Verdrängt das Internet das UKW-Radio?

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batman

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Der Wunsch nach mehr Auswahl in der doch recht bescheidenen deutschen Rundfunklandschaft mit ihrer begrenzten Anzahl an Frequenzen läßt schon lange über Alternativen nachdenken. Genannt seien DAB oder Digitalradio auf Mittelwelle in HiFi-Qualität. Ich war da immer skeptisch, weil damit eine neue Technik und neue Empfangsgeräte verbunden sind. Und auch beim Thema Live-Streams im Internet war ich zurückhaltend, weil teuer, schlechter Sound und zu umständlich.

Mittlerweile gibt es jedoch Internet-Flatrates fürs Handy für 10 Euro zusätzlich. Einfach das Handy über Audiokabel ins (Auto-)Radio stöpseln und jeden Sender der Welt hören, oft in 128 Kbps-Qualität (z.B. für Europa www.listenlive.eu). Und das ist bestimmt nur der Anfang. Bald gibt es die ersten Radios (wenn es sie nicht bereits gibt), bei denen sich die URLs der streams über Festspeichertaste einspeichern lassen. Und die Internetprovider tun sich bestimmt auch nicht schwer, eine zweite SIM-Karte fürs Radio bereitzustellen.

Was meint Ihr? Ist das ein realistisches Szenario?
 
AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?

Oh, ich glaube, das ist erst der Anfang. Warte mal ab, wenn der VDSL-Anschluss mit 50 oder 100 Megabit pro Sekunde Standard ist. Spätestens dann senden so ziemlich alle Internetradios mit der Bandbreite 320 oder nur geringfügig weniger, weil sich der Markt verhändert hat und so „fette“ Streams höchstens das kosten, was heute ein 128er-Stream kostet.

Dann haben wir alle HiFi-Bausteine oder Kompaktanlagen mit Internetanschluss in den Schrankwänden stehen, und bei Parties schalten wir nicht das regionale Einheitsgedudel, sondern einen Nonstop-Musiksender aus den Niederlanden, England, Italien oder Amerika ein.

So ähnlich läuft es hier bei uns zu Hause bereits: Meine Freundin hört mittlerweile kaum noch Radio, sondern gekaufte und dann heruntergeladene Hörbücher. Und wenn sie Radio hört, dann nur Alsterradio, das sich durchaus etwas von den anderen Sendern unterscheidet. Wenn ich am Computer sitze, höre ich Musik von der Festplatte. Und abends im Bett hören wir zum Einschlafen Musik aus meinem Internetradio, die zurzeit von einem internationalen Sender kommt, der nur Popmusik der Achtziger spielt. Und warte mal ab, wenn ich erst ein Autoradio mit Internetanschluss habe ... Normales UKW-Radio hören wir fast gar nicht mehr, weil es nicht zu ertragen ist. Aber dazu wurde und wird ja in den anderen Threads viel gesagt.

Vor allem die Öffentlich-Rechtlichen sind ja der Überzeugung, dass Internet und iPod keine Konkurrenz für sie seien. Ich sage es noch einmal: Das ist erst der Anfang ...
 
AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?

Der Anspruch an das Radio ist für die Allgemeinheit ein oft sehr geringer.
Etwas Musik, Nachrichten. Fertig. Dafür zahlt man heute seine GEZ, so der Volkmund.
Künftig Flatrate hier, Flatrate da, Freischalten, --- nur um im Ergebnis Musik und Nachrichten hören zu können, das will nicht nur mir nicht einleuchten.
Dazu sind noch viele Probleme zu lösen, und zwar auf Geräteseite.

Wenn die künftigen Autoradios mit Web-Anschluß so funktionieren wie die heutigen WLAN-Radios, dann wird das nichts. Szenario : Frau steigt ins Auto. Knopf drücken, s plärrt das Lokalradiogejaule aus dem Lautsprecher mit "ihrem Flitz mit dem Blitz". Schwabbelfrau sagt : "Das muss ich hören, damit ich nicht geblitzt werde".

Szenario 2014, wenn die Technik sich nicht ändert. Frau steigt ins Auto und fährt los. Autoradio läuft hoch. Die Anzeige erscheint. "Radio-Fi". Nach 20 Sekunden geht das Gerät in Stand-By. Nochmal Knopf drücken, die ersten Straßen sind bereits genommen,
es ertönt noch nichts. "Senderwahl". Frau drückt. Europa ? Asien ? Herrgott, das war doch gestern auf Deutschland gestellt. Dreht sich zu den Kinder um. Habt ihr wieder daran herumgefummelt ? Nein, haben wir nicht.
Die Sendertabelle startet. Mittlertweile ist die nächste Ortschaft erreicht. Antenne, Antenne, Antenne ..... antenne, antenne, 90zwölf, 90dreizehn, Ausbildungsradio. Verflixt : rote Ampel. Griff zur Fernbedienung. Knopf 2 gedrückt. Hitradio Weichbirne ertönt, so wie damals. Es geht in eine Straßenschlucht. Das Radio macht "blubbb, zwirk, und wenn sie______ alle Staus_----" Netzwerkfehler.
Radio findet das Netz wieder, und steht wieder auf "Länderwahl".

Wenn das ! die Zukunft ist, können sich die UKW-Radiomacher noch lange Zeit gemütlich zurücklehnen.
 
AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?

Ja:
Zu Hause ist die Soundanlage komplett durch alle Räume vernetzt. Die Programme werden per app ausgewählt - die Radioprgramme haben endlich Ihren Programmknopf. Alles per wifi/lan angeschlossen. Keine Zukunftsmusik, sondern in technikaffinen Haushalten Realität. Während viele in fremden Ländern Ihren Senderliebling finden, werden viele auch Ihre Heimatstation in der Fremde empfangen. Da braucht niemand mehr ein Funkhaus Europa.

Nein:
30% der deutschen sind noch nicht im Netz. Das Kofferradio auf der Baustelle wird noch lange kein WLAN/Handy Anschluß haben, denn der Zweck ist Hintergrundberieselung. Zudem gefällt mir die Utopie von WAZmann sehr gut!

Fazit: irgendwo in der Mitte leigt die Wahrheit.
 
AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?

Ich kenne in ganz Hamburg niemanden, der Radio über UKW empfängt, Streaming ist längst selbstverständlich. Bleibt die Frage was passiert, wenn das erst europaweit alle machen, die Kapazitäten des Internets und v.a. der Streamingserver sind auch nicht unbegrenzt.
 
AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?

Vor allem die Öffentlich-Rechtlichen sind ja der Überzeugung, dass Internet und iPod keine Konkurrenz für sie seien. Ich sage es noch einmal: Das ist erst der Anfang ...

Wenn das so wäre, hätte man nicht jedes Gerät, das irgendwie zur Medienwiedergabe befähigt ist, zu einem Empfangsgerät erklärt und somit in die Gesetzgebung zum Gebühreneinzug einbezogen. Man weiß also sehr genau, mit wem man es zu tun hat.
Außerdem begegnet man dem ÖR im Internet ständig und weit schneller, als man es für möglich hält. Überall befinden sich Links auf Webinhalte der Sender: Nachrichten, Themeninfos, Podcasts, Vidcasts. In sozialen Netzwerken und Blogs werden diese zu Diskussionen herangezogen, demnach also auch genutzt. Es dürfte auch mittlerweile kein ÖR-Hörfunkprogramm mehr geben, das nicht auch als Webstream verfügbar wäre.
Die Behauptung, man würde das Internet quasi ignorieren, ist also grundfalsch.

Zur Eingangsfrage: Da UKW als Medium leider längst als im Rentenalter befindlich deklariert wurde, ist seine zwangsläufige Ablösung absehbar. Möglicherweise wird sie mit einem ähnlichen Schlag eintreten, wie ihn die Abschaltung des analogen Fernsehrundfunks hinterlassen hat. Dann werden alle einfach gezwungen sein, sich im Dschungel der angebotenen Kompromisse einen tragfähigen für sich zu suchen und Umsatz zu machen.

Radiohörer haben dabei nur einen einzigen Vorteil: Wenn sie Internet immer und überall verfügbar haben, sehen sie sich einer gigantischen Auswahl gegenüber. Qualitativ verbessert sich nichts. Streams jenseits der 192 KBit/s (MP3), bei denen man langsam von HiFi sprechen kann, werden noch lange kein Standard sein. Es gibt ja heute noch genügend Programme, die ihre Webstreams teils deutlich unter 128 KBit/s anbieten und somit weit von der klanglichen Leistung eines UKW-Senders entfernt liegen.
Thema Sound: Digitales Radio würde ja auch endlich das Argument entkräften, die Programme auf 0-dB-Dynamik zusammenzukomprimieren. Es gäbe kein Empfängerrauschen mehr, keine schwachen Empfangssituationen und auch keinen Modulator, dessen Hub bis aufs letzte kHz auszutrampeln wäre.
Auch hier zeigen Vergangenheit und Gegenwart, dass da nichts begriffen worden ist. DSR, ADR selbst das analoge Satellitenradio und auch Webstreams hätten längst von einem Signalweg an der Brikettpresse vorbei versorgt werden können und somit entspanntes Hören ermöglichen. Das findet einfach nicht statt und somit bleibt digitalem Rundfunkempfang ein ernsthaftes Pro-Argument verwehrt.
Aber wozu sich darum Gedanken machen? Seit der CD schon gilt das Wort "digital" als zwangsläufig geil. Man muss es nur einmal aussprechen oder irgendwo aufdrucken und schon sitzt die Geldbörse des potentiellen Käufers locker.

Eins noch: Internet das UKW-Radio ablösen?
Na sicher! Schon längst Normalität ist nämlich auch, dass große Funkhäuser neben ihrem/ihren Hauptprogramm/en gleich mehrere Sparten- und Themenstreams im Internet anbieten. Damit wird deutlich, das auf Hörer dort gesetzt wird und wenn diese reinen Webprogramme nicht gehört würden, würden sich diese Investitionen auch nicht lohnen. Das Netz aus Schleichwegen weg vom konventionellen UKW-Radio bzw. um dieses herum besteht längst und wenn sich genügend Nutzer darin verlaufen haben, kommt der Zapfenstreich unweigerlich. Wenn es nach der DAB-Lobby gegangen wäre, würde er uns schon lange in den Ohren klingeln und auch das würde mehr Hörer ins Netz drängen.
 
AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?

Vielleicht bin ich ein Exot, aber ich glaube, dass die Qualität des Inhalts letztlich darüber entscheidet, wer das Rennen macht, und nicht die Qualität des Übertragungsweges.
Sicher, so wie man heute mit fetten Frequenzen und erdrückender Senderpower den einen oder anderen kleinen Konkurrenten plattmachen kann, so wird man das auch mit einem perfekten Digitalsound schaffen. Aber letztlich entbindet das die Programmverantwortlichen nicht von der Aufgabe, über ihre Inhalte nachzudenken und vielleicht dort erst mal das Optimierungspotenzial auszuschöpfen.
 
AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?

Sicher. Die Zeiten sind vorbei, in denen man als Oligopolist jeden Schrott senden konnte. Die Leute suchen jetzt nach Inhalten, und ertragen nicht mehr zwangsläufig, was ihnen vorgesetzt wird.
 
AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?

Vielleicht bin ich ein Exot, aber ich glaube, dass die Qualität des Inhalts letztlich darüber entscheidet, wer das Rennen macht, und nicht die Qualität des Übertragungsweges.

Das denke ich auch. Wenn ein Sender etwas Besonderes ist, wird schonmal schlechtere Klangqualität in Kauf genommen oder mehr Aufwand betrieben, um ihn zu bekommen. Eine Frage, die im früher vorhandenen Vorstellungsforum für Internetradios gestellt wurde, kann heute mehr und mehr auch auf vermeintlich etablierte Sender zutreffen: Welchen Anreiz soll es geben, mich zu hören? Was unterscheidet mich von anderen Sendern?
 
AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?

Jedes Internet - Breitbandangebot wird in dessen Kapazität durch die Anzahl
der User geteilt.
Es ist technisch völlig unmöglich, daß Internetradio UKW ablösen kann und Millionen
Radiohörer versorgen soll !
Die meisten Internetradios versorgen ja nur zweistellige Hörerzahlen gleichzeitig.
 
AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?

Die meisten Internetradios versorgen ja nur zweistellige Hörerzahlen gleichzeitig.

Kann es sein, dass du mit "Internetradios" etwas ganz anderes meinst. Es gibt da eine handvoll Leute, die es geschafft haben, Projekte aufzustellen und zu erhalten, die vier-, sogar fünfstellige Hörerzahlen haben, was man angesichts des Kampfes um die Internethörerschaft als wirklich herausragend bezeichnen kann und würdigen muss.

Die unglaubliche Zahl derer, die ein- oder zweistellige Hörerzahlen erreichen, sind entweder praktisch nur Jukeboxen oder zumindest keine Radios, auf jeden Fall aber so schlecht, dass sie nichteinmal Streamripper zum Musikklau anziehen. Ein gelegentlicher Blick in den Internetradiobereich hier in den Foren zeigt, warum das so ist.

Ich denke schon, dass der Threadersteller bei seinen Betrachtungen vom kommerziellen Rundfunk ausging und sich ganz bestimmt keine Gedanken darüber macht, ob Chatradio XYZ je eine Gefahr für UKW-Rundfunk darstellen könnte. :)
 
AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?

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Hitradio Weichbirne ertönt, so wie damals. Es geht in eine Straßenschlucht. Das Radio macht "blubbb, zwirk, und wenn sie______ alle Staus_----" Netzwerkfehler.
Radio findet das Netz wieder, und steht wieder auf "Länderwahl".

Wenn das ! die Zukunft ist, können sich die UKW-Radiomacher noch lange Zeit gemütlich zurücklehnen.

Da ist mein Sangean WFR20 aber schon DEDEUTEND weiter!

Stecker einstecken ---> 20 sekunden booten,dann standby. OK, nachteil.
Einschalten: Radio konnekten den zuletzt gehörten stream,nach 5 sekunden kommt musik

6 senderspeicher zur Direktwahl, ein menü, wo 12 favoriten (also 6 weitere) reinpassen, und ein zweites per internet managebares für belibig viele einträge sind Standard

Durch den menüstruktur mit ländern und genres muß man nur durch,wenn man einen sender will,der noch nicht auf den 6 knöpfen, bzw favoriten ist

Klar,die aussetzer bei umts und der bootup sind noch ein nachteil.
Meines erachtens könnte man durch gescheitere implementation von hard- und software ohne booten auskommen.

Immerhin hat JEDES MODERNE mp3-cd-autoradio und auch JEDES DAB-Radio eine firmware :!: und geht "direkt". Das problem ist halt,daß die heutige hardware noch zu sehr aus dem pc bereich kommt. Wenn das alles erstmal aus der "hifi-ecke" kommt,dann gibts diesen bootvorgang auch nicht mehr...
 
AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?

Einem UKW - Sender ist es technisch völlig egal, ob 1000 oder 1 Million Hörer zuhören.

Technische Frage: Gäbe es wirklich ein Internetradio, dessen Server so viel Stream - Bandbreite zur Verfügung stellen kann, daß 1 Million Hörer gleichzeitig zuhören könnten ?
 
AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?

Bei einer reinen Client-Server-Beziehung und akzeptabler Streambreite eindeutig nicht.

Das Thema ist auch nicht, ob ein einzelnes Programm seine UKW-Kette abstoßen, sich komplett ins Netz zurückziehen und seine Hörer dennoch versorgen kann, sondern um den Verbreitungsweg UKW allgemein, seine Nutzung und sein nahendes Ende.
 
AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?

Jedes Internet - Breitbandangebot wird in dessen Kapazität durch die Anzahl
der User geteilt.
Es ist technisch völlig unmöglich, daß Internetradio UKW ablösen kann und Millionen
Radiohörer versorgen soll !
Die meisten Internetradios versorgen ja nur zweistellige Hörerzahlen gleichzeitig.

Hättest Du vor 10 Jahren gedacht, daß mal in Deutschland mehr Mobilfunkanschlüsse als Einwohner geben wird? Hätte man sich vor 20 Jahren überhaupt eine nennenswerte Verbreitung von Handies vorstellen können?

"Internetradio" kann und WIRD (außer, wenn es durch Reglementierungen rechtlich ausgebremst wird) den konventionellen UKW-Rundfunk ablösen, jede Wette!
 
AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?

"Internetradio" kann und WIRD (außer, wenn es durch Reglementierungen rechtlich ausgebremst wird) den konventionellen UKW-Rundfunk ablösen, jede Wette!

Klaro. Nur - was ändert sich dann? Nix, vermutlich. Die meisten Menschen trinken Bier aus ihrer Region. Wieso sollten sie irgendeinen Radiosender aus dem Ausland hören? Oder einen, der ihnen kein "Heimatgefühl" gibt?
 
AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?


Das Wort schaut zunächst interessant aus, wird bei genauerem Hinsehen jedoch ziemlich schmal.

Bei einer regionalen Infowelle mag das noch angehen. Bei irgendeinem x-beliebigen Pop-Dudler reduziert sich Heimatgefühl aber ganz schnell auf die Verkehrsinformationen und regionalen Kommerz. Klammern wir letzteren mal aus, weil er schnell als lästig empfunden wird, bleiben die Verkehrsinfos, die Heimhörer auch als Belästigung empfinden, erst recht, wenn sie nicht motorisiert sind. Dieses Klientel wird also das erste sein, das ohne Schmerzen zu verspüren ganz schnell einen Sender im Netz finden wird, der besser zu ihm passt.

Dramatisch wird die Lage allerdings für die regionalen Schlagerwellen ("Wir spielen den größten Shit für die 70-, 80- und 90jährigen."). Deren Hörerschaft ist weder mit Computern noch Netzwerkradios oder gar Handys zum IP-Radio-Hören zu bewegen. Denen wird auch am wenigsten zu vermitteln sein, alle ihre alten Radios mit Einschaltknopf und Lautstärkeregler - mehr brauchen sie nicht - wegzuschmeißen und sich irgendeine digitale Quäke, gleich welche Technologie sie verarbeiten zu vernag, zu kaufen.

Andererseits sterben die Mitglieder dieser Zielgruppe nach und nach weg und diejenigen, die schon mit größerer Vielfalt sowie flexiblerem Umgang mit Technik und Medien aufwuchsen, bleiben übrig. Also löst sich auch das Problem, allerdings erst längerfristig.

Heimatgefühl würde ich also keineswegs überbewerten. Viel wichtiger wird es vor allem in der Zukunft sein, die Zielgruppe wirklich anzusprechen. Die Hörer müssen sich einfach wieder mehr angesprochen und berührt fühlen und dazu werden wir im Radio künftig mehr Personalities brauchen. Radiomenschen, die einfach mit einer Art ankommen, die zum jeweiligen Radio passt und die die Hörer mögen. Das werden auch und vor allem die ewig platten Pop-Dudler überdenken müssen, wo man als Hörer oftmals kaum mehr mitbekommt, ob der Moderator Männlein oder Weiblein und wo selbstgefällig am Hörer vorbei oder über ihn hinweg gesprochen wird.
Wenn die Sicherheit des regionalen Hörerkreises schrumpft, weil die Funzelkette nicht mehr existiert, hält man niemanden mehr mit "Wir spielen zwar nur einen einzigen Lady-Gaga-Titel, und das 24 h in Endlosschleife, aber danke, dass Sie uns trotzdem zum besten Radio Deutschlands gewählt haben!"
 
AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?

Verdrängt das Internet das UKW-Radio?
Irgendwann sicher, aber nicht in absehbarer Zeit. Der simple Grund dafür liegt in technischen Gegebenheiten begründet. Wieviele Leute nutzen denn wirklich unterwegs ihr Handy oder WLAN, um damit mobil Webradios zu hören? Im Vergleich zu den vermeintlichen Hörerzahlen des analogen Rundfunks sind die Zahlen noch verschwindend gering. Würden alle Autofahrer von jetzt auf gleich auf Webradio per WLAN oder Handy umsteigen, möchte ich mir das Horror-Szenario des "Bandbreiten-Super-Gaus" gar nicht erst ausmalen. Zum einen kann es derzeit keiner bezahlen, dass Tausende gleichzeitig auf einen Stream (mit anständigem Klang) zugreifen und zum anderen ist derzeit kein Provider in D in der Lage, eine solche Bandbreite überhaupt anzubieten.

Technische Frage: Gäbe es wirklich ein Internetradio, dessen Server so viel Stream - Bandbreite zur Verfügung stellen kann, daß 1 Million Hörer gleichzeitig zuhören könnten ?
Nein gibt es nicht, weils unbezahlbar ist.

Dramatisch wird die Lage allerdings für die regionalen Schlagerwellen ("Wir spielen den größten Shit für die 70-, 80- und 90jährigen."). Deren Hörerschaft ist weder mit Computern noch Netzwerkradios oder gar Handys zum IP-Radio-Hören zu bewegen. Denen wird auch am wenigsten zu vermitteln sein, alle ihre alten Radios mit Einschaltknopf und Lautstärkeregler - mehr brauchen sie nicht - wegzuschmeißen und sich irgendeine digitale Quäke, gleich welche Technologie sie verarbeiten zu vernag, zu kaufen.
Da war es wieder das Vorurteil von den debilen Alten...
In Teilen mag das sicher zutreffen, aber der größte Teil der Generation 50+ ist bei weitem nicht mehr so "hinterm Mond", wie das mancher offenbar noch immer gerne hätte. Andererseits haben sich die Hitdudler auf kurz oder lang sowieso erledgt, denn sie sind nur Hintergrundberieselung. Und dafür kauft sich niemand, also weder ein Senior noch ein Jungspund, irgendwelches technisches Equipment. Da wird einfach nur die Quelle gewechselt und fertig.

Vor allem die Öffentlich-Rechtlichen sind ja der Überzeugung, dass Internet und iPod keine Konkurrenz für sie seien.
Wo hast du denn den Quatsch her?
 
AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?

Mittlerweile gibt es jedoch Internet-Flatrates fürs Handy für 10 Euro zusätzlich...

Wow, wo kriegt man denn für nen 10er fürs Handy eine wie vom Festnetz gewohnte echte Flatrate her? Wo nicht nach soundsoviel MBs im Download die Bandbreite auf 56k gedrosselt wird bis zum nächsten Ersten? Oder wo ab soundsoviel MBs jedes weitere MB extra abgerechnet wird?
Weil, so eine Free Flat fürs Handy suche ich noch...
 
AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?

... das Vorurteil von den debilen Alten...
... ist bitteschön deine Assoziation.

In Teilen mag das sicher zutreffen, aber der größte Teil der Generation 50+ ist bei weitem nicht mehr so "hinterm Mond", wie das mancher offenbar noch immer gerne hätte.
Das hätten vermutlich diejenigen gerne, die ältere Menschen pauschal als "debil" bezeichnen. Aber gut, dass ganz normale Alterung und damit einhergehende Veränderungen bei Hirnleistungsfunktionen wie Auf-/Erfassungsgabe und Merkfähigkeit an einigen vorbeigehen. Hoffentlich reagieren sie dann auch gelassen, wenn man sie eines Tages debil nennt, nur weil manche Kleinigkeit einfach nicht mehr hängen bleibt und - für die Enkel - primitive und völlig logische Dinge in den Kopf von Oma und Opa einfach nicht mehr hineingehen.

Das ist die Regel, nicht die Ausnahme, weil regelmäßig ab Mitte 30 das neuronale Netzwerk in unseren Gehirnen durch neue Verschaltungen nicht mehr erweitert werden kann. Genutzt werden dann also nur noch die Resourcen, die vorher schon da waren und die altern munter weiter.
 
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Also entschuldige mal, du assoziierst da jetzt aber auch etwas rein, was nicht da steht. So habe ich das nicht gemeint.
 
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Ja, ich kann offen sagen: "Ich bin arg angefressen."

Es ging mir nicht darum, die Generation unserer Eltern und Großeltern als "leicht meschugge" oder gar "zu blöd fürs digitale Zeitalter" zu deklarieren. Ganz im Gegenteil: Auch sie müssen mit Rundfunk, also Musik und Informationen versorgt werden, mit denen sie Leben können. Dies aber eben auf eine Weise, mit der sie auch technisch klarkommen und das ist für die meisten eben kein Kinderspiel mehr, wenn gewohnte Dinge nicht mehr funktionieren.

Die Erfahrungen aus vielen Bereichen des Lebens, auch und vor allem den beruflichen hat mich jedoch nichts anderes gelehrt, als dass Ausnahmen wie mein eigener 72jähriger Nachbar, dessen Wohnung einem Computerkabinet gleicht und der sich hartnäckig durch Themen wie digitale Fotografie und Videobearbetung wühlt, die absoluten Ausnahmen sind.
Ich dagegen erschrecke bisweilen schon über mich selber, wenn ich mal wieder vergessen hab, was ich eigentlich wollte oder irgend etwas ein drittes mal lesen muss, weil ich es nicht verstehe.
Es ist einfach soweit, dass Neues lernen nicht mehr wie einst in der Schule beim Scheiße bauen nebenher funktioniert. Dass ich deswegen debil sei, hat mir so noch keiner gesagt. Aber stimmt, oft genug wird es mir auf ganz andere Weise vermittelt. Interessanterweise aber nicht von jüngeren Mitmenschen.
 
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Oh, ich glaube, das ist erst der Anfang. Warte mal ab, wenn der VDSL-Anschluss mit 50 oder 100 Megabit pro Sekunde Standard ist. Spätestens dann senden so ziemlich alle Internetradios mit der Bandbreite 320 oder nur geringfügig weniger, weil sich der Markt verhändert hat und so „fette“ Streams höchstens das kosten, was heute ein 128er-Stream kostet.

Das ist technisch jetzt schon kein Problem. Durch eine handelsübliche 16mbit Leitung (Ja, ich bin Großstadtkind) könntest du locker 30 320kbit/s Streams gleichzeitig hören. Die Traffickosten auf Anbieterseite fallen. (Der Server-Hoster Hosteurope hat mir z.B. vor zwei Wochen verkündet, dass für meine Server ab sofort generell keine Traffic-Kosten mehr in Rechnung gestellt werden).

Technische Frage: Gäbe es wirklich ein Internetradio, dessen Server so viel Stream - Bandbreite zur Verfügung stellen kann, daß 1 Million Hörer gleichzeitig zuhören könnten ?

Ja, problemlos. Heutzutage wird soetwas wird über Content Delivery Networks abgehandelt, das sind Anbieter, die einen Stream hierarchisch auf viele, global verteilte Server verteilen die Relativ nah an den Anschlüssen der Hörer liegen. Diese verteilen die dann weiter an die Hörer.

In Zukunft wird sowas selbstverständlich und problemlos über Multicast-Techniken passieren. Damit wird ein Datenstrom (=z.B. Radiosender) automatisch an alle Verteilt, die ihn hören möchten. Wenn in einem Haushalt fünf leute das selbe Radio hören, würde das Programm dabei nur einmal durch die DSL-Leitung gehen. Damit ist es theoretisch möglch, dass jemand von einem DSL-Anschluss aus 10 Millionen Hörer bedient. Das heutige T-Entertain (HD)TV über Internet angebot ist mit dieser Technik realisiert.
 
AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?

Oh, ich glaube, das ist erst der Anfang. Warte mal ab, wenn der VDSL-Anschluss mit 50 oder 100 Megabit pro Sekunde Standard ist. [...]

Welch "flammende" Rede. ;) Sicherlich wird es so oder so ähnlich kommen. Denn wir erleben wirklich erst den Anfang.

Andererseits kommt dann ein gutes "Webradio" nicht mehr mit 500 Slots aus. Der Betrieb eines solchen "Senders" wird also ganz schnell ziemlich teuer (GEMA/GVL). nicht ohne Grund sind "Sender" aus den USA außerhalb der USA nur noch mit "Trick 17" hörbar.

Es muß also irgendwann Werbung geschaltet werden, da man das Ganze rein "hobbymäßig" nicht mehr bezahlen kann und will...

Es wird ein "Verdrängungswettkampf" und eine "Konzentration des Kapitals" stattfinden....

Am Ende bleiben nur die "Starken" übrig. Im Prinzip ist das dann wie der "Dudelfunk" auf UKW heute. Man benutzt nur einen anderen Übertragungsweg.



vg zwerg#8
 
AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?

Oh, ich glaube, das ist erst der Anfang. Warte mal ab, wenn der VDSL-Anschluss mit 50 oder 100 Megabit pro Sekunde Standard ist.

Sagt mal, wie laut soll ich denn noch lachen??? Die Regierung will bis Ende 2010 alle Leute mit 1 (EINEM) Megabit/s versorgen und schafft das nicht. Es gibt noch genug Leute, die mit ISDN leben müssen, und nein, das ist nicht nur die ländliche Gegend.

Und wenn du Bandbreiten jenseits von (V)DSL willst ist erstmal buddeln angesagt, um ein Glasfaser-Kabel zu legen. Davor drücken sich noch alle. Köln & München sind da bisher die einzigen, mir bekannten, Ausnahmen.

Internet-Flat fürs Handy? Wo gibts da eine? Sind doch alles nur 5-GB-Volumentarife. Oder NEU: jetzt mit 3 GB! Und selbst wenns da was geben würde, ist die UMTS-Versorgung im Vergleich mit UKW ein ganz schlechter Witz. Und schau dir mal deine UMTS-Datenraten in den Abendstunden, wenn alle online sind, an.

Ich hab einen 384-kbit/s-Anschluss, habe auch ein Internet-Radio und nutze es auch gerne. Aber surfen geht dann deutlich träger.

Ergo: Das Internet, egal ob DSL oder Funk, ist nicht für Massenmedien wie Radio/TV gemacht. Über Sachen wie Multicast und das ständige Bandbreitenwachstum (heul) lässt sich sicher einiges abfangen, aber warum so unnötig kompliziert, wenn mit UKW & DAB doch erprobte Technik vorhanden ist? Das DAB sich nicht durchsetzte ist nun ein anderes Thema.
 
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