Des nachts in der Anstalt

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fotoralf

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Habt Ihr Euch nicht immer schon gefragt, was die Insassen der öffentlich-rechtlichen Anstalten nächtens in den langen Pausen zwischen den Nachrichten so treiben?

Nun, sie hecken zum Beispiel dadaistische Wetterberichte aus. Diesen hier hatte der LvD beim Deutschlandfunk, der in dieser Nacht den Programmsprecher machte, dem Kollegen Nachrichtensprecher unter die ganz normalen Nachrichten geschmuggelt - just vor das Blatt mit dem richtigen Wetter.

Der hatte das natürlich gemerkt, das korrekte Wetter verlesen, und kam gleich danach manuskriptwedelnd in den Schaltraum gelaufen. "Sieh mal, was der ... mir unter die Nachrichten gejubelt hat!"

Der Schaltrauminsasse (yours truly) hatte daraufhin die Idee, das Werk im freien Nebenstudio aufzunehmen, sodaß ich es hier und heute zu Gehör bringen kann.

Hier das Endprodukt:
http://www.fotoralf.de/audio/radio/wetter_01.mp3

...und hier der dornige Weg dahin:
http://www.fotoralf.de/audio/radio/wetter_02.mp3

Geschehen im Jahre des Herren 1989. Sprecher war Thomas Krümmel, der mir freundlicherweise erlaubt hat, das hier zu veröffentlichen.

Viel Spaß damit,
Ralf
 
AW: Des nachts in der Anstalt

Herrlich! Vielen Dank fürs Teilhaben-dürfen. Wäre zu geil gewesen, wenn der Kollege das ohne zu Zucken knallhart und fehlerfrei anstelle des richtigen Wetterberichtes zum Vortrag gebracht hätte. Dann wäre vermutlich dem LvD die Kinnlade runtergeklappt.

Frage: wo gibt es heute noch die Chance, in entspannter Atmosphäre ohne "Effizienzdruck" solche Köstlichkeiten zu fabrizieren? Und damit meine ich nicht nur den Rundfunk, sondern ganz allgemein die Arbeitswelt. Die Zeiten, in denen ich auf Toilette ging, einen Rolle Papier holte, die ersten 10 Abschnitte mit "1" bis "10" beschriftete und auf einer quer hinter der Bürotür einer ungestört arbeiten wollenden Kollegin aufgestellten Pinnwand als Nummernabreißrolle installierte (als erster kam der Chef rein, sah das, riß selbst eine Nummer ab und ging zur Kollegin), sind auch lange vorbei. Heute regiert Kollege Lotus Notes im 15-Minuten-Takt - und die Asiaten machen uns (und die gesamte Branche) trotzdem fertig.


Tja, beim DLF arbeite(te)n nachts die Dichter und Denker. Anderswo machte man seinerzeit Liebe im Funkhaus.
 
AW: Des nachts in der Anstalt

Ah, Thomas Krümmel, der heute als Anwalt für internationales Wirtschaftsrecht (?) tätig ist und immer noch mal gerne wieder eine Wunschnacht machen würde... :D
 
AW: Des nachts in der Anstalt

Ah, Thomas Krümmel, der heute als Anwalt für internationales Wirtschaftsrecht (?) tätig ist und immer noch mal gerne wieder eine Wunschnacht machen würde... :D

Die Wunschnächte...

ich habe dort gute zwei Jahre lang nur Nachtdienste gemacht (sie nannten mich "das Grubenpferd") und damit auch etliche Wunschnächte gefahren. Was haben wir auf beiden Seiten der Scheibe für Pantomimen aufgeführt, während er stocktrocken mit den Hörern telefonierte. Das waren ohne Frage die angenehmeren Stunden in dem Laden.

Ralf
 
AW: Des nachts in der Anstalt

Womit wir an dem Punkt angekommen wären, wo ich im weiteren die Aussage verweigere... ;)
 
AW: Des nachts in der Anstalt

Ach ja, die DLF-Wunschnacht, die stets mit „Those were the days“ von Raymond Lefevre und der Spezialversion von „Hallo, guten Morgen, Deutschland“ mit Tom Astor begann. Diverse Schallplattenpakete trafen bei mir ein, weil ich bei den Spielen erfolgreich mitgemacht hatte; Krümmel nannte den richtigen Namen eines Prominenten, und der Hörer sollte sagen, um wen es sich handelt.

Außerdem war ich einmal Gesprächspartner am „Wunschnachttelefon“. Doch vorher hatte Krümmel über den Sender sagen müssen: „Lieber Herr ..., legen Sie doch bitte auf, dann ruft Sie gleich die Wunschnacht an.“ Peinlich, peinlich.

Nebenbei etwas anderes zum DLF: Hätte jemand spontan die Fanfare vorrätig, die vor den Verkehrsnachrichten zu hören war? Ich meine dieses Düd düd düd - düüüüüüüüüüüüd. Das wäre toll.
 
Thomas Krümmel und fotoralf sei Dank!!!!!!! Sowas köstliches und die schöne "Radiogeschichte" dazu. Hab es erst heute entdeckt. macht nix: Klasse!!!!! Ist das dann doch, sozusagen als "heiters aus dem Ver(sp)brecher-Studio" gesendet worden?

Beste Sonntagsgrüße vom
Ablauscher
 
AW: Des nachts in der Anstalt

Habt Ihr Euch nicht immer schon gefragt, was die Insassen der öffentlich-rechtlichen Anstalten nächtens in den langen Pausen zwischen den Nachrichten so treiben?

Nun, sie hecken zum Beispiel dadaistische Wetterberichte aus. Diesen hier hatte der LvD beim Deutschlandfunk, der in dieser Nacht den Programmsprecher machte, dem Kollegen Nachrichtensprecher unter die ganz normalen Nachrichten geschmuggelt - just vor das Blatt mit dem richtigen Wetter.

Der hatte das natürlich gemerkt, das korrekte Wetter verlesen, und kam gleich danach manuskriptwedelnd in den Schaltraum gelaufen. "Sieh mal, was der ... mir unter die Nachrichten gejubelt hat!"

Der Schaltrauminsasse (yours truly) hatte daraufhin die Idee, das Werk im freien Nebenstudio aufzunehmen, sodaß ich es hier und heute zu Gehör bringen kann.

Hier das Endprodukt:
http://www.fotoralf.de/audio/radio/wetter_01.mp3

...und hier der dornige Weg dahin:
http://www.fotoralf.de/audio/radio/wetter_02.mp3

Geschehen im Jahre des Herren 1989. Sprecher war Thomas Krümmel, der mir freundlicherweise erlaubt hat, das hier zu veröffentlichen.

Viel Spaß damit,
Ralf

So ganz neu war die Idee 1989 nicht. Ich finde in der hintersten Ecke meiner riesigen Archiv-Katakomben diese Vinly-Single-Veröffentlichung von 1978, auf der Schallplatten-Produzent und Komponist Dieter Zimmermann als Hans Herrman "Die Nachrichten" spricht. Das fand man damals wohl lustig.

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