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Ist Musikgeschmack erbbar/vorhersehbar?

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Gelb

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Die Frage drängte sich mir soeben auf, als mir aus meinem Winamp erst etwas altes von Modern Talking, dann die Fun Lovin' Criminals, dann Eminem und jetzt Led Zeppelin entgegendonnerten, und ich bei allen Titeln den Kopfhörer bis zum Anschlag aufdrehen und mit dem Kopf mitwippen und in Gedanken mitgröhlen mußte. Naja, im Fall von den Fun Lovin' Criminals war das eher ein seichtes Singen.

Jetzt frage ich mich aber ernsthaft, ob Musikgeschmack irgendwie (wie?) in den Genen eines Menschen festgehalten ist. All diese unterschiedlichen Lieder, die einem sehr gut gefallen, müssen doch irgendetwas gemeinsam haben, das bestimmte Rezeptoren im Gehirn anregt. Hat jemand so etwas schon einmal wissenschaftlich untersucht? Das würde mich wirklich ernsthaft interessieren.

Wenn das so wäre, dann müßte man sich ja die DNS eines Menschen anschauen und dann sagen können: "Aha, der mag Rock und Klassik und Jazz, und mit Electronic und Pop kann er gar nichts anfangen." Und umgekehrt würde das doch auch bedeuten, daß ein man von vorne herein sagen könnte, daß einem Probanden ein neuer Musiktitel gefällt oder nicht, ohne daß er ihn schon gehört hat.

Hat jemand von Euch schonmal von so etwas gehört? Oder hätte vielleicht jemand Lust, eine Doktorarbeit über dieses Thema zu schreiben? Ich finde das hochgradig spannend.
 
AW: Ist Musikgeschmack erbbar/vorhersehbar

Hoffentlich hat das nix mit den Genen zu tun. Man stelle sich nur mal vor, Modern-Talking-mögen würde sich dominant weitervererben :confused:
 
AW: Ist Musikgeschmack erbbar/vorhersehbar

Lieber Gelb, ich verweise mal auf

diesen Faden.

Da hatte ich die Frage schon mal ähnlich gestellt.

Gruß

grün
 
AW: Ist Musikgeschmack erbbar/vorhersehbar

Eher eine Frage der Sozialisierung würde ich sagen. Was haben die Eltern gehört, was haben Freunde gehört?!
 
AW: Ist Musikgeschmack erbbar/vorhersehbar?

Ich würde sagen, eine gewisse Affinität für eine bestimmte Musikrichtung kann man schon im frühen Kindesalter ausmachen. Ich habe beispielsweise mit sieben Jahren gerne Songs Marke M.A.R.R.S., 16 Bit oder Steve 'Silk' Hurley gehört. Dies hat sich wie ein roter Faden bis heute durchgezogen. Mein Bruder war immer mehr der "Nebenbeihörer" von Bekanntem, dies blieb bis heute so.

Sozialisation spielt eher bedingt eine Rolle. Viele Menschen können mit der Musik ihrer Eltern nicht viel anfangen bzw. umgekehrt. Beim Freundeskreis sieht es da schon anders aus, besonders in jungen Jahren. Es hängt aber auch mit der Öffnung der Menschen gegenüber Musik, welche sie nicht kennen, zusammen. Es ist wie im Leben: Irgendwann bekommst Du (hoffentlich) einen eigenen Kopf und somit auch ein eigenes Bewusstsein, was Dir gefällt oder nicht. Man sollte nur nicht Musik kategorisch ausschließen, nur weil sie einer Sparte entspricht, mit der man sonst nicht viel anfangen kann. Aus nahezu jeder Richtung kann es einen Titel geben, der einem tatsächlich gefällt. Dies ist meine Erfahrung.
 
AW: Ist Musikgeschmack erbbar/vorhersehbar?

Sozialisierung ist sicherlich ein gutes Stichwort, aber die setzt ja eine anfängliche Neutralität voraus: leere, "unformatierte" Geschmacksnerven, die sich erst mit der Zeit in eine bestimmte Richtung entwickeln. Mir geht es ja mehr um die wissenschaftlich-fundierte Frage, ob sich sicher sagen läßt, daß jemand, dem A und B gefallen, deshalb auch C und D gefallen, weil C und D einem ähnlichen Strickmuster entsprechen wie A und B.
 
AW: Ist Musikgeschmack erbbar/vorhersehbar?

Mir geht es ja mehr um die wissenschaftlich-fundierte Frage, ob sich sicher sagen läßt, daß jemand, dem A und B gefallen, deshalb auch C und D gefallen, weil C und D einem ähnlichen Strickmuster entsprechen wie A und B.

Es braucht keine Wissenschaft, um dies verneinen zu können. Zwei persönliche Beispiele:

1. Obwohl Rihanna ja quasi in allen Belangen eine Kopie von Beyonce ist, finde ich Rihanna-Songs meist erträglich, manchmal sogar gut, während bei Beyonce-Liedern der Abschaltreflex sofort nach dem Erkennen einsetzt.

2. Sowohl INTERPOL als auch die EDITORS machen von Joy Division beeinflusste düstere NuWave-Musik und klingen für einige Menschaen durchaus zum verwechseln ähnlich. Während mir Interpol ausnahmslos gut gefallen, wirken die Editors auf mich immer gewollt, bemüht und künstlich.
 
AW: Ist Musikgeschmack erbbar/vorhersehbar?

Bei mir war es im Prinzip so: Im jüngsten Kindesalter hörte ich mehr oder weniger das, was bei meinen Eltern lief. Ab der Schulzeit wurde ich dann mehr und mehr von Mitschülern beeinflusst. Damals war der Musikgeschmack noch nicht ganz so vielschichtig wie heute. Es gab einige wenige Mitschüler, die ausgefallene Sachen hörten, bis hin zu Heavy Metal, die meisten hörten zwischen 10 und 15 Jahren aber doch mehr oder weniger die übliche Charts-Musik. Was auch zu beobachten war: Man grenzte sich schon mal gerne, auch musikalisch, von Leuten ab, die man nicht leiden konnte. Dann natürlich ab einem bestimmten Zeitpunkt auch die Opposition zu den Eltern. Das war in meiner Generation noch recht einfach, da diese doch überwiegend Schlager und Artverwandtes hörten. Heute ist das für den Nachwuchs schon etwas schwieriger.
Seither hat sich mein Musikgeschmack sicher ständig gewandelt und weiter entwickelt. Einige Sachen, die ich in den 90ern hörte, stehen heute quasi im Giftschrank und sind selbst mit gutem Willen nicht mehr zu ertragen (ich erinnere mich da an Guano Apes und Ähnliches). Dabei spielten natürlich Kontakte immer eine große Rolle. Man orientiert sich am Musikgeschmack von Zeitgenossen und beeinflußt sich gegenseitig auch.
Es wäre mal interessant, jemanden zu beobachten, der fernab der Zivilisation ohne jegliche Musik aufwächst. Dem unterbreite man dann mal alle möglichen Varianten von Musik. Würde mich interessieren, auf was der dann steht. Ob es also quasi einen Urinstinkt für Musik gibt und wie der aussieht?!
 
AW: Ist Musikgeschmack erbbar/vorhersehbar?

Es ist wohl so wie bei den meisten menschlichen Eigenschaften, dass man es nicht auf einen Faktor reduzieren kann. Letzlich dürften sowohl genetische Disposition als auch Sozialisation eine Rolle spielen.
Es ist auf jeden Fall ein komplexes Thema.
Hier ein paar interessante Bücher zum Thema:

"Musik im Kopf" von Manfred Spitzer

"Das wohltemperierte Gehirn: Wie Musik im Kopf entsteht und wirkt" von Robert Jourdain

"Der einarmige Pianist: Über Musik und das Gehirn" von Oliver Sacks

Ich fand alle drei Bücher sehr spannend und kann sie unbedingt empfehlen, wenn einen die Zusammenhänge zwischen Musikalität, musikalischen Vorlieben,Musikwahrnehmung, neurologischen Vorgängen, Hirnforschung etc... interessieren.
 
AW: Ist Musikgeschmack erbbar/vorhersehbar?

Ich hatte "Glück", dass meine Eltern keine Schlagerhörer sind/waren. Ich selbst habe bis zu meinem 8. Lebensjahr Musik ausschließlich über Radio (damals WDR 2 und Hilversum 3), meinen eigenen Cassetten (von eben genannten Sendern mitgeschnitten, dürften zwischen 25 und 30 sein, sie exisiteren bis auf wenige Ausnahmen heute noch) und Kaufcassetten (Formel 1, Hits '87 etc.) konsumiert.

Anfang 1988, nachdem sich mein Vater eine Kompaktanlage mit Plattenspieler zulegte, packte er seine alten Vinylscheiben von 1973 bis 1979 aus, die ich dann erstmal ausgiebig studierte :D. Mit dem zunehmenden Erfolg der elektronischen Musik in den Charts wuchs auch die musikalische Abgrenzung von meinen Eltern, da diese mit genannter Musik nicht viel anfangen konnten.

CDs besaß ich übrigens bis 2003 nur wenige (zehn bis fünfzehn), habe bis dahin auf meine bewährten Cassetten geschworen. Erst danach fing ich an, auf CDs umzusteigen.

Was mich bei der Eingangsfrage mal interessieren würde: Um einen Musikgeschmack vorhersehen zu können, muss es besagte Musik ja bereits geben bzw. gegeben haben. Wie sieht es dann mit Musik aus, die sich im Laufe der Jahre erst entwickelt hat? Beispiel Hard Rock, der Mitte bis Ende der 60er Jahre erst aufkam? Oder der Techno, der seinen Ursprung in den späten 70ern bzw. 80ern hatte? Wenn man es so betrachtet, muss eine Neigung zu entsprechender Musik dann bereits in einem Menschen geschlummert haben, die nur noch nicht aufkam, weil die Musik ihn (den Menschen) nicht darauf brachte. Gleiche Überlegung könnte man für Menschen anstellen, die ihre Ohren musikalisch in neue Richtungen lenken, die ihnen bislang unbekannt waren. Wisst Ihr, was ich meine? Und wie denkt Ihr darüber?
 
AW: Ist Musikgeschmack erbbar/vorhersehbar?

Der Musikgeschmack macht sich zum einen Teil offensichtlich von den gehörten Radiosongs, der Musik im Freundeskreis und letztendlich auch von der jeweiligen Stimmung abhängig.

Stelle dir 10 CDs zusammen, jeweils im Abstand von 4 Wochen. Wenn du sie am Ende alle vergleichst wirst du merken, wie unterschiedlich diese sind. Evtl. ist jedes Mal dein Alltime-Favourite darauf zu finden, aber auch dieser Song entstammt einem Erlebnis, dass man mit diesem Lied in Verbindung bringt.

Ich für meinen Teil bin heute froh, dass in meinem Freundeskreis damals eher Rock statt Hip-Hop gehört wurde... :D
 
AW: Ist Musikgeschmack erbbar/vorhersehbar?

Wäre Musikgeschmack vererbbar, würde ich jetzt wahrscheinlich eine Blasmusik- oder Volksmusikschallplatte auf dem Plattenteller liegen haben. *Würg*

Vorhersehbar ist bei mir bestimmt auch nichts. Denn mein Musikgeschmack ist sehr breit. Vorgestern Metal, gestern Klassik, heute Pop, morgen Techno, übermorgen Rap. Und nächste Woche dann abwechselnd R'n'B und Schlager vielleicht.
Mein "Giftschrank" ist übrigens sehr klein. Da kommt nur volksdümmliches, Garagenbands und vielleicht Retortenbands Marke Bohlen rein.
 
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Ich denke, dass sich bestimmte Muster daran erkennen lassen. Wer z.B. ABBA mag, zeigt damit, dass er auf leichte melodische Pop-Musik steht. Mit AC/DC wird dieser Musikliebhaber sicherlich nicht viel anfangen können und auch ein Scooter-Konzert hat er sicherlich nie besucht. Umgekehrt natürlich auch. Wer eine bestimmte Art von Musik mag, wird sicherlich immer Interpreten favorisieren, die ähnliche Musik machen. Wer gerne deutschsprachige Pop-Musik hört, wird sicherlich auch mal gerne den ein oder anderen Schlager hören, wenn es denn nicht gar zu schmalzig wird. Klassik-Liebhaber können sicherlich mit Elton John oder Phil Collins mehr anfangen, als mit Peter Fox. Da würden sich jetzt noch viele Beispiele anbieten, aber ich glaube, ihr versteht was gemeint ist. Natürlich kann man sowas nicht verallgemeinern, die berühmten Ausnahmen gibt es natürlich immer, aber für eine Mehrheit trifft es sicherlich zu.
 
AW: Ist Musikgeschmack erbbar/vorhersehbar?

Ich denke, dass sich bestimmte Muster daran erkennen lassen. Wer z.B. ABBA mag, zeigt damit, dass er auf leichte melodische Pop-Musik steht.

Schade, da hat vielleicht jemand ABBA nicht verstanden, die bei aller Eingängigkeit wohl kaum darauf aus waren, "leichte" Musik zu machen.

Klassik-Liebhaber können sicherlich mit Elton John oder Phil Collins mehr anfangen, als mit Peter Fox.

Wirklich? Wo doch gerade Peter Fox viele (alle?) Beats seines Albums von einem Klassikorchester hat einspielen lassen. Da sind doch die Gemeinsamkeiten wohl viel größer, als wenn ein Popkasper mal einer Streichersatz aus dem Synthesizer in seine Stücke einbaut.

Allgemeinplätze führen hier nicht weiter.
 
AW: Ist Musikgeschmack erbbar/vorhersehbar?

Schade, da hat vielleicht jemand ABBA nicht verstanden, die bei aller Eingängigkeit wohl kaum darauf aus waren, "leichte" Musik zu machen.

Bei aller Wertschätzung für ABBA, aber deren Texte fallen jetzt nicht durch besondere Sozialkritik auf. Natürlich haben ABBA eingängige leichte Popmusik gemacht. Das haben sie allerdings perfekt gemacht.


Klassik-Liebhaber können sicherlich mit Elton John oder Phil Collins mehr anfangen, als mit Peter Fox.
Wirklich? Wo doch gerade Peter Fox viele (alle?) Beats seines Albums von einem Klassikorchester hat einspielen lassen. Da sind doch die Gemeinsamkeiten wohl viel größer, als wenn ein Popkasper mal einer Streichersatz aus dem Synthesizer in seine Stücke einbaut.

So ein Quatsch, nur weil ein Album mit Klassikorchester eingespielt wurde, heisst das ja noch lange nicht, dass es deshalb viel mit Klassik zu tun hat. Ich denke eher, dass es da auf die Melodien ankommt und nicht auf die Hintergrundbeschallung. Elton John spielt auch Klavier, aber deswegen hab ich das Beispiel nicht gebracht. Er hat viele sehr schön melodiöse Kompositionen geschrieben und wird nicht von ungefähr der "Mozart der Popmusik" genannt. Warum wohl?
 
AW: Ist Musikgeschmack erbbar/vorhersehbar?

Bei aller Wertschätzung für ABBA, aber deren Texte fallen jetzt nicht durch besondere Sozialkritik auf. Natürlich haben ABBA eingängige leichte Popmusik gemacht. Das haben sie allerdings perfekt gemacht.

Da hat er aber nicht ins Spätwerk der Gruppe reingehört, ich verweise beispielsweise auf den Titel "The Visitors". Im übrigen zeichnen sich viele Texte von Björn Ulvaeus gerade in den letzten Jahren von Abba durchaus durch einen gewissen Tiefgang aus ("When all is said and done", "The winner takes it all", "Slipping through my fingers", etc.)

Im übrigen müssen Texte nicht zwingend "sozialkritisch" sein, um zum Zuhören anzuregen!
 
AW: Ist Musikgeschmack erbbar/vorhersehbar?

Das ist doch Quatsch. Nicht nur wer die Begriffe "Genotyp" und "Phänotyp" kennt, weiß, daß Musik kulturelle und nicht biochemische Wurzeln hat.

Ich war in früher Kindheit einer Diät aus Klassik und dem Bayern 1 der 80er ausgesetzt. Trotzdem höre ich heute die dort vertretenen Stilrichtungen wenig oder gar nicht.

Allerdings dürfte die stilistische Vielfalt von Bayern 1 (Stichwort: Reise-Schlager) durchaus meine spätere Vorliebe für Weltmusik gefördert haben. Und meine Vorliebe für Southern Rock hat sicherlich mit dem Soundtrack des Films "Ein ausgekochtes Schlitzohr" zu tun.

Es sind also vielleicht doch eher Zufälle als gezielte Erziehung, die zur Entwicklung des Musikgeschmacks beitragen.
 
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