Taktgenau fahren

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Radio Hamburg hat damit angefangen, Jingles und Betten taktgenau zu fahren. Zuerst mit einer selbst gebauten Lösung, dann mit der SMJ (Smart Jingle Machine) von der R. Barth KG. Inzwischen bietet auch David Systems eine Lösung an, die wohl für Antenne Bayern programmiert wurde. Das System von David heißt CartBeat und CartMotion. Und auch die NDR 1 Welle Nord fährt inzwischen Nachrichten und Service-Verpackungen taktgenau. Das System der Welle Nord heißt Motion Mixes und ist auf diesem Bild im Hintergrund zu sehen.

Von welcher Firma Motion Mixes ist, weiß ich leider nicht. Der NDR setzt ja als Sendesystem VCS dira! ein, auf der Homepage von VCS war aber kein Motion Mixes zu finden.

Nun gibt es bereits drei Systeme, von denen ich weiß, kennt ihr noch weitere? Wie schätzt ihr die neuen Systeme ein? Alles nur ein Trend, der wieder vergeht oder die Zukunft? Bei Radio Hamburg bastelt man angeblich schon an der nächsten Lösung, ein Modul, das auch die Titel im Sendeplan und die Jingles zwischen den Titeln taktgenau zusammen fahren soll.

Welche Sender setzten solche Systeme noch ein? Es scheint ja einen Markt dafür zu geben, wenn schon drei unterschiedliche Hersteller Systeme anbieten.
 
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Nun gibt es bereits drei Systeme, von denen ich weiß, kennt ihr noch weitere?
Sendetechniker 1.0.

Es scheint ja einen Markt dafür zu geben, wenn schon drei unterschiedliche Hersteller Systeme anbieten.
Den Markt gibt es sicherlich, weil es ungeschulten oder nur mittelmäßig begabten Personen die Möglichkeit gibt, selbst halbwegs anhörbar zu fahren. Das kann Personal sparen, das die Blenden ggf. Vorproduziert oder die Sendung gefahren hat.
Ob es eine gute Entwicklung ist und so "flüssig" klingt, wie es soll? Ich bin skeptisch... Um es mal polemisch auszudrücken: für den "Flow" wäre es sicher dienlicher, den Claimaffen - insofern es sich um einen handeln sollte - gegen einen Instant Replay zu tauschen. Kann dann halbjährlich mit tollen Sprüchen zur aktuellen MA-Aktion bestückt werden - und spart so noch mehr Geld.

Tatsächlich geht da wieder ein Stück Handwerk verloren. Auf den Takt sollte auch jeder ohne diese Hilfsmittel fahren können, der es muß.
 
AW: Taktgenau fahren

Zuerst die Musikeintönigkeit und jetzt auch das noch! Ganz nach dem Motte: Wie gestalte ich mein Programm damit alles eintönig (langweilig) wird!

Überraschungseffekte werden entfernt und die Lebendigkeit wird zerstört. Demnächst wird dann auch die Musik stundenweise nach den gleichen bpm Tempi ausgewählt, und auch der Moderator wird im gleichen Takt dazu synchron sprechen... . Welcome to the machine!

Na dann doch lieber mp3 player hören!
 
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Zuerst die Musikeintönigkeit und jetzt auch das noch! Ganz nach dem Motte: Wie gestalte ich mein Programm damit alles eintönig (langweilig) wird!

Hmm, da muß ich doch mal zaghaft wiedersprechen. Ein Programm wird ja nicht eintönig, weil der Sendefahrer taktgenau fährt. Eine saubere Fahrweise, bei der Fluss und Pegel (!) stimmen finde ich absolut erstrebenswert.
Allerdings sollte man um das hinzubekommen keine Software benötigen. Wer Musikblenden oder Elemente auf Takt fahren will/soll/muß, sollte das entsprechende Gefühl dafür mitbringen und trainieren.
 
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Exakt. Die Besorgnis von germancomponist ist unbegründet bzw. hat er wohl was falsch verstanden...
Es ist im Gegenteil so, daß heutzutage nur noch Brüche gefahren werden... der berühmte "Überraschungseffekt", der dann wohl für die noch berühmtere "Abwechslung" sorgen soll... :rolleyes:

Daß es aber jetzt für Musikbetten und jingles 3-4 Taktsteuerungsmaschinen gibt, ist schon erstaunlich.
 
AW: Taktgenau fahren

Exakt. Die Besorgnis von germancomponist ist unbegründet bzw. hat er wohl was falsch verstanden...
Es ist im Gegenteil so, daß heutzutage nur noch Brüche gefahren werden... der berühmte "Überraschungseffekt", der dann wohl für die noch berühmtere "Abwechslung" sorgen soll... :rolleyes:

Daß es aber jetzt für Musikbetten und jingles 3-4 Taktsteuerungsmaschinen gibt, ist schon erstaunlich.

Oops, sorry, als ich in der Programmbeschreibung las über die time-stretch Funktionen hatte ich überlesen, dasss es hierbei "nur" um den Schnitt bei music beds / jingles geht.

Nix für ungut ;)
 
AW: Taktgenau fahren

Üben üben üben und sich bei dem Kollegen ein Beispiel nehmen:
http://www.youtube.com/watch?v=cQEj_ZkQ-j0


Hi hi hi, ja der hat da ja auch Musik die er zum spielen benutzt.
Also nicht vergleichbar. :)

Er scheint DJ (und nicht Moserator) zu sein und hat Spaß bei der "Arbeit".
Man kann deutlich sehen wie er den Mixer zum mixen benutzt.
Ein ungeheuerlicher Vorgang! Darf man denn da während einer Sendung
überhaupt an diese komischen "Schiebedinger" packen in Deutschland?
 
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Ausserdem ist das Video uralt. Heute hat ein PC die Arbeit dieses Herrn uebernommen :)
 
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Hier ein paar Infos zur Historie: Das MotionMixes System wurde vor 5 (?) Jahren von Foster Kent entwickelt und basierte
auf der Software Ableton Live und einem speziellen Touchscreen der MIDI-Kommandos an die Ableton Software geschickt hat.
Die Software Ableton bietet bereits Funktionen wie TimeStretch und taktgenaues Wechseln von Clips.
Das gesamte Jinglepaket war eine große Ableton Session, was das Updaten einzelner Elemente nicht gerade einfach gestaltet hat, da dieses System in keinster Weise mit dem Sendesystem verbunden war.
Bei der Ausschreibung zum neuen Funkhaus hat Radio Hamburg die Funktionalität dieses MotionMixes System in die Anforderungsliste geschrieben, so dass die Firma Barth, die die Auschreibung gewonnen hatte, dieses System als Smart Jingle Machine nachgebaut hat.
Im gleichen Jahr hatte auch Foster Kent mit der Entwicklung einer eigenen Software begonnen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit bei dem NDR im Einsatz ist, da der Jingleplayer von VCS diese Funktionalität und Oberfläche nicht bietet. Ursprünglich sollte die Foster Kent Software kostenlos sein, würde aber dann nur mit Jinglepaketen von Foster Kent funktionieren.
Letztes Jahr hat dann auch die Firma David ein ähnliches System für Antenne Bayern entwickelt. Bei dem CartBeat und CartMotion System vermisse ich aber in der Beschreibung die TimeStretch Funktion während der Ausspielung.

Technisch finde ich die Sache hübsch, wobei mich mal der Aufwand seitens der Produktion interessieren würde. Denn interessant ist auch, dass alle drei Systeme bis jetzt nur als Jingleplayer fungieren, also nicht in der Ablaufsteuerung integriert sind. Selbsterstellte Jingles kann ich natürlich in ProTools, Sequioa o.ä. schön auf dem Taktraster produzieren; bei der vorhanden digitalisierten Musik müssten die Taktmarken wohl manuell gesetzt werden. Selbst bei Ableton sollte man die automatisch gesetzten Taktmarken manuell korrigieren, sprich es gibt wohl derzeit keine Software, der den Takt einen Musikstücks automatisch erkennen kann.
 
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...Selbst bei Ableton sollte man die automatisch gesetzten Taktmarken manuell korrigieren, sprich es gibt wohl derzeit keine Software, der den Takt einen Musikstücks automatisch erkennen kann.

Aber aber, in der Musikproduktionsbranche ist das bereits ein alter Hut. REX2 ist das Stichwort. Die Audiofiles werden automatisch in ihre rythmischen Elemente zerlegt und können nun im Abspieltempo manipuliert werden. Schneller oder langsamer, dass ist nur eine der leichtesten Übungen.

Hier eine kurze Erklärung wie es funktioniert: http://en.wikipedia.org/wiki/REX2
 
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Schön, dass sich jetzt auch Leute zu Wort melden, die sich für die Technik der Systeme interessieren...

Denn interessant ist auch, dass alle drei Systeme bis jetzt nur als Jingleplayer fungieren, also nicht in der Ablaufsteuerung integriert sind.

Radio Hamburg will das wohl ändern. Als ich das letzte mal dort war, ist allerdings schon etwa ein Jahr her, sagte man mir, dass man mit Barth an einer Lösung für den Sendelaufplan arbeite. Wie der Stand der Dinge aktuell ist, weiß ich leider nicht. Technisch wäre das aber sicherlich denkbar, nur wird es eine Höllenarbeit sein, alle Titel entsprechend zu markieren. Außer eine Technik wie REX2 könnte zuverlässig integriert werden. Weiß jemand, ob Radio Hamburg und Barth das Projekt noch verfolgen und wie der Stand ist?

Was das System der Welle Nord angeht: Bist du dir sicher, Sören, dass das eine neue Software von Foster Kent ist? Bei Foster Kent ist dazu, jedenfalls auf der Homepage, kein einziges Wort zu finden. Und wie sieht es mit dem System von David aus? Hat jemand Screenshots von der Studiooberfläche? Die Präsentation von Antenne Bayern zeigt ja leider nicht, wie der Moderator das System bedienen würde.
 
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Üben üben üben und sich bei dem Kollegen ein Beispiel nehmen:
http://www.youtube.com/watch?v=cQEj_ZkQ-j0

Das ist ja gigantisch, das Video erinnert mich an die Zeit von 1987 bis ca. 1995. Cartwall, Carts im Drehständer, ein Mischpult, das den Namen Mischpult noch verdient (war es ein Auditronics?), und ein Moderator, der für das Handling verantwortlich ist und die Tempi seiner Sprache an die Musik anpasst.
Jo man jo, das ist genau das, was in anderen Threads als "früher war alles besser" zum Teil gefordert wird. Dieses Video sollte als Anschauungsmaterial zwingend in allen Radiostationen vorgeschrieben werden (und dann ab ins Havariestudio zum Üben).

2Stain
 
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