob Orban founded the company because he wasn't happy with the sound of albums being heard on the "new" stereo FM stations. So he developed the OPTIMOD solution that combines several processing structures into a single box to maximize loudness and still meet government broadcast regulations.

Auf gut Deutsch: Der ursprüngliche Gedanke von Robert Orban war es, es richtig "knallen" zu lassen, ohne mit der FCC Ärger zu bekommen.


EDIT:
Die Übertragungseigenschaften sind in der Tat recht unterschiedlich, denn UKW arbeitet historisch bedingt mit einer statischen Emphasis (=Höhenanhebung). Um das vor allem in den Höhen störende Rauschen der Übertragungsstrecke (Sender -> Radio) zu unterdrücken, hat man bei der Einführung von UKW unmittelbar vor dem Sender die Höhen stark angehoben (weit über 10 dB bei 15 kHz) und in jedem UKW-Radio werden ungefragt die Höhen spiegelbildlich abgesenkt - deshalb merkt man es nicht und das Rauschen wird gleich mit um den gleichen Betrag abgeschwächt. Clever und überaus simpel gemacht, allerdings hatte man damals nicht bedenken können, daß das Signalspektrum heutiger Produktionen brutal viele Höhen beinhaltet. In den 50er und 60er Jahren mit morschen Senkel-Produktionen und einer damals als angenehm empfundenen Hör-Ästhetik ohne grelle Höhen konnte man sich solche Höhenanhebungen leisten, heute würden sie brutal den Sender übersteuern. Man müßte aktuelle Produktionen also deutlich niedriger aussteuern

Das betrifft auch den Schnitt von Schallplatten! Als 1958 die RIAA-Schneidkennlinie zum Standard wurde, gab es nur die altbekannten Instrumente. Die "Höhen" hielten sich somit in Grenzen und man konnte beim Schnitt bis zu +20dB bei 20kHz "draufgeben". Mit dem Erscheinen elektronischer Instrumente stieg auch der Oberwellengehalt. Seitdem zieht man beim Schnitt halt immer wieder die Notbremse: kurzzeitige (oder konstante) Höhenabsenkung...



Grüßle Zwerg#8
 
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