Die Fake-Kultur

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Mannis Fan

Benutzer
Spiegel online kommt heute in einer Reportage zu folgendem Befund:

Fast alle Fernsehprogramme sind voller Doku-Soaps. Doch es wird immer schwerer, Menschen zu finden, die sich zur Schau stellen lassen. Die Produzenten helfen sich neuerdings, indem sie die vermeintlich echten Menschen und deren Geschichten komplett erfinden lassen.

Hier der Link zum Artikel:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,656022,00.html

Für mich ist das Ganze identisch mit der Entwicklung im Radio. Wir sind bereits Gefangene einer hemmungslosen Fake-Kultur. Und was Fiction ist und was Wirklichkeit, das können wir fast schonnicht mehr unterscheiden. Dank unserer wunderbaren Infotainment-Medienwelt.
 
AW: Die Fake-Kultur

Da reicht ja schon ein Blick auf gmx.de - dort steht, was angeblich wichtig ist bzw. wichtig sein soll (und so gut wie immer nicht nur völlig belanglos, sondern sogar hochgradig gestört ist).

Ich nehme - dazu passend - zunehmend "Öffentlichkeitsverweigerung" wahr, nicht nur bei älteren Menschen. Es geht auch ohne Fernseher, es geht ohne gute-Laune-Popwellen, es geht ohne verordneten Lifestyle. Und zwar überraschend gut. Wozu gibt es schließlich reale, menschliche Kontakte (die zugegebenermaßen nicht unbedingt leicht zu finden sind)?
 
AW: Die Fake-Kultur

Für mich ist das Ganze identisch mit der Entwicklung im Radio. Wir sind bereits Gefangene einer hemmungslosen Fake-Kultur. Und was Fiction ist und was Wirklichkeit, das können wir fast schonnicht mehr unterscheiden. Dank unserer wunderbaren Infotainment-Medienwelt.

Gab es diese für mich inhaltlich unerträglichen "Fake-Formate" nicht schon seit Einführung des Privatfernsehens. Wenn ich da diese ganzen Krawallo-Taklshows mit Laiendarsteller-Besetzung in den 90ern zurückdenke.

Radiowaves schrieb:
Es geht auch ohne Fernseher, es geht ohne gute-Laune-Popwellen, es geht ohne verordneten Lifestyle. Und zwar überraschend gut.
Für meinen Fall sogar ganz hervorragend. Auswählen, gezielt einschalten, aufzeichnen, ggf. abschalten. Meine - wenn's ganz hoch kommt - 2 Stunden Fernsehkonsum pro Woche sind geziehlt gewählt und bilden durchaus einen informellen Mehrwert. Und wenn kein gutes "popkulturelles" Radioprogramm in Reichweite ist, beispielsweise im Auto bei Verlassen von NRW bis zur Einfahrt nach Brandenburg, gibt's DLF, DKultur, teils Mittelwelle, je nach meinem Interesse an der Sendung noch gepaart mit eigener Musik.
Man muß sich seine "Trüffel" schon selbst suchen, das war aber leider schon immer so.
 
AW: Die Fake-Kultur

Für mich ist das Ganze identisch mit der Entwicklung im Radio. Wir sind bereits Gefangene einer hemmungslosen Fake-Kultur. Und was Fiction ist und was Wirklichkeit, das können wir fast schonnicht mehr unterscheiden. Dank unserer wunderbaren Infotainment-Medienwelt.

Mich würde schon interessieren, wo Du den Fake im Radio vermutest?
 
AW: Die Fake-Kultur

Mich würde schon interessieren, wo Du den Fake im Radio vermutest?

:wow::wow::wow:

Alles echt, alles live, alles spontan und ungeplant, alles ohne Band, 24 Stunden rund um die Uhr, und Hörerwünsche absolut nach dem Zufallsgenerator, ebenso die Sieger von Gewinnspielen, auch wenn sie rein zufällig immer erst ganz am Ende einer mehrwöchigen MA endlich was gewinnen, - ja wirklich, ich bin immer wieder überrascht, wie ungefaked Radio heutzutage noch ist.
 
AW: Die Fake-Kultur

Alle Gerichtssendungen sind (zumeist) frei erfunden und werden von Laiendarstellern (Verdienst in etwa 120 Euro pro Sendung) gemimt. Aber nebenbei: Es gehört schon etwas Ideenreichtum und Kunst dazu, so ein Drehbuch erst einmal zu entwerfen. Und Hut ab vor den Laiendarstellern, die zumeist noch nie vor der Kamera gestanden haben und trotzdem Emotionen rüberbringen...
Meines Erachtens wird es aber schon arg grenzwertig, wenn angeblich echte zwischenmenschliche Probleme in Sendungen wie "Angelika Kallwass" (Sat1) von vorne bis hinten, samt Tränen, Empörung, Wutausbrüchen plus anschließender "Beratung" nur nachgestellt werden.
Ich hatte mal mit dieser Szene zu tun und einige hoffnungsvolle Amateure "gecoacht". Es gibt casting-Agenturen, die gezielt auf Suche nach solchen freaks und Normalos für solche shows sind. Kann auch bestätigen, daß sehr viele Interviewgäste in den mittäglichen talk-shows "gekauft" sind, teilweise mit vorgegebenem Thema. Aber auch (und noch lieber) mit selbst angebotenen Gesprächsthemen.

Richtig kriminell wird es dann, wenn -wie geschehen- man Auftragsmörder losschickt, um Bandenkriege rein zufällig immer gleich auch im Kasten zu haben (siehe Brasilien).

Und fake im Radio? Wie mannis fan schon so schön sagte: Mit der Zeit fällt es doch auf, daß bei Gewinnspielen erst am Ende der Laufzeit dann endlich endlich ein Gewinner feststeht? Oder?
 
AW: Die Fake-Kultur

Diese Komparsen in den Gerichtsshows sind oft Schauspielschüler oder Theaternebendarsteller.

In dem Eingangsthema geht es wohl hauptsächlich um die Mittags-Dokusoaps wie "Mitten im Leben" u.ä. Diese Storys sind frei erfunden und werden von diesen oben genannten Personen gespielt.
 
AW: Die Fake-Kultur

Diese Komparsen in den Gerichtsshows sind oft Schauspielschüler oder Theaternebendarsteller.

Nein, heavy.... zwar sind da einige sicherlich dabei. In den konkreten Fällen, die ich beschrieb, waren es zwei (weibliche) Bedienungen, eine Abiturientin, acht (teils,teils) Auszubildende und -talkshow- zwei mir bekannte stinknormale (männliche) Discogäste, die sich damit eine Gaudi gemacht hatten ("schaut nächste Woche unbedingt mal xxx bei sat1,2,3,4,5,6,7!").

Allesamt hatten weder Theater- noch Schauspielunterricht oder -ausbildung, sondern waren blutige Amateure. Aber erstaunliches Talent beim "faken" und "mimen".

Hinzu kommt, daß man manches Mal ganz gezielt auf bestimmte locations (für Auusendrehs) oder Typen ("such uns mal den tatterigen Opa mit ausgeleiertem Hüftgelenk und drei Beinen, 1,20m hoch, zwei Meter breit") angesetzt wird.
Diese Klientel war dann im übrigen auch für Fotostrecken/"Reportagen" bei "Coupé" und ähnlich gelagerten Magazinen mit ebenso frei erfundenen Stories einsetzbar & beliebt.
 
AW: Die Fake-Kultur

Interessante Unterhaltung!
@Heavy, nein das sind niemals Schauspielschüler oder Theaternebendarsteller - Das sind Menschen die zu einem Casting gehen und denken das sie damit berühmt werden. Menschen aus dem Volk, so wie du und ich. In ganz ganz seltenen Fällen, nimmt man mal einen Schauspielschüler, aber die meisten haben da garkeinen bock mehr drauf. Verständlicherweise! @radiovictoria01 Man kann jeden finden, wenn man weiß wo ;)
 
AW: Die Fake-Kultur

Das sind Menschen die zu einem Casting gehen und denken das sie damit berühmt werden. Menschen aus dem Volk, so wie du und ich.

Das ist zumeist die Motivation. Aber solche shows sind auch oft -bei echtem Talent- ein echter Einstieg. Mit Abstrichen: Eine junge Dame musste schon mal mehrere Monate pausieren, weil selbst mit Visagisting und styling der Typ sich nicht entscheidend verändern ließ (obwohl da einiges möglich). Aber die selbe Komparsin dann wieder und wieder mit neuen Tränenthemen wird irgendwann unglaubwürdig.
Es bleibt noch der Umweg auf reality-TV-Serien, denke an alte Serien wie "Strassen von Berlin" oder Krimis: Aber da sind sie dann doch nur die angeschwemmte Wasserleiche oder die durch den Film laufende Serviererin, die gerade mal ein Bier auf die Theke stellt. Oder die Klofrau...

In den seltensten Fällen wird man dadurch "berühmt", es reicht aber für -manchmal- einige "Hunni" pro Monat (sofern man von seiner normalen Arbeit freigestellt wird). Anfahrt, ggf. Übernachtung etc. muß man selbst zahlen, nach den üblichen (inzwischen existierenden) Komparsen-"Verträgen" hat man allenfalls Anrecht auf Verpflegung am Drehort/Set.
"Aufstieg" ist mit harter Arbeit, Ehrgeiz und Ausdauer bis zum Level "Nebendarsteller/-in" (mit anderen Gagen) möglich. Das ist aber meist auch das Ende der Fahnenstange: Von denen, die ich kenne, hat es noch keine(r) zu einer Hauptrolle geschafft.
Aber jetzt sind wir ganz weit weg vom ursprünglichen Thema ... :rolleyes:
 
AW: Die Fake-Kultur

Beginnt bei mir oft schon bei den sog. Moderatoren.

Früher war vieles noch live und v.a. authentisch! Das ist für mich das entscheidende! Ob ich das Gefühl habe, der Radiosender, der Moderator, die Moderatorin ist an meiner Seite, empfindet einige Dinge wie ich auch und so weiter.

Aber, das finde ich heute so gut wie nicht mehr. Bei den meisten – hier werden überwiegend Popsender diskutiert – fühle ich mich nur noch von „Ansagern“ angegrinst. So wie von den Verkäufern überall, bei der Bank, im Supermarkt beim Bäcker. Darfs noch etwas frischgemahlener Kaffee sein, wenn ich bei Tchibo ne Mütze kaufe. Möchten sie wieder spielen, gibt 11 Millionen? Nur weil ich einmal Lotto gespielt hab und nen Dreier hatte. Ja, gerne, ist der Gewinn für mich garantiert? Nein? Oh, danke, dann nicht!

So ist es heute im Radio auch.

Radio ist nur noch Verkaufe! Langsam finde ich mich damit ab, wie die meisten anderen Menschen auch. Ihr seid zum großen Teil für mich keine Moderatoren mehr, ihr seid niemand mehr, der an meiner Seite steht und mich durch den Tag begleitet! Im besten Fall seid ihr einfach nur Verkäufer, die auch nur ihren Job machen, und denen ich deswegen auch hier mal nicht ganz so deutlich sage, welche Meinung ich von ihnen habe.
 
AW: Die Fake-Kultur

Zum Fernsehen:

gestern beim "Deutschen Comedy-Preis" (ein Widerspruch in sich, "Comedy" ist nun mal alles andere als deutsch), hab ich gestern im Einschlafen noch so einen Satz gehört, sinngemäß: "Beim Fernsehen hat ja nun endlich auch das Prekariat Einzug gehalten: ein Volldepp spielt einen Volldepp für Volldeppen". Allerdings ist das, was heute - wie ich finde höchst euphemistisch - als "Prekariat" verbrämt wird, keinesfalls mit einer Menge von Volldeppen gleichzusetzen. Wie gesagt, ich hab schon fast gepennt, deswegen hab ich's auch nur halb mitbekommen. Aber ein Stück Wahrheit steckt drin, zumindest, was die Volldeppen angeht. Ich erinnere mich noch an eine Popstars-Folge letztes Jahr, in der irgend so'n junges Ding völlig aufgelöst am Münchner Hauptbahnhof rumlief, weil es nicht wußte, wie man zum Bandhaus kommt. 1. Kann jeder mit nur ein klein wenig Hirn drauf kommen, daß man sowas im Internet rauskriegen kann, jede Großstadt, die ich kenne, hat irgendwo eine Seite zum ÖPNV und München ist da keine Ausnahme, 2. konnte man in mehreren Einstellungen sehen (wenn man den Hauptbahnhof ein bißchen kennt), daß die Auskunft (neudeutsch: Service Point...) gerade außerhalb der Kameraperspektive war und 3. kommt da so ein junges Hühnchen am Bahnhof an, ganz zufällig lungert da ein Kamerateam von Popstars rum und - oh weia - es kennt sich doch wirklich *keiner* von denen in München aus - die haben das Kamerateam wahrscheinlich in Belutschistan eingekauft, obwohl Pro7 seinen Sitz bekanntermaßen in Unterföhring (b. München, laut Ortsschild) hat. Ach ja, und das Kamerateam hatte seine Ausrüstung natürlich dorthin getragen, deswegen stand bestimmt kein Auto da, daß die Arme hätte zum Bandhaus bringen können...

Im Radio habe ich heute ein Gegenbeispiel gehört (ich war schon sehr früh im Büro und konnte daher mal zu einer untypischen Zeit Radio hören): auf HR1 gab es ein Gewinnspiel (sic!), bei dem man doch tatsächlich eine HR1-Tasse gewinnen konnte, indem man eine Frankfurter Nummer anrief - Aufwand für den Hörer: €0,00, Flatrate vorausgesetzt, Aufwand für den Sender: €2,95 für die Tasse (wenn überhaupt, die bestellen sowas doch bestimmt massenweise) + Versandkosten - und für mich richtiger Hörspaß, denn: wenn es nicht ein extrem guter Fake war, dann war es live. Es wurde nämlich nach einem Roman gefragt, im Einspieler erzählten einige Jugendliche, die das Buch wohl gerade gelesen hatten, einige Fakten dazu. Anruferin war eine vermutlich ältere Dame - darauf ließ zumindest die etwas gebrechlich klingende Stimme und ihre Wortwahl schließen. Der Hinweis, daß das mit großer Wahrscheinlichkeit live war, war aber der: die Sendung lief um kurz nach halb 8 und die Hörerin erwähnte, daß sie bis halb drei Uhr morgens gelesen habe - was die Moderatorin leicht schockierte, worauf die Hörerin entgegnete: "Ach, ich bin's doch gewöhnt". Wirklich ein nettes Gespräch, dem ich gern zugehört habe. Da ging's nicht um "Womit brät man ein Ei? Wählen Sie 'a' für 'mit einem Straßenkreuzer' und 'b' für 'mit einer Bratpfanne'", es gab keine astronomischen Summen zu gewinnen und es wurden auch keine Skandalgeschichten ausgepackt. Trotzdem gibt es Leute (mich) die so etwas auch gerne hören. Nur: wann dringt das mal zu den Verantwortlichen vor? So uralt und ausgelutscht dieser Spruch auch scheint: weniger ist manchmal mehr und ich stimme Radiowaves völlig zu: "Öffentlichkeitsverweigerung" wird zunehmend attraktiver - auch für mich.

LG

McCavity
 
AW: Die Fake-Kultur

Mich wundert nur daß der Spiegel das Thema so spät aufgreift. Das geht doch schon seit mehreren Jahren so.
 
AW: Die Fake-Kultur

Eure Sorgen möcht' ich haben. Ich halte es wie Radiowaves und Ralle: EPG einschalten, Worte wie "Dokumentation" eingeben und auswählen. Schön, wenn mich ein Themenabend auf arte interessiert.


Okay, ab und zu ziehe ich mir aber auch eine Chartshow (wie letztens die größten Balladen) auf RTL rein, frage mich dabei aber, warum dort auf dem Tisch eine große Flasche "Kümmerling" steht, bzw. sich die beiden Kollegen von Mundstuhl mitten in der Sendung einen "Schlucki" genehmigen. Wir reden von Samstagnachmittag, praktisch Kinderfernsehen...

*switch*

Auf Kabel1 greifen derweil die Ordnungshüter mit aller Macht durch und vertreiben Jugendliche aus einem Park, weil sie dort - also in aller Öffentlichkeit - saufen.

Der Park wurde erfolgreich eingenommen, die öffentliche Ordnung und Sicherheit wieder hergestellt! Bravo!

Die Jugendlichen besaufen sich jetzt woanders...



Was sagte Peter Lustig immer am Ende? Genau "Abschalten". Ich komme damit wunderbar klar.


*switchoff*
 
AW: Die Fake-Kultur

Verehrter Ammerlaender, lieber Forenkollege!

Ich habe diese Sendung nicht gesehen, kann und will also nichts dazu sagen. Allgemein bin ich durchaus ein Kritiker der ÖR, fordere aber auch nicht deren Abschaffung. Mir würde es schon reichen, wenn die ÖR endlich einmal in ihren eigenen Reihen aufräumen würden. Diese Selbstbedienungsmentalität (Stichworte: Drehbuch, NDR) ist doch nur die Spitze des Eisbergs.

Ich hatte einmal ein Vorstellungsgespräch bei einem "Abteilungsleiter" (er wäre mein Chef geworden) bei einer nicht genannt werden wollenden ARD-Anstalt. Leute, ich kam vom Privatfunk und habe nur mit den Ohren "geschlackert". Wie dieser Mann mit einer Leichtigkeit über Geld geredet hat, kann man sich kaum vorstellen. Das kann man einem normalen Menschen nicht kommunizieren. Und darum mache ich das auch nicht.

@ARD: Aufräumen! Nicht nur ich sehe Cliquenwirtschaft, Mauscheleien... Sumpf. Irgendwann werden das viele Leute mitbekommen haben und die ÖR in Frage stellen... Dann ist es vorbei. Jede Wette - noch 20 Jahre.
 
AW: Die Fake-Kultur

Wertes Zwergilein,

die Abschaffung der Anstalten des öffentlichen Rechts fordere ich nicht (bei meinem Fernseher beginnen die Privatprogramme ab Sendeplatz 21 - beim Zappen schaffe ich es selten bis zur 21).

Mit meinem Beitrag wollte ich eigentlich nur dokumentieren, dass bei den betreffenden Sendern auch nicht alles Qualität ist, was nach Qualität und "knallhart recherchiert" aussieht. - Und beim "Betroffenheitsfernsehen" (Brisant & Co.) kommen mir da noch größere Bedenken, genau wie bei Magazinen, wenn dem Volke vorgeführt wird, wie die Leute denn so zu leben haben.

In diesem Sinne, ein schönes lange Wochenende in den Zwergen-Park,

der Ammerländer.
 
AW: Die Fake-Kultur

Eure Sorgen möcht' ich haben.
(...)
Was sagte Peter Lustig immer am Ende? Genau "Abschalten". Ich komme damit wunderbar klar.

Das hilft tatsächlich im Einzelfall. Aber das Problem als solches löst es nicht.

Denn da, wo die Medien das Faken und Vorgaukeln mehrheitlich zum Prinzip erheben, und spätestens dann, wenn diese Inszenierungskunst auch da um sich greift, wo eigentlich authentische und seriöse Berichterstattung gefragt wäre - im Journalismus nämlich - leidet die Glaubwürdigkeit der Medien insgesamt.

Will heißen: Neben der Politikverdrossenheit, macht sich da schnell auch eine allgemeine Medienverdrossenheit breit.

Und die ist durchaus auch gesellschaftlich bedenklich. Denn ohne Vertrauen in eine gelungene, glaubwürdige öffentliche Information, gibt es auch kein Vertrauen in die Demokratie.

Es mag hochgestochen klingen, so was aus gefakten Treue-Tests im Radio abzuleiten.

Dennoch: Wer als Medienmacher ausgerechnet mit dem Vertrauen spielt, das die Nutzer ihm entgegen bringen, und leichtfertig in Kauf nimmt, dass Hörer sich hintergangen und verarscht fühlen, der sägt am Ast auf dem wir Medienmacher sitzen.

Was sonst als das Vertrauen der Hörer, Zuschauer, Leser verleiht uns denn unsere Daseinsberechtigung?

Und was passiert eigentlich, wenn eine Gesellschaft das Vertrauen in öffentlich kommunizierte Inhalte verliert?

Schönes Buch dazu übrigens:
http://www.amazon.de/dp/3867641927/?tag=radioforende-21
 

[Als Amazon-Partner verdient radioforen.de an qualifizierten Verkäufen.]
AW: Die Fake-Kultur

Oder am Mittwoch: Plasberg gibt Fehler bei Salben-Show zu
Die Sendung habe ich zufällig gesehen und es lagen nur wenige Tage zwischen der endlich, endlich erfolgten Markteinführung und der (später ausgestrahlten) Dokumentation dazu: Es hätte nur im Abspann ein "seit 15.10. endlich zugelassen" gefehlt, dann wäre alles korrekt gewesen. Und die bei "Hart aber fair" anwesenden Vertreter der Medizin und Pharmazie machten sogar noch lautstark Front gegen "diese Scharlatanerie" (die Salbe...): Also wussten sie auch von nichts und waren auf dem völlig falschen Dampfer.
Insofern ein unbrauchbares Beispiel, denn die Aussage bleibt richtig: Jahrelang (vermutlich absichtlich) verschleppt worden.

bei meinem Fernseher beginnen die Privatprogramme ab Sendeplatz 21
Das ist dann doch etwas voreilig, oder nicht? Mindestens n24 und n-tv gehören entschieden weiter nach vorne... denn es gibt kein entsprechendes Pendant der ÖR-Anstalten. Zumindest zwischen 9 und 13 Uhr stehen die privaten Nachrichtensender ziemlich einzig da (das opening bei phoenix mal weglassend).
 
AW: Die Fake-Kultur

Das ist dann doch etwas voreilig, oder nicht? Mindestens n24 und n-tv gehören entschieden weiter nach vorne... denn es gibt kein entsprechendes Pendant der ÖR-Anstalten. Zumindest zwischen 9 und 13 Uhr stehen die privaten Nachrichtensender ziemlich einzig da (das opening bei phoenix mal weglassend).

Das wäre noch etwas! Ein ö-r Nachrichjtenkanal. Jede Stunde Tagesschau und kompetente Reporter, Berichte und mehr rund um die Uhr. Dann könnten die Dokukanäle n-tv und N24 einpacken und das Gejammer wäre groß.
 
AW: Die Fake-Kultur

Bin ich mir nicht so sicher.... (CNN ist auch privat und gehört weiter vorne rein). Zudem dürfen das die ARD-Anstalten nicht (mein Informationsstand, weiß jemand genaueres?), denn zu einem haben sie sowieso (ARD/ZDF) fast stündlich Nachrichten, und dann war da noch phoenix mit "Der Tag" und mehreren News-Sendungen tagsüber. Dann gibt es auch noch das DW-TV....

Es ist nicht alles von vornherein schlecht oder minderwertig, was Privatstationen machen. Auch wenn n24 oft überdramatisiert und gerne wieder und wieder ein besonders "brisantes" Thema durchkaut. Oder man nehme Peter Klöppel von RTL. Ein Mann, vor dem alle hier mal kurz den Hut ziehen sollten (samt seiner zuarbeitenden Redaktion).
 
AW: Die Fake-Kultur

[OT]

Zumindest zwischen 9 und 13 Uhr...
Das mag sein, aber um diese Zeit ist der Fernseher bei mir aus, weil ja irgendwie auch Geld ins Haus kommen muss, und abends sagen mir weder n-tv noch N24 zu. Um CNN und ähnliches sehen und vor allem hören zu wollen, müsste ich der englischen Sprache mächtig sein, um den Herr- und Damschaften folgen zu können. "EinsExtra" und "Phönix" sind bei mir unter den ersten 15 Programmen zu finden!
[/OT]

Dass mein Beispiel mit Plasberg bzw. der Dokumentation vom Montag hinkt, gab ich ja zu bedenken, ich wollte nur darauf hinweisen, dass auch da, wo eigentlich Qualität zu erwarten ist, nicht unbedingt von Qualität gesprochen werden kann und darf. - Gerade bei den Medien, egal ob Presse oder Funk, habe ich mir angewöhnt, (fast) jede(n) Meldung und/oder Bericht sehr kritisch zu hinterfragen, weil mir doch schon öfter (berechtigte) Zweifel an deren Aussage gekommen sind. Diese Aussagen haben gefälligst in eine im Vorfeld festgelegte Meinung zu münden, und gerade bei "Doku-Soaps" (und da sind wir wieder beim Thema) lässt sich das sicherlich nicht immer mit "echten" Leuten aus dem Volke verwirklichen. Das Problem ist nur, wer von den Adressaten kann heute noch Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden?
 
AW: Die Fake-Kultur

Eigentlich sind es auch die „erfundenen“ Realityshows, die in dem Spiegel-online-Bericht erwähnt werden, nicht wert, darüber zu diskutieren. Denn wie heißt es auch in dem Bericht, einige Absätze zuvor: „Wie bei einer Droge musste die Dosis immer mehr gesteigert werden“. Und das ist der Grund, warum es schon sehr lange den „Denver Clan“ nicht mehr gibt: Das Interesse der Zuschauer sank, woraufhin die Geschichten immer abgedrehter wurden, und die Produktion wurde zu teuer. Tja, und irgendwann wurde die Serie abgesetzt.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben