Kultur im MDR "nicht sende-relevant"

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Radiokult

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Der MDR hat in seinen Sendungen einen objektiven und umfassenden Überblick über das internationale, nationale und länderbezogene Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben. Sein Programm ... hat dem kulturellen Auftrag des Rundfunks zu entsprechen. Er dient der freien individuellen und öffentlichen Meinungsbildung.
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der MDR strich eine schon lange verbindlich vereinbarte Musikproduktion mit dem Argument, die zur Aufnahme vorgesehenen Werke seien „nicht sende-relevant“.
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Hier gehts übrigens nicht um die aufzuzeichnenden Werke selbst, hier gehts ums Prinzip. Wer definiert mir denn bitte mal "sende-relevant" in Bezug auf ein Kulturprogramm?
 
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Schlimmer als diese schreckliche neumodische "Klassik" kann das ja wohl nicht sein :D
Nein im Ernst, vielleicht war diese Produktion finanziell nicht relevant.
 
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Sagen wir es mal so: Der Komponist um den es da geht, war zu Lebzeiten aufs engste mit Leipzig und Dresden verbunden. Folglich ist das geradezu ein Musterbeispiel für sendegebietsbezogene, lokale Kultur. Wenn man das nicht mehr braucht bzw. nicht mehr für beachtenswert hält, ist die Frage nach dem Sinn der ÖR-Klassikwellen mehr als berechtigt. Dann kann man auch eine bundesweite Kulturwelle veranstalten, welche dann für die Nachrichten auseinander geschaltet wird.
In den restlichen Programmen des mdr zeigt sich davon ab ein ähnliches Bild. Wo findet da eigentlich beispielsweise lokale Pop-Kultur statt? In Teilen war das mal bei Spuitnik der Fall. Heute findet sich davon nichts mehr. Zugegeben, bei den anderen ÖR-Wellen ist das auch nicht viel besser, aber der MDR ist nunmal das Paradebeispiel für Nichterfüllung eines öffentlichen Auftrages.
Daher nochmal die Frage: Wie definiert man eigentlich "sende-relevant"?
 
AW: Kultur im MDR "nicht sende-relevant"

Die Zeiten, da Sender eigene "Aufnahmen" produziert haben, neigen sich eh ihrem Ende zu. Die Philosophie der eigenen Rundfunksinfonieorchester oder Experimentalstudios ließe sich ja nur halten, wenn davon im Programm relevant etwas zu hören wäre. Stattdessen wenden sich auch Sender mit ausgezeichneten Klangkörpern immer mehr der Mainstream-Musik aus den Bereichen Pop und Schlager zu. So würde es höchstens noch Sinn machen, dass sie vielleicht mal aus diesem Bereich eine CD produzieren.
 
AW: Kultur im MDR "nicht sende-relevant"

für den mdr ist kultur oder anspruchsvolles im programm generell nicht (mehr) senderelevant. alle mdr-hörfunkprogramme sind dudelsender und da passen ambitionierte sachen nicht rein. das programm muss durchhörbar sein. pfui, bitte keine spezial-sendungen!!!

wenn an meiner auflistung etwas nicht stimmt bitte um info:

mdr1 - schlager- und oldiedudelsender
figaro - klassik und "kultur"-dudelsender
info - nachrichten-dudelsender
sputnik - früher mal kurzzeitig ein jugendkulturradio, heute ein jugenddudelsender
jump - der chefdudler am platze.

die idee mit einem lokal auseinandergeschalteten deutschlandweiten kulturprogramm klingt zunächst interesssant. doch wer würde wohl die regionalen inhalte für sachsen, thüringen und sachsen-anhalt zuliefern? richtig der mdr. und was kann der mdr außer dudelfunk?
 
Qualität spielt zweite Geige letztes Pult.

Hier wird dem „sogenannten Kultursender MDR Figaro“ nochmal eingeschenkt. Und die grundsätzlicheren Anmerkungen des vorletzten und letzten Absatzes wiederum passen auch auf den Hörfunk und die, die sich dort noch für Nivea einsetzen, wie das Gesäß auf den iMer:

http://www.nmz.de/artikel/reform-stau
 
AW: Kultur im MDR "nicht sende-relevant"

Dieser Theo Geißler ist mir schon in den wenigen Podcasts, die ich vom Taktlos-Magazin auf dem BR hörte, als sehr angenehm aufgefallen. Ein wacher Geist mit klarer, deutlicher Aussprache dessen, was wirklich wichtig ist. Opportunitäten hat der nicht nötig. Damit erinnert er mich unweigerlich - obwohl es eine völlig andere Baustelle und Herkunft ist - an das spannende Wendezeit-Radio im Osten, als im zwischenzeitlich herrschaftsanspruchslosen Raum die Dinge gesagt werden konnten, die wirklich wichtig waren, bevor die neuen Korsetts angelegt wurden, die eben zu so etwas führten, wie es im Artikel kritisiert wird.

Wenn wir solche Leute in den verantwortenden Stellen bei den ARD-Anstalten hätten, sähen vermutlich nicht nur die sogenannten "Kulturwellen" ganz anders aus (wären nämlich etwas anderes als weitgehend Klassikhäppchen-Abspielkanäle), auch gäbe es dann vermutlich auch in den anderen Genres anhörenswerte Angebote. Dann hätten wir bei unserer Gesellschaftsstruktur zwar womöglich nicht 50:50 bei der Radionutzung öffentlich-rechtlich gegen Privat, sondern 30:70, aber wir hätten öffentlich-rechtlichen Hörfunk, der erhobenen Hauptes nutzbar wäre für jeden, der wirklich will - und der be- und geachtet würde.
 
Ich gehe noch weiter: Es dürfte auch einiges mit [Programmen wie] Figaro zu tun haben, wenn sog. Hochkultur als garantiert harmloses Vergnügen für eine elitäre Schicht wahrgenommen wird. Wie sollte man auch etwas anderes vermuten, wenn einem aus dem Radio eine kuschelige Weichspülerwelle entgegenplätschert, die unangenehme Dinge hinwegsäuselt?

Eine, bei der dann aber immer noch zu konstatieren ist: Figaro ist der einzige Radiosender des MDR!


Wem dieses Feld nun partout unangenehm ist (wir kennen ja unsere Pappenheimer), der setze die sog. Jugendkultur bzw. sog. Popkultur ein und denke sich statt „elitär“ etwas anderes passendes nach Wahl (obwohl man das eigentlich auch so stehenlassen kann). Am Prinzip ändert es nichts, aber auch garnichts.


Und gibt es irgendwelchen Anlaß für Hoffnungen, daran könnte sich unter Bernd Hilder irgendetwas ändern? In dem, was man zu diesem Thema so liest, vermag ich keinerlei Ansätze dafür zu erkennen.

Ein Thema im übrigen, das hier schon niemanden mehr zu interessieren scheint. Nicht daß mich das noch erstaunen würde.
 
AW: Kultur im MDR "nicht sende-relevant"

Wie ich gerade im EPG sehe dudelt Figaro am heutigen "Tag der deutschen Einheit" einfach die werktägliche Beitragsrotation herunter.
Keine Spur von den von den anderen Kulturwellen übertragenen Konzerten zum Feiertag oder anderer Feiertagsprogrammierung weit und breit.

Wenn schon die direkt Betroffenen im Osten ihren Feiertag nicht mehr wollen, hätte ich wenigstens gerne den mit dem garantiert besseren Wetter zurück. :mad:
 
AW: Kultur im MDR "nicht sende-relevant"

Die zwanghaften und sehr bemühten Sondersendungen - und Aktionen etlicher Radiostationen zum "Tag der deutschen Einheit" hauen mich aber auch nicht gerade vom Hocker. Braucht es für gestandene Radioredaktionen wirklich solche Gedenktage, um sich überhaupt mal über mehr als einen Gag und einen Alibi-Beitrag hinaus mit einem Thema zu beschäftigen?
Wenn sie es eh nicht können und wollen, und nur veranstalten, weil der Intendant sich für tolles, staatsbürgerliches Engagement feiern lassen will, dann sollen sie es machen, wie heute SWR3: Die spielen einfach den ganzen Tag ausschließlich "Hits aus Deutschland" (deutsche Bands, deutsche Titel), und gut ist.
 
AW: Kultur im MDR "nicht sende-relevant"

Ich glaube es geht BlueKO weniger darum, dass krampfhaft alles irgendwie einen Bezug zur Wiedervereinigung haben muss, sondern darum, dass es an einem Feiertag keinen Grund gibt, die Alltags-Häppchenkultur zu bringen, sondern man stattdesse Einschaltsendungen bringen könnte. So wie zum Beispiel SWR2, das sogar ein (grob an das normale Sonntagsprogramm) angelehnten Feiertagsschema hat.
 
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Stimmt, mein Stein des Anstoßes war, daß Figaro heute das gleiche Programmschema wie an jedem anderen Tag abarbeitet.
 
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heute SWR3: Die spielen einfach den ganzen Tag ausschließlich "Hits aus Deutschland" (deutsche Bands, deutsche Titel), und gut ist.

Erst dachte ich, daß du dich verschrieben hast. Aber nein, SWR3 und SWR1-BW spielen heute "Deutsch". Man sollte sich senderintern vielleicht etwas besser absprechen. Und was das im SWR1 mit den zwei Titeln der Prinzen um 12:17 und 12:32 Uhr sollte, muß man mir auch mal erklären.

SWR3 hat wenigstens "Camouflage" (natürlich "Love is a shield") gespielt. Propaganda, Twins, Two of Us... Mal sehen, was noch kommt.
 
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Prof. Lessing, der sich schon lange besonders qualifiziert für Musik verfemter Komponisten einsetzt, bewertet den skandalösen Vorgang als „Ausdruck einer neuen Diffamierung und Ausgrenzung einst verfemter jüdischer Komponisten“.
Ja, wer liest überhaupt. Auch die User dieses Forums? Wenn ich solche haarsträubenden Begründungen lese, weiß ich alles. Danke der Nachfrage. Fort damit und Thema durch.
radiowaves schrieb:
Dann hätten wir bei unserer Gesellschaftsstruktur zwar womöglich nicht 50:50 bei der Radionutzung öffentlich-rechtlich gegen Privat, sondern 30:70, aber wir hätten öffentlich-rechtlichen Hörfunk, der erhobenen Hauptes nutzbar wäre für jeden, der wirklich will - und der be- und geachtet würde.
Dem kann ich voll zustimmen. Warum nicht?
k6 schrieb:
Eine, bei der dann aber immer noch zu konstatieren ist: Figaro ist der einzige Radiosender des MDR!
Dem kann ich gar nicht zustimmen. Wobei man gar nicht in zwei Worten schreibt. Wenn man beim Radio arbeitet sollte man dies wissen. Und auch daß es mehr als Figaro beim mdr gibt.
 
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empire1970 schrieb:
Wenn man beim Radio arbeitet sollte man dies wissen. Und auch daß es mehr als Figaro beim mdr gibt.

... während man von Interpunktion und den neuen Rechtschreibregeln für "daß" keine Ahnung zu haben braucht ...
 
Heute konnte man vor den Nachrichten um 10 Uhr nur noch staunen, was da so senderelevant ist. Da spielten sie allen Ernstes diese fürchterliche Tränendrüsenversion von Mad World (Featurer featuring Gefeaturten, wie auch immer), die vor ein paar Jahren die Dudelsender hoch und runter jagten.

Da kann ich auch gleich Jump hören :wall:
 
Ich fürchte, bei jump spielen sie härtere Sachen.
Da hat jemand wohl nur nach dem Höreindruck geurteilt: Schöne, weiche, sanfte Nummer und beliebt war sie auch, die Version von Gary Jules.
radiokult schrieb:
Wie definiert man eigentlich "sende-relevant"?
Vielleicht so: Wenn der Nachwuchs nicht abschaltet. Wenn die Sekretärin nicht abschaltet. Wenn Omma und Opa es ertragen, ganze Bandbreite und alles zusammen.
 
In meiner Antwort steckte mal wieder eine unerkannt gebliebene Brise Ironie.
Nein, bei aller Vorbelastung durch fast ausschliesslich Privatradio und den dortigen Mechanismen bin ich sehr für den Erhalt der kulturell betonten Wellen, zu denen ich auch DLF und DLR zähle. Wenn nicht figaro, wo sonst?
In dem konkreten Fall war das Werk aber erbarmungswürdig und hätte räudige Katzen ohne Baldrian auf die umliegenden Dächer getrieben. Dafür musste dann auch noch richtig Geld in die Hand genommen werden: Studiomusiker, Tontechniker in der Abmische, Produktionsstudio, das alles kostet. Und wenn dann gleich noch ein zauseliger Professor was von der angeblichen, aber offensichtlichen Benachteiligung und Verunglimpfung jüdisch-deutscher Komponisten schreibt, dann bin ich einfach nur bedient.
Ich glaube nicht, dass man die Kulturhoheit an diesem einen, einzigen Beispiel durchdiskutieren und festmachen kann.

P.S.: Mein ironischer Einwurf war eher die Umschreibung für MOR.
 
Und wie schon im vergangenen Jahr hält Figaro den "Tag der deutschen Einheit" nicht für einen Feiertag und sendet einfach das werktägliche Dudelschema. Schämt Euch!
 
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