TLM stellt Hörfunkprogramm-Analyse vor

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Ammerlaender

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Mich wundert, dass es noch nicht zum Thema erhoben wurde, was ich heute in der "Thüringer Allgemeinen" las:

Thüringer Landesmedienanstalt stellt Hörfunkprogramm-Analyse vor

oder bei der TLM

Stabile Informationsleistung und zunehmende Regionalberichterstattung im Thüringer Privatradio

Interessant sind neben den Aussagen zur regionalen Berichterstattung auch die Aussagen zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Thüringen:
Bei dem öffentlich-rechtlichen Programm JUMP nahm der Anteil an informierenden und beratenden Wortbeiträgen im Tagesprogramm leicht ab. Waren es im Jahr 2009 14,4 Prozent so weist JUMP 2010 einen Anteil von 13,3 Prozent auf und hat damit nach wie vor den niedrigsten Informationsanteil. Im Gegensatz dazu baut der öffentlich-rechtliche Sender MDR 1 Radio Thüringen seinen Anteil von 22,0 Prozent auf 22,6 Prozent im Tagesprogramm leicht aus. Damit behauptet der Sender seinen traditionell hohen Informationsanteil und liegt im Vergleich deutlich vor den anderen Thüringer Sendern.
(Anm.: Hervorhebung durch den Thread-Ersteller)


Die Zusammenfassung der Analyse gibt es hier:
Programmanalysen
 
So weit, so gut.

Die auf den TLM-Seiten ebenfalls zu findende Analyse zu den Informationsangeboten (undatiert, aber wohl von 2001) kann man dabei durchaus als schallende Ohrfeige für den MDR auffassen, was er mit seiner Welle Jump so anbietet:

Seite 7:
Angelika Heyen schrieb:
Was diese Verkürzung der Beiträge für die Informationsleistung eines Radiosenders bedeuten kann, zeigt sich besonders extrem im Programm von JUMP, in dem ein Nachrichtenbeitrag im Schnitt nur noch 17 Sekunden lang ist. Es muss die Frage erlaubt sein, welche Art von Information in dieser Zeitspanne überhaupt noch möglich ist.

Seite 10:
Die Analyse der beiden öffentlich-rechtlichen Programme JUMP und MDR 1 Radio Thüringen, die wegen ihrer Bedeutung für die Bewertung der Hörfunklandschaft in Thüringen in die Analyse mit einbezogen wurden, ergab für JUMP mit 13,9 Prozent einen ebenfalls sehr geringen Informationsanteil. Dieses Ergebnis ist für die TLM schon deshalb problematisch, weil es für die privaten Veranstalter eine willkommene Rechtfertigung bietet.

Seite 12f:
Das redaktionelle Wortprogramm von JUMP bestand gar zu rund 39 Prozent aus Service und nur noch zu 24 Prozent aus Nachrichten.
[...]
Schon ein kurzer Blick auf die Zusammensetzung des Wortprogramms genügt, um zu erkennen, dass sich Journalismus heute nicht nur bei den beiden privaten Sendern, sondern auch bei JUMP fast vollständig auf die Kurzberichterstattung in den Nachrichtensendungen beschränkt. Gebaute journalistische Beiträge sind mit
einem Anteil am Gesamtprogramm von unter einem Prozent eine Seltenheit geworden.
[...]
Wenn Berichterstattung nur noch in Nachrichtensendungen Platz findet, dort aber die einzelnen Beiträge nur noch durchschnittlich 17 Sekunden lang sind, hat das mit Information allenfalls am Rande zu tun.

Wie oben gesagt, ist die Analyse bereits ca zehn Jahre alt. Und Papier ist bekanntlich geduldig. Die Frage muß daher lauten: Warum kann es sich der MDR erlauben, diese Kritik einfach auszusitzen? Warum kann er offenbar nicht gezwungen werden, wenigstens ein Mindestmaß an „öffentlich-rechtlichem Profil“ in seiner Jugendwelle Jump zu zeigen?

Ach so, das Fazit in genannter Analyse ist sehr schön formuliert:

Ein Fazit

Das Radio ist in Thüringen ein überaus wichtiges und erfolgreiches Medium. Schon fast traditionell liegt die Hörfunknutzungsdauer in Thüringen deutlich über dem deutschen Durchschnitt. Gleichzeitig war in den meistgehörten Radioprogrammen des Landes in den letzten Jahren immer wieder die Tendenz zu erkennen, den Informationsanteil weiter einzuschränken und vollständig auf Musik, Unterhaltung und Service zu setzen. Vor allem auf eine verschärfte Konkurrenzsituation regagierten die Sender fast immer mit einer weiteren Reduzierung der Information.

Mit Lizenzauflagen, Programmanalysen, Appellen und manchmal auch Drohungen ist es der TLM bislang gelungen, wenigstens ein Mindestmaß an Information in den beiden privaten Programmen durchzusetzen. Meist traf sie mit ihren Bemühungen bei den Veranstaltern auf wenig Verständnis. Den Sendern scheint ihre Rolle als Teil einer vierten Gewalt, die mit Privilegien, aber auch mit Verantwortung und mit Verpflichtungen verbunden ist, dagegen eher lästig zu sein. Statt dessen verweisen sie in diesem Zusammenhang in der Regel auf ihre guten Reichweiten, auf die Wünsche ihrer Hörer und die Konkurrenzsituation.

Vor diesem Hintergrund wirken die Bemühungen von der Landesmedienanstalten manchmal wie der berühmte Kampf mit den Windmühlen. Vielleicht sind die Zeiten des Radios als Informationsmedium vorbei und die Hörer wollen vom Radio heute nur noch Musik, Plaudereien und ein wenig Serviceinformation. Allerdings wäre diese These zumindest in Thüringen erst noch zu überprüfen, denn zur Zeit gibt es für Menschen, die keine Vorliebe für deutsche Schlager haben, hierzulande keine Alternative zu dieser Programmphilosophie. Richtig ist wohl vielmehr, dass qualitativ hochwertige Information Geld kostet und sich deshalb für kommerzielle Sender zur Zeit nicht rechnet.

Auf Dauer lässt sich die Entwicklung des Radios zum reinen Unterhaltungsmedium mit Lizenzauflagen und Programmanalysen nicht aufhalten – das weiß auch die TLM. Allerdings könnte damit langfristig ein Bedeutungsverlust des Mediums Radio verbunden sein, der für die Sender selbst die größten Konsequenzen hätte.

Auch das ist, wie gesagt, zehn Jahre alt. Und hat sich seitdem etwas zum Besseren gewendet?
 
AW: TLM stellt Hörfunkprogramm-Analyse vor

Mir scheint, der Mitteldeutsche Rundfunk setzt alles daran, um die privaten Landeswellen im Niveaulimbo zu schlagen. Unglaublich. Was mich etwas wundert, ist, dass die Landesmedienanstalt auch die Programme der öffentlich-rechtlichen Sender analysieren lässt, obwohl sie für deren Zulassung und Aufsicht gar nicht zuständig ist.
 
Die Begründung dafür haben sie gleich mitgeliefert:

Die Analyse der beiden öffentlich-rechtlichen Programme JUMP und MDR 1 Radio Thüringen, die wegen ihrer Bedeutung für die Bewertung der Hörfunklandschaft in Thüringen in die Analyse mit einbezogen wurden

(Hervorhebung von mir.) Soll wohl heißen: Ohne den Kontext der MDR-Programme ist eine Analyse der privaten Anbieter nicht recht möglich.

Dem stimme ich einerseits zu. Und andererseits bin ich froh, daß wenigstens von der TLM – obwohl dazu nicht explizit beauftragt – klare Worte zum MDR-Angebot gefunden werden. Oder hat man dergleichen schon mal vom Rundfunkrat oder anderen „eigentlich“ zuständigen Gremien gehört?
 
AW: TLM stellt Hörfunkprogramm-Analyse vor

MDR 1 Radio Thüringen [...} sei auch der einzige Sender, der noch Schlager übertrage
Soso. Wie gering der Anteil inzwischen geworden ist, wird nicht erwähnt. Vielleicht reichte ja ein einziges Play eines Schlager pro Tag immer noch aus, um solche Aussagen zu treffen.
 
AW: TLM stellt Hörfunkprogramm-Analyse vor

Das, liebes count down, ist nur die halbe Wahrheit, denn die TLM charakterisiert die Programme so:
Während das Musikprogramm von Antenne Thüringen von aktuellen Charts und Popmusik der letzten Jahre bestimmt wurde, nahmen bei LandesWelle Thüringen insbesondere Rock- und Pop-Oldies sowie Rocktitel aus den letzten Jahren stark zu. JUMP konzentrierte sich zunehmend auf aktuelle Charts und MDR 1 Radio Thüringen ersetzte einen Teil der Schlagertitel durch Pop-Oldies.

... und heute liefen in der 14. Stunde des Tages wesentlich mehr als ein Schlager:
  • 2raumwohnung - Melancholisch schön
  • Werding, Juliane - Stimmen im Wind
  • Renfordt, Jürgen; Denise - Kein Wort zuviel (Don't answer me)
  • Kunze, Heinz Rudolf - Dein ist mein ganzes Herz
  • Berg, Andrea - Wenn du mich willst (dann küss mich doch)
Das sind übrigens 5 Titel, wobei es auch nur vier sein könnten, denn um 14:04 Uhr wurde quadrophon gesendet:
  • Ferry, Bryan - Don't stop the dance
  • Danny & The Juniors - At The Hop
  • 2raumwohnung - Melancholisch schön
  • Rabbitt, Eddie - I love a rainy night
Wie sich das wohl in Mono oder nur Stereo angehört hat?
 
AW: TLM stellt Hörfunkprogramm-Analyse vor

MDR 1 Radio Thüringen spielt immer 4 deutsche pro Stunde

2 in der ersten halben, 2 in der zweiten halben.

zumindest von 5.00h - 17.59 h
 
AW: TLM stellt Hörfunkprogramm-Analyse vor

Danke, Ammerländer für das Zitat. Das liest sich schon anders.


Und ja ja ja: ich weiß natürlich, was in Erfurt gespielt wird. Meinen Satz schrieb ich deshalb im Konjunktiv ("reichte", "würde reichen"). ;)
 
AW: TLM stellt Hörfunkprogramm-Analyse vor

Das, liebes count down, ist nur die halbe Wahrheit, denn die TLM charakterisiert die Programme so:


... und heute liefen in der 14. Stunde des Tages wesentlich mehr als ein Schlager:
  • 2raumwohnung - Melancholisch schön
  • Werding, Juliane - Stimmen im Wind
  • Renfordt, Jürgen; Denise - Kein Wort zuviel (Don't answer me)
  • Kunze, Heinz Rudolf - Dein ist mein ganzes Herz
  • Berg, Andrea - Wenn du mich willst (dann küss mich doch)

Waaaaahnsinn.... 4 Uraltschlager aus den 80er / frühen 90ern mit sooooo einen Bart und einen deutschsprachigen Alibititel. So tief ist MDR1 also schon gesunken!
 
AW: TLM stellt Hörfunkprogramm-Analyse vor

So, bevor ich mir nächste Woche einige Tage das Programm von MDR 1 - Radio Thüringen anhören kann, ob ich will oder nicht, habe ich mich einmal mit dem Deutsch-Anteil des heutigen Vormittags vertraut gemacht (5 Uhr bis 12 Uhr):
Martin, Andreas - Lichtstrahl
Lavi, Daliah - Ich wollt' nur mal mit dir reden
Carpendale, Howard - Das alles bin ich
Busch, Dirk - Sie beißt und kratzt
Bach, Kristina - Du machst eine Frau erst zur Frau
Berg, Andrea - Warum nur träumen
Puhdys - Alt wie ein Baum
Berg, Andrea - Kilimandscharo
Lindenberg, Udo - Airport (Dich wiedersehn...)
Petry, Wolfgang - Jessica
Lage, Klaus - Monopoli
Rosenberg, Marianne - Lieder der Nacht
Paul, Bernie - Lucky
Kunze, Heinz Rudolf - Meine eigenen Wege
Fendrich, Rainhard - Schickeria
Werding, Juliane - Weißt du, wer ich bin
Kaiser, Roland - Manchmal möchte ich schon mit dir
Jung, Claudia; Clayderman, Richard - Je t'aime mon amour
Münchener Freiheit - Liebe auf den ersten Blick
Waggershausen, Stefan - Hallo Engel
DJ Ötzi - Lieb ich dich (Radio Version)
Nicole - Mit dir vielleicht...
Reincke, Michy - Valerie, Valerie
Maffay, Peter - Tiefer
Wind - Pina Colada
Brink, Bernhard - Vergiss mein Herz nicht, wenn du gehst
Sheer, Ireen - Xanadu
Angelo, Nino de - Doch Tränen wirst du niemals sehen
Reichel, Achim - Fliegende Pferde

Abgesehen davon, dass der Morgenhahn in der sechsten Stunde noch geschlafen haben muss, von wegen zwei Mal Frau Berg innerhalb einer Stunde, frage ich mich, wo das kulturelle Erbe Thüringens (und damit meine ich nicht unbedingt Herbert Roth) bleibt. Ist das in Erfurt nicht gewünscht (die Alibi-Puhdys lassen wir einmal außen vor) oder gar auf Grund des "Migrationshintergrundes" der verantwortlichen Personen unbekannt?
Auch wenn ich mir die sonstigen Titel anschaue, mit Ruhm scheint sich die Musikredaktion, oder wer auch immer die Musik zusammenstellt, nicht bekleckern zu wollen, da von AHA-Effekten und ähnlichem nichts, aber auch gar nichts in den sieben Stunden dabei war.
 
AW: TLM stellt Hörfunkprogramm-Analyse vor

Puh, das ist in der Tat hausbacken bis zum gehtnichtmehr... Jeder Aldi-Schlager-Sampler hätte eine vergleichbare Zusammenstellung, für sowas braucht man doch keine Musikredaktion :wall:

Wobei "Lieder der Nacht" am Vormittag zu spielen schon fast nach Brechstangen-Humor aussieht...
 
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