AW: Raumakustik mittels Signalprozessor in den Griff bekommen?
Das funktioniert in dem Zusammenhang nicht einmal in der Theorie - in der Praxis gleich gar nicht, und genau das wollte Hector eigentlich schon gesagt haben.
Mit einem Noisegate kann man nun einmal, da hat Wikipedia auch recht, nicht anderes tun als Stille zu erzeugen. Da ein Mikrofon aber normalerweise nicht für die Aufnahme von Stille, sondern von Schallereignissen benutzt wird, ist ein Stillegenerator im Signalweg wenig zweckmäßig. Für das Gate heißt das wohl, es muss zum Sprechen offen sein. Wenn es offen ist, ist der Weg für ALLE Schallereignisse frei, also auch für alle Unbilden des Raumes.
Da reine Noisegates hart schalten, führen sie in der Praxis entweder zu gar nichts oder sie zerhacken das Signal (ich gehe nur von einer Sprachanwendung aus), zudem übrigens immer auch die akustische Umgebung des Sprechers gehört. Selbst mit Expandern (bei vielen Geräten fälschlicherweise als "Gate" beschriftet), die wenigstens die Justage der Hüllkurve zulassen, ist es nicht möglich, die akustische Umgebung des Sprechers aus dem Signal zu entfernen. Immerhin kann man mit ihnen aber wenigstens in längeren Sprechpausen Ruhe vortäuschen, indem man sie sanft ausregeln lässt. Die Unbilden des Raumes bleiben dennoch, was sie sind, solange man spricht.
Einzig mittels Mehrbandexpansion lässt sich in dürftigen Grenzen ein gewisser subjektiver Eindruck einer Beruhigung des Sprecherraumes, sofern es sich nur um reines, gleichförmiges Rauschen handelt, erreichen. Dies ist in der Praxis jedoch eine ziemliche Frickelei, da der Erfolg extrem vom Arbeitspunkt der Maschine abhängig ist. Den einzuhalten ist aber kaum möglich, da Stimme tagesformabhängig ist, das Mikrofon wohl selten an der selben Stelle steht und man auch den Sprechabstand nie genau einhalten kann.
So ist man entweder nur am Frickeln oder man wählt die Parameter gezwungenmaßen so, dass die vorgetäuschte Geräuschdämpfung ein albernes Minimum erreicht, dass den Expander im Grunde auch überflüssig macht.
Im übrigen klingt nichts bescheidener, als ein dynamikreduziertes (komprimiertes) Signal eines von einem Gate zerhackten Sprechers. Spätestens unter Kopfhörern ist das ein sicherer Ausschalt-Garant.
So, zum Abschluß noch etwas zum Ablachen - wenn's wohl auch ein Insider ist:
Produktbeschreibung SPL Dynamaxx 9735 (großes T) schrieb:
De-Compression:
Invertiert die Funktion des Kompressors und ermöglicht, hochkomprimierte Signale wieder zu dekomprimieren und mit neuer Dynamik zu beleben. Auch hochverdichtete Samples und Keyboardsounds gewinnen an Lebendigkeit und Dynamik.
Da kräuseln sich einem die Hufnägel auf.
Wer sowas glaubt, geht auch ohne einen Cent in der Tasche in ein Nobel-Restaurant und bestellt sich Austern in der Hoffnung, mit den Perlen aus den Schalen anschließend die Rechnung bezahlen zu können.
Wollen wir hoffen, dass nicht mal einer solche "Fakten" in einen Wiki-Artikel schmiert.
Zitatquelle:
http://www.thomann.de/de/spl_dynamaxx.htm