Seitenhieb auf Sunshine-Live; gerechtfertigt oder nicht?

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Ein Seitenhieb sieht anders aus, subtiler vor allem. Natürlich hat der Herr mit seiner Kritik uneingeschränkt recht und doch plädiere ich dafür, dass Sonnenschein Direkt die Frequenz bekommt, denn auch solch ein Programm hat seine Klientel und die ist in Berlin bislang unversorgt. Außerdem, und auch das stellt der Autor fest, gibt es in den Randstunden hörenswerte Ausbrüche aus dem Tagesprogramm. Allein das ist bei der gegenwärtigen Situation der Rundfunklandschaft schon aller Ehren wert.
 
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Polemisch und richtig. Bezüglich der Klientel: Nunja, Rotor, Sky, Ex-Sternradio, das, was das Matrix mal war und unzählige Arschgeweih-Diskotheken in Richtung Stadtrand zeigen, dass die Leute tatsächlich da sind. Böttcher hat natürlich einerseits Recht wenn er feststellt, dass elektronische Musik in Berlin für einen ganz anderen, intelligenten Sound steht, aber vielleicht sollte er sich mal weniger im Berghain rumtreiben und n paar Leute in der U-Bahn fragen, wo die hinwollen. Nur weil etwas in der öffentlichen Wahrnehmung nicht stattfindet heisst das nicht, dass es nicht passiert.

Die Konstellation Renner (macht vieles richtig) und van Dyk (Fremdschämfaktor 100) finde ich allerdings etwas grenzwertig.
 
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hmmm....
a) radiokult widerspreche ich mal (partiell): Wegen der Armut an Vielfalt ist ein Sender wie sunshine live ein absolutes Muss, ist es doch sowieso in punkto trance/dreamwave/dancepop/techno in allen Varianten im Radio (egal, ob ÖR oder privat) schlecht bestellt. Klientel hat der Sender bestimmt, mögen sie auch nicht von vornherein so hochintellektuell im Geiste sein wie Hörer von JazzRadio.

b) "Dudelfunk" nach der allgemeingültigen (?) Formel hier im Forum ist sunshine live keinesfalls- die Bandbreite ist da viel zu weit ausgelegt. Was mich stört, sind die vielen "Füllnummern" (um dem Ding einen Namen zu geben), die da tagtäglich mitlaufen.

c) Womit wir bei der Kiritk sind: Die im link geäusserte Ansicht ist legitim, aber in einem Punkt falsch: Berlin, und gerade Berlin, braucht "so einen Sender". Die Clubculture hat man wohl vollkommen vergessen (abgesehen von der in -a- von mir erwähnten Tatsache). Ich fand es bislang immer ulkig, dass der Sender in Nordsibirien vor sich hinfunkte und mit seiner weitreichenden Frequenz die wirklich wichtigen Städte nur streifte...

d) Paul van Dyk hat mal als tellerwaschende Servicekraft in einer bekannten bundesweiten Discokette angefangen und sich dann an den Plattenteller hochgearbeitet. Der Erfolg sei ihm zu gönnen, da das meiste, was er produziert und rausbringt, gut und gelungen ist (und ich selbst gerne einsetze...).

e) Allerdings sollte er seine Kompetenz möglicherweise für eine klarere Durchstrukturierung des Programms einsetzen: Ist mir noch viel zu "verwaschen" und dümpelt oft über lange Strecken bpm per bpm vor sich hin. Da wäre der Hebel anzusetzen...
 
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Erstens stimmt es wohl, dass in den Berliner In-Clubs andere Musik gehört wird, nämlich vornehmlich Elektro und Minimal Techno. Aber diese Musikgenres werden von Fritz und Motor FM zumindest am Wochenende wirklich ausreichend bedient und auch sunshine live hat für diese Musikrichtungen Spezialsendungen am Abend.

Zweitens läuft im Tagesprogramm kommerziellere Musik, aber sunshine live spielt eben fast alle Genres der elektronischen Musik, und Hands Up und Electro House sind mit Abstand immer noch die wichtigsten elektronischen Musikrichtungen in Deutschland. Diese Musikrichtungen werden von keinem anderen Sender in Deutschland in dem Maße bedient und sunshine live das vorzuhalten ist einfach nur :wall:

Drittens wenn ich mir die Aufzeichnung des "We Are One"-Festivals bei Fritz anhöre, kommt mir schon das Kotzen. Bass praktisch nicht vorhanden und der Moderator quatscht ewig lang über den Break eines Tracks (Break = Höhepunkt beim Trance), anstatt das – so wie jeder andere DJ bei seiner Radioshow – während den Übergängen zu machen. Wenn einmal eine Trance-Veranstaltung in Berlin ist, kommt Fritz an und versaut sie. Allein dafür brauchen wir schon einen Sender wie sunshine live, bei dem die Moderatoren ein wenig Expertise und Feingefühl mitbringen.

Viertens erlebe ich es sehr, sehr selten, dass die Moderatoren bei sunshine live schreien. Im Gegenteil, die meisten moderieren angenehm zurückhaltend im Vergleich zu dem, was man hier bei Energy, Kiss oder Jam zu bieten bekommt.

Meine Vermutung: Dieser Blogger ist ziemlich kleinkariert, findet halt außer Techno alle anderen elektronischen Stilrichtungen scheiße, weil Berlin-Friedrichshain nun mal das Maß aller Dinge sein muss, und verpestet mit dieser unberechtigten Kritik das Internet. Und da, wo Kritik berechtigt wäre, nämlich beim Sounddesign, verpasst er die Gelengeheit. Das ist nämlich in der Tat etwas zu unauffällig und langweilig; kein Wunder, ist es doch auch in-house von der Regiocast produziert worden.

Ich zähle 1x RnB, 1x Dance, 3x Trance, 1x Electro House, 1x Electronica/Techno, 2x House, 1x Tech House, 1x Hands Up, 2x Indie Dance. Finde ich ziemlich ausgewogen, vor allem sehe ich den angeblichen Hands Up/Electro-Überhang einfach nicht.

07:02 Uhr Club Can't Handle Me (Radio Edit) FLO RIDA
07:07 Uhr Always Loved A Film Underworld
07:11 Uhr 1-2-3 Danse avec moi (Sven Gosch Radio Rmx) Popmuschi
07:14 Uhr Remember Love (Radio Edit) DJs United
07:21 Uhr In Japan (Edit) Northern Lite
07:24 Uhr Get Up (STFU Edit) The Caramel Club
07:27 Uhr This time around Phats & Small
07:33 Uhr NYC (7am Edit) Megara vs.DJ Lee
07:37 Uhr Jaana (Radio Edit) (SL 35) DJ Falk (SL 35)
07:43 Uhr Like a Lady The Real Booty Babes
07:48 Uhr Teenage Dream (Vandalism Le Pop Mix) Katy Perry
07:52 Uhr Fucking Society (Ellrich & Plaice Edit) Ellrich & Plaice
07:56 Uhr Dance The Way I Feel (Radio Version) OU EST LE SWIMMING POOL
 
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van Dyk (Fremdschämfaktor 100)

Kannst du das mal näher begründen? Für jemanden, der Jahr für Jahr unter die Top 10 des DJ Magazines gewählt wird, braucht man sich normalerweise eigentlich nicht zu schämen. Ich bin zwar kein großer Fan seiner Radioshow, da gibt es meiner Ansicht nach bessere, aber was die Technik anbetrifft ist van Dyk beim Auflegen fast ungeschlagen, auf seinem Label Vandit Records erscheinen zudem auch viele tolle Tracks. Was seine eigenen Produktionen angeht, muss man halt trennen zwischen dem, was er für den Massenmarkt ("We are one") macht und dem, was für die Trance-Szene bestimmt ist (letztes Jahr war bspw. Home großartig).
 
AW: Seitenhieb auf Sunshine-Live; gerechtfertigt oder nicht?

http://www.youtube.com/watch?v=Du1ROu10usU nur als ein Beispiel. Wann immer der Typ sich zu Wort meldet, schlägt doch die Hauptstadt entsetzt die Hände überm Kopf zusammen. Auch seine ständigen Versuche, die "Technoszene" zu vereinen sind doch einfach lächerlich. Schon zwischen Mitte und Friedrichshain liegen Welten, die würden sich aber vermutlich noch miteinander unterhalten können. Wie die nun aber mit dem Umlandkirmestechno oder den Hamburger Tunnelravern oder den Düsseldorfer Handtaschenhousern klar kommen sollen, will ich garnicht wissen. Größer könnten Milieuunterschiede garnicht sein.
 
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sunshine live in Berlin? ich glaube die ganze Hauptstadt lacht sich tot wenn man den brüllenden "Warmduscher" in seinem Pälzer Dialekt seine Hardcore-Tracks auflegen lässt. Oder ist der gar nicht mehr bei SSL?
 
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Au man die Experten hier wieder:

Der Seitenhieb auf sunshine live wurde auch von so einem Experten geschrieben, der vielleicht Ahnung von einem bestimmten Musikgenre hat, jedoch vom (kommerziellen Radiobiz) offensichtlich null Ahnung hat. Dies wird deutlich wenn man sieht wo der Herr her kommt – von einem Internetradio. (bzw. vorher öffentlichrechtlicher Rundfunk)

Das jedoch zwischen der Unterhaltung eines Webradios und der eines nationalen Spartensenders mit Abstrahlung im Kabel, Satellit und ukw welten liegen wurde mal wieder schön ausgespart.

Aber gehen wir mal ein stück in die Historie: am 1.mai 1997 startete der bundesweit allererste Spartensender für eine bestimmte Musikrichtung – evosonic radio mit einer nationalen Abdeckung per Satellit und per Kabel. Wenn ich mich richtig erinnere hat der Sender damals von der Telekom die Kabelfrequenzen im ersten Jahr sogar gratis bekommen (korrigiert mich wenn ich da falsch liege), sozusagen als startkapital.

Was der Sender jedoch versäumt hatte ist das wirtschaftliche agieren. Ohne frage das Programm von evosonic war saucool wenn man diese Musik mag.

Was dann passierte fasst der ausschnitt aus wikipedia eindrucksvoll zusammen:

Evosonic unterwarf sich nicht den Konventionen des Formatradios, sondern ließ seinen Musikredakteuren und DJs, die größtenteils auf eine Gage verzichteten, viel Freiheit. Die Sendungen deckten viele Stilrichtungen im Bereich der elektronischen Musik ab und lieferten hohe musikalische Qualität. Wortbeiträge waren eher rar gesät, Werbung gab es nur wenig. Finanziert werden sollte Evosonic auch durch monatliche Beiträge der Mitglieder des Evosonic-Fördervereins Neukult e.V. Um den Sender darüber hinaus auf eine tragfähige finanzielle Basis zu stellen, hätte mehr Werbezeit verkauft werden müssen, was aber nicht möglich war, da die zum Verkauf nötige Reichweiteanalyse für evosonic nicht zu bezahlen war. Aus diesem Teufelskreis konnte evosonic sich nicht befreien.

Ein weiteres Beispiel aus Berlin - die kiss fm Story: falls das jemand nicht weiß der erste claim von kiss warf „1st dj radio“. Doch leider leider passierte dasselbe wie mit evosonic. Und als dann die Radiomelone den Sender übernahm und die Musikfarbe änderte gab es erste wirtschaftliche erfolge.

Und das ist ja nun mal das a und o des privaten Rundfunks – der wirtschaftliche erfolg. Und da ist es dann schon logisch (um den bogen wieder zu ssl zu spannen) wenn man sein Musikprogramm breiter aufstellt auch als Spartensender.

Aus diesem Grund kann ich solche Meinungen wie die des herrn böttcher die sich ausschließlich mit der Klangfarbe beschäftigt einfach nicht akzeptieren. Und wenn ich mir das Programmschema von ssl anschaue finde ich da sehr wohl verschiedene Spielarten elektronischer musik und eben nicht nur trance.

Im Übrigen hat der herr hürter ja bereits betont dass er eben nicht das Standardprogramm auf der 101,9 machen will, sondern eben ein auf berlin zugeschnittenes redaktionell gestricktes Programm aus einem Berliner studio.

Dieses interview wurde mit den Berliner Bürgerfunkern von bln.fm geführt, die ebenfalls in die selbe kerbe hauen wie ein Herr Böttcher, allerdings vom kommerziellen Radiomachen null Ahnung haben und das Programm hauptsächlich gemacht wird damit die eigenen Redakteure in den Clubs der Hauptstadt kostenlos reinkommen und saufen können.

Hört man mal zwischen den Zeilen des Moderators wird diese Missgunst eindrucksvoll deutlich: http://www.bln.fm/2010/09/paul-van-dyk-und-tim-renner-wollen-dance-radio-fur-berlin/

Und auch im Berliner Tagesspiegel wird der Artikel vom bötcher besprochen: http://www.tagesspiegel.de/kultur/p...rbrutzelt/1938840.html?ajaxelementid=#comment
bln.fm sagt sazu bei facebook: „Auf Tagesspiegel.de wird gegen die Pläne von Radio sunshine live gemotzt, mit Paul Van Dyk und MotorFM.de-Tim Renner in Berlin eine Radiofrequenz zu uebernehmen.“ (soviel zu Wahrnehmung)

Ich verwette meinen hintern darauf dass die negativen Kommentare bei Tagesspiegel.de von freunden des Hauses bln.fm berechenbar gestreut wurden, so wie es auch in diversen Szeneforen passiert.

Ich bin echt gespannt welche Schlammschlachten da noch durchgeführt werden.
 
AW: Seitenhieb auf Sunshine-Live; gerechtfertigt oder nicht?

Was sunshine live da in Berlin plant, klingt doch sehr gut, insbesondere, dass man auf die lokalen Gegebenheiten in der Musikszene eingeht – damit würde sich der Renner aber eigentlich ins eigene Bein schießen, wenn er zwei Sender betreibt, die den Berliner Clubsound spielen.

So viel Gehässig- und Ahnungslosigkeit wie bei dem BLN.FM-Typen habe ich ja schon lange nicht mehr erlebt... Wenn der Geschäftsführer sagt, dass das Programm aus Berlin kommt, geht der Interviewer davon aus, dass es keine Informationen über die Berliner Szene geben wird. Und seit wann sendet sunshine live eigentlich aus Frankfurt? Seit wann steht im Rundfunkstaatsvertrag, dass ein öffentlich-rechtlicher Sender (namentlich Fritz) 14-35-jährige Clubgänger als Zielgruppe haben soll? Der Seitenhieb, dass man ja in Berlin auch über UKW elektronische Musik spiele, ist ein Witz. Die Frequenzen 88,4/90,2 habe ich bisher noch nirgends in Berlin sauber reinbekommen. Im Innenstadtbereich ist aber BLU FM auf der 97,2 zumindest ganz gut zu empfangen.

Der "Underground" besteht in Berlin vor allem aus irgendwelchen zugezogenen Yuppies Mitte 20 bis Mitte 30, für die kann sunshine live kein Programm machen, weil diese zugeknöpften Spaßbremsen vermutlich ohnehin schon bei radioeins und Motor FM festkleben. Das wird nie und nimmer klappen. Das ist halt gerade das Beschissene an der Berliner Clubszene, dass es hier mehr oder minder schon so eine Art Klassengesellschaft gibt, die es ja nun gerade bei der elektronischen Musik eigentlich nicht geben sollte. Ich finde solche Genresnobs (siehe Martin Böttcher) jedenfalls ziemlich ätzend, die außer ihrer Nische nichts anderes zulassen. Aber wer sich mal das Publikum im Tresor angeschaut hat, das wesentlich durchmischter ist als sagen wir mal im Berghain oder Watergate – das tanzt durchaus zu Techno, ist aber sicherlich auch für andere Genres zu haben und damit auch interessant für sunshine live.

Mich würde es nicht wundern, wenn Paul van Dyks Sendung dann zu sunshine live wechselt, im bundesweiten Programm von sunshine live läuft ja auch seine Show "Vonyc Sessions".
 
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So viel Gehässig- und Ahnungslosigkeit wie bei dem BLN.FM-Typen habe ich ja schon lange nicht mehr erlebt...

na wenigstens bin ich nicht der einzige der das so sieht

das renner ja bei motor immernoch minderheits gesellschafter ist und trotzdem mit ssl kooperiert wundert mich auch
 
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Die Sendungen deckten viele Stilrichtungen im Bereich der elektronischen Musik ab und lieferten hohe musikalische Qualität.
Und da ist es dann schon logisch (um den bogen wieder zu ssl zu spannen) wenn man sein Musikprogramm breiter aufstellt auch als Spartensender.
Ahja... War dieser Widerspruch in sich beabsichtigt?
Ich kenne eine ganze Reihe von diesen Dance- und Techno-Jüngern, die genau wegen dieser nervtötenden einfarbigen Dudelei diesen Sender eben nicht mehr hören. Die große Vielfalt, die es gerade im Bereich der elektronischen Musik gibt, findet dort nicht mehr statt. Und mit Verlaub: SSL will in Berlin eine Art "Sonderprogramm" installieren? Wenn ich mich recht erinnere, hat man das in Sachsen auch schonmal behauptet.
SSL ist in und um Berlin per DVB-T empfangbar. Das sollte reichen. Man sollte die Frequenz lieber einem Veranstalter geben, der eine größere Zielgruppe bedient, denn die große Zeit der Techno- und Trance-Fans ist in den letzten Jahren (auch in Berlin!) merklich kleiner geworden. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man für diese, im Kontext betrachteten, Handvoll Fans einen ganzen Radiosender dauerhaft am Leben halten kann. Schau dir zum Vergleich mal StarFM an. Selbst die mußten ihr einstmals gutes Rockprogramm aufweichen, weil es nicht mehr reichte. Und Rockfans gibt es nunmal nachweislich mehr als Dance-Fans. Kurzum: Bei allem Verständnis für andere Musikgenres, ich glaube nicht dass das auf Dauer funktioniert.
 
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Ich sehe bei einem Blick auf die Playlist keine "nervtötende, einfarbige Dudelei." Wenn ich sehe, dass da Sander van Doorn, Vengaboys, Tim Berg und Pendulum im Tagesprogramm gespielt werden – also mir macht das Mund wässerig. ;)
Die Zahl der Techno-Fans ist in Berlin in den letzten Jahren enorm gewachsen, was meinst du, warum Touristen aus aller Welt hier ins Berghain, Watergate, Weekend oder den Tresor strömen? Für diese "Handvoll" Fans kann man sicherlich ein Programm machen, zumal das Tagesprogramm gut durchhörbar ist und man mit der Frequenz ja auch Teile Brandenburgs erreicht. Und man darf auch nicht vergessen, dass sunshine live mit seinem Format hier im Sendegebiet konkurrenzlos ist, wenn man mal von all diesen Kleinstsendern absieht, die sich im Timesharing ihre Funzel mit anderen Veranstaltern teilen müssen. In Baden-Württemberg hat sunshine live über UKW eine technische Reichweite von 2,4 Mio. Haushalten und da fallen immerhin auch knapp 30 000 Hörer ab. Wenn man hier im Berliner Sendegebiet mit ca. 2 Mio. Haushalten die Hälfte erreicht, ist das schon ein Erfolg.
 
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Au man die Experten hier wieder:
Nu!

Der Seitenhieb auf sunshine live wurde auch von so einem Experten geschrieben, der vielleicht Ahnung von einem bestimmten Musikgenre hat, jedoch vom (kommerziellen Radiobiz) offensichtlich null Ahnung hat. Dies wird deutlich wenn man sieht wo der Herr her kommt – von einem Internetradio. (bzw. vorher öffentlichrechtlicher Rundfunk)
Mit solchen Theorien wäre sehr, sehr vorsichtig. Immerhin beschreibt der Blogger Tatsachen, die mir als ehemaligem SSL-Hörer durchaus schon vor vielen Jahren sehr sauer aufgestoßen sind und die sich offenbar keineswegs geändert zu haben scheinen. Da werden Dinge genannt, für die man wirklich kein Kommerzfunkbizler zu sein braucht, weil diese selbst und nicht selten auch gerade für einen solchen gar nicht gehen, aber dazu nachher.

Das jedoch zwischen der Unterhaltung eines Webradios und der eines nationalen Spartensenders mit Abstrahlung im Kabel, Satellit und ukw welten liegen wurde mal wieder schön ausgespart.
Was hätte denn da angemerkt werden sollen? Dass man von einem kommerziellen Rundfunkanbieter mehr erwarten kann als Webradiomanieren?

Aber gehen wir mal ein stück in die Historie:
Gern. Ich habe gerade mal im Schrank geschaut. Dort steht eine CD herum: Getaped am 2004-01-04, also vor weit über 6 Jahren. Darauf befindet ein Stück "special squad" und "session deluxe". Ich kann ziemlich sicher sagen, dass diese Sendung damals fast das letzte war, was ich gehört habe, denn da sich mit dem neuen Jahr ein paar Programmänderungen ergaben, die auch für mich nicht mehr erhörbar waren, war Schluß für mich als Hörer. Ich kann also nur für "damals" reden, finde jedoch durchaus in dem Blog, der allerdings durchaus kein Seitenhieb ist, einiges altbekanntes wieder.
Da wäre zum einen das geistesentrückte Schreien ins Mikrofon. Das war zwar nicht Gang und Gäbe, jedoch fand ich es in der Tat saudämlich, dass abends 18.00 oder 19.00 Uhr einer wider aller Limiter "Guten Morgen liebe Studenten" brüllte, was jedem Empfänger nur noch Rechtecke entlockte.
Keine Ahnung, wie lange der Typ diesen gesellschaftswidrigen und normalerweise abmahnreifen Scheißdreck noch abgezogen hat, aber, lieber Hitarbeiter, komm' mir nicht mit "öffentlich-rechtlich", wenn das irgendjemand kritisiert. Das gleiche gilt für das Duzen der Hörer, was ich noch nicht mal als wirkliches Problem ansehe, sondern vielmehr noch für das Auftreten der Moderatoren mit halben Identitäten. Auch bei einem Programm, dass sich nahezu ausschließlich an Teens und Twens einer eingefleischten Hörerschaft wendet, kann man seriös auftreten, ohne Hörernähe zu verlieren. Dazu gehört, dass Moderatoren und Nachrichtensprecher sich vorstellen - ebenfalls nicht nur im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Du glaubst also, irgendein dahergelaufener Webradiofritze würde sich ernsthaft über so ein Detail aufregen, wo doch in der Branche eher normal ist, sich hinter Scheinidentitäten, die nicht einmal ernsthafte Künstlernamen sind, und Nicknames zu verstecken?

Weiter bekannt kommt mir der Vorwurf des "Privatfunks auf niedrigstem Niveau". Vor 6...7 Jahren musste man schon sehr genau wissen, zu welcher Zeit man welche Sendung hören wollte. Erträglich wurde SSL zumindest damals immer erst abends "after work" und in den Specials, wenn die Plattenteller rotierten. Das Tagesprogramm bestand aus übelster Konsummugge in Minirotation, oftmals präsentiert von einem scheißfreundlich hyperventilierenden Girlie. Moderation konnte man das nicht nennen. Einziges Highlight zwischendrin: Der halbstündige Dance-Klassiker, der nicht selten wirklich echte House-Klassiker aus den 80ern, meist aber 90er Dance-Stuff hervorbrachte. Vor allem solche Titel, die andere damals bis über die Kotzgrenze totgeleiert hatten um später und bis heute so zu tun, als hätte es sie nie gegeben und als wäre es ein Verbrechen, sie heute weitläufig im Programm verstreut mit anzubieten. Das war das einzige tolle im normalen Tagesprogramm.

Was dann passierte fasst der ausschnitt aus wikipedia eindrucksvoll zusammen:

Evosonic unterwarf sich nicht den Konventionen des Formatradios, sondern ließ seinen Musikredakteuren und DJs, die größtenteils auf eine Gage verzichteten, viel Freiheit.
Dass dem nicht konsequent so war, habe ich gerade aus der Vergangenheit geschildert und das scheint sich ja nicht geändert zu haben.

Allerdings verspielt der Blogger auch bei mir Sympathie, weil er zu seinen Betrachtungen von Stilrichtungen offenbar vergaß, die Scheuklappen abzunehmen.
Aus diesem Grund kann ich solche Meinungen wie die des herrn böttcher die sich ausschließlich mit der Klangfarbe beschäftigt einfach nicht akzeptieren. Und wenn ich mir das Programmschema von ssl anschaue finde ich da sehr wohl verschiedene Spielarten elektronischer musik und eben nicht nur trance.
Mit Blick auf meine Erinnerungen an SSL vor einigen Jahren kann ich sagen, dass es zumindest abseits vom Tagesprogramm mit der Konsummugge aus der Automation damals schon alles für jeden Geschmack gab. Dazu sollte ich vielleicht sagen, dass ich kein Hirnamputierter (nein, dass hat keiner geschafft) oder dichtgedröhnter Schmalspurelekrolyt bin, sondern immer schon das gehört habe, was mich anspricht und was mir gefällt. Ich hatte auch nie Verständnis für diese Strichexperten, die für jeden Track ein eigenes Genre erfanden und verächtlichst auf jeden eindroschen, der den Namen dann nicht kannte oder etwas anderes hörte. Solche Gebahren der Fangemeinde waren und sind Ausdruck extremster Intoleranz und absoluten Unverständnisses. Das hat nichts damit zu tun, Freund elektronischer Musik zu sein. Entsprechende Äußerungen braucht wirklich keiner ernst zu nehmen.

Ich habe keine Ahnung, wie sich SSL heute anhört. Ob der Blogger wirklich Recht hat, müsste ich schon selbst beurteilen. Alles kann jedoch schwer aus der Luft gegriffen sein und insofern ich in vielen Punkten altbekanntes entdeckte, glaube ich da sehr wohl dran.
Übrigens finde ich es merkwürdig (im Sinne von "würdig zu bemerken"), dass du, Hitarbeiter, so extrem viel Wert darauf legst, immer wieder festzustellen, dass dieser oder jener so gar keine Ahnung von kommerziellem Rundfunk hat. In meinen Augen und Ohren tust du damit nichts andres, als zu untermauern, dass die Kritik gegenüber SSL bezgl. typischer bzw. unterster Privatfunkmanieren durchaus berechtigt und angebracht ist. Immerhin scheinst du sehr genau zu wissen, um was es dabei geht.
 
AW: Seitenhieb auf Sunshine-Live; gerechtfertigt oder nicht?

Warten wir auch erst mal die Frequenzvergabe in Berlin ab. Vielleicht geht der Trend auch in Richtung eines anderen Senders? SSL passt vermutlich schon in die Berliner Radioszene und die Zahl der gesamten Hörer ist groß. Sender, die Jazz, Pop, Rock, Hip-Hop, Klassik und Oldies spielen, sind vorhanden. Warum also keinen Trance und Technosender?

Ich muss zugeben, bei diesen vielen Musikrichtungen im Trance-Bereich nicht mehr durch zu blicken. Was zum Teufel ist "Hands up"? :confused:
 
AW: Seitenhieb auf Sunshine-Live; gerechtfertigt oder nicht?

Was zum Teufel ist "Hands up"?

Hands Up ist ein relativ junges Genre aus diesem Jahrzehnt und liegt irgendwo zwischen Eurodance und Happy Hardcore. Einfache Melodien, pumpende Bassdrum und vernachlässigbare Songtexte bei einem Tempo zwischen 140 und 150 BPM sind die wichtigsten Merkmale. Wichtige Künstler sind u. a. Cascada, Rob Mayth oder Basshunter. Basshunter als auch Cascada haben sich allerdings in letzter Zeit vom Hands Up entfernt und der Dance-Musik zugewandt.

Mehr oder weniger verwandt mit Hands Up, allerdings weniger kommerziell ist Hardstyle. Erwähnenswert ist in dem Zusammenhang auch Jumpstyle, ein Musik- und Tanzstil zugleich, dessen Popularität schnell wieder verflogen ist, aber immerhin dafür sorgte, dass auch Melbourne Shuffle oder Tectonick als Tanzstile wieder ins Gespräch kamen.
 
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